Ab 1860 begann die preußische Armee Gelände bei der Stadt Jüterbog zu erwerben, zunächst 249 Morgen seitlich der Chaussee Jüterbog-Treuenbrietzen. Hier wurde der erste Schießplatz errichtet, der anfänglich 650 Meter breit und 850 Meter lang war. 1864 entstanden wohl auch die ersten Kasernen. Damals wurde der Feind von den Artilleristen noch im direkten Richten bekämpft und das Ergebnis konnte noch von der Batteriestellung beobachtet werden. Bedingt durch die rasante Entwicklung der Waffentechnik (rauchloses Pulver als Treibladung, Dynamit als Sprengmittel der Granaten und das Laden der Geschütze von hinten) waren Ziele in viel größerer Reichweite möglich und man ging zum indirekten Schießen über. Da man für das Übungsschießen ein hügliges Gelände benötigte, dass eine Weitsicht erschwerte und gefechtsnahe Bedingungen entsprach, wurde der Schießplatz durch Ankäufe von weiteren Ländereien erweitert. Zuletzt war er rund 8.000 ha groß.
Truppenübungsplatz Jüterbog, "Altes Lager" in der Zeit des Ersten Weltkriegs (Abb. https://ansichtskarten-lexikon.de)
1897 wurde aus dem Schießplatz der Truppenübungsplatz, der einen eigenen Heeresgutsbezirk bildete. Von den 2.229 Einwohnern waren im Jahr 1900 1.996 Soldaten von Heer und Marine. Ab 1909 fanden Schießversuche mit der „Dicken Berta“ statt. Das Geschütz wurde auf dem Pionierübungsplatz Markendorf in Stellung gebracht und damit Ziele auf dem Schießplatz in Jüterbog beschossen.
Nach dem Ersten Weltkrieg durfte das Deutsche Reich nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags nur noch ein Berufsheer von 100.000 Mann zuzüglich 15.000 Marinesoldaten unterhalten. Auch der Besitz schwerer Waffen war untersagt, dies galt nicht nur für jegliche Art von Luftstreitkräften, Panzerfahrzeugen, U-Booten und Großkampfschiffen, sondern auch für Artillerie oberhalb des Kalibers 105 mm. Obwohl die Bestimmungen bis 1927 von der Interalliierten Militär-Kontrollkommission überwacht wurden, umging die Reichswehr-Führung durch eine Reihe geheimer und illegale Maßnahmen diese. Auch nach dem Ersten Weltkrieg blieb der Truppenübungsplatz in Jüterbog als Artillerie-Schießplatz erhalten.
Truppenübungsplatz Jüterbog, Verwaltungsgebäude und "Neue Kaserne" 1925 (Abb. https://www.lexikon-der-wehrmacht.de)
Schießplatz Jüterbog, St. Barbara-Kirche 1929 (Abb. https://ansichtskarten-lexikon.de)
Aus der Zeit der "Weimarer Republik" stammt ein Wertgutschein über 50 Reichspfennig der Kantine des „TrÜbPlatzes Jüterbog, Schiessplatz“, aus dem Jahr 1929. Der Schein ist einseitig mit blauer Schrift auf einem gelblichen, gemusterten Papier gedruckt. In den vier Ecken die Zahl 50 und in der Mitte das Wappen von Jüterbog. Das geteilte spätgotische Wappenschild ist oben silberfarbig und Rot, darauf ein vom Betrachter links springender schwarzer Bock mit goldenen Hufen und Hörnern. Zusätzlich trägt der Schein ein Siegelabdruck mit dem auffliegenden preußischen Adler und der Umschrift „AMT SCHIESSPLATZ JÜTERBOG – JÜTERBOG-LUCKENWALDE". Am rechten unteren Rand die Kontrollnummer „00070“.
Abb. 1: Jüterbog, Kantine TrÜbPlatz, Schießplatz, 1929, 50 Reichspfennig, Vorderseite.
Abb. 2: Jüterbog, Kantine TrÜbPlatz, Schießplatz, 1929, 50 Reichspfennig, Rückseite.
Warum dieser Schein ausgegeben wurde, ist leider nicht bekannt. Da er jedoch keinen Siegelabdruck einer militärischen Einheit trägt und von einer zivilen Behörde ausgegeben wurde, ist anzunehmen, dass damit zivile Beschäftigten des Übungsplatzes entlohnt wurden oder darüber eine Zusatzversorgung erhielten. Vielleicht wollte man damit erreichen, dass das Geld vor Ort ausgegeben wurde. Verschiedene Kommunen verfuhren so während der Weltwirtschaftskrise.
Truppenübungsplatz Jüterbog, "Altes Lager" (Luftaufnahme) 1933 (Abb. https://ansichtskarten-lexikon.de)
Ab 1930 fanden wieder vermehrt Übungen auf dem Truppenübungsplatz statt und im Alten Lager entstand 1933 der Fliegerhorst Niedergörsdorf und im Zinnaer Forst wurde Anfang der 1930iger Jahre das Adolf-Hitler-Lager (auch als Lager III oder Waldlager bezeichnet) errichtet. 1934 war Jüterbog der größte Truppenübungsplatz Deutschlands.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände bis 1992 von der Roten Armee genutzt.
Im April 1994 ging es wieder in deutsche Verwaltung über und ist seit dem 24. November 1999 Naturschutzgebiet (Forst Zinna-Jüterbog-Keilberg), dass bei Waldbränden in der Presse immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Im August 2018 hieß es z. B., dass das Brandgebiet so groß ist, dass es zwei Stunden dauere, um es mit einem Geländewagen zu umrunden.
Es gebe kaum Wege in dem Waldgebiet. Das Feuer könne nicht direkt bekämpft werden, weil sich im Boden noch Munition befinden könnte.
Uwe Bronnert
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