In Heft 6/1991 von "Der Geldscheinsammler" veröffentlichte Dr. Alexander Persijn einen Beitrag über deutsche Notgeldscheine mit Darstellungen des preußischen Königs Friedrich II., des Großen (1712–1786) , der liebevoll von seinen Untertanen auch "Alter Fritz" genannt wurde. Dieser Beitrag soll den Anfang einer neuen Reihe "Aus dem Archiv" machen, in der wir interessante Fachartikel aus nunmehr über 30 Jahren "Der Geldscheinsammler" aufgreifen und aktuell überarbeiten, um diese Themen den Sammlern von heute verfügbar zu machen.
Die Artikel von einst werden also nicht 1:1 übernommen, sondern für unsere Leser neu bearbeitet, wenn nötig erweitert und komplett neu farbig bebildert.
Friedrichs Sarg wurde bei Kriegsende 1945 von Potsdam nach dem Westen verbracht. Lange Jahre fand er Asyl in der Elisabeth-Kirche in Marburg, danach auf der Zollern-Burg. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) schon hatte der König angeordnet:
"Ich habe meinen Generalen alles befohlen, was für den Fall eines glücklichen oder unglücklichen Ausganges ... zu geschehen hat. Was schließlich mich selbst angeht, so will ich in Sanssouci begraben sein, ohne Gepränge und Pomp und bei Nacht."
So geschah es dann auch. Am 17. August 1991 wurde der letzte Wille des Königs erfüllt und sein Sarg nach Potsdam überführt, um auf der Terrasse von Sanssouci in der noch vorhandenen Gruft bestattet zu werden. Dass dabei eine Ehrenwache der Bundeswehr in Erscheinung trat, hat in bestimmten Kreisen Widerspruch geweckt. Auch dass die Spitzen unseres Staates anwesend waren, blieb nicht unwidersprochen. Und alsbald machte das böse Wort von der "finalen Vergruftung" seine Runde. Es mag sein, dass Friedrich selbst in seiner ein wenig respektlosen Jugend an diesem Wort seine Freude gehabt hätte. Uns, so gestehen wir ganz altmodisch, kommt es gar zu respektlos vor, zumal die Torheit gewisser Medien-Menschen dieses schnöde Schnodderwort gar als den Begriff des Jahres wissen wollten. Je schnoddriger, desto besser, denkt man.
Denkt man? Wer die Verlautbarungen der Medien genauer angesehen hat, bezweifelt, dass hier gedacht wurde. Eine Konstante, die sich übrigens bis in unsere aktuelle Gegenwart wie ein roter Faden durchzieht und eher noch an an Intensität gewinnt.
Das Medien-Geplapper, dass die Hochrangigen unseres Staates in Potsdam vom großen Preußenkönig "Abschied genommen" hätten, konnte und musste eine schnoddrige Reaktion kritischer Menschen zur Folge haben: Wie sollten die Herren von einem Toten, der lange vor ihrer eigenen Geburt schon gestorben war, Abschied nehmen? Abschied nimmt man von jemand, den man kennt. Die Abwehr- und Abwerte-Reaktionen einer kritischen Jugend konnten da nicht ausbleiben.
Indessen traf die Kritik hier den Falschen. Dass Friedrich auch von der Bundeswehr geachtet und geehrt wurde (hoffentlich auch noch wird und werden wird), ist richtig und selbstverständlich. Wer ihn nur als Säbelrassler und Kriegsmann sehen will, ist einfach ein Ignorant. Und wer die deutsche Vergangenheit, die ihm sehr unrecht tat, damit bewältigen will, dass er meint, gegen seine Verehrung demonstrieren zu müssen, der weiß nicht, was er tut. Nicht deutsche Hurra-Patrioten, Militaristen, Speichellecker nannten ihn "den Großen". So nannte man ihn zuallererst im Ausland, in Frankreich und in England. In Frankreich, dessen weit überlegene Armee er 1757 bei Rossbach besiegte, nannte man ihn "l'homme de Prusse" – was nicht etwa heißt, dieser Mensch da aus Preußen. Es war in seiner Zeit eine revolutionäre, eine höchst anerkennende Bezeichnung. Das weiß kaum noch jemand, wenn er z.B. von des Freiherrn Knigge Buch, "Über den Umgang mit Menschen" als nur von einem simplen Etikette-Buch spricht.
