Objekttyp: Banknote
Sammlung: Sammlung Hensengerth
Historischer Kontext:
Der Fürst zu Schaumburg-Lippe regierte einen Kleinst-Staat, der Mitte des 19. Jahrhunderts nur etwa 32.000 Einwohner besaß. Auf dem Höhepunkt des Bankengründungsbooms 1856 erteilte er einem Konsortium auswärtiger Banken aus Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover und Paderborn die Konzession zur Errichtung einer Notenbank in seinem beschaulichen Residenzort Bückeburg. Die Frankfurter Börsenzeitung „Aktionär“ bezeichnete sie am 15. November 1857 als „Winkelbank“, deren Gründung „ein wahres Attentat auf den gesunden Menschenverstand“ sei1). Ganz so schlimm war es nicht. Die Bank blieb aber wirtschaftlich unbedeutend, auch wenn sie 1860 eine Filiale in der ungleich bedeutenderen Handels- und Hansestadt Bremen eröffnete. Ungewöhnlich war, dass sich das Notenrecht der Niedersächsischen Bank nicht auf die heimische Thaler-Währung beschränkte, sondern auch Emissionen in verschiedenen anderen Währungen zugelassen waren, unter anderem in süddeutschen, in österreichischen und in holländischen Gulden sowie in Thaler Gold. Allerdings hat die Bank von dieser Erlaubnis keinen Gebrauch gemacht. Ausgegeben wurden nur Noten zu 10 Thaler im silbernen 14- bzw. 30-Thalerfuß und 1874 noch ein Hundertmarkschein.
Obwohl die Bank ein unbegrenztes Notenausgaberecht besaß, blieb der Notenumlauf bis Ende der 1860er Jahre weit unter eine Million Thalern. Erst im Wirtschaftsboom nach der Reichsgründung 1871 stieg er kräftig an, 1872 wurden drei Millionen Thaler überschritten.
1876 verzichtete die Niedersächsische Bank auf ihr Notenrecht. 1899 ging sie in der 1872 gegründeten Dresdner Bank auf.
Land/Region/Ort: Deutscher Bund, Fürstentum Schaumburg-Lippe, Bückeburg
Emittent: Niedersächsische Bank
Nominal: 10 Thaler
Datum: 12. September 1856
Vorderseite: Links und rechts je eine geflügelte weibliche Allegorie (links mit Attributen des Bauwesens, der Industrie und des Handels und rechts mit Symbolen des Handwerks und der Landwirtschaft). Mitte oben geflügelte männliche Allegorie in Rüstung.
Rückseite: Ornamentrahmen mit vier Wappenschildern in den Ecken und in der Mitte Wappen mit Greif und Wappenschildern mit Symbolen des Handels sowie der Industrie und des Handwerks.
Format: 142 mm x 93 mm
Material: Papier
Nummerierung: Ser. XLVIII. (bisher nicht katalogisiert), Fol. 41, Kontrollnummer handschriftlich auf der Rückseite 740861 und Signatur
Authentizität: Original
Zitate:
GK-517 (Grabowski/Kranz: Das Papiergeld der altdeutschen Staaten)
A 469 (Pick/Rixen: Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland)
GER-S736 (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. I – Specialized Issues)
Dr. Bernd Sprenger
Anmerkungen:
Zitiert nach Heinz Fengler, Geschichte der deutschen Notenbanken vor Einführung der Mark-Währung, Regenstauf 1992, S. 114
Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus einer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.
Literaturhinweis:
Das Papiergeld der altdeutschen Staaten Geldscheine der Staaten auf dem Gebiet des 1871 gegründeten Deutschen Reichs von den Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
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