top of page
AutorenbildArchiv

Aus dem Archiv: Rund um die Kontrollziffer

Aktualisiert: 8. Feb.

In der Dokumentensammlung von Albert Pick befindet sich eine mit Schreibmaschine getippte Studie von Kurt Lehrke, der Sammlern durch seine Arbeit und Bildtafeln zu den deutschen Wertpapierwasserzeichen bekannt sein dürfte, über die verschiedenen Ausführungen von Kontrollnummern. Sie ist auch heute noch von Interesse, insbesondere für Spezialsammler und Forscher, weil sie sich zwar nicht umfassend, aber dennoch intensiv mit den verschiedenen Typen von Kontrollnummern und Beizeichen (Numero-Zeichen und Sterne) beschäftigt und auch zwei Bildtafeln enthält.


Wenn sich Lehrke auf Kataloge bezieht, dann auf die von Dr. Arnold Keller aus den 1950er-Jahren zu verschiedenen Notgeldscheinen (z. B. Serienscheine und Kleingeldscheine).

Man kann also davon ausgehen, dass Albert Pick die Studie für die mit Carl Siemsen bearbeiteten Zusammenstellungen der "Keller-Kataloge" von Lehrke erhielt und genutzt hat,

die in den 1970er-Jahren beim Battenberg Verlag neu herausgegeben wurden.


Vielleicht ist die Studie ja auch eine Inspiration für Sammler, um in Zukunft viel genauer hinzuschauen und so bislang kaum beachtete Varianten in der Sammlung zu entdecken.


Lehrke verwendet in seiner Studie den damals üblichen Begriff Kontrollziffer mit der Abkürzung KZ. Etwa ab den 1980er-Jahren wurde der nicht zuletzt wegen der historisch belasteten Abkürzung KZ immer häufiger durch den Begriff Kontrollnummer mit dem Kürzel KN ersetzt.

 

Studie von Kurt Lehrke über die verschiedenen Typen von Nummern und Beizeichen aus der Dokumentensammlung von Albert Pick:


"Ist es schon bei den vielerlei Schriften und Farben schwierig, sie genau zu unterscheiden,

so ist dies bei der Mannigfaltigkeit der Formen, die die Kontrollziffer, hier kurz KZ genannt, aufweist, einfach eine Unmöglichkeit. Selbst lange Studien würden nie darüber ein vollständiges Ergebnis bringen, von der Tatsache, daß ja stets nur ein Teil des Gesamtmaterials zur Verfügung steht, ganz abgesehen. Die hier vorliegende Studie kann also nur Beispiele der Vielfalt bringen, die aber sicher dem Leser schon erstaunlich erscheinen wird, wenn er sich die beiden Bildtafeln ansieht. Diese sind mit fünffacher Vergrößerung gezeichnet, damit alle Unterschiede klar zum Ausdruck kommen.


Rund um die Kontrollziffer, Tafel I.


Die Tafel I bringt zunächst die gebräuchlichste Art der KZ, die mit ihrer Ziffernform als "Normalform" bezeichnet werden könnte. Die beiden verschiedenen Grundformen sind wie in den Katalogen mit Type I und Type II bezeichnet. Der Hauptunterschied beider Typen, also ihr wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal, sind die Ziffern 2, 7 und 5. Diese haben bei der Type I geschwungene, bei der Type II gerade Kopf- und Fußstriche. Dann ist zu beachten, daß beide Typen "eng" und "weit" vorkommen. d.h. die Ziffern stehen eng oder weit nebeneinander. Wie die Zeichnung erkennen läßt, sind bei der engen Form die Ziffern stets schmaler als bei der weiten. Bei der Type II sind sie allgemein breiter als bei der Type I.

Die Ziffern 2 und 7 bieten in ihrer Form ein sicheres Unterscheidungsmerkmal der beiden Typen, bei der Ziffer 5 zeigen sich aber schon gelegentlich Abweichungen. Sie kann sicher nur mit den anderen zusammen als Merkmal genommen werden. Die Ziffer 4 ist nur bedingt ein Unterscheidungsmerkmal. Sie ist bei der Type I, weite Form, offen, sonst aber in der Regel oben geschlossen, also bei der Type I, eng, und bei der Type II.