Von "Menschen" zu sprechen, statt von Fürsten, Herren, Standesherren etc., war damals durchaus revolutionär und fortschrittlich. Und genau so wurde es damals überall verstanden. So sah man ihn im Ausland. Er war ein Bewunderer George Washingtons und stand der Amerikanischen Revolution höchst wohlwollend gegenüber, heißt es in den amerikanischen Lexika. Aber in Preußen selbst, wurde er, der große Ordner, Leiter, der "erste Diener des Staates" zuletzt eben wegen dieser Haltung, die er auch von seinen Beamten, Offizieren und Bürgern verlangte, in seinem Alter eher gefürchtet.
Der letzte ausländische Besucher, der von Friedrich dem Großen vor seinem Tod empfangen wurde, war der Graf Mirabeau, den man von seinem Wirken für die Französische Revolution her kennt. Dies ist, was er über den Todestag des großen Königs geschrieben hat:
"Kein Gesicht, dass nicht Erleichterung und Hoffnung ankündigt; nicht ein Bedauern, nicht ein Seufzer, nicht ein Lob. Dahinaus also laufen so viele gewonnene Schlachten, soviel Ruhm, eine Regierung von fast einem halben Jahrhundert, voll soviel Großtaten. Alle Welt wünscht ihr Ende, alle Welt beglückwünscht sich dazu."
Man mochte nicht ewig und immer ermahnt, bekrittelt, angespornt werden. Man hatte all das satt. An den Wohlstand hatte man sich gewöhnt, den man des Königs Herrschaft verdankte. Ein anderer Großer, Goethe, der von sich bekannte, gut "fritzisch" gewesen zu sein, sprach später von "Wert, Würde und Starrsinn der Preußen". Und das hat der König seinen Beamten beizubringen versucht. Und darum mochte man das Preußentum später nicht.
Der Historiker Veit Valentin, der gewiss nicht ein devoter Monarchist gewesen ist, hat 1927 in zwei vielbeachteten Aufsätzen in der "Frankfurter Zeitung" über "Der Kampf um Friedrich den Großen" geschrieben. Wenn jemand wie Veit Valentin, der schon 1915 in Anbetracht des großen Völker-Ringens die "Bekämpfung des naiven Militarismus in der großen Politik" als Hauptziel der Zeit nach dem Friedensschluss bezeichnete, der im "Dritten Reich" im Exil lebte – wenn jemand wie Veit Valentin also einen großen König wie Friedrich II. von Preußen preist und verteidigt, so will das sehr viel heißen. Am Ende seines Aufsatzes heißt es übrigens: "Der Kampf um Friedrich den Großen wird weitergehen". Und so geschah es 1991 dann auch wieder. Noch einmal ein Zitat von Veit Valentin, diesmal aus seinem Buch "Friedrich der Große", auch von 1927:
"Der Weltkrieg ist der erste Krieg, den Friedrich der Große verloren hat. Trotzdem – oder deshalb? – stürzte sich ein verwundetes National- und Militär-Gefühl auf diese abgeschiedene, mythisch verklärte und anekdotisch ausgemünzte, jedem Deutschen deshalb märchenhaft vertraute, in ihrem wirklichen Sein und Wirken unbekannt gewordene Größe, und zerrte sie zur Reklamefigur schmalziger Filme verkitscht in trivialster Propaganda durch Gasse und Gosse".
Eben. Und so konnte man von einer "finalen Vergruftung" sprechen.
Friedrich gilt nicht wegen seiner Kriege als "der Große". Er ist groß auch wegen seiner Friedenstaten. "Jeder solle nach seiner Fasson selig werden", erklärte er und gewährte – damals unerhört – absolute Religionsfreiheit. Die Menschen unserer Zeit, die heute jede Art von körperlicher Züchtigung als Folter zu bezeichnen geneigt sind, sollten sich daran erinnern, dass es Friedrich war, der schon in den ersten Tagen seiner Regierung die wirkliche, gerichtliche Folter abschaffte. Dass er eine neue Prozessordnung einführte, neue Gesetze durchsetzte, das preußische Landrecht ausarbeiten ließ, welches den Bürger vor Herrenwillkür und staatlichen Übergriffen schützen sollte. Zu seiner Zeit war dieses neue Recht ebenso fortschrittlich, wie es später der "Code Napoleon" gewesen ist, der auch nach Napoleons Niedergang im linksrheinischen Deutschland, z.B. in der Pfalz, bis zur Einführung des BGB im 20. Jahrhundert seine Gültigkeit behielt und um den die Menschen dort beneidet wurden. Auch der körperlich kleine Napoleon galt als Großer, nicht nur wegen seiner Kriegstaten. Es war übrigens Napoleon, der nach dem Sieg über Preußen, 20 Jahre nach der "Primär-Vergruftung" des großen Friedrich, dem Bildhauer Schadow, der an einem Denkmal Friedrichs arbeitete, eben diese Arbeiten finanzieren wollte, weil der König von Preußen und Nachfahre Friedrichs selbst, daran wenig interessiert war. Napoleon hatte aber gerade erst die von Schadow geschaffene Quadriga vom Brandenburger Tor nach Paris bringen lassen. Und von diesem "Berliner Pferdedieb", wie die Berliner Napoleon darum nannten, wollte und konnte ein preußischer Patriot sich kein Reiterdenkmal finanzieren lassen.
