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AutorenbildUwe Bronnert

50-Pfennig-Gutschein des Brauhauses Sonneberg (Thüringen)

Aktualisiert: 26. März 2021

Die Stadt Sonneberg, ehemals südlichste Kreisstadt der DDR, liegt im gleichnamigen Landkreis am Südrand des Thüringer Waldes zwischen Rennsteig und mainfränkischem Hügelland direkt an der Grenze zum Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Coburg, das nach Volksentscheid von 1919 zu Franken und damit Bayern kam.

Die weiten Wälder und der Ideenreichtum der Bevölkerung ermöglichte die Entwicklung einer Spielzeugindustrie, durch die Sonneberg im 19. und 20. Jahrhundert Weltruhm erlangte. Spielzeugfirmen produzierten Holzspielwaren, Puppen und Spieltiere und verkauften diese in viele Länder der Erde. Nicht von ungefähr befindet sich in Sonneberg des Deutsche Spielzeugmuseum. Aber auch andere Unternehmenszweige waren in der Stadt beheimatet. Daran erinnert ein Notgeldschein des Brauhauses Sonneberg.


Das Brauhaus wurde wohl 1870 gegründet und 1878 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1918 erwarb „Friedrich Heubach & Sohn“ das Unternehmen und 1929 ging es an die „Boettcher, Rau & Co. KG“. Die Weltwirtschaftskrise machte auch der Brauerei zu schaffen. 1931 wurde sie insolvent, was auch die Muttergesellschaft, die „Thüringer Export-Bierbrauerei AG“, Neustadt (Orla) in Zahlungsschwierigkeiten brachte. Durch Zusammenlegung des Grundkapitals und Schuldnachlässe der Gläubiger konnte die Brauerei 1937 saniert werden und wechselte 1939 den Eigentümer. Lissy Euler Schierschnitz übernahm die Brauerei.


Abb. 1: Brauhaus Sonneberg, 1921, 50 Pfennig, Vorderseite.

Das Brauhaus Sonneberg braute nicht nur Bier, sondern betätigte sich 1921 auch als Herausgeber von Notgeld. Der ausgegebene Gutschein zu 50 Pfennig gilt allgemein als Serienschein. Die Vorderseite zeigt als Scherenschnitt zechende Gäste im Biergarten, denen eine Kellnerin Essen serviert, während der Pfeife rauchende Wirt einen Krug mit Bier aus dem Holzfass füllt. Über dem Wirt ein Feld für die Kontrollnummer mit vorgesetzter „No“ und nachfolgendem „*“. Am oberen Rand groß „Brauhaus Sonneberg.“ und unter der Abbildung links und rechts die Wertangabe und „Ausgegeben“ „i. J. 1921“, dazwischen „Dieser Schein wird durch / die Vereins-Bank in / Sonneberg eingelöst.“


Abb. 2: Brauhaus Sonneberg, 1921, 50 Pfennig, Rückseite.

Die Rückseite deutet in der oberen linken und rechten Ecke jeweils einen „Bierdeckel“ an, dessen oberer Rand mit „Brauhaus“ und unten „Sonneberg“ umschrieben ist; dazwischen zweizeilig „VERSAND / BRAUEREIFÜLLUNG“. Unter dieser Schrift in einem Ährenkranz mit Hopfenblüten ein Bier-Humpen mit Henkel, Daumenheber und Klappdeckel. Rechts von diesem Bild werden mehrere Flaschenhälse mit Schnappverschluss gezeigt, während die linke Seite einen Bierkeller mit Holzfässern wiedergibt. In diesem Feld ist auch eine leider nicht lesbare Künstlersignatur zu erkennen: „F. Ei…“. Schließlich ist auf der linken Seite des unteren Randes der Druckereivermerk angebracht: „DRUCK V. HEGMANN & SCHILLING, SONNEBERG.“

Der Schein wurde auf festem, weißem Papier ohne Wasserzeichen in zweifarbigem Druck Schwarz und Braun ausgeführt. Er kommt sowohl mit als auch ohne Kontrollnummer (3- oder 4-stellig) vor und zählt zu den selteneren Serienscheinen.


Uwe Bronnert


Abb. Kat.-Nr. 1242.1 a), Hans. L. Grabowski/Manfred Mehl, Deutsches Notgeld, Deutsche Serienscheine 1918 – 1922 (L – Z), 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Regenstauf 2009. S. 804.

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