Wenn das nun alles wäre, könnte man die Unterscheidung der KZ-Formen als nicht gerade schwer ansehen. Aber – wie bei den verschiedensten Schriftformen gibt es nun auch hier viele von der "Normalform" abweichende Abarten, nämlich die Mischformen. Hier beginnen nun die Schwierigkeiten, denn hier gelten die vorher genannten Merkmale nur sehr bedingt. Hier beginnen die Varianten, deren Zahl unbegrenzt ist. Die Tafel I bringt dazu einige Beispiele.


Das Beispiel Nördlingen zeigt eine KZ mit No und Stern, deren Ziffern sehr der Blockschrift ähneln. Die folgenden Beispiele von Creussen haben auch Ähnlichkeit mit der Blockschrift. Das No-Zeichen hat eine eigenartige Form für sich, ganz anders als die später gezeigten Beispiele. Es ist einmal fett mit kleinen feinen Ziffern, das andere Mal feiner mit gleichgroßen Ziffern.


Die Zierziffer von Vegesack, die Form kommt selten vor, muß als schön bezeichnet werden, zumal sie sich in ihrem Charakter dem Druck des Scheines gut anpaßt. Die von Westerholt gezeigte KZ (Schein b III) ist schon ein Kuriosum. Die KZ ist 5,4 mm hoch, die 5 aber nur 4,6 mm. Sie ist wohl als Ersatz für eine kaputte Ziffer in den Numerateur eingesetzt worden, als keine passende 5 vorhanden war.


Das Beispiel Jarmen zeigt die vier verschiedenen KZ-Formen der ersten Ausgabe. I hat die Ziffern der Normalform Type I und einen achtstrahligen Stern. II hat eine häufige Zifferntype in glatter Schnittform mit offener 4, ähnelt aber sonst der Normaltype II. III ist ähnlich II, hat aber die 4 wieder geschlossen. Diese beiden Formen sind also schon richtige Mischtypen, man beachte den Kopfstrich der 5. IV entspricht III, hat aber vor der Nr den bei I rechts gezeichneten kleinen Stern. Die Bezeichnung I-IV nach dem Katalog.



Rund um die Kontrollziffer, Tafel II.


Die Tafel II zeigt zuerst eine Besonderheit. Die Ausgaben 1918 und 1919 von Eschwege zeigen merkwürdige KZ. Nun, es ist in Wirklichkeit auch keine, sondern nur eine scheinbare KZ.


Kahla: 4-stellige Kontrollnummer mit vorgedruckter 4. Abb. Sammlung Grabowski.


Als letztes Beispiel ist die Ausgabe Kahla, Stadtansichten, gezeigt. Hier ist die KZ mit einer vorgedruckten Ziffer, die nicht zum Numerateur gehört, versehen. Die normal vierstellige KZ ist entweder 3,5 mm hoch, weit, oder 3,7 bis 3,9 mm hoch, eng. Es sei hier noch bemerkt, daß die Zifferngröße bei der KZ ja vielfach nicht gleichmäßig ist. Da die Ziffern des Apparates ja beweglich sind, ist ihr Abdruck naturgemäß ungleichmäßig, kräftig oder schwächer und so meist den Unterschied bewirkend. Hier bei Kahla ist nun der vierstelligen KZ bei den über 9999 hinausgehenden Nummern eine der Ziffern 1–7 vorgedruckt. Vermutlich kommen sie bei allen Werten vor. Die vorgedruckte Ziffer hat die gleiche Größe wie die KZ (nicht gezeichnet) oder sie ist kleiner bzw. größer als diese. Das No-Zeichen hat bei allen vorliegenden Scheinen die gleiche Größe und Form. Die Beispiele zeigen eine KZ 3,9 mm mit vorgedruckter 1 von 3,6 mm und eine KZ 3,5 mm mit vorgedruckter 7 von 3,9 mm Höhe, wobei die letzte Ziffer der Zahlen nicht gezeichnet sind. – Besonders erwähnt sei auch noch die sechsstellige KZ, die von den übrigen abweicht. Sie hat gleich mehrere Eigenarten an dem einen hier vorliegenden Schein, dem im Katalog nicht aufgeführten 50er. Bei der No 074553, 4 mm hoch, weite Form, hat die 7 die Form der Type I, die breite 4 entspricht aber der Type II. Weiter ist merkwürdig, daß die Ziffern 07 3,5 mm Abstand voneinander haben und zwischen 7 und 4 sogar 4 mm Abstand ist. Der Abstand zwischen den vier letzten Ziffern beträgt je 3,75 mm, von Ziffernmitte bis Ziffernmitte gerechnet. In diesen Ziffern steckt also allerlei verborgen.


