Als die deutschen Truppen Mitte Juni 1940 die Küste der Normandie erreichten und Frankreich einen Waffenstillstand anbot, war abzusehen, dass die kroneigenen britischen Kanalinseln Alderney, Brecqhou, Burhou, Casquets, Guernsey, Herm, Jersey, Jethou, Lihou, Minquiers und Ecréhous sowie Sark bald besetzt werden würden. Britische Soldaten, die vor den vorrückenden deutschen Truppen von St. Malo aus auf die Inseln geflüchtet waren, machten aber keinerlei Anstalten, um sie zu befestigen, da keine Order aus London vorlag. Großbritannien war nach dem Sieg über Frankreich vorerst der einzige verbliebene Kriegsgegner Deutschlands gewesen.
Der Waffenstillstand mit Frankreich begann am 25. Juni 1940. Am 30. Juni besetzten
deutsche Truppen die Hauptinseln Alderney, Guernsey und Jersey. Die Briten hatten zuvor
alle militärischen Einheiten, aber auch fast 23.000 Zivilisten von den Inseln abgezogen,
um ein Blutvergießen zu vermeiden. Die Vertreter von Guernsey und Jersey gingen auf die Deutschen zu und übergaben ihre Inseln. Alderney war dagegen durch die vorherige Evakuierung menschenleer. Bald standen auch die anderen Kanalinseln unter deutscher Kontrolle.
Die Weisungen für die deutschen Besatzungstruppen waren eindeutig. Die deutschen Soldaten sollten sich danach so höflich wie möglich verhalten. Jede Art von Gewalt und Plünderung wurde unter strenge Strafen gestellt. In der Folge entwickelte sich denn auch eine recht spannungsfreie Beziehung zwischen der Bevölkerung und dem deutschen Militär. Auch wenn die Deutschen den Hauptort von Guernsey, St. Peter Port, bald Petershausen nannten, mischten sie sich kaum in die Verwaltung und das alltägliche Leben auf den Inseln ein. Sogar die Justiz oblag weiter den Inselverwaltungen.
Das unbewohnte Alderney liegt nahe an Frankreich und wurde in die Maßnahmen zum Bau des sog. „Atlantikwalls“ einbezogen. Wie sich General Speidel später erinnerte, sollte die britische Inselgruppe vor St. Malo während eines 8-Jahre-Plans in eine unbesiegbare Festung verwandelt werden. Hierzu wurden ausländische Arbeiter, besonders Russen und Spanier, herangezogen.
Auch nach der Landung der Alliierten an der französischen Normandieküste im Juni 1944 blieben die gut ausgebauten Kanalinseln in deutscher Hand. Dies sollte sich auch bis Kriegsende nicht ändern. Die Inseln waren jedoch isoliert und es kamen kaum noch Lieferungen durch. Es fehlte an Nahrung, Kleidung, Treibstoff, Reinigungsmitteln und vielem mehr. Der Bevölkerung und den Soldaten drohte eine Hungersnot. Im Winter 1944/1945 erließ der damalige Oberkommandierende der Inseln, von Schmettow, den Befehl, dass alle Hilfspakete vom Roten Kreuz ausschließlich für die Insulaner bestimmt seien und sich kein deutscher Soldat dieser zu bemächtigen habe. Jede Familie erhielt wöchentlich ein Hilfspaket. Währenddessen suchten hungernde deutsche Soldaten verzweifelt die Strände nach Essbarem ab.
Wenn die Insulaner heute den 9. Mai als ihren „Liberation day“ feiern, dann weil der deutsche
Generalmajor Wolfe am 9. Mai 1945, also einen Tag nach der bedingungslosen Kapitulation
Deutschlands, an Bord der „Beagle“ die Kapitulation der Inseln unterzeichnete.
Auch nach Kriegsende blieben aber vorerst viele deutsche Soldaten, nun als Gefangene, auf
den Inseln. Sie räumten Minen, bauten Straßen und richteten verlassene Wohnhäuser wieder
her. Zwischen den Deutschen und Insulanern, auch den wieder heimgekehrten, entwickelte sich ein fast freundschaftliches Verhältnis und man wusste die Leistungen der deutschen Besatzungszeit wie auch die Arbeit der deutschen Soldaten nach dem Krieg zu würdigen, denen man u. a. Wasser- und Stromversorgung verdankte, ein erweitertes Abwassernetz, Kino oder Krananlagen.
Bank of England, Überdrucke 1941
Schon kurz nach der deutschen Besetzung zeichneten sich Probleme bei der Bereitstellung von Zahlungsmitteln für den Umlauf ab. Die Bevölkerung misstraute der Mark-Währung und hortete die einheimischen und britischen Pfund-Noten. Ab 1941 kam es deshalb auf Guernsey und Jersey mit deutscher Erlaubnis zur Ausgabe von Kleingeldscheinen mit britischer Währungsbezeichnung. Die Scheine wurden zu offiziellen Zahlungsmitteln erklärt und liefen neben den Inselbanknoten und Noten der Bank of England um. Katalogisiert und bewertet sind diese Ausgaben im Katalog "Die deutschen Banknoten ab 1871".
Für die auf Guernsey in Umlauf gesetzten Kleingeldscheine über insgesamt 10.000 Pfund wurden für die erste Ausgabe 5.000 1-Pfund-Noten des States of Guernsey und für die zweite Ausgabe weitere 5.000 1-Pfund-Noten der Bank of England aus dem Verkehr gezogen. Letztere wurden durch die Inselverwaltung mit einem Überdruck versehen,
womit sie für die deutsche Besatzung unbrauchbar waren.
Derart überstempelte Pfund-Noten kommen meist nur in gebrauchter Erhaltung vor
(die Scheine stammten aus dem Umlauf) und sind heute recht selten.
Nach Kriegsende wurden 2.000 Stück der überdruckten Pfund-Noten auf Jersey gefunden und an die Bank of England zurückgeführt. Anfang der 1980er-Jahre verfügte die Bank
of England noch etwa über 3.000 Stück dieser Noten. Sie wurden damals an Sammler, vorwiegend aus den USA verkauft. Inzwischen sind nur noch wenige hundert Exemplare
auf dem Markt.
Objekttyp: Banknote, entwertet
Sammlung: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski
Authentizität: Original
Land/Region/Ort: Großbritannien, England
Emittent: Bank of England
Nominal: 1 Pound
Datierung: ohne Datum (1928-1948)
Vorderseite: Links oben sitzende Britannia in einem Medaillon, Überdruck zur
Entwertung: "Withdrawn from circulation September 18th, 1941"
Rückseite: Oben das Gebäude der Bank of England und links und rechts unten der Heilige Georg mit Drachen, Überdruck zur Entwertung:
"Withdrawn from circulation September 18th, 1941"
Unterschrift: K. O. Peppiatt (1934-1939)
Material: Papier ohne Wasserzeichen
Format: 150 mm x 84 mm
Druck: Bank of England Works
Nummerierung: E 79 A, 927644
Umlauf: bis 18. September 1941
Zitate:
GU 1e (Grabowski/Huschka/Schamberg: Ausländische Geldscheine unter deutscher Besatzung im Ersten und Zweiten Weltkrieg)
B127c (Linzmayer: The Banknote Book – Guernsey)
Hans-Ludwig Grabowski
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Literaturempfehlung:
Grabowski, Huschka, Schamberg:
Ausländische Geldscheine unter deutscher Besatzung im Ersten und Zweiten Weltkrieg
1. Auflage 2006
ISBN: 978-3-86646-505-3
320 Seiten, durchgehend farbig
Preis: 14,90 Euro
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