Nachdem die französischen Behörden und Banken beim Vormarsch der deutschen Truppen fast alle Bargeldreserven mitgenommen oder vernichtet hatten, gaben verschiedene Teile des deutschen Heeres eigene Gutscheine zur Bezahlung von Arbeitslohn, Dienstleistungen und Warenlieferungen im besetzten Gebiet aus, die mit der Heereskasse verrechnet wurden.
Es gibt zahlreiche Varianten der Lohn-Bons, da Daten, Ortsangaben, Truppenteile, Kontrollnummern usw. handschriftlich oder mit Stempeln auf den Scheinen vermerkt wurden und es warten wohl noch zahlreiche unbekannte Varianten auf ihre Entdeckung.
Bekannt sind darüber hinaus auch sog. Anerkenntnis-Scheine und Gutscheine verschiedener deutscher Truppenteile, die Firmen und der Bevölkerung im besetzten Teil Frankreichs für Lieferungen an das deutsche Heer ausgehändigt wurden, wenn keine Barzahlung erfolgte.
Die Gemeinden im besetzten Gebiet hatten Arbeitskräfte zu stellen (z.B. für die Landwirtschaft oder den Straßenbau). Für eine Tagesarbeitszeit von neun Stunden erhielten Männer 2,50 Francs, Frauen 2 Francs und Kinder 1 Franc abzüglich einer Verpflegungspauschale. Diese betrug für einen Mann 1,75 Francs. Für einen ganzen Tag Arbeit erhielt dieser dann also nur noch 75 Centimes. Nach französischen Angaben wurden im Bereich der 1. Armee Anerkenntnis-Scheine im Gesamtwert von 165.400 Francs für Warenlieferungen und Lohn-Bons über 41.207 Francs für Arbeitsleistungen ausgegeben, womit rund 55.000 Mann-Tage Arbeit hätten bezahlt werden können.
Die Bons wurden nach Teilung und Verlegung der 1. Armee später auch in der 2., 3. und 7. Armee genutzt, wo die letzten mit Genehmigung vom 20. Mai 1917 in französische Stadtscheine eingelöst wurden. Bekannt sind auch Lohn-Bons, die in besetzten belgischen
Gemeinden ausgegeben wurden. Hier bedarf es jedoch noch umfangreicher Forschungen, bis eine Katalogisierung möglich ist.
Objekttyp: Lohn-Bon (Abbildungsvorlage für Katalog)
Sammlung: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski
Authentizität: Original
Land/Region/Ort: Frankreich, deutsch besetztes Gebiet (Département Aisne), Chauny
Emittent: Erste Armee, Etappen-Inspektion I, Wirtschaftsausschuss
Nominal: 5 Francs
Datierung: 7. August 1915
Vorderseite: Text und Stempel der Etappen-Inspektion I mit bekröntem Reichsadler
Rückseite: unbedruckt
Unterschrift: Handunterschrift: von Möllendorff (Rittmeister)
Material: sämisches Papier ohne Wasserzeichen
Format: 140 mm x 110 mm
Druck: Unbekannt
Nummerierung: Lohnliste 87, No. 7132
Gültigkeit: August 1915 bis Mitte 1917
Zitate:
EWK-52a (Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)
1.2.4.II1.7a (Engelhardt: Die deutschen Militärausgaben im besetzten Frankreich 1914-1915)
Hans-Ludwig Grabowski
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Literaturempfehlung:
Hans-Ludwig Grabowski:
Die deutschen Banknoten ab 1871
Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine
23. Auflage 2023/2024
ISBN: 978-3-86646-224-3
864 Seiten, durchgehend farbig
Preis: 39,90 Euro
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