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AutorenbildRainer Geike

Armenien und Alexander Tamanjan

Vorstellen möchte ich den Schein zu 500 Dram, Typ 1999 (Abb. 1). Er gehörte zur zweiten,

ab 1998 gestarteten Geldscheinserie und wurde von der Zentralbank der Republik Armenien ab 1. September 2000 in den Umlauf gegeben. Er ist dem Architekten Alexander Tamanjan[1] gewidmet.


Abb. 1: 500-Dram-Schein 1999, Vorder- und Rückseite.


Die Vorderseite zeigt ein Porträt von Alexander Tamanjan mit seinen Lebensdaten (1878–1936) und einen Ausschnitt aus einem Stadtplan, vergrößert in Abb. 2 zu sehen.

Dazu kommen die Bank- und Wertangabe, links neben der „500“ die ausgeschriebene Wertangabe "FÜNF HUNDERT DRAM" sowie zwei Unterschriften. Diese stammen vom Bankdirektor Tigran Sargsyan und vom Finanzminister Levon Barkhudarjan.

Die Rückseite zeigt das Regierungsgebäude in der Hauptstadt Eriwan (Jerewan)), entworfen von Alexander Tamanjan, daneben die Konstruktionszeichnung für ein repräsentatives Gebäude mit Säulenfront und großer Kuppel. Dazu kommen wiederum Bank- und Wertangabe. Der Geldschein ist ausschließlich in der Landessprache beschriftet, bis auf die klein gedruckte Bankbezeichnung in Englisch. Gestaltet wurde der Schein vom Künstler

Ashot Manukjan.


Abb. 2: Detail der Vorderseite mit dem Porträt von Tamanjan und dem Stadtplanausschnitt.


Das Wasserzeichen, hier von der Vorderseite gesehen (Abb. 3), besteht aus dem Porträt,

hier nach links gewendet, und einer hellen „500“. Am rechten Rand der Abbildung bzw. des Scheins ist – ebenso wie am linken Rand der Rückseite – kleingedruckt die englische Bankbezeichnung „CENTRAL BANK OF THE REPUBLIC OF ARMENIA“ zu sehen.


Abb. 3: Wasserzeichen und englische Bankbezeichnung (rechts).



Unter der großen Textzeile (Vorderseite oben), übersetzt ARMENISCHE REPUBLIKANISCHE ZENTRALE BANK – oder besser eben ZENTRALBANK DER REPUBLIK ARMENIEN – befindet sich eine armenische Textzeile in Mikroschrift, in der Gesamtansicht nur als schwarze Linie erkennbar (vgl. Abb. 4). Die letzten vier Buchstaben der Bankbezeichnung (groß darüber) ergeben bei der Übertragung in unsere Schrift einfach BANK. Das ist offensichtlich ein Begriff, der in vielen Sprachen identisch ist. Der erste Buchstabe der Wörter FÜNF, HUNDERT und ARMENISCHE – das armenische „H“ – sieht (für den Laien) deutlich anders aus als auf den Münzen zu 100 oder 200 Dram 2003. Die drei Schrägbalken sind die Kodierung des Nominals für Menschen mit Sehbehinderung.


Abb. 4: Detail der Vorderseite, rechts oben mit Mikroschrift und Blindenkennzeichen.


Abb. 5 zeigt die rechte untere Ecke der Rückseite; zu erkennen ist hier die scheinbar endlos wiederholte Wertangabe in lateinischer Schrift in einer Schriftgröße von ca. 0,3 mm:

"500 AMD". AMD ist das internationale Kürzel für die armenische Währung.


Abb. 5: Detail der Rückseite, rechts unten mit fortlaufender Mikroschrift „AMD500“.


Das Durchsichtkennzeichen zeigt zwei Winkel, eingerahmt von zwei Quadraten. Der Rand des auf der Spitze stehenden Quadrates enthält fortlaufend „500 AMD“. Die Abb. 6 zeigt sowohl Drauf- als auch Durchsicht dieses Kennzeichens. Bei der Durchsicht sind die sich überlagernden, auf beiden Seiten des Geldscheins vorhandenen Textzeilen allerdings kaum noch zu erkennen.


Abb. 6: Detail der VS mit Durchsichtzeichen von vorn und mit Durchlicht, die einzelnen Elemente ergeben bei Durchsicht zwei Winkel und ein Quadrat, der Text ist durch die Überlagerung beider Seiten nicht mehr zu lesen.


Während es von den höheren Wertstufen ab 1000 Dram aufwärts inzwischen mehrere sicherheitstechnisch verbesserte Auflagen gibt, blieb der 500-Dram-Schein unverändert.

Seit dem 31. März 2003 werden auch 500-Dram-Münzen – als höchstes Nominal einer Serie von 10 bis 500 Dram – ausgegeben. Entsprechend nahm die Zahl der im Umlauf befindlichen 500-Dram-Scheine stetig ab. Nach Informationen auf der Webseite der Bank[2] lag im Jahr 2008 der Anteil des 500-Dram-Scheins an der umlaufenden Geldmenge bei nur noch 0,06 %, der der Münzen mit gleichem Nominal dagegen bei 1,39 %, also mehr als 20 Mal so viel.

Auch im September 2021 erscheint er noch in der Liste der im Umlauf befindlichen Scheine.


Der Kurs des Dram betrug in den letzten reichlich zwanzig Jahren etwa 500 Dram = 1 Euro. Der Schein hat also den Gegenwert von etwa 1 Euro.