Der Notgeldsammler kennt zahlreiche Geldscheine mit Darstellungen Friedrichs des Großen, denn es haben sich viele Orte, die sich nach interessanten Motiven und Abbildungen für ihre Serienscheine umsahen, an den "Alten Fritz" erinnert, falls er bei dem betreffenden Ort eine Schlacht geschlagen, dem Ort einen Besuch abgestattet oder auch einfach nur einmal vorbeigekommen war.
Nachstehend sollen die deutschen Serienscheine mit Abbildungen Friedrichs des Großen aufgeführt, mit Vorder- und Rückseite abgebildet und beschrieben werden. Dabei werden nicht nur die Ausgaben genannt, die Dr. Persijn 1991 aufgeführt hatte, sondern auch weitere Serienscheine, die damals ungenannt blieben.
Belgard a. Persanthe (Preußen, Provinz Pommern)
Die Stadt Belgard in Pommern war im Deutschen Reich für die hier stationierten "Totenkopfreiter" (vordem Leibhusaren in Danzig) bekannt. Neben einer Serie Kleinschecks der Stadtsparkasse mit Stadtansichten gab die Stadt deshalb auch eine Serie mit Schlachtenbildern und eine Serie mit Uniformbildern aus.
Die Idee der Kleinschecks hatte sich die Firma Flemming u. Wiskott A.G. aus Glogau in Schlesien als Deutsches Reichs-Gebrauchs-Muster (D. R. G. M.) schützen lassen, nachdem die Ausgabe von Notgeldscheinen verboten worden war, die durch die Serienscheinausgaben immer mehr Überhand genommen hatte. Flemming u. Wiskott wird uns noch mehrfach begegnen, wenn es um Serienscheine mit Motiven Friedrichs des Großen geht.
Der erste Kleinscheck der Schlachtenbilder-Serie zeigt auf der Rückseite Friedrich den Großen zu Pferde am 10. Oktober 1744 an der Spitze der Belgarder Totenkopfreiter nach dem Gefecht bei Moldauthein, durch das die Reiter "unsterblichen Ruhm" erlangt haben. Der künstlerische Entwurf stammt von W.H. Lippert. Alle Kleinscheck-Serien von Belgard haben kein Datum, stammen aber wahrscheinlich aus dem Jahr 1922.
Belgern a. Elbe (Preußen, Provinz Sachsen)
Der Magistrat der "Rolandstadt" Belgern an der Elbe gab mit Datum vom 1. November 1921 eine kleine Serie mit nur zwei Werten zu 25 und 50 Pfennig aus. Der 50-Pfennig-Schein zeigt auf der Rückseite eine Szene nach einem Gemälde von Adalbert von Roeßler, die Friedrich den Großen zu Beginn des Siebenjährigen Krieges hoch zu Ross auf dem Marktplatz in Belgern zeigt. Gedruckt wurden die Scheine bei der Firma Louis Koch in Halberstadt.
Eckartsberga Thüringen (Preußen, Provinz Sachsen, thüringischer Anteil)
Die Stadt Eckartsberga in Thüringen hatte schon 1920 Kleingeldscheine mit Ansicht der Stadt und der Eckartsburg ausgegeben. Im April, Mai und Juni 1921 setzte sie die Ausgabe mit ähnlichen Serienscheinen fort. Mit Datum vom 1. September 1921 folgten runde Serienscheine mit Zitaten und historischen Persönlichkeiten. Insgesamt wurden sechs rund 25-Pfennig-Scheine, drei runde 50-Pfennig-Scheine und drei runde 75-Pfennig-Scheine ausgegeben. Der erste 75-Pfennig-Schein zeigt auf der Rückseite ein Porträt Friedrichs des Großen und in der Umschrift ein Zitat von ihm: "Ich bin der erste Diener des Staates". Der Druck erfolgte bei der Firma Reineck & Klein in Weimar.
