Nach dem erfolgreichen Polenfeldzug der Deutschen Wehrmacht im September 1939 wurden vormals deutsche Gebiete wieder dem Reich angeschlossen. Während der Ostteil des Landes, der nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg 1918–1921 an Polen gefallen war, von der Sowjetunion zurückerobert wurde (Russisch-Polen), bildete die deutsche Besatzungsmacht aus dem Rest Polens das sog. „Generalgouvernement“ unter deutscher Verwaltung, das jedoch weiter als Ausland galt.
Da die polnische Regierung geflüchtet war und neben dem Staatsschatz auch sämtliche Druckplatten für die polnischen Banknoten mitgenommen hatte, musste man bald eine eigene Versorgung mit Zahlungsmitteln sichern.
Nach dem erfolgreichen Beginn des sog. „Russlandfeldzugs“ wurde das Generalgouvernement am 1. August 1941 um den Distrikt Galizien (Ostgalizien mit der Hauptstadt Lemberg) erweitert.
Mit Gründung der Emissionsbank in Polen, die ihren Sitz in Krakau hatte, erfolgte die Versorgung des Generalgouvernements mit Banknoten, die den polnischen Scheinen aus der Zeit vor dem Krieg nachempfunden waren, aber auf polnische Hoheitszeichen verzichteten. Der eingeführte Zwangskurs lag bei 1 RM = 2 Złote. Trotz der inflationären Entwicklung des Złoty wurde auch in der Folge an diesem Kurs festgehalten.
Ausgehend vom Ausgabeort wurden die Emissionsbanknoten von der polnischen Bevölkerung auch „Krakauer Złoty“ genannt. Sie gelangten ab 27. März 1940 in den Umlauf. Von der ersten Serie 1940 waren ohne den höchsten Nennwert insgesamt 26 Millionen Stück bei der Reichsdruckerei gedruckt worden. Der Fünfhunderter wurde in der Staatsdruckerei Warschau hergestellt. Die erste Serie musste im August 1941 wegen der zahlreich vorkommenden Fälschungen ersetzt werden. Die Emissionsbank in Polen gab ihre Noten bis zum 10. Januar 1945 aus.
Bei den Scheinen der Emissionsbank in Polen kommen immer wieder auch sog. unfertige Drucke (Makulaturen) und Entwürfe vor, die teilweise von den tatsächlich ausgegebenen Banknoten abweichen. Ein solches Stück soll hier vorgestellt werden. Es handelt sich um den unfertigen Druck (nur Unterdruck auf der Vorderseite) eines 10-Złotych-Scheins vom 1. März 1940. Die Rückseite ist gänzlich unbedruckt. Besonders schön kommt das Wasserzeichen zur Geltung. Das Stück habe ich vor ca. 25 Jahren persönlich von Holger Rosenberg gekauft.
Objekttyp:
Banknote (unfertiger Druck, Makulatur)
Sammlung:
Archiv für Geld- und Zeitgeschichte (Sammlung Grabowski)
Authentizität:
Original
Land/Region/Ort:
Polen, Generalgouvernement, Krakau
Emittent:
Emissionsbank in Polen (Bank Emisyjny w Polsce)
Nominal:
10 Złotych (ohne Angabe)
Datierung:
1. März 1940 (ohne Angabe)
Vorderseite:
Unterdruck mit Mädchen in Tracht mit Blumenkranz im Schaurand sowie zwei allegorischen Figuren für Wissenschaft und Kunst links und rechts eines Ovals mit Guillochen
Legende:
ohne
Rückseite:
unbedruckt
Material:
Papier mit Wasserzeichen Zickzackwellen
Format:
ca. 171 mm x 84 mm
Druck:
Reichsdruckerei, Berlin
Nummerierung:
ohne
Umlauf:
nicht im Umlauf
Zitate:
ZWK-29 (Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)
Ro/Gra 574 (Rosenberg/Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)
SCWPM 94 (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II – General Issues)
94 (Miłczak: Banknoty Polskie i Wzory, Tom I)
Hans-Ludwig Grabowski
Literaturempfehlung:
Grabowski, Hans-Ludwig:
Die deutschen Banknoten ab 1871
Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine
Titel: Battenberg Verlag
ISBN: 978-3-86646-224-3
Auflage: 23. Auflage 2023/2024
Format: 14,8 x 21 cm
Abbildungen: durchgehend farbig
Cover-Typ: Hardcover
Seitenanzahl: 864
Preis: 39,90 EUR
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