Am 4. November 2021 brachte die Zentralbank der Republik Aserbaidschan neue Gedenknoten zu 500 Manat in Umlauf: Anlass ist der Jahrestag des Sieges Aserbaidschans über die Republik Armenien im Kampf um die Region Bergkarabach nach 44-tägigen Kriegshandlungen.
Innerhalb der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik war die überwiegend armenisch besiedelte Region Bergkarabach ein autonomer Oblast; im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion erklärte sich 1991 die Republik Bergkarabach – seit 2017 Republik Arzach –
für unabhängig, was zum Ersten Karabach-Krieg führte. Seit dem Waffenstillstand 1994 kontrollierten die Armenier die Republik Bergkarabach bzw. Arzach sowie weitere angrenzende Gebiete. Die Republik Arzach ist heute noch international nicht anerkannt und gehört völkerrechtlich zum aserbaidschanischen Staatsgebiet, wurde jedoch de facto armenisch verwaltet.
Nach erneuten Kampfhandlungen brach 2020 ein Krieg aus, in dem Aserbaidschan mit Hilfe der Türkei und syrischer Söldner weite Teile von Arzach unter Kontrolle bringen konnte. Durch das Waffenstillstandsabkommen vom 9. November 2020, bei dem Russland als Vermittler fungierte, verlor die Republik Arzach etwa zwei Drittel des beanspruchten Territoriums an Aserbaidschan. Neben rund 4000 armenischen und rund 3000 aserbaidschanischen Soldaten kamen in diesem Krieg auch Zivilisten beider Seiten ums Leben; rund 100.000 Menschen flüchteten aus der Republik Arzach und rund 40.000 aus Aserbaidschan. Kritisiert wird Aserbaidschan unter anderem für den Einsatz von Drohnen und Söldnern; beide Seiten bedienten sich außerdem der Streumunition.
Der Sieg wurde und wird im autoritären Aserbaidschan einer propagandistischen Aufarbeitung unterzogen: So entstand in Baku ein Freilichtmuseum, in dem Kriegstrophäen, wie beispielsweise die Stahlhelme getöteter armenischer Soldaten, ausgestellt sind.
So verhält es sich auch mit der aktuellen Gedenkbanknote: Die Vorderseite der von Giesecke & Devrient gedruckten Note zeigt aserbaidschanische Soldaten mit der Landesflagge vor den mittelalterlichen Brücken von Choda Afarin – das nördliche Ufer liegt auf dem Teil der Republik Arzach, der durch diesen Krieg an Aserbaidschan ging –, rote Tulpen als Sinnbild für gefallene aserbaidschanische Soldaten sowie eine Kaukasus-Ragwurz als Siegessymbol.
Auf der Rückseite im Hochformat ist das Mausoleum des Dichters Molla Pənah Vaqif in Şuşa abgebildet, das im Ersten Karabachkrieg 1992 zerstört wurde; nach der Rückeroberung der Stadt im vergangenen Jahr wurde das Gebäude restauriert und im Sommer dieses Jahres fertiggestellt. Im Hintergrund ist außerdem die Festung von Askeran aus dem 18. Jahrhundert sowie die Landkarte Aserbaidschans dargestellt.
Auf beiden Seiten ist der Satz "QARABAĞ AZƏRBAYCANDIR (Karabach ist Aserbaidschan)" des aserbaidschanischen Präsidenten İlham Əliyev abgedruckt.
Die Gedenknote wurde neben einer Reihe von Gedenkmünzen zum Sieg und zu den einzelnen rückeroberten Städten und Regionen in einer Auflage von 1.000.000 Exemplaren ausgegeben; auch sollen die aktuellen 20-Manat-Umlaufnoten mit dem Thema Karabach im Jahr 2022 in einer um die Siegesblume Kaukasus-Ragwurz erweiterten Version erscheinen.
Kana Totsuka
Abb. Owen W. Linzmayer (www.banknotebook.com)
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