Nachdem im April 1939 Albanien durch italienische Truppen besetzt und Italien einverleibt worden war, garantierten England und Frankreich für die Unabhängigkeit Griechenlands. Am 28. Oktober 1940 richtete Mussolini ein Ultimatum an das neutrale Griechenland, mit dem er die Einrichtung italienischer Stützpunkte auf griechischem Boden forderte. Als die griechische Regierung ablehnte, erfolgte am selben Tag von Albanien aus der unzureichend vorbereitete und nicht mit dem deutschen Verbündeten abgesprochene italienische Angriff, der jedoch bald zurückgeschlagen werden konnte. Im Gegenzug eroberten griechische Truppen mit britischer Unterstützung ein Drittel von Albanien. Daraufhin unterzeichnete Hitler am 12. November 1940 die „Weisung Nr. 18“ zur Vorbereitung eines Angriffs auf Griechenland, um dem bedrängten Bundesgenossen zu Hilfe zu kommen. Nach dem deutschen Angriff vom 6. April 1941 und dem Durchbruch durch die Metaxas-Linie mussten sich die Griechen zurückziehen.
Am 27. April 1941 wurde Athen von deutschen Truppen besetzt. Die britischen Hilfstruppen verließen das griechische Festland vom 24. bis 29. April 1941.
Nach der deutsch-italienischen Besetzung kam es in Griechenland zu einem gewaltigen Anstieg des Geldumlaufs und dadurch zum Mangel an Banknoten im Zahlungsverkehr. Die Bank von Griechenland gab deshalb laut Verordnung Nr. 45 vom 14. Mai 1941 bereits entwertete Noten aller damals in Umlauf befindlichen Werte (amtlich 50, 100, 500 und 1000 Drachmen), die für die Vernichtung vorgesehen waren, erneut aus.
Die Scheine kommen meist lochentwertet (vorwiegend mit 6 Löchern) und/oder mit Entwertungsstempeln von Zweigstellen der Bank von Griechenland vor (AKZRON = UNGÜLTIG).
Mit Verordnung der Bank von Griechenland Nr. 37 vom 1. Januar 1942 und mit der ergänzenden Verordnung Nr. 30 vom 31.3.1943 wurden alle entwerteten Banknoten aus dem Verkehr genommen und gegen neue Banknoten eingetauscht.
Da die Scheine vor ihrer erneuten Ausgabe ursprünglich bereits aus dem Verkehr gezogen waren, kommen sie nur in stark gebrauchter Erhaltung vor.
Interessant ist die Nr. GR1 (Abb. 1), die es laut „Standard Catalog of World Paper Money“ in dieser Form gar nicht geben sollte. In diesem Katalog wird ausgeführt, dass die Scheine zu 50 und 100 Drachmen von 1927 mit altem Banknamen (GRC-90/91) überhaupt nicht ausgegeben wurden, sondern demnach nur um 1928 mit dem späteren provisorischen Überdruck des neuen Banknamens in Umlauf kamen. Der hier abgebildete stark gebrauchte Schein beweist jedoch, dass die Noten nicht nur im Umlauf waren und erst als stark verschlissene Stücke entwertet wurden, sondern sogar 1941 zusammen mit anderen bereits entwerteten Stücken wieder ausgegeben wurden.
Alle griechischen Scheine unter deutsch-italienischer Besatzung sowie alle weiteren ausländischen Scheine unter deutscher Besatzung finden Sie im Katalog "Ausländische Geldscheine unter deutscher Besatzung im Ersten und Zweiten Weltkrieg".
Text und Abb. Hans-Ludwig Grabowski
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