In der Serie Großer Deutscher werden u.a. auch noch Luther, Goethe, Jahn und Bismarck gewürdigt.
Freiburg i. Schles. (Preußen, Provinz Schlesien)
Der Magistrat der niederschlesischen Stadt Freiburg gab eine Serie mit Werten von einem 10, 5 x 25 und 4 x 50-Pfennig-Scheinen mit Datum vom 1. September 1921, allerdings auf unterschiedlichen Papier gedruckt aus. Abgebildet ist der Druck auf weißem Kunstdruckpapier. Der zweite Wert zu 25 Pfennig zeigt auf der Rückseite Friedrich den Großen, der am 26. Juli 1774 einer Abordnung von Bürgern der zerstörten Stadt verspricht: "Euch soll geholfen werden!".
Friedrichsbrunn (Preußen, Provinz Sachsen)
Der von Friedrich dem Großen gegründete Ort – auf sein Geheiß siedelten sich hier zwischen 1773 und 1775 Kolonisten an – im Harz, gab mit Datum vom 15. Oktober 1921 gleich zwei Serien aus. Eine erste Serie von je zwei Scheinen zu 25, 50 und 75 Pfennigen zeigt jeweils auf der Vorderseite ein Porträt des Königs. Außerdem in sechs Teilen diesen Text im Spruchband oben:
"Als Friedrich d. Große 1754 – am Un-trü-born Rast hielt, / und die Gegen ihm, – köstlich und wohl gefiel, / bat der Amtmann – Fischer aus Stecklenberg: | "Majestät, ich hier gern – eine Siedlung hätt, / vermeiden möchte ich – den Namen Un-trü-born / und Majestät zu Ehren, sie – Friedrichsbrunn nennen". Abgebildet ist Schein Nummer 2.
Ebenfalls mit Datum vom 15. Oktober 1921 ließ der Luftkurort eine Serie von insgesamt gleich zehn verschiedenen 50-Pfennig-Scheinen in der Druckerei H. Meyerding in Quedlinburg herstellen. Während die Vorderseiten einheitlich gestaltet sind und den bekannten Grundsatz Friedrichs des Großen vorstellen: "Ich habe mich entschlossen, niemals in den Lauf des gerichtlichen Verfahrens, denn in den Gerichtshöfen sollen die Gesetze sprechen und der Herrscher soll schweigen.", zeigen die Rückseiten verschiedene Motive, die meisten davon mit Darstellungen Friedrichs des Großen und Szenen aus seinem Leben. Wir zeigen diese nachfolgend.
Friedrich der Große auf dem Pferd, verspricht der durch Krieg leidenden Bevölkerung eines zerstörten Ortes: "Kinder, ich will euch alles wieder aufbauen!".
Der dritte Schein zeigt Friedrich den Großen als "königlichen Dichter" im Quartier. Tatsächlich war Friedrich nicht nur ein Herrscher, Reformer und Kriegsherr, der ab und an auch mal Querflöte spielte, sondern außerdem Literat, Kunstfreund, Freimaurer und nicht zu vergessen ein Hundeliebhaber. Immerhin hatte er verfügt, das er auf der Terrasse von Sanssouci neben seinen Hunden bestattet werden sollte und vom ihm stammt auch der Satz: "Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.".
Unter der Szene findet man einen Vers des Königs: "Rings von Not und Tod umgeben / Denkt in Eurem Rachefest / Dass in diesem harten Leben / Ohne Kampf und Fährniss eben, / Sich kein Ruhm gewinnen lässt!".
Friedrich der Große war viel auf Reisen, nicht nur in seinen Kriegen, sondern auch im Frieden, um den Fortgang von Projekten zu prüfen und mit den Menschen zu sprechen.
Der vierte Schein zeigt ihn in einer Szene auf einer seiner Reisen aufs Land.
Die Rückseite von Schein 5 zeigt eine bekannte Szene, Friedrich bei einem Flötenkonzert im Königlichen Schloss von Potsdam.
Friedrich der Große in seinem Arbeitszimmer im Königlichen Schloss von Potsdam wird auf der Rückseite des sechsten Scheins dargestellt.
Die Rückseite von Schein 7 mit zwei Szenen, oben: "Der König allein" und unten, der König im Gespräch mit seinem Ausspruch: "Der da oben hilft!".
Schein 8 mit einer königlichen Tafelrunde im Schloss Sanssouci.
