„Gott schütze Österreich“. Mit diesen Worten beendete der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am Abend des 11. März 1938 seine letzte Radioansprache, kurz bevor Bundespräsident Wilhelm Miklas unter deutschem Druck Innenminister Artus Seyß-Inquart zum neuen Bundeskanzler ernannte und die Besetzung Österreichs durch deutsche Truppen begann. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde durch Verordnung vom 17. März 1938[1] die Reichsmark alleinige Währung. Die umlaufenden Schillingnoten wurden zum 15. Mai 1938 aufgerufen und zum 31. Dezember 1938 wertlos.
Die letzte während der Zeit der Ersten Republik ausgegebene Banknote war die 50-Schillingnote der Oesterreichischen Nationalbank mit Datum 2. Jänner (Januar) 1935,
die ab 8. Juni 1936 in Umlauf kam und die 50-Schillingnote vom 2. Jänner (Januar) 1929 ablöste, die zum 30. November 1936 aufgerufen wurde. Die Umlaufzeit des Scheins war mit weniger als zwei Jahren verhältnismäßig kurz. Laut Unterlagen der Oesterreichischen Nationalbank liefen von der 50-Schillingnote Ende 1937 2.320.000 Stück um. Das waren
12,3 % des gesamten Umlaufbetrages und 8,3 % der umlaufenden Banknotenmenge.
Die Noten zu 20 und 100 Schilling spielten im Geldumlauf eine bedeutendere Rolle, was wohl auch daran lag, dass das Nominal eines Fünfzigers in Österreich generell wenig gebräuchlich war.
Der Schein zeigt auf der Vorderseite neben Guillochen und grafischen Gestaltungselementen das Porträt eines Jungen. Auf der Rückseite ist eine Luftaufnahme der Kirche Maria Wörth am südlichen Ufer des Wörthersees im Bundesland Kärnten zu sehen.
An der Gestaltung des Scheins waren drei Künstler beteiligt: Rudolf Jung, Josef Steger und Karl Sterrer. Alle drei hatten Erfahrungen mit der Gestaltung von Banknoten.
Das Bild des Jungenkopfes auf der Vorderseite stammt von Karl Sterrer und stellt seinen Sohn Hubert Sterrer (geboren am 24. Januar 1920) etwa im Alter von drei Jahren dar.
Das Bild dürfte daher um 1923 entstanden sein.
Karl Sterrer (geboren am 4. Dezember 1885 in Wien) war seit 1921 Professor an der Schule für Malerei der Akademie der Künste in Wien. Er galt als katholisch geprägter Maler und wurde am 13. März 1938 dienstenthoben, jedoch 1939 als Professor wieder eingesetzt. Als NSDAP-Mitglied wurde er 1945 erneut suspendiert und im März 1946 in den Ruhestand versetzt, da er "nach seinem bisherigen Verhalten nicht die Gewähr dafür [biete], dass er jederzeit rückhaltlos für die unabhängige Republik Österreich eintreten werde[2]". Von Hubert Sterrer stammen diverse Entwürfe zu Porträts auf österreichischen Banknoten, etwa das Bild einer Frau mit Kindern auf der Note zu 500.000 Kronen vom 20. September 1922[3].
Auch der abgebildete Hubert Sterrer bekam eine künstlerische Ausbildung: Zwischen Herbst 1937 und Sommer 1944 besuchte der als Student die Akademie der Künste in Wien, bevor er zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurde.
Das Klischee der 50-Schillingnote von 1935 fand erneut Verwendung als 50-Schillingnote mit Datum 29. Mai 1945[4], die mit der Währungsreform ab 10. Dezember 1947 ausgegeben wurde und bis zum 14. Februar 1953 in Umlauf blieb, jedoch noch bis zum 14. Februar 1973 an den Kassen der Oesterreichischen Nationalbank umgetauscht werden konnte.
Land/Region/Ort: Österreich, Republik
Emittent: Oesterreichische Nationalbank
Nominal: 50 Schilling
Datierung: 2. Jänner (Januar) 1935.
Vorderseite: Porträt eines Jungen (Hubert Sterrer), Guillochen, Zierelemente,
Bundeswappen.
Rückseite: Kirche Maria Wörth, Guillochen, Zierelemente.
Material: Papier.
Druck: Druckerei der Oesterreichischen Nationalbank.
Wasserzeichen: Ornamentmuster
Format: 115 × 79 mm
Unterschriften: Dr. Victor Kienböck, Dr. Viktor Brauneis, Rudolf Buchinger.
Umlauf: 8. Juni 1936 bis 15. Mai 1938.
Nummerierung: 1018 / 44232
Authentizität: Original
Objekttyp: Banknote
Sammlung: Dr. Sven Gerhard
Zitate:
100 (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II–General Issues)
B216 (Linzmayer: The Banknote Book – Austria)
237 (Rudolf Richter: Papiergeld Spezialkatalog Österreich)
190 (Kodnar/Künstner: Katalog der österreichischen Banknoten
A93 (Grabowski: Kleiner deutscher Papiergeldkatalog)
Dr. Sven Gerhard
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Anmerkungen
[1] RGBl 1938 I S. 253.
[2] Stellungnahme der Sonderkommission der Akademie der Bildenden Künste vom 3. Juni 1946. [3] Pick 84, Kodnar/Künstner 174; Richter 219.
[4] Pick 117, Kodnar/Künstner 226; Richter 271.
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