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AutorenbildUwe Bronnert

Berliner Stadtkassenscheine vom 9. September 1921

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Die Bundeshauptstadt Berlin ist mit rund 3,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit 892 km² die flächenmäßig größte Gemeinde Deutschlands. Urkundliche wurde Berlin erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt.

Der Name Berlin leitet sich vermutlich von dem slawischen Begriff „br’lo“ bzw. „berlo“ mit der Bedeutung von Sumpf, Morast, feuchte Stelle ab sowie dem Suffix „-in“ bei slawischen Ortsnamen.

Das heutige Berlin entstand durch das am 27. April 1920 vom Preußischen Landtag beschlossene und am 1. Oktober 1920 in Kraft getretene „Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde“ (Groß-Berlin-Gesetz). Dadurch wurden die bis dahin bestehenden acht Städte (Alt-)Berlin, Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf, Schöneberg, Neukölln, Köpenick und Lichtenberg sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke zu Groß-Berlin zusammengefasst. Zu den bis dahin 1,9 Millionen Berlinern kamen damit 1,2 Millionen Einwohner hinzu. Das Stadtgebiet vergrößerte sich von 66 auf 883 km².

Das neue Stadtgebiet wurde in 20 Verwaltungsbezirke eingeteilt. Aus Alt-Berlin wurden die Bezirke Mitte, Tiergarten, Wedding, Prenzlauer Berg (zunächst als Prenzlauer Tor), Kreuzberg (zunächst als Hallesches Tor) und Friedrichshain gebildet, die ehemaligen selbstständigen Städte Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf, Schöneberg, Neukölln, Köpenick und Lichtenberg waren nun Verwaltungsbezirke und aus den übrigen Gebieten entstand die Bezirke Pankow, Reinickendorf, Steglitz, Zehlendorf, Tempelhof, Treptow und Weißensee. Auf der Rückseite des Berliner 1000-Mark-Kassenscheins vom 11. Oktober 1922 wird anhand einer Landkarte die Verwaltungseinteilung Groß-Berlins gezeigt.


Rückseite des Berliner 1000-Mark-Kassenscheins vom 11. Oktober 1922. 1923 mit Aufwertungsstempel: Drei Millionen. Entwurf Ernst Böhm.

Bereits zuvor wurden auf einer Serie von 20 Stadtkassenscheinen zu 50 Pfennig vom 9. September 1921 die neuen Verwaltungsbezirke vorgestellt. Den Entwurf dieser Notgeldscheine besorgte der Gebrauchsgrafiker und Maler Ernst Böhm (* 6. März 1890 in Berlin; † 2. September 1963 ebenda). Von 1913 bis 1921 war er Dozent und später bis 1937 Professor an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg. Er entwarf nicht nur Berliner Stadtkassenscheine, sondern 1919 auch den Briefmarkensatz zur Eröffnung der Nationalversammlung in Weimar. Obwohl er 1936 einen Wettbewerb zur Gestaltung der Ehrenurkunde der Olympischen Spiele in Berlin gewann, wurde er von den NS-Behörden aus dem Lehramt entlassen, da er mit einer jüdischen Frau verheiratet war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er an die Hochschule für Bildende Kunst (heute Universität der Künste Berlin) berufen und wirkte als Professor und Dekan der Abteilung Angewandte Kunst.



Gemeinsame Vorderseite der Stadtkassenscheine vom 9. September 1921.

Alle Scheine haben eine einheitliche Vorderseite. Im ersten linken Drittel steht in einem einfachen blauen Rahmen der Berliner Bär und die Wertzahl, darunter ebenfalls im Rahmen die sechsstellige 3 mm, 3,5 mm bzw. 4,5 mm große schwarze Kennziffer mit vorgedruckter blauer „Nr.“. Im rechten Rahmen, der etwa ein Sechstel des Scheins aus macht, findet sich in der Mitte eine weiße Aussparung in Jugendstil-Ornamenten. Sie dient der Wiedergabe des Trockenstempels mit dem gekrönten Stadtwappen und der Überschrift „MAGISTRAT ZU BERLIN“. Der restliche Schein dient den Emissionsangaben. In einem Rahmen siebenzeilig „Fünfzig / Pfennige / Stadtkassenschein / Berlin 9. Sept. 1921 / Magistrat der / Reichshauptstadt / zwei gedruckte Unterschriften“. Der Unterdruck besteht aus beigen sternförmig angeordneten „50“, die durch Striche verbunden sind.

Bei den biedermeierlich wirkenden Rückseitendarstellungen wählte der Künstler alte „Berliner“ Ansichten mit Schleppkähnen, Windmühlen, Gutshäusern, Getreidefeldern und Kühen, Dorfansichten mit Postkutsche, Altes Rathaus usw. Auch bei der Rückseite arbeitet der Designer wieder mit dem bekannten Rahmen und den Jugendstil-Ornamenten links und rechts des Bildes. Sie sind bei den Scheinen der Bezirke 1 – 5 orangefarbig, bei den Scheinen der Bezirke 6 – 10 grünblau, bei den Scheinen der Bezirke 11 – 15 beige und bei den Scheinen der restlichen Bezirke blau. In der weißen Aussparung links wird der Bezirk genannt und auf der rechten Seite die Abbildung erklärt. Die Gutscheine haben die Maße 105 mm x 55 mm und wurden auf Papier mit dem Wasserzeichen „Achteckblume“ gedruckt, das jedoch aufgrund des flächigen Druckes nur zu erahnen ist. Der Schein des Bezirkes 2 (Tiergarten) wurde wohl zunächst mit der Jahreszahl 1830 gedruckt und erst später mit dem korrekten Jahr 1816 versehen.



Zu den einzelnen Motiven siehe auch folgenden Beitrag:

Es ist anzunehmen, dass diese Scheine weniger dem Kleingeldmangel abhelfen sollten, als vielmehr das Stadtsäckel zu füllen. Der aufblühende Notgeldsammler-Markt verhieß glänzende Gewinnaussichten.

Bleibt anzumerken: Nach der Verfassung von Berlin ist heute die Stadt in zwölf Bezirke eingeteilt.


Uwe Bronnert

Abb. Uwe Bronnert/Hans-Ludwig Grabowski

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