Berlin: 6-stellige Kontrollnummer mit auffällig vorgedruckter 2. Abb. Sammlung Grabowski.


Hier ist nun auch die Erstausgabe von Berlin zu nennen, die neben der sechsstelligen KZ ja noch die Reihen mit vorgedruckter Ziffer hat. Dazu muß eine Richtigstellung der Katalogangabe erfolgen. Die Reihe mit A soll eine siebenstellige KZ haben, was schon der Angabe des Vorwortes, daß es nur sechsstellige Numerateure gibt, widerspricht. Es stimmt auch tatsächlich nicht. Auch diese Reihe hat einwandfrei die erste Ziffer vorgedruckt, wie es die vorliegenden Scheine mit 0 1 2 3 erweisen. Allerdings, wie ja bei den Berliner Scheinen meistens, sehr sauber und daher unauffällig. Die Meßlupe zeigt aber deutlich, daß die vorgedruckten Ziffern 2 und 3 das Punktende vollrund haben, die Ziffern des Apparates aber nicht. Die Form ist also abweichend, wie es bei den anderen Ziffern, z.B. auch bei der 4 (immer geschlossen) oder der 5 zu erkennen ist, sie damit als vorgedruckt erweisend.


Ergänzend zu den bisherigen Ausführungen sei hier noch auf die Studie Trebnitz mit der Zeichnung auf Tafel VI hingewiesen [bezieht sich auf Katalog].


Erfurt: No-Zeichen Form 3. Abb. Sammlung Grabowski.


Eisenach: No-Zeichen Form 16. Abb. Sammlung Grabowski.


Erfurt: No-Zeichen Form 18. Abb. Sammlung Grabowski.


Die größte Vielfalt bei der KZ zeigen die Nummernzeichen, von denen die Tafel II eine kleine Auswahl von 18 Stück bringt. Dazu wird der Betrachter feststellen können, daß die vorher gezeigten KZ-Beispiele alle noch eine andere Form haben. Die Gesamtheit der Formen zu erfassen, ist einfach unmöglich. Zur Zeichnung muß bemerkt werden, daß hier teilweise von der fünffachen Vergrößerung abgewichen wurde. Die Zeichnungen wurden alle in gleicher Größe gebracht, um so bessere Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Für den Leser, der die Formen vergleichen will, seien die Orte ihrer Herkunft genannt: Nördlingen Form 1 und 2, Erfurt 3, Löbejun 4, Luckau 5, Ebingen 6, Gemünden 7, Cottbus 8, Deggendorf 9, Erfurt und Frankenhausen 10, Tondern 11, Goldap und Ilsenburg 12, Lassan 13, Glücksburg 14 und 15, Eisenach 16, Flöha 17, Erfurt 18.


Für den Sammler kann ein Katalog nur die Hauptunterschiede angeben. Wie aber soll man sie so bezeichnen, daß der Sammler zurecht findet? Man kann die Formen 1 und 2 als eng und weit, von den Senkrechten ausgehend, bezeichnen, die Formen 6 und 3 als schmal und breit, wobei aber die Gesamtbreite der Maßstab wäre. Wie aber 2 und 3 unterscheiden? 2 ist, die Senkrechten gesehen, breiter, in der Gesamtbreite aber wieder schmaler als 3. Es sind vier einander ähnliche Formen, eine einfache Unterscheidungsangabe aber ist nicht möglich. Ähnlich ist es bei den Formen 4, 8 und 9. Das N ist "Schräg", es sind aber sehr verschiedene Formen, bei denen trotzdem kaum ein Unterschied angegeben werden kann, von den Sonderformen dazu, 5 und 7, abgesehen. 5 kann als "fett"m 7 als "Blocktype" bezeichnet werden.


