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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Aus privaten Sammlungen: Interims-Note von Deutsch-Ostafrika, Fehldruck mit veränderter Kontrollnummer

Deutsch-Ostafrika (DOA) wurde ab 1884 von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft erworben und war die größte und reichste deutsche Kolonie. Sie umfasste die heutigen Staaten Tansania, Ruanda und Burundi sowie einen Teil des heutigen Mosambik. In der Region kursierte die indische Rupie, weshalb man diese Währung auch für die deutschen Kolonialausgaben beibehielt. Am 1. April 1903 übernahm die deutsche Reichsregierung das Münzrecht, welches vorher die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft ausgeübt hatte.


Bereits 1890 ging die Verwaltung der Kolonie auf das Deutsche Reich über. Man erlaubte aber der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft eine eigene Notenbank – Die Deutsch-

Ostafrikanische Bank (DOAB)– zu gründen, die am 23. Juni 1905 ihre Arbeit aufnahm und

ihren Sitz in Daressalam hatte. Der festgesetzte Umtauschwert der DOA-Rupie lag bei

1 RM = 0,75 Rupien.


Im Ersten Weltkrieg wurde die Kolonie von der Versorgung durch das Reich und damit auch von Papier- und Münzlieferungen abgeschnitten, man behalf sich deshalb mit primitiven Kriegsausgaben. Der Druck dieser Interims-Banknoten wurde durch die Deutsch-Ostafrikanische Zeitung GmbH in Daressalam und an anderen Orten ausgeführt.

Nach der Kapitulation der deutschen Schutztruppe am 14. November 1918 ließ General von Lettow-Vorbeck den einheimischen Askaris (farbige Soldaten der Schutztruppe) und Trägern noch 1,5 Millionen Rupien in Interims-Noten auszahlen, die später von der deutschen Regierung eingelöst wurden.


Durch die primitive Art ihrer Herstellung während des Krieges und die Nutzung aller verfüg­baren Papierarten – von Karton über Jutepressung bis zum Ölpapier – ist eine faszinierende Variantenvielfalt entstanden, wie sie mit keiner anderen Papiergeldausgabe vergleichbar ist. Die Interims-Noten von Deutsch-Ostafrika sind deshalb zu einem beliebten Sammelgebiet geworden.


Neben den Unterschieden zu den verschiedenen Ausgaben, Papiersorten, Unterschriften, Geheimzeichen und vielem mehr gibt es noch eine Reihe weiterer Besonderheiten, welche zum Teil sehr selten vorkommen, deshalb gesondert katalogisiert werden und höhere Bewertungen rechtfertigen. Zu ihnen zählen auch veränderte Kontrollnummern.


Das vorliegende Stück ist eigentlich vom Grundschein her eine ganz normale 1-Rupien-Note vom 1. Februar 1916 (DOA-30). Es handelt sich aber um einen Fehldruck (F1), bei dem der obere Serienbuchstabe H auf der Rückseite unten durch einen Verbindungsstrich geschlossen ist. Hinzu kommt eine weitere Besonderheit. Auf der Rückseite wurde bei den Kontrollnummern eine ganze Zahlengruppe handschriftlich ergänzt (B7c), hier die "643".


Die Kontrollnummern wurden meist durch Eingeborene mit Hand aufgestempelt. Dabei kam es öfters vor, dass Teile einer Nummer nicht lesbar waren, Nummern falsch gestempelt wurden, auf dem Kopf standen oder ganz fehlten. Deswegen wurden fehlende Zahlen teilweise oder ganz handschriftlich korrigiert oder ergänzt.


 

 

Objekttyp: Interims-Note

Sammlung: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski

Authentizität: Original

 

Land/Region/Ort: Deutsch-Ostafrika, Daressalam/Tabora

Emittent: Deutsch-Ostafrikanische Bank, Zweigniederlassung Daressalam

Nominal: 1 Rupie

Datierung: 1. Februar 1916

Vorderseite: Kleiner (neuer) Reichsadler, sieben Sterne neben dem Adler

Rückseite: Text und violetter Diagonalstempel mit Nennwert und Ornamenten

Unterschrift: zwei violette Faksimile-Unterschriften: Berendt, A. Frühling

Material: sämisches Papier ohne Wasserzeichen, mit Geheimzeichen (vier Balken)

Format: 102 mm x 63 mm

Druck: Deutsch Ostafrikanische Zeitung G.m.b.H., Daressalam

Nummerierung: H2 / 64643

Gültigkeit: Februar 1916 bis November 1918

Zitate:

  • DOA-30F1.B7c (Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)

 

Hans-Ludwig Grabowski


Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.


Literaturempfehlung:


Hans-Ludwig Grabowski:

Die deutschen Banknoten ab 1871

Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine


23. Auflage 2023/2024

ISBN: 978-3-86646-224-3

864 Seiten, durchgehend farbig

Preis: 39,90 Euro


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