Nachdem die französischen Behörden und Banken beim Vormarsch der deutschen Truppen 1914/15 fast alle Bargeldreserven mitgenommen oder vernichtet hatten, gaben verschiedene Teile des deutschen Heeres eigene Gutscheine zur Bezahlung von Arbeitslohn, Dienstleistungen und Warenlieferungen im besetzten Gebiet aus, die mit der Heereskasse verrechnet wurden.
Es gibt zahlreiche Varianten von Lohn-Bons, da Daten, Ortsangaben, Truppenteile, Kontrollnummern usw. handschriftlich oder mit Stempeln auf den Scheinen vermerkt wurden und es warten wohl noch zahlreiche unbekannte Varianten auf ihre Entdeckung.
Bekannt sind darüber hinaus auch sog. Anerkenntnis-Scheine und Gutscheine verschiedener deutscher Truppenteile, die Firmen und der Bevölkerung im besetzten Teil Frankreichs für Lieferungen an das deutsche Heer ausgehändigt wurden, wenn keine Barzahlung erfolgte.
Vorläufer von gedruckten Lohn-Bons waren handschriftliche, hektografisch vervielfältige, provisorische Bons der Etappen-Inspektion I, die heute äußerst selten sind.
Während die Erste Armee 1915 verschiedene Lohn-Bons ausgab, nutzte man in der Zweiten Armee sog. Deichmann-Bons. Das waren Bons zur Bezahlung von Lieferungen französischer Gemeinden an das deutsche Heer bestimmt. Die Bons sind links gezähnt, da sie aus Abrissblöcken mit Perforation getrennt wurden.
Die sog. „Deichmann-Bons“ oder auch „Wirtschaftsausschuss-Bons“ wurden ab Februar 1915 in Gesamthöhe von 3,5 Mio. Francs in 192 beteiligten Gemeinden ausgegeben.
Eingeführt wurden sie vom Major d. Res. Deichmann beim Wirtschaftsausschuss der Etappen-Inspektion 2. Sie sollten dem Mangel an Umlaufmitteln entgegenwirken, indem sie quasi erst durch den Stempel der einlösenden Gemeinde zu Geld wurden, ansonsten aber nur
eine Quittung darstellten. Viele Gemeinden weigerten sich aber für die Bons als „Zahlstelle“ zu haften. Die Gültigkeit war auf bis zu sechs Monate nach Friedensschluss begrenzt.
Anfang September 1915 wurden weitere Ausgaben untersagt und ab 3. November 1916 waren die noch nicht eingelösten Bons gegen französische Stadtscheine einzuziehen.
Bis Ende August 1917 waren Bons im Wert von insgesamt rund 3 Mio. Francs eingezogen. Nicht ausgegebene Bons im Wert von 4,68 Mio. Francs wurden beim Generalwechselamt eingestampft.
"Deichmann-Bons" gab es in Werten zu 5, 10, 20, 50 und 100 Francs. Alle Stücke sind heute sehr selten und gesucht.
Objekttyp: Lieferungsschein / Bon de réquisition
Sammlung: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski
Authentizität: Original
Land/Region/Ort: Frankreich, Département Aisne, Etreux
Emittent: Zweite Armee, Etappen-Inspektion 2, Wirtschaftsausschuss
Nominal: 10 Francs
Datierung: 1914/15
Vorderseite: Wertzahl und Ornamente im Unterdruck.
Text (Deutsch und Französisch) im Rahmen.
Rückseite: Ohne Unterdruck. Text (Deutsch und Französisch) im Rahmen.
Unterschrift: Deichmann, Rittmeister (Faksimile-Stempel)
Material: Papier mit Wasserzeichen Kölner Waben
Druck: M. Dumont Schauberg, Köln
Format: 170 mm x 100 mm
Nummerierung: E 015620
Umlauf: Februar 1915 bis August 1917
Zitate:
EWK-58 (Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)
16 (Rosenberg/Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)
M10 (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. I – Specialized Issues)
Hans-Ludwig Grabowski
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Literaturempfehlung:
Hans-Ludwig Grabowski:
Die deutschen Banknoten ab 1871
Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine
23. Auflage 2023/2024
ISBN: 978-3-86646-224-3
864 Seiten, durchgehend farbig
Preis: 39,90 Euro
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