Nach dem Ersten Weltkrieg setzten die deutschen Großbanken ihre geschäftliche und räumliche Expansion fort. Während einige Großbanken ohne Filialen arbeiteten, bauten andere ihr Filialnetz aus. Nicht nur durch Erweiterung der Filialnetze, sondern auch durch Übernahme anderer Banken wurde expandiert.
Im Vergleich zu ihren geschäftlichen Engagements, insbesondere zu ihrem Effekten- und Beteiligungsgeschäft, hatte die Nationalbank für Deutschland eine sehr schmale Eigenkapitalbasis, daher suchte man nach einem finanzstarken Partner, den man in der Bank für Handel und Industrie (Darmstädter Bank) fand. 1922, als die galoppierende Inflation begann, kam es zur ersten Fusion zweier deutscher Großbanken. Um die Rechtsform der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) beibehalten zu können, trat formell die kleinere Nationalbank als übernehmende Bank auf. Das neue Institut erhielt den Firmennamen Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank). Es übernahm von der Nationalbank nicht nur die Rechtsform, sondern auch die expansive, ja spekulative Geschäftspolitik, wie sich 1931 zeigte.
Wesentlich schärfer als die Hyperinflation traf die Weltwirtschaftskrise (1929 – 1933) die Lohn- und Gehaltsempfänger. Massenentlassungen und Kurzarbeit bedrohten die wirtschaftliche Existenz der Arbeiter und Angestellten. Leere Kassen der öffentlichen Haushalte erzwangen eine erhebliche Herabsetzung der Bezüge der Beamten. Zusammenbrüche bedeutender Industrie- und Handelshäuser sowie folgenschwere Konkurse angesehener Bankhäuser prägten das Erscheinungsbild der Wirtschaftskrise. Zu den Verlierern gehörte auch die Danat-Bank. Am 13. Juli 1931 musste sie wegen Zahlungsunfähigkeit ihre Schalter schließen.
Die Schieflage der Bank wurde durch zwei Faktoren bestimmt. Einerseits zogen ausländische Anleger bei allen deutschen Banken einen Großteil ihrer Guthaben ab, wovon die Danat-Bank besonders betroffen war und zum anderen stand sie einem hohem Kreditrisiko gegenüber. Die Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (Nordwolle), der Bilanzfälschungen vorgeworfen wurden, stand bei der Bank mit 48 Millionen RM in der Kreide. Die Verluste bei Nordwolle wurden auf bis zu 240 Millionen RM geschätzt, so dass sie am 21. Juli 1931 in Konkurs ging.
Durch die „Nordwolle“ hatte die Bank fast 50 Millionen RM verloren. Von ihrem Aktienkapital von 60 Millionen RM waren 35 Millionen RM eigene Aktien, sodass ihr haftendes Kapital tatsächlich nur noch 25 Millionen RM betrug. Darüber hinaus hatte die Bank in den letzten acht Wochen 650 Millionen RM zurückzahlen müssen und hatte noch weitere 1,5 Milliarden RM kurzfristige Verpflichtungen, davon 460 Millionen RM an das Ausland.
Am 11. Juli 1931, einem Samstag, teilte Jakob Goldschmidt, einer der Geschäftsinhaber der Danat-Bank, der Reichsregierung mit, dass seine Bank am nächsten Montag die Schalter nicht mehr öffnen würde. Gleichzeit erhielt Reichskanzler Brüning die Hiobsbotschaft, dass die Landesbank der Rheinprovinz, die als Girozentrale für das Rheinland fungierte, illiquide sei. Die Dresdner Bank, die zunächst erklärt hatte, dass sie zahlungsfähig sei, musste 36 Stunden später ebenfalls eingestehen, dass sie nicht zahlen könne.
Als am 13. Juli 1931 die Schalter der Danat-Bank geschlossen blieben, setzte ein Run auf die Kassen der anderen Banken und Sparkassen ein. Schon nach wenigen Stunden zahlten die meisten Geldinstitute nur noch 20 % der verlangten Beträge aus, was fast auf eine Zahlungseinstellung hinauslief.
