top of page
AutorenbildUwe Bronnert

Aus privaten Sammlungen: 50-Rials-Banknote der provisorischen Regierung des Ajatollah Chomeini

Aktualisiert: 14. Feb.

Das Deutsche Reich war vor Beginn des Zweiten Weltkriegs größter Handelspartner des Irans. Bei Kriegsausbruch erklärte Reza Schah die Neutralität seines Landes. Als Hitlers Armeen am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfielen, erhielten die iranischen Erdölvorkommen eine besondere strategische Bedeutung. Unter Missachtung der Neutralität marschierten am 25. August britische und russische Truppen ein, um einen Versorgungskorridor zur Sowjetunion zu schaffen. Unter dem Druck der Alliierten musste am 16. September Reza Schah zugunsten seines Sohns Mohammed Reza [* 26. Oktober 1919 in Teheran; † 27. Juli 1980 in Kairo] abdanken und ins Exil nach Südafrika gehen, wo er 1944 starb. Erst 1946 endete die Besatzung des Landes.


Schah Mohammed Reza verfolgte zwei Ziele: zum einen die Sicherung seiner Dynastie durch einen Thronerben, der ihm nach zwei Scheidungen von seiner dritten Frau geboren wurde, und zum anderen die Erweiterung seiner Machtbefugnisse auf Kosten des Parlaments. Letztlich stieg er zum Alleinherrscher auf, der das Land in seinem Sinne modernisierte, was im Wesentlichen eine Angleichung an den "Westen" bedeutete.


Mitte 1963 kam es zu schweren Unruhen, die brutal niedergeschlagen wurden. Dabei spielte der schiitische Klerus des Landes eine bedeutende Rolle. Er fürchtete, bei der geplanten Landreform seinen Landbesitz zu verlieren. Auch die vorgesehene Säkularisierung des Bildungswesens und die Einführung des Frauenwahlrechts stieß bei ihm auf Ablehnung.


Nachdem der Schah die Geistlichen als Reaktionäre, Parasiten des Volkes und britische Agenten beschimpft hatte, antwortete Ajatollah[1] Ruhollah Chomeini mit scharfen Worten. Dies brachte ihm zwei kurze Gefängnisaufenthalte ein. Schließlich ging er 1964 ins Exil.

Nach Station in der Türkei begab er sich nach Nadjaf im Irak. Im Oktober 1978 wurde Chomeini – auf Wunsch des Schahs – aus dem Irak ausgewiesen und nahm seinen Aufenthalt in Neauphle-le-Château bei Paris. Von hier aus rief er in Ansprachen und Predigten zum Sturz des Schahs auf.


Sowohl Regierung als auch der iranische Geheimdienst scheinen diese Vorgänge in ihrer Bedeutung falsch eingeschätzt zu haben. Als am 7. Januar 1978 die Teheraner Tageszeitung Ettela‘at einen Artikel veröffentlichte, in dem Chomeini massiv beleidigt wurde, kam es zu zahlreichen Demonstrationen und Protesten, die von der Polizei blutig niedergeknüppelt wurden. Die große Zahl der Protestierenden aller politischen Richtungen traf die Sicherheitskräfte völlig unvorbereitet. Besonders verarmte Landbewohner, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in die Städte gezogen waren, beteiligten sich daran.


Angesichts der Ereignisse ließ der Schah politische Gefangene frei und hob die bestehenden Einreisebeschränkungen für oppositionelle Iraner auf. Ende 1978 wandte sich der Schah in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung und räumte ein, dass seine Regierung von Korruption und Grausamkeit überschattet sei und bat die Iraner um Verzeihung. Vielleicht hätte die Armee seine Herrschaft noch retten können, aber nach dem er auch die Revolution für gerechtfertigt erklärte, war das Militär moralisch handlungsunfähig. So ging der Schah am 16. Januar 1979 ins Exil und Chomeini traf von Paris aus kommend am 1. Februar in Teheran ein.


Noch musste Chomeini Rücksicht auf einflussreiche politische Gruppierungen nehmen, die maßgeblich an der Revolution beteiligt gewesen waren. Dies galt besonders für die linke Volksmudschahedin, deren Führer Masud Radjavi eine gerechte Landreform, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Gleichberechtigung der Frau forderte. Andere linke Gruppierungen gingen noch weiter und verlangten die Verstaatlichung aller Betriebe und die Hinrichtung der ehemals Verantwortlichen. Um den Argwohn, der schiitische Klerus könnte die Macht ergreifen, zu begegnen, beauftragte der religiöse Führer am 5. Februar den religiös geprägten Ingenieur Mehdi Bazargan mit der Bildung einer Revolutionsregierung.


Um sein wahres Ziel, die Errichtung einer Theokratie, zu verschleiern, ging Chomeini zum Schein auf deren Forderungen ein und flocht in seinen Reden immer öfter linke Parolen ein. Währenddessen schickte er Geistliche mit Geld in die Provinzen, um die arme Landbevölkerung in seinem Sinne zu beeinflussen. So sprach sich am 30. März 1979 bei der Abstimmung – mangels Alternativen – auch eine Mehrheit der Bevölkerung für die Errichtung einer Islamischen Republik aus, deren Verfassung am 2. Dezember angenommen wurde. Danach ist die Islamische Republik eine Theokratie, „das heißt Gott beziehungsweise der verborgene Zwölfte Imam als sein Repräsentant ist der alleinige Herrscher. Die Zwölferschia ist seit 1501 Staatsreligion in Iran: Grundlegend ist die Imamatslehre, die eine spezifische Kette von zwölf Imamen, das heißt legitimen Führern der schiitischen Gemeinschaft, annimmt.