Schein 9 zeigt auf der Rückseite einen Bauern beim Pflügen und der letzte Schein der Serie gekreuzte Degen, die von zahlreichen Schriftstücken und Schreibfedern bedeckt sind mit dem Zusatz "Alles vollbracht!" und darunter ein Zitat Friedrichs aus einem Brief an Voltaire: "Wir müssten zunächst wieder die Felder bestellen, dann Gewerbefleiß schaffen, schließlich etwas Handel treiben. Man muss sein Auskommen haben, um sich bilden und frei denken zu können.".
Geestemünde (Preußen, Provinz Hannover)
Der Fischversand "Saturn" gab 1922 eine Serie zu 6 x 50 Pfennig Kleinschecks über sein Konto bei der Städtischen Sparkasse Geestemünde aus, die auf den Rückseiten bedeutende deutsche Feldherrn zeigen. Schein 2 zeigt ein Porträt von Friedrich den Großen mit dem Wahlspruch "Pro gloria et patria!" (Für Ruhm und Vaterland).
Die anderen Scheine zeigen Moltke, Hindenburg, Blücher, Bismarck und Scharnhorst.
Glogau (Preußen, Provinz Schlesien)
Der Magistrat der niederschlesischen Stadt Glogau gab eine Serie mit Datum vom 1. Dezember 1920 auf verschiedenen Papieren aus. Der Druck erfolgte bei der bereits erwähnten Glogauer Firma Flemming und Wiskott. Der 75-Pfennig-Schein ist der Erstürmung der damals noch österreichischen Festung Glogau durch die Preußen unter Prinz Leopold von Dessau. im Jahr 1741 gewidmet. Er zeigt auf der Vorderseite König Friedrich und den Prinzen sowie im Hintergrund die brennende Stadt. Auf der Rückseite ist eine Szene der Erstürmung selbst dargestellt.
Nach dem Verbot der Notgeldausgaben, bot die Glogauer Firma Flemming und Wiskott erfolgreich seine durch Gebrauchsmuster geschützte Idee der sog. Kleinschecks an, konnte doch damit die Nachfrage nach neuen Serienscheinen auf dem Sammlermarkt befriedigt und tüchtig Umsatz gemacht werden. 1922 wurde eine Serie Schecks der Stadtbank Glogau ohne Datum ausgegeben, die nun beim Wert zu 1 Mark die Motive des 75-Pfennig-Scheins erneut verwendete. Gedruckt wurde nun farbiger, um mehr Kaufanreize bei den Sammlern zu wecken.
Greiffenberg i. Schl. (Preußen, Provinz Schlesien)
Auch für das niederschlesische Greiffenberg stellte die Firma Flemming und Wiskott mehrere Serien von Notgeldscheinen her. Der 25-Pfennig-Schein der ersten Serie vom 19. April 1920 in Mehrfarbendruck zeigt auf der Rückseite eine Szene, in der die Ratsherren 1785 Friedrich dem Großen für den Wiederaufbau der Stadt danken. Seine Antwort soll ein Königswort gewesen sein: "Ihr habt mir nicht zu danken, denn davor bin ich da.".
Die selben Motive wurden dann auch für Sonderabzüge auf Büttenpapier verwendet, die deutlich seltener sind, als die Standard-Scheine.
Grünberg/Schl. (Preußen, Provinz Schlesien)
Die niederschlesische Stadt Grünberg war u.a. durch ihren Weinanbau bekannt, der von Siedlern aus Franken eingeführt worden war. Die war sehr aktiv bei der Ausgabe von Notgeld, es gab fünf verschiedene Notgeldserien und darüber hinaus noch zwei verschiedene Serien von Kleinschecks der Stadtbank. Auf einer Serie wird der eigene Wein sogar als selbst "für den Teufel zu sauer" verspottet. Schein 5 der letzten Notgeldserie zeigt auf der Rückseite eine Szene zur Einnahme von Grünberg als erster schlesischen Stadt durch die Preußen im Jahr 1740. Friedrich der Große steht vor den Ratsherren und der diplomatische Bürgermeister entgegnet dem König: "Hier auf dem Ratstische liegen die Schlüssel, aber ich werde sie Ihnen unter keinen Umständen geben. Wollen Sie sie sich selbst nehmen, so kann ich es freilich nicht hindern.".
Der sechste 50-Pfennig-Schein zeigt auf der Rückseite Friedrich den Großen in einem Schattenriss, der in einer Kutsche sitzend einen Ehrentrunk der Stadt Grünberg erhält.
