Im Publikum und damit auch in den meisten Fernseh- und Kinoproduktionen werden falsche Banknoten meist als „Blüten“ bezeichnet. Selbst waschechte Kriminalbeamte benutzen umgangssprachlich ab und an diesen Ausdruck.
Dieser Begriff hat sich seit Jahrzehnten durchgesetzt und eingebürgert, ist aber eigentlich nicht richtig. Denn offiziell steht der Begriff „Blüten“ nicht für Falschgeld, das zum Zweck des Betrugs im Zahlungsverkehr verausgabt wird, um unrechtmäßig einen geldwerten Vorteil zu erlangen. Vielmehr wird die Bezeichnung „Blüten“ im Zentralbankbereich und bei den Ermittlungsbehörden für banknotenähnliche Drucke gebraucht, die für Werbezwecke oder einfach nur als Juxscheine hergestellt werden.
Dies ist an sich auch nicht verboten, wenn man sich an die Abbildungsvorschriften der Bundesbank, respektive der Europäischen Zentralbank hält. Diese Vorgaben sollen verhindern, dass ursprünglich zu harmlosen Zwecken hergestellte Banknoten-Nachbildungen zweckentfremdet den Weg in den Zahlungsverkehr finden. Die Scheine müssen sich daher im Papier oder in den Abmessungen bzw. in der grafischen Gestaltung der Darstellungen deutlich von echtem Geld unterscheiden, so dass auch der weniger Kundige nicht getäuscht wird. Der guten Absicht steht hier aber oftmals die Realität gegenüber. Die wenigsten Geldbenutzer schauen sich erhaltene Banknoten genauer an. Genau damit rechnen auch die Verbreiter falscher oder verfälschter Scheine, und auch vorstehend beschriebene Blüten gelangen so häufig in den Geldkreislauf. Ein sehr bekannter Falschgeldexperte eines Landeskriminalamts hat einmal gesagt: „Alles, was auch nur halbwegs wie eine Banknote aussieht, wird angenommen – von der schlechtesten Farbkopie bis hin zur kolorierten Handzeichnung!“
Dafür schauen wir uns nun nachfolgend einige Blüten etwas genauer an, beginnend in den 1950er Jahren bis in unsere Tage. Den Anfang macht eine Blüte der 10-DM-Banknote der Bank deutscher Länder, Ausgabe BdL II. Obwohl sich ihr Format mit 164 mm x 76 mm deutlich von demjenigen der echten Note unterschied (letztere maß 141 mm x 67 mm), die Vorderseite ein einfarbiges, eher blasses Graublau und die Rückseite nur Text aufwies, gelangten doch einige Dutzend dieses Nachdrucks in den Umlauf. Hergestellt und als Wahlwerbung verteilt worden waren diese Scheine durch die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), die sich im Wahlkampf des Jahres 1953 durch die Anprangerung der Entwertung der DM und damit einhergehender Verteuerung der Waren einen Vorteil vor den etablierten Parteien zu sichern suchte. Opfer dieser als echt in den Verkehr gebrachten Drucke waren seinerzeit hauptsächlich Volksfest-Kellnerinnen, Taxifahrer, Imbissbuden-Betreiber oder andere Personen, die ihr Gewerbe auch bei Dunkelheit ausüben.
Mit dem Nachdruck der Vorderseite einer 100-Dollars-Note versuchte in den 1990er Jahren eine Missionsgesellschaft, Menschen weg vom schnöden Mammon hin zu höheren, geistigen Werten zu bekehren. Zwar nur einfarbig in einem dunklen Grünton gehalten, gefaltet und mit einem Text auf den Innenseiten versehen, waren die Scheine aber nahezu in Originalgröße gedruckt worden. Dies und die Gefahr, dass die Herstellungsmittel möglicherweise zu weiteren, gefährlicheren Fälschungen missbraucht werden würden, bewog die Deutsche Bundesbank seinerzeit dazu, Herstellung und Verteilung zu verbieten und die Druckunterlagen einzuziehen.
Mit einer 100-DM-Note der Ausgabe BBk IIIA als Nachdruck machte gegen Ende der 1990er Jahre eine Werbefirma auf sich aufmerksam. Rückseitig fand sich die individuelle Werbung von Kunden dieser Firma. Ebenfalls nahezu im Originalformat hergestellt und nur durch die Bedruckung des Schaurands vom echten Geldschein auf den ersten Blick zu unterscheiden, beendete auch hier die Bundesbank Herstellung und Verwendung. Denn bei schummriger Beleuchtung und in gefaltetem Zustand schien eine betrügerische Verausgabung durchaus realistisch.
Dagegen barg die als Eintrittskarte für den „Besuch der alten Dame“ 1994 konzipierte Blüte der Landesbühnen Sachsen keine Gefahr. Auf sehr dickem Papier gedruckt, vorder- und rückseitig entsprechend verfremdet und mit entsprechenden Aufdrucken versehen, konnte man zwar als Ursprungsmotiv, ebenfalls den Hunderter der Bundesbankausgabe III, erkennen. Eine Annahme als echt im Zahlungsverkehr aber war nur bei extremer Unachtsamkeit denkbar.
Mit einer „60-Euro-Note“ versprach eine Versicherung die staatliche Förderung in Höhe dieses Betrags pro Jahr beim Abschluss einer Pflegeversicherung. Auch diese Blüte hat Überformat und auf der Rückseite einen entsprechenden Werbetext, so dass eine missbräuchliche Verwendung unwahrscheinlich ist.
Der andere „Sechziger“ diente als Werbeträger eines Verkehrsverbunds. Eben diese 60 Euro sollte derjenige als Prämie erhalten, der eine andere Person als Dauerkarteninhaber für mindestens ein Jahr warb. Der kleinformatige Schein hat mit der Abbildung verschiedener Verkehrsmittel auf der Vorderseite nur noch entfernt Ähnlichkeit mit einer Banknote, rückseitig ebenfalls eine Textbedruckung und ist daher harmlos.
Weitaus gefährlicher und daher bereits in den Bereich Geldfälschung einzuordnen waren die sogenannten Facsimile-Noten aus den 1980er bzw. 1990er Jahren.
Wohlhabende Geschäftsleute wurden mit solchen Machwerken geködert, in dem ihnen versprochen wurde, dass sie eine große Summe sogenannten Schwarzgelds zu einem weitaus geringeren Betrag erwerben könnten. Dazu wurde ein Treffen in einem Luxushotel meist im europäischen Ausland vereinbart. Die „Verkäufer“, die der sogenannten Nigeria-Connection zuzuordnen sind, und weltweit tätige Betrügerbanden aus eben diesem afrikanischen Land, bewirteten zunächst das spätere Opfer fürstlich und zeigten einen Koffer mit den angeblich vielen Millionen Dollars oder DM vor.
Der Käufer, bei dem spätestens in diesem Moment der Faktor „Gier frisst Hirn“ einsetzte, übergab den mitgebrachten Kaufpreis, der in der Regel nur ein Bruchteil des versprochenen Wertes ausmachte, aber meist dennoch stattliche Summen von mehreren Hunderttausend DM repräsentierte. Er merkte jedoch erst später, dass er wertlosen Nachdrucken, eben diesen sogenannten Facsimile-Fälschungen, aufgesessen war. Die Gauner hatten zu diesem Zeitpunkt bereits das Weite gesucht und waren über alle Berge. Diese Betrugsmasche gibt es mit Euro-Facsimiles noch immer, so fallen allein in Deutschland jedes Jahr einige Dutzend Leichtgläubige darauf herein.
Karlheinz Walz
Abb. Karlheinz Walz
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