Der Zwölfte Imam ist nach der Lehre der Zwölferschia nicht gestorben, sondern lebt in der Verborgenheit. Er ist eine Erlösergestalt, die eines Tages zurückkehren und ein Reich der Gerechtigkeit auf Erden errichten wird. Bis zur Rückkehr des verborgenen Zwölften Imams tritt das von Chomeini schon 1971 in seiner Schrift Hokumat-e eslami (‚Die islamische Regierung‘) programmatisch formulierte Prinzip des so genannten velayat-e faqih in Kraft, die ‚Herrschaft des Rechtsgelehrten‘. Danach übernimmt die Führung der schiitischen Gemeinde, in diesem Fall des Staates, in Stellvertretung des verborgenen Imams der religiöse Führer.“[2]


Auch nachdem der Schah das Land verlassen hatte, liefen weiterhin die Banknoten der „Bank Markazi Iran“ mit seinem Konterfeit um. Da kurzfristig die im Umlauf befindlichen Noten nicht ausgetauscht werden konnten, die Regierung der Islamischen Republik aber jede Erinnerung an Mohammad Reza Shah Pahlavi tilgen wollte, wurde sein Brustbild auf der Vorderseite der noch nicht ausgegebenen Scheine ab Februar 1979 durch ein Arabeskenmuster unkenntlich gemacht. Dies wurde so gestaltet, dass der Überdruck das Porträt des Schahs vollständig abdeckt, aber nicht die darunter liegende Nummerierung. Da das Brustbild auf den einzelnen Nominalen variiert, wurden acht unterschiedliche Überdrucke notwendig.


Insgesamt wurden drei Serien der provisorischen Banknoten ausgegeben. Die erste Serie hat nur den bereits beschriebenen Überdruck. Die zweite Serie erhielt zusätzlich den Aufdruck des Löwen- und Sonnenwappens auf der vom Druck ausgesparten linken runden Fläche. Damit wurde nun auch das Wasserzeichen unkenntlich gemacht, das den Kopf des Schahs zeigt. Bei der dritten Serie wurde das Löwen- und Sonnenwappen durch die kalligrafische Inschrift „JUMHURI-YE ISLAMI-YE-IRAN“ (Islamische Republik Iran) in Farsi ersetzt.


Unter Schah Reza Pahlavi war der Iran der engste Verbündete der USA im Nahen Osten, Ayatollah Ruhollah Chomeini dagegen machte den Hass auf die USA und Israel nach der Islamischen Revolution zu einem ideologischen Kern der Islamischen Republik. Dies erklärt die wohl privaten Stempelaufdrucke „Dont With U.S.A. / Dont With Israel“ und „Dont / With / Shah“ auf der abgebildeten 50-Rials-Banknote.

 
 

Land/Region/Ort: Iran, Islamische Republik

Emittent: Provisorische Regierung

Nominal: 50 Rials

Datierung: 1979, Dritte Serie.

Vorderseite: Blumen, kalligraphischer Aufdruck; das Brustbild „Mohammad Reza

Schah Pahlavi“ ist durch einen Aufdruck unkenntlich gemacht. Text in Frasi. Zusätzliche Propagandastempel.

Rückseite: Abbildung des Grabmals von Kyros dem Großen in Pasargadae.

Bankname „BANK MARKAZI IRAN“ und Wertangabe „50 RIALS“

in Englisch. Zusätzliche Propagandastempel.

Material: Papier mit eingebettetem Metallfaden.

Druck: De La Rue.

Wasserzeichen: Kopfbild des Schahs; durch Textaufdruck fast vollständig verdeckt.

Format: 136 × 69 mm

Unterschriften: H. Ansary, H. A. Mehran.

Nummerierung: ١۶ / ١ (Präfix) ١٨٠٨٣٩ (16/1 180839)

Authentizität: Original

Objekttyp: Banknote mit zusätzlichen Propagandastempeln

Sammlung: Uwe Bronnert

Zitate:

  • SCWPM-123 (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. III – Modern Issues)

  • B257 (Linzmayer: The Banknote Book, Iran)

  • 204 (F. N. Farahbakhsh: Standard Catalogue of Iranian Banknotes, 4th Edition, Tehran 1999, S. 102)

 

Uwe Bronnert

 

Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus einer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.


Anmerkungen

[1] „Zeichen Gottes“, ein hoher religiöser Titel.

[2] Monika Gronke, Irans Geschichte: 1941-1979 – Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Islamischen Revolution. <https://www.bpb.de/themen/naher-mittlerer-osten/iran/40125/irans-geschichte-1941-1979-vom-zweiten-weltkrieg-bis-zur-islamischen-revolution/> (27.08.2023)

Comments


bottom of page