Hohenfriedeberg (Preußen, Provinz Schlesien)
Auch die durch die berühmte Schlacht bei Hohenfriedeberg am 7. Juni 1745 bekannte niederschlesische Stadt gab eine Serie Kleinschecks aus, die genau an diese Schlacht erinnern sollte, in der die Preußen gegen österreichische und sächsische Truppen siegreich waren. Die Serie besteht aus Scheinen zu 4 x 25, 4 x 50 sowie 75 Pfennig und 1,25 Mark. Der erste Schein zeigt auf der Rückseite Friedrich den Großen zu Pferd, wie er seine Truppen grüßt, die erbeutete österreichische Fahnen schwenken.
Auf der Vorderseite des 75-Pfennig-Scheins sind ein Militärorchester und Noten des Hohenfriedeberger Marsches zu sehen, der allerdings erst 20 Jahre nach der Schlacht erschien. Die Rückseite zeigt die Siegeshöhe mit Denkmal, darunter ein Porträt Friedrichs des Großen im Medaillon sowie links und rechts davon gesenkte Fahnen der besiegten Österreicher und einen preußischen Adler.
Ein Porträt Friedrichs des Großen findet sich auch auf der Vorderseite des Wertes zu 1,25 Mark, und zwar im Lorbeerkranz. Auf der Rückseite sieht man Wanderer vor der Siegeshöhe von Hohenfriedeberg mit Denkmal.
Klodnitz-Oderhafen (Preußen, Provinz Schlesien)
Oberschlesien war nach dem Ersten Weltkrieg umstritten und zerrissen. Polnische Freischärler (Insurgenten) versuchten trotz Volksabstimmung zugunsten Deutschlands große Teile Oberschlesiens an Polen anzugliedern und wurden dabei von deutschen Freikorps bekämpft. Die Gemeinde Klodnitz-Oderhafen zeigt auf ihren Serienscheinen vom 1. Juli 1921 Szenen aus dieser Zeit, wie z.B. zur Volksabstimmung vom 20. März 1921 und einen sog. Insurgenten-Überfall. Auf der Rückseite des 3-Mark-Scheins erscheint ein Porträt Friedrichs des Großen in den Wolken, wie eine Mahnung an die Bevölkerung, fest zu Deutschland zu stehen. Der Druck erfolgte bei einer Firma in Breslau.
Lähn im Riesengebirge (Preußen, Provinz Schlesien)
Im niederschlesischen Lähn schlug der "Alte Fritz" keine Schlacht, hier musste er 1766 nur eine unfreiwillige Rast einlegen, weil ein Rad seiner Kutsche gebrochen war. Anlass genug, dass die Stadt diesen Vorfall auf einen Kleinscheck der Städtischen Sparkasse 1922 verewigte. Der Druck erfolgte wieder bei Flemming und Wiskott in Glogau.
Neusalz/Oder (Preußen, Provinz Schlesien)
Flemming und Wiskott druckte auch die Kleinschecks für Neusalz an der Oder. Der Anlass des Aufenthalts von Friedrich dem Großen war hier jedoch bedeutender, als ein Radbruch. Am 20. August 1743 erhob er persönlich Neusalz zur Stadt, was auf der Rückseite des 25-Pfennig-Scheins der Serie dargestellt ist.
Parey a.d. Elbe (Preußen, Provinz Sachsen)
Die Spar- und Creditbank zu Parey gab mehrere Serien zu je 2 x 50 Pfennig und 1 Mark zur Sonnenwende 1921 aus. Die patriotischen Gefühle der Sammler sollten durch Porträts des Großen Kurfürsten, Friedrichs des Großen, Bismarcks und Hindenburgs geweckt werden.
Wir zeigen die Ausführungen des Scheins mit Friedrich dem Großen mit schwachem und kräftig violettem Unterdruck auf der Textseite. Der Druck erfolgte bei der Firma Wackernagel in Magdeburg.
Rheinsberg (Preußen, Provinz Brandenburg)
Rheinsberg in Brandenburg brachte mehrere Serien von 25, 50 und 75 Pfennig-Scheinen heraus, die letzte davon ohne Datum (von 1922) erinnert an Friedrichs Aufenthalt auf Schloss Rheinsberg vom August 1736 bis zu seinem Regierungsantritt 1740. Friedrich hat hier als Kronprinz die vier schönsten Jahre seines Lebens verbracht. Theater, Lektüre vor allem aber die Musik standen im Mittelpunkt.
Auf den einheitlich gestalteten Vorderseiten der Serie von 1922 mit je vier Scheinen zu 25, 50 und 75 Pfennig findet sich jeweils ein Porträt von Friedrich den Großen. Gedruckt wurde die Serie bei Dehmigke & Riemschneider in Neu-Ruppin.
