Bei den Papiergeldsammlern ist das Behelfsgeld der Deutschen Wehrmacht (1, 5, 10 und 50 Reichspfennig sowie 1 und 2 Reichsmark) bestens bekannt. Diese Scheine waren kein öffentliches Zahlungsmittel, sondern nur für den Geldverkehr innerhalb der Deutschen Wehrmacht in deren Wehrmachtskantinen und Marketendereien bestimmt. Hier hatten sie einen zehnfachen Nominalwert, d. h., der Schein zu 1 Reichspfennig galt 10 Reichspfennig. Durch diese Maßnahme wurde der zivile Umlauf in besetzten und verbündeten Staaten verhindert.
Nicht alle Behelfsgeldscheine stammen aus deutscher Produktion. Um die Moral der Bevölkerung und der Soldaten zu untergraben, warfen alle kriegsführenden Mächte tonnenweise Propagandamaterial über feindlichem Gebiet ab. Die eingesammelten Belege füllen große Schachteln und dicke Ordner in den Archiven. Mitte 1944 sah sich die Hauptverwaltung der Reichskreditkassen in Berlin genötigt, ihre Kassen auf die in letzter Zeit verschiedentlich gefälschten 50-Rpf-Scheine hinzuweisen, „die auf der Rückseite mit Propaganda-(Hetz-)Aufdrucken versehen sind“. Die Kassen wurden angewiesen, hierauf bei der Hereinnahme des Behelfsgeldes zu achten. Diese Scheine stammen aus der Werkstatt der britischen Psychological Walfare Executive (PWE). Zuständig für ihre Herstellung war Ellic Howe, dessen Tarnname Armin Hull war. Unter der PWE-Bezeichnung H692A bis H692D wurden Scheine mit vier verschiedenen Propagandatexten hergestellt. Der Code selbst erscheint auf den Falsifikaten nicht. 10.000 Stück gelangten am 24. Februar 1944 zur Verteilung an das Special Operation Executive (SOE), 80.000 Stück übernahm die Royal Air Force (R.A.F.) am 1. März 1944.
Die Flyer waren so beliebt, dass eine zweite Auflage notwendig wurde. Unter der Code-Bezeichnung H.917 gingen am 19. Mai weitere 210.000 Stück an die R.A.F.
Vom 13. März bis 16. Juli 1944 wurden die Flugblätter auch mit Hilfe von Ballons verteilt.
Ein Vergleich mit den Originalnoten zeigt nur geringe Unterschiede. Das Papier der Propagandascheine ist fester und rauer, der Farbton mehr bräunlich statt weiß.
Das Wasserzeichen ist dagegen, vom Original kaum zu unterscheiden. Der rotbraune Druck ist jedoch nicht so kräftig und der Unterdruck ein wenig zu blass. Auf der unbedruckten Rückseite wurde der Propagandatext in roter Schreibmaschinenschrift gedruckt.
Der Vierzeiler von H.692B soll von Peter Seckelmann, alias Paul Sanders, stammen, der nach Hitlers Machtergreifung Berlin verlassen musste und beim PWE-Sender „Gustav Siegfried Eins“ beschäftigt war.
H.692D übernimmt in obiger Reihenfolge die beiden Vierzeiler.
Der Schein mit den siebzehn Zeilen, H.692C, unterscheidet sich von den vorher gehenden drei durch die geringere Größe der Schrift.
Dieser Schein soll bei der Operation Durham im Raum Trondheim in der Zeit von Anfang März 1944 bis März 1945 verteilt worden sein. Nach einer andern Quelle wurden sie im Herