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AutorenbildMichael H. Schöne

"Bankprobe" aus Österreich

Aktualisiert: 8. Feb.

Der Ausdruck kommt in Deutschland als Fachbegriff beim Banknotendruck nicht vor – in Österreich aber schon, wie die Abbildungen zeigen. Man könnte die Bezeichnung mit „Druckprobe“ oder „Probedruck“ erklären. Das stimmt jedoch nur bedingt. Die Druckbogen waren im Bestand des ehemaligen Kunstarchivs der Druckerei für Wertpapiere (Nr 757a) und wurde später dem Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank (Inv.-Nr. ZE00761 ) übergeben. Das Bogenformat wurde handschriftlich mit

390 : 540 mm (richtigerweise 540 × 390 mm) angegeben.

Die Druckbogen-Rückseite zeigt neben der unleserlichen Unterschrift des Kontrollbeamten außerdem das Datum 13.XI.49.


Abb. 1: 2fach-Stempel „BANKPROBE“ auf den Vorder- und Rückseiten; © OeNB.


Die Erklärung des Drucks der „Bankprobe“ löst sich auf, wenn man weiß, dass man für Testdrucke auf französischem Banknotenpapier in der Zeit 1948/49 einfachheitshalber vorhandene Druckvorlagen verwendete. Die deutschen 20-RM-Banknoten waren außer Kurs und es konnten später keinerlei Probleme aufkommen. Druckplatten österreichischer Banknoten hat man demnach absichtlich nicht eingesetzt.


Abb. 2: unvollständiger Druckbogen, Rs. mit den KN 07616485 („Bankprobe der Banknote zu 20 Reichsmark, 16. Juni 1939, Deutsche Reichsbank.“; © OeNB).


Abb. 3: unvollständiger Druckbogen, Vs. mit den KN 07615485; © OeNB).


In der Datenbank im OeNB-Geldmuseum findet sich dazu der Vermerk: VORDERSEITE U. RÜCKSEITE, 12 bldg., auf beiliegendem Blatt mit Aufdruck „Oesterreichische Nationalbank / Druckerei für Wertpapiere“ sowie handschriftliche Vermerke mit schwarzer Feder: „2 Stück / Bankproben (französisches Banknotenpapiermuster) bedruckt mit je 12 Bildern / kompl. Druck V.S. und R.S. der 20 Reichsmark-Note v. 16.6.1939.“


Demzufolge wurden die „Bankproben“ eher bewusst mit 1939-/1945-er 20-Reichsmark-Banknoten gedruckt und stellen überhaupt keinen Zusammenhang mit der Banknotenproduktion während des Kriegs dar. Deshalb sind die fehlenden drei Scheine der Serien E, J und O nur deshalb nicht vorhanden, da die französischen Papierbögen dazu passende Druckvorlagen verlangten.


Aber: die Veröffentlichung der „Bankproben“ in der Broschüre des Geldmuseums der OeNB suggeriert in ihrer Aussage eine Verbindung zum deutschen Geld im damals noch zum Deutschen Reich gehörenden Österreich.

Die unterschiedlich nummerierten Druckbogen, bei denen die unteren Reihen mit den Scheinen der Serien O, J und E bzw. E, J und O fehlen, wurden in der Druckerei für Wertpapiere (DfW) der Oesterreichischen Nationalbank in Wien gedruckt. Auf den Vorderseiten sind das die Kontrollnummern 07615485 und auf den Rückseiten 07616485.

Bekanntermaßen wurden in Wien die Original-Banknoten in Nutzen von 15 Scheinen gedruckt – auch mit den selben Kontrollnummern 0761... und in der Anordnung:


A F K

B G L

C H M

D I N

E J O


bzw. seitenverkehrt K, F, A usw. – bemerkenswert ist das Auftauchen des Serienbuchstabens I, der bei den Reichsbanknoten seit 1924 nie verwendet wurde.


Abb. 4: 20 Reichsmark 1939, Vs., 160 × 80 mm, aus dem Zahlenkreis 07615...


Abb. 5: 20 Reichsmark 1939, Rs. mit SerBst. I, Vorderer Gosausee, sog. "Tiroler-Schein".



Dass die Scheine in Nutzen zu 3 × 5 Scheinen gedruckt wurden, mag an den damaligen Gegebenheiten gelegen haben. Die Bogen zeigen, dass die Banknoten durch Herausschnitte getrennt wurden. Die unterschiedlichen Kontrollnummern belegen, dass man die Scheine in Teilauflagen zu 1.000 Drucken herstellte.


189,0 Millionen dieser Scheine wurden gedruckt und im Februar 1945 gelangten sie in den Umlauf. Das Wasserzeichen stellt die Tirolerin auf der Vorderseite in seitenverkehrter Durchsicht dar. Die Grundgestaltung entstammt der nicht mehr zur Ausgabe gelangten österreichischen 100-Schilling-Banknote mit dem Datum 2. Jänner 1936 (jedoch mit anderem Wasserzeichen).


Abb. 6: Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums über die Ausgabe neuer 20-RM-Scheine vom 15. Februar 1945 im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 27/1945 am 19. Februar 1945 – abends.


Abb. 7: 20 Reichsmark 1939, Vs., Wasserzeichen im Schaurand der Vorderseite.


In Berlin druckte man die letzten 20-RM-Banknoten hingegen in Nutzen zu 6 × 7 Scheinen – die Halbbogen ohne Herausschnitte, sondern normal getrennt. Bekannt ist ein Druckbogen mit den Serien A bis G und den Kontrollnummern von A 05102981 bis A 05152981 – B bis G entsprechend. Hier wurden je Serie 50.000 Scheine in Teilauflagen gedruckt.






Abb. 8: Druckbogen mit 42 Banknoten zu 20 Reichsmark, 22. Januar 1929, Vs., Reichsdruckerei Berlin.


Michael H. Schöne


Quelle:

„Oesterreichische Geldgeschichte. Vom Mittelalter bis zum Euro“

(3.2 Zwischen Kaiserkrone und Hakenkreuz / 3.2.6 Die Zeit der Reichsmark, Seite 91), Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank, 2. Fassung, 2020.

Ein Dank gilt Frau Julia Domes und Herrn Michael Grundner vom Geldmuseum der OeNB

für ihre Unterstützung.

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