Die Rückseite eines 75-Pfennig-Scheins zeigt Friedrich bei einer Bootsfahrt, links im Hintergrund Schloss Rheinsberg. Der Ort liegt im Neustrelitzer Kleinseenland der Mecklenburgischen Seenplatte.
Ein anderer 75-Pfennig-Schein zeigt Friedrich beim Musizieren mit der Querflöte.
Rossbach (Preußen, Provinz Sachsen, thüringischer Anteil)
Die Gemeinde Rossbach gab 1921 eine Serie zu 6 x 50 Pfennig ohne Datum aus, die an die Schlacht bei Rossbach am 5. November 1757 erinnert, in der die Preußen ein doppelt überlegenes französisches Heer schlagen konnten.
Der zweite Schein stellt auf der Rückseite Friedrich den Großen dar, der vom Dachboden des Herrenhauses in Rossbach durch eine Dachluke den Anmarsch des Feindes beobachtete.
Der fünfte Scheine zeigt Friedrich den Großen (Friedrich der Einzige) als Sieger von Rossbach. Die Schlacht, in der die Preußen mit 22.000 Mann gegen 41.000 Franzosen antraten, hatten lediglich Verluste in Höhe von 548 Toten und Verwundeten zu beklagen, während die Franzosen 10.000 Mann verloren. Sie war einWendepunkt im Siebenjährigen Krieg.
Silberberg (Preußen, Provinz Schlesien)
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg war Silberberg 1742 mit fast ganz Schlesien an Preußen. Vom 26. bis 30. Juni 1807 plünderten bayerische Rheinbundtruppen die Stadt und brannten sie nieder, lediglich die Festung wurde erfolgreich verteidigt, woran die Rückseite des abgebildeten 50-Pfennig-Scheins erinnert. Daneben gab es noch je einen Wert zu 25 und 75 Pfennig mit gleichem Datum.
Strausberg (Preußen, Provinz Brandenburg)
Die Stadt Strausberg bei Berlin gab 1921 eine Serie von 4 Scheinen zu 1/2 sowie zu je einem Schein zu 1 und 2 Mark mit Darstellungen aus der Stadtgeschichte aus. Darunter findet sich auch ein 1/2-Mark-Schein, der daran erinnert, dass hier 1765 die Kutsche Friedrichs des Großen auf holperigem Kopfsteinpflaster ein Rad verlor. Der typisch trockene Kommentar Friedrichs dazu: "Ich habe nicht gedacht, daß ich in meinen Landen ein so gottverfluchtes Drecknest habe."
Striegau (Preußen, Provinz Schlesien)
Auch die niederschlesische Stadt Striegau erinnerte mit ihrer Notgeldserie der Stadtbank vom September 1921, die jedoch erst 1922 ausgegeben wurde, an die Schlacht bei Hohenfriedeberg am 4. Juni 1745, die auch Schlacht bei Striegau genannt wird. Die Serie umfasst je zwei Scheine zu 25, 50 und 75 Pfennig. Gedruckt wurde sie bei F.A. Brockhaus in Leipzig. Der künstlerische Entwurf stammt von Bruno Handke.
Der erste 25-Pfennig-Schein zeigt auf der Vorderseite ein Porträt Friedrichs des Großen und auf der Rückseite das Kreuz auf dem Spitzberg und die Kreuzinschrift: "Die dort drüben im Tale sich feindlich besiegten und starben, schlafen vereinigt in Ruh! Schlummert im Pflichtgefühl sanft! 4. Juni 1745.".
Der zweite 25-Pfennig-Scheine stellt auf der Vorderseite einen Fahnenreiter vor der Silhouette der Stadt Striegau dar. Genannt werden links und rechts darüber das Datum der Schlacht 4. Juni 1745 und darunter General von Gessler sowie Oberst Otto Martin von Schwerin. Links und rechts unten finden wir einen Text von Hugo von Blomberg:
"Die Supers! Die flottsten Kavaliere aus König Friedrichs Zeit, | Das waren die Offiziere vom Regiment Bayreuth. | Zum Reiten und zum Fechten die ersten immer frisch. | Und wo Kameraden zechten, die letzten unterm Tisch. / Die alten lustigen Farben, lichtblau an frischem Lorbeergrün, | Ich brauch Euch nicht zu mahnen Hohenfriedeberg- Schlacht, | Der siebenundsechzig Fahnen, die man dort eingebracht.".