Weitere Informationen zum Geldschein:

Maße: 129 x 72 mm

Hauptfarben: Grau und Rot

Serie: Գ (Standardausgabe)

SCWPM: ARM-44; A&G (Airapetian & Gryckiewicz): Ar55

Der Druck des Scheins erfolgte durch Joh. Enschede, NL – im SCWPM wird fälschlicherweise die Firma TDLR genannt.

Zu den Sicherheitskennzeichen gehört ein nur im UV-Licht sichtbarer Aufdruck neben dem Porträt, der die „500“ in einem Rechteckblock zeigt.


Alexander Tamanjan

Alexander Tamanjan (4./16. März 1878 – 20. Februar 1936) studierte in St. Petersburg Architektur und begann seine Karriere mit dem Entwurf von Gebäuden dort und in anderen russischen Städten. Unter anderem restaurierte er die Armenische Kirche in St. Petersburg. 1923 zog er, inzwischen Mitglied der Akademie der Architekten, von Petrograd (russifizierter Name der Stadt seit Kriegsausbruch 1914) nach Armenien. Dort wirkte er bis 1936 als Stadtplaner, Architekt und Chef einer Kommission zur Erhaltung historischer Monumente. 1924 erstellte er den Generalbebauungsplan für die Rekonstruktion der Stadt Eriwan – dieser Plan ist auf der Vorderseite des Geldscheins abgebildet, wie ein Vergleich mit einem aktuellen Stadtplan ergibt. Sein Ziel war, aus dem kleinen Provinzstädtchen eine moderne Hauptstadt zu gestalten. Aus damaliger Sicht erschien der Plan als nahezu unrealisierbar.

Die alte, häufig eingeschossige Bebauung musste abgerissen und durch neue Gebäude an einem neuen, großzügig geplanten Straßennetz ersetzt werden. Von 1925 bis 1932 tat er das Gleiche für eine ganze Reihe anderer armenischer Städte, wie Leninakan (heute Gjumri), Etschmiadsin und Nor Bayazit (heute Gawar). Er entwarf ebenso eine Reihe öffentlicher Gebäude, darunter das Regierungsgebäude in Eriwan (dieser Geldschein) und das Eriwaner Opernhaus.


Abb. 7: Denkmal für Alexander Tamanjan.


Abb. 7 zeigt ein Denkmal in Eriwan, das dem berühmten Architekgen gewidmet ist. Geschaffen wurde es 1974 vom Bildhauer A. Owsepjan. Die Darstellung soll symbolisieren, dass Tamanjan mit seinen Projekten (der große Block in der Mitte) alte Traditionen und neue Stadtarchitektur meisterhaft verbunden hat. Abb. 8 zeigt das von ihm 1926 im Zusammenhang mit der Planung des gesamten Platzes projektierte Gebäude für die Regierung der Sowjetrepublik Armenien. Er kombinierte dabei moderne Baumethoden und Architektur mit armenischen Traditionen. Der erste Teil des Gebäudes wurde bereits 1929 fertiggestellt, endgültig war es 1941 fertig. Das Wappen der Sowjetrepublik über dem großen Tordurchgang (Abb. 9) stammt aus der ersten Bauperiode – wie man an den Details der Wappendarstellung ersehen kann. In der folgenden Abb. 10 zeigen die beiden Schilder mit dem aktuellen Wappen, dass das Gebäude auch heute noch Sitz der Regierung ist. Die Gestaltung des Gebäudes wurde für die weiteren Gebäude am Platz der Republik (zur Erbauungszeit Leninplatz) übernommen.


Abb. 8: Regierungsgebäude in Jerewan; der Schein zeigt den rechten Teil des Gebäudes.


Abb. 9: Wappentafel mit dem Wappen der Sowjetrepublik oberhalb des Tores.


Abb. 10: Tafeln am Gebäudeeingang mit dem aktuellen Wappen und der Beschriftung in Armenisch bzw. in Russisch und Englisch.


Nicht weit von diesem Platz entfernt steht das Staatliche Opern- und Ballett-Theater „Alexander Spendiarow“, dessen Bau von Alexander Tamanjan begonnen und von seinem Sohn Georgi zu Ende geführt wurde (Abb. 11); vgl. dazu die Abbildung auf dem Aram Chatschaturjan gewidmeten 50-Dram-Schein von 1998[3].


Abb. 11: Opernhaus von Jerewan.


Rainer Geike



Quellen:

  • Airapetian, Arutiun und Marcelo Gryckiewicz: Transcaucasian Banknotes, Gietl-Verlag, Regenstauf 2009. Ein umfassender Katalog der Geldscheine der Region seit 1917 und einigen wenigen zusätzlichen Informationen. Abb. in SW. Zum hier vorgestellten Schein S. 295-297.

  • Notes and Coins of the Republic of Armenia, herausgeg. von der Zentralbank der Republik Armenien, Eriwan 2013 (armenisch u. engl.). Eine sehr umfangreiche Darstellung (222 S.).

  • A. G. Grigorjan, M. L. Towmasjan: Architektur des sowjetischen Armeniens. Moskau 1986 (russ.).

  • Rem Ananikjan: Jerewan. Stadtführer, Moskau 1989 (dt.).

  • Jasmine Dum-Tragut: Armenien. Reiseführer, Berlin 2017.


Abbildungen:

Autor; Abb. 7–11 aufgenommen im Juni 2019.

[1] Im Deutschen Tamanjan. Tamanyan ist die ans Englische angelehnte Transkription in armenischen Quellen. Entsprechend wurden auch bei den anderen aus armenischen Quellen übernommenen armenischen Namen die „Y“ durch „J“ ersetzt.

[2] Abgerufen am 11.3.2009.

[3] Im Newsletter 33/2021 von Geldscheine-Online.com vorgestellt.

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