Zu den frühen Geldscheinen des nach dem Ersten Weltkrieg aus der zerfallenen Habsburger Monarchie entstandenen Vielvölkerstaats Tschechoslowakei gehören prächtig gestaltete Banknoten, die noch stark an die Österreich-Ungarns und den Jugendstil erinnerten. Besonders beeindruckend sind die letzten drei tschechoslowakischen Noten vor der Spaltung der ersten Republik, dem Anschluss des deutsch besiedelten Sudetenlands an das Deutsche Reich und der Bildung des Protektorats Böhmen und Mähren.
Der letzte Wert der Nationalbank vor dem Krieg war ein 1000-Kronen-Schein vom 25. Mai 1934, der am 7. Dezember 1935 in Umlauf kam und noch im Protektorat bis 31. Dezember 1944 gültig war. Er zeigt auf der Vorderseite eine Idealdarstellung einer Mutter mit zwei Kindern – einem Mädchen und einem Knaben – vor Lorbeerlaub. Während die Frau als Symbol für ihre Rolle bei der Erziehung und Bildung ihrer Kinder ein Buch hält, aus dem sie scheinbar zitiert, trägt der Knabe als Symbol für die Wehrhaftigkeit der folgenden Generation einen Bogen. Unterstützt wird die Bedeutung der Mutterrolle in der Erziehung noch durch eine Eule, die bekanntlich für Weisheit steht. In der heutigen Zeit würde eine solche Szene erregte Empörung bei Feministinnen hervorrufen, weil „Geschlechterrollen“ bedient werden. Damals war die Verehrung der Frau und Mutter selbstverständlich, immerhin hat ein Volk ohne Mütter und Kinder keine Zukunft. Damals wusste man das noch und deshalb steht die Szene auf der Vorderseite auch für die Zukunft und nicht für die Vergangenheit. Am unteren Rand sehen wir eine Girlande aus einheimischen Früchten und Gemüsen.
Die Rückseite zeigt rechts ein Porträt des tschechischen Historikers und Politikers František Palacký (1798 – 1876) und mittig die Wertangabe auf einem Blumenschild in Tschechisch, Ukrainisch, Deutsch und Ungarisch, umgeben von Tulpen.
Palacký wurde vor allem für seine Forschungen zur Geschichte der Tschechen in Böhmen und Mähren bekannt. Als Wasserzeichen wurde ein Frauenkopf im Schaurand verwendet.
Gestaltet wurden Vorder- und Rückseite von Max Švabinský und Karel Wolf. Der berühmte Maler Alfons Mucha war am Entwurf nicht beteiligt, auch wenn dies der Standard-Katalog „World Paper Money“ behauptet. Die Druckerei der Nationalbank in Prag stellte die 200 mm x 105 mm großen Noten her.
In der im März 1939 erstmals unabhängig gewordenen Slowakei liefen die Tausender mit einem lila Maschinenüberdruck „SLOVENSKÝ ŠTÁT“ (Slowakischer Staat) vom
26. April 1939 bis 17. August 1942 um.
Scheine mit Perforation „SPECIMEN“ wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Restbeständen der Nationalbank für Böhmen und Mähren auf diese Art entwertet, bevor sie an Sammler abgegeben wurden.
In den 1970er Jahren entstanden im Auftrag der Tschechoslowakischen Numismatischen Gesellschaft Sonderdrucke mit Originaldruckplatten auf Wasserzeichen-Papier mit Fasereinlagen (siehe Abb.). Der Druck erfolgte separat für Vorder- und Rückseite. Auf den Blättern finden sich zusätzlich die Unterschriften der beiden Künstler sowie ein Limitierungsvermerk. Danach wurden je 500 Vorder- und Rückseiten gedruckt.
Hans-Ludwig Grabowski
Münzen & Sammeln, Ausgabe 2018/01
Abbildungen: Hans-Ludwig Grabowski
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