Diese Beispiele zeigen schon, daß genaue Unterscheidungen in einem normalen Katalog ausgeschlossen sind. Sie können nur in Spezialausgaben gebracht werden. Der Katalog kann nur die Grundformen, von denen sieben deutlich ohne große Mühe zu unterscheiden sind, bringen. Er erspart damit dem Sammler manchen Ärger, läßt dem Spezialisten aber für seinen Forscherdrang freien Spielraum. Der Katalog kann also etwa bringen:


I No [schräg] steil – Formen 1, 2, 3, 6

II No [schräg] – Formen 4, 8, 9. 5 und 7 mit Zusatz fett bzw. Blocktype

III No [gerade] – Formen 13, 14, 15

IV Nr [schräg] – Formen 10, 11. Form 12 mit Zusatz Blocktype

V Nr [gerade] – Form 16

VI NR [gerade] – Form 17

VII Nr [Fraktur] – Form 18


Zu III ist noch zu bemerken, daß zwischen Punkt und Strich bei dem o kein Unterschied zu machen ist, da sie im Druck oft unklar herauskommen. Bei Creussen könnte die Angabe No in Blocktype lauten.


Corbach: sechsstrahliger Stern gespreizt, Form 5/6. Abb. Sammlung Grabowski.


Von der Vielfalt der Beizeichen, die sich in Form von Sternen und dgl. bei der KZ finden, sind 17 Beispiele gezeigt. Am häufigsten finden sich die sechsstrahligen Sterne der Formen 1 bis 6. Hier kann man jede der drei Formen als klein bzw. groß bezeichnen, weiter aber schon nichts mehr. Die Unterschiede zwischen 1 und 2 bzw. 3 und 4, "dicht" und "licht", sind auf der Zeichnung wohl klar sichtbar, dazwischen gibt es aber noch viele Varianten! Häufig sind auch die achtstrahligen Sterne, wie sie bei 13 und 15 gezeigt werden, Beispiele von Netzschkau. Der Größenunterschied ist oft unklar zu erkennen, nur licht und dicht wäre als Unterscheidung möglich. Bei Netzschkau findet sich auch der seltene fünfstrahlige Stern. Er ähnelt der Form 10, d.h. er ist voll schwarz. Die Größe entspricht der Form 11, 4,5 mm Durchmesser. Die Stellung ist mit zwei Spitzen nach oben, mit einer nach unten. Der Stern steht etwa 9 mm vor der KZ. Er ist als 17 bei 10 eingestrichelt. Der bei Eisenach ausgegebene fünfstrahlige Stern ist nicht bekannt.


Alle anderen Formen sind seltener zu finden. Der Stern 7, sechseckig mit heller Mitte, findet sich bei Aschersleben und der Potsdamer Soldatenserie, hier aber nur als Blinddruck.

Die Formen 8 bis 11 finden sich bei Badetz, sie fallen schon etwas aus dem üblichen Rahmen.

Der hier angegebene fünfstrahlige Stern existiert nicht. Es handelt sich um den gleichen Stern wie 10, nur daß hier die linke Zacke ausgebrochen ist. Die Zusammenzeichnung des fünf- mit dem sechsstrahligen Stern (17 und 10) zeigt schon die ganz verschiedene Konstruktion beider Formen. Die Form 10 findet sich auch stehend, d.h. mit Spitze nach oben und unten, wie es bei Jarmen der Fall ist. – Die Rosette 12 findet man bei Zell, die Blume 16 bei Magdeburg.


Noch einige Besonderheiten seien genannt. Bei Bochum findet sich vorgedruckt vor der knapp 4,5 mm hohen KZ ein quadratischer Block von 5 mm Seitenlänge. Ähnlich ist es bei Auerbach bei der Serie vom 1.7.21. Bei der KZ 3 mm ist vor der KZ ein 3,7 mm hoher Block, der auf der Umrahmung steht und meist nur schwach gedruckt ist. Mit etwas Phantasie läßt sich bei einem Schein aus diesem schwachen Druck ein A herauslesen. Scheine mit A (wieviel?) gibt es nach Angabe eines Sammlers in den USA. Die Serie hat, um das noch zu sagen, bei I (glattes Papier) die KZ auch mit vorgedruckter 1 (= Million) bei 3 und 4,5 mm. Die 1 steht dabei schon mitten auf dem Randzierstück wegen der Breite der KZ."


Kurt Lehrke / Hans-Ludwig Grabowski (Einleitung)

 

Quelle: Beiträge und historische Dokumente aus dem Archiv des Battenberg Gietl Verlags

Abb. Hans-Ludwig Grabowski

Comments


bottom of page