In dieser Situation ermächtigte Reichspräsident Paul von Hindenburg in einer Notverordnung Reichskanzler Brüning, sogenannte Bankfeiertage anzuordnen – faktisch also erzwungene Pausen im Bankgeschäft und Zahlungsverkehr – um eine aufkommende Panik auszubremsen. Um den völligen Zusammenbruch des deutschen Geld- und Kreditwesens zu verhindern, mussten die Banken wieder liquide gemacht und die massenhaften ausländischen Kreditabzüge gebremst werden.
In den nächsten Monaten setzte eine umfangreiche Sanierung der Banken ein. Die Danat-Bank fusionierte mit der Dresdner Bank. Das Aktienkapital wurde zunächst auf 220 Millionen RM und Ende 1932 auf 150 Millionen RM gebracht. Davon übernahm das Reich zwei Drittel und die Golddiskontbank 25 %.
Aus glücklicheren Tagen der Danat-Bank stammt der Zinsrechner, der sicherlich als Werbegeschenk an Kunden abgegeben wurde. Er besteht aus zwei geprägten Aluminium-Scheiben mit einem Durchmesser von 60 mm, in der Mitte zusammengenietet lassen sie sich drehen. Zur Verbesserung der Handhabung sind die Ränder leicht eingekerbt.
Die Vorderseite zeigt groß den Reichsadler in einem Perlkreis, darüber am Rand halbkreisförmig zweizeilig „DARMSTÄDTER UND NATIONALBANK / KOMMANDITGESELLSCHAFT AUF AKTIEN“ und am unteren Rand „EIGENKAPITAL 120 MILLIONEN R.M.“. Die Randschrift der Rückseite lautet oben „DER WEG ZUM WOHLSTAND“ und unten „DAS BANKSPARBUCH DER DANATBANK“. In der Mitte dann der siebenzeilige Text des Zinsrechners: „R.M. 10000- / SPAREN SIE / IN O JAHREN UND O MONATEN / WENN SIE JE WOCHE / O R.M. ZU O % / AUF ZINSESZINS / ANLEGEN“, darunter noch das Firmenzeichen. In den Aussparungen kann man dann die einzelnen Werte ablesen. Dazu ist nur eine der Scheiben zu drehen.
Alternativ zu verschiedenen wöchentlichen Sparbeträgen und Zinssätzen kann mit Hilfe des Zinsrechners die Zeit berechnet werden, die benötigt wird, um 10.000 RM anzusparen, d. h.
werden wöchentlich 20 RM zu 7 % gespart, hat man nach 7 Jahren und 5 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 20 RM zu 6 % gespart, hat man nach 7 Jahren und 8 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 20 RM zu 5 % gespart, hat man nach 7 Jahren und 11 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 15 RM zu 7 % gespart, hat man nach 9 Jahren und 3 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 15 RM zu 6 % gespart, hat man nach 9 Jahren und 7 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 15 RM zu 5 % gespart, hat man nach 10 Jahren und 0 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 10 RM zu 7 % gespart, hat man nach 12 Jahren und 3 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 10 RM zu 6 % gespart, hat man nach 13 Jahren und 0 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 10 RM zu 5 % gespart, hat man nach 13 Jahren und 7 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 5 RM zu 7 % gespart, hat man nach 19 Jahren und 0 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 5 RM zu 6 % gespart, hat man nach 20 Jahren und 2 Monaten 10.000 RM
werden wöchentlich 5 RM zu 5 % gespart, hat man nach 21 Jahren und 9 Monaten 10.000 RM
Land/Region/Ort: Deutschland, Hessen, Darmstadt
Emittent: Darmstädter und Nationalbank KGaA
Datierung: ohne (um 1927)
Vorderseite: Reichsadler mit Umschrift.
Rückseite: Zinsrechner mit dem bei vier verschiedenen Sparbeträgen und drei
verschiedenen Zinssätzen gezeigt wird, wieviel Jahre und Monate
benötigt werden, um 10.000 RM anzusparen.
Material: Aluminium, zwei geprägte Scheiben mit Kerbrand
Format: 60 mm Durchmesser
Objekttyp: Zinsrechner in Münzform
Sammlung: Uwe Bronnert
Uwe Bronnert
Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus einer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.
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