Die Schaffung einer eigenen „Binnenwährung“ für das Getto Litzmannstadt stellt eine Besonderheit der deutschen Währungsgeschichte dar, die der Abschöpfung aller im Getto vermuteten Gelder aus jüdischem Besitz dienen sollte.
Im Mai 1940, also direkt nach der Schließung des Gettos, schätzte man ein, dass sich noch etwa 5 Millionen Reichsmark im Getto befänden, die von den Bewohnern zurückgehalten und nur auf dem Schwarzmarkt verwendet werden würden. Zudem rechnete die Stadtverwaltung spätestens ab Juni 1940 damit, das Getto andauernd finanziell unterstützen zu müssen.
Mit dem eigenen Gettogeld sollten deshalb alle noch im Getto vorhandenen Geldwerte, egal ob Reichsmark, Zloty oder ausländische Devisen, vollständig herausgezogen werden.
Zu diesem Zweck wurde die Reichsmark ab 8. Juli 1940 im Getto für ungültig erklärt. Eingeführt wurden stattdessen ab 9. Juli 1940 Mark-Quittungen des Ältesten der Juden Rumkowski, die man zu alleinigen Zahlungsmitteln im Getto erklärte, die außerhalb des Gettos aber praktisch wertlos waren.
Mit seiner Bekanntmachung Nr. 70 forderte Rumkowski die Gettobewohner auf, alle Reichsmarknoten und Reichsmarkmünzen ab 50 Pfennig Nennwert sowie alle ausländischen Zahlungsmittel bei „seiner Bank“ (Bank des Aeltesten der Juden in Litzmannstadt) gegen die neuen Mark-Quittungen umzutauschen. Für den Fall der Annahme ungültig erklärter Zahlungsmittel und von Devisenschmuggel aus dem Getto wurden strenge Strafen angedroht.
Für ausführliche Informationen zum Geld der Konzentrationslager und Gettos 1933 bis 1945 verweise ich auf mein Buch Das Geld des Terrors (siehe auch die Literatur-Empfehlung).
Aus der Sammlung Hans-Ludwig Grabowski:
Großdeutsches Reich, Getto Litzmannstadt, Der Älteste der Juden:
Quittung über 20 Mark vom 15. Mai 1940
Vorderseite: links oben Davidstern, Unterdruck mit Gitter aus Davidsternen
Rückseite: links unten siebenarmiger Leuchter (Menora), rechts oben Davidstern, Unterdruck mit Gitter aus Davidsternen
Format: 160 mm x 80 mm
Wasserzeichen: ohne
Entwurf: I. Gutman / P. Szwarc
Druckerei: Firma Manitius in Litzmannstadt (Lodsch)
Umlauf: bis 2. September 1944
Katalogreferenzen:
Li 6c (Grabowski: Das Geld des Terrors)
Hans-Ludwig Grabowski
Literatur-Empfehlung:
Hans-Ludwig Grabowski:
Das Geld des Terrors –
Geld und Geldersatz in deutschen Konzentrationslagern und Gettos
1933 bis 1945
Mit Dokumenten aus der Sammlung Wolfgang Haney, Berlin.
Verlag: Battenberg Verlag
ISBN: 978-3-86646-040-9
Auflage: 1. Auflage 2008
Abbildungen: durchgehend farbige Abbildungen
Hardcover: 456 Seiten
Format: 17 x 24 cm
Preis: 19,90 Euro
Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com
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