Die Rückseite zeigt ein Porträt von König Friedrich dem Großen unter Lorbeerlaub. Links und rechts oben sein Ausspruch aus seinem Werk "Geschichte meiner Zeit": "Die Welt ruht nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preußen auf einer solchen Armee."
Auf der Vorderseite des ersten 50-Pfennig-Scheins sehen wir wieder ein Porträt Friedrichs sowie preußische Fahnen mit seinem Herrscher-Monogramm "FR" für Fridericus Rex.
Die Rückseite zeigt einen mit Fahnen geschmückten Turm im Lorbeerkranz, links und rechts davon je einen preußischen Adler und darunter ein Notensegment des Hohenfriedeberger Marschs.
Auf der Vorderseite des zweiten 50-Pfennig-Scheins sehen wir einen Plan der Schlacht bei Hohenfriedeberg und darüber einer preußischen Adler sowie gesenkte Fahnen, die für die erbeuteten Fahne der Österreicher und Sachsen stehen.
Die Rückseite zeigt wieder ein Porträt Friedrichs des Großen, daneben preußische Adler und den Spruch: "Es siegt der Preußen Mut – Den 4. Juni 1745 | Hier floß viel Heldenblut bei Friedeberg in Schlesien.".
Das Vorderseiten-Motiv des ersten 75-Pfennig-Scheins ist ein alter Gasthof, in dem Friedrich der Große nach der Schlacht bei Hohenfriedeberg den tödlich verwundeten Kaiserlichen Generalfeldmarschall-Leutnant Johann Franz Graf von Saint-Ignon, Inhaber des Harrant-Kürassier-Regiments, besuchte.
Die Rückseite zeigt ein bekanntes Porträt Friedrichs des Großen mit Gehstock sowie Zierschilde mit seinem bekrönten Monogramm.
Auch der sechste und letzte Schein der Serie verzichtet nicht auf die Darstellung Friedrichs des Großen, hier auf der Rückseite als Silhouette im Lorbeerlaub, flankiert von einem Trommler links und einem Fahnenträger rechts.
Auf der Vorderseite ist das Guhle-Denkmal dargestellt und dazu links und rechts die Inschrift: "Wanderer, bringe die Kunde von uns nach Sachsen u. Österreich / Folgsam und treu dem Gebot ruhn wir vereint hier im Grab".
Die Striegauer "Schlachtenserie" ist sicher die am schönsten gestaltete Notgeldserie mit Darstellungen des berühmten Preußen-Königs.
Wittenberg (Preußen, Provinz Sachsen)
Der Magistrat der durch Luther und die Reformation bekannten Stadt Wittenberg gab 1922 eine Serie von Notgeldscheinen mit Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf den Vorderseiten und Szenen zur Stadtgeschichte auf den Rückseiten aus. Es gibt je zwei verschiedene 25- und 50-Pfennig-Scheine sowie solche zu 1, 2, 5 und 10 Mark.
Als Serienbuchstaben vor den Kontrollnummern wurden D, M, L, U, T, H, E und R für Doktor Martin Luther verwendet.
Der Wert zu 2 Mark zeigt auf der Vorderseite ein Porträt Friedrichs des Großen und auf der Rückseite eine historische Szene, als die Reichsarmee 1760 das von den Preußen besetzte Wittenberg erobert.
Ziesar (Preußen, Provinz Brandenburg)
Noch einmal begegnet uns ein durch Reichs-Gebrauchsmuster geschützter Kleinscheck der Glogauer Firma Flemming und Wiskott, hier für die Sparkasse der brandenburgischen Stadt Ziesar. Die Werte zu 25 und 50 Pfennig sowie 1, 2 und 3 Mark ohne Datum (1922) zeigen auf den Rückseiten historische Szenen der Stadtgeschichte. Der 2-Mark-Schein stellt eine Szene dar, in der Friedrich der Große in Ziesar Quartier bezieht. Darunter ein Zitat von ihm: "Die Herren Baumeisters seind Bedrieger, sie sollten lieber arbeiten und mir nicht mein Geld aus der Tasche locken.".
Damit endet unsere Übersicht zu Notgeld mit Darstellungen des "Alten Fritz". Gleichzeitig stehen die vorgestellten Stücke beispielhaft für die Vielfalt der Themen, Motive und künstlerischen Gestaltungen deutscher Serienscheine, die auch nach rund 100 Jahren immer noch nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben.
Alexander Persijn / Hans-Ludwig Grabowski
Abb. Hans-Ludwig Grabowski
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