Neben Holzwertanleihen, die als wertbeständige Kapitalmarktpapiere und teilweise davon abgeleitet als wertbeständiges Notgeld in Form kleinformatiger Anteilscheine erschienen, gaben 1923 kleinere Kommunen mit Waldbesitz Holzgutscheine als wertbeständiges Notgeld aus. So auch die nordhessische Kleinstadt Bad Wildungen im heutigen Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Der Gemeindevorstand von Bad Wildungen beschloss im November 1923 Holzgutscheine als wertbeständiges Notgeld auszugeben. Die Holzgutscheine mit Ausgabedatum vom
5. November 1923 waren gestückelt in 1/20, 1/10, ¼, ½ und 1 Festmeter Buchennutzholz mittlerer Güte. Die Rückzahlung sollte bis zum 31. Dezember 1923 bzw. zum März 1924 (Verfalldatum handschriftlich geändert) erfolgen.
Bad Wildungen, Holzgutschein der Serie A Nummer 3635 über 1/20 Festmeter Buchennutzholz mittlerer Güte, ausgegeben in Bad Wildungen am 5. November 1923, gültig bis 31. Dezember 1923.
Bad Wildungen, Holzgutschein der Serie A Nummer 598 über ½ Festmeter Buchennutzholz mittlerer Güte, ausgegeben in Bad Wildungen am 5. November 1923,
gültig bis 31. Dezember 1923.
Bad Wildungen, Holzgutschein der Serie A Nummer 251 über 1 Festmeter Buchennutzholz mittlerer Güte, ausgegeben in Bad Wildungen am 5. November 1923,
gültig bis 31. Dezember 1923.
Festgelegt war: Die Gemeinde konnte bei der Rückzahlung bestimmen, dass die Einlösung statt in Holz in Geld beliebiger Währung erfolgte. Der Festmeter Buchennutzholz mittlerer Güte wird dann mit 20 Goldmark nach dem letzten amtlichen Kurs des der Zahlung voraufgehenden Tages berechnet. Die Gutscheine waren für den Zahlungsverkehr durchaus von größerer örtlicher Bedeutung und blieben neben dem Goldmarknotgeld des Landes Waldeck noch bis Ende März 1924 im Umlauf. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass 1923
in den Zeiten der Hyperinflation, der Mensch wirklich kreativ seine Geldprobleme löste.
Hans-Georg Glasemann
Bildquelle: Privat
Informationen: Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962
Literaturempfehlung:
Manfred Müller:
Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924
Titel: Gietl Verlag
ISBN: 978-3-86646-519-0
Auflage: 1. Auflage 2011
Format: 14,8 x 21 cm
Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen
Cover-Typ: Broschur
Seitenanzahl: 608
Preis: 39,90 Euro
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