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AutorenbildChristian Merker

50 Dänische Kronen mit Karen Blixen, der Frau mit vielen Namen

Schmerzlich vermisst werden von vielen Geldschein-Liebhabern aus dem Euroraum die Porträt-Geldscheine. Um mögliche nationale Animositäten unter den Teilnehmerstaaten des Eurosystems auszuschließen, kamen 1996/2001 nur die neutralen Entwürfe des Österreichers Robert Kalina von der OeNB zum Zuge. Das verhinderte einerseits Streitereien um zu national empfundene Motive, sorgt andererseits aber für eine starke Einschränkung der Motivwahl.


Es gibt aber doch noch einige europäische Staaten, die keine Eurobanknoten ausgeben und somit frei in der Wahl der Motive sind und es müssen nicht nur die Köpfe regierender Königinnen sein. Dänemark wählte z. B. ihre wohl neben Hans Christian Andersen bekannteste literaturschaffende Persönlichkeit, die Verfasserin der Buchvorlage der weltberühmten Hollywoodverfilmung „Jenseits von Afrika“ (Out of Africa) aus dem Jahre 1985,


Karen Blixen (1885–1962), in Deutschland eher bekannt als Tania Blixen. Geboren wurde sie in der Nähe von Kopenhagen als Karen Christentze Dinesen, in der Familie genannt „Tanne“, woraus sich wohl die Namensverwendung in der deutschsprachigen Literatur herleitet.

Sie heiratete in Afrika einen entfernten Cousin, Baron Bror Frederic von Blixen-Finecke

in einer arrangierten Verbindung. Diese ermöglichte es ihr, der häuslichen Enge zu entkommen und das Recht auf die begehrte Anrede „Baronesse“. Sie folgte ihm auf eine Kaffeefarm ins kenianische Hochland in Britisch-Ostafrika. Trauzeuge am 14. Januar 1914 in Mombasa war Paul von Lettow-Vorbeck, später während des Ersten Weltkriegs Kommandeur der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika. Diesen hatte sie auf der mehrwöchigen Überfahrt nach Ostafrika an Bord des Reichspostdampfers "Admiral" der Deutschen Ostafrikalinie (D.O.A.L.) kennengelernt. Der Ehegatte stellte sich als Großwild- und Schürzenjäger heraus, aber nicht als guter Pflanzer. Er steckte seine Ehefrau mit Syphilis an und ließ die M´sabu[1] mit der verschuldeten Farm alleine. Sie trennte sich von ihrem Mann, verkaufte die Farm, kehrte nach Dänemark zurück und wandte sich wieder dem Schreiben auf Dänisch und Englisch zu. Ihre Werke erschienen in der englischsprachigen Welt unter dem Namen Isak Dinesen. Ernest Hemingway, auch ein Großwildjäger, schlug sie für den Literaturnobelpreis vor und tatsächlich stand sie zumindest auf der Kandidatenliste des Jahres 1962. Der große Durchbruch erfolgte jedoch erst posthum mit der Verfilmung von „Out of Africa“, 1937 erschienen in Kopenhagen. Insofern stellt sich tatsächlich die Frage, ob bei einem Paradigmenwechsel bei der EZB sie nicht eine aussichtsreiche Kandidatin für einen neu zu gestaltenden Eurogeldschein sein könnte. Dann sieht man möglicherweise Karen (Tania) Blixen nach 1999 – 2009 statt auf einem 50-Kronen-Schein auf einem 50-Euro-Schein.


Abb. 1: DAN-55 (SCWPM), Dänische Nationalbank, 50 Kronen ohne Datum (1999), Vorderseite mit dem Porträt von Karen Blixen.

Abb. 2: DAN-55 (SCWPM), Dänische Nationalbank, 50 Kronen, Rückseite.

Der 50-Kronen-Schein wurde am 7. Mai 1999 als dritter Schein einer neuen Serie dänischer Banknoten mit bekannten dänischen Persönlichkeiten aufgelegt, beginnend am 10. März 1997 mit einem Schein für 200 Kronen. Ab 2005 wurden neue Sicherheitsmerkmale verwendet, ein Hologramm mit der lateinischen Zahl L für Fünfzig. Im Jahr 2009 wurde der Druck eingestellt. Der Begriff Femti entstammt dem Dezimalsystem (5 x 10) und ist Teil einer übergreifenden nordischen Bankensprache. Auf den Nachfolgescheinen ab 2009 mit der Darstellung bekannter dänischer Brücken wird beim Fünfziger das übliche dänische Wort Halv-treds ( 20 x 2,5) aus dem Vigesimalsystem verwendet.


Abb. 3/4, DOA–30 (Ro./Gra. 928): Vorderseite eines Kriegsgeldscheins, eine Interims-Banknote der DOAB vom 1.2.1916 mit faksimilierten Unterschriften von Berendt und Alfred Frühling, Vorder- und Rückseite.



Da sich im Gegensatz zu Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika die deutsche Kolonialtruppe in Deutsch-Ostafrika unter dem Kommando von Generalmajor Paul von Lettow – Vorbeck (1870–1964) während der gesamten Kriegszeit 1914–1918 dem Zugriff gegnerischer Truppen der Kolonialmächte Belgien, Portugal, Großbritannien sowie südafrikanischer Truppen entziehen konnten, musste, abgeschnitten vom Deutschen Reich, versucht werden, mit kreativen Lösungen die Geldversorgung in der Kolonie sicher zu stellen (vgl. Beitrag von Hans-Ludwig Grabowski vom 17.08.2020).


Christian Merker


Anmerkungen [1] Herrin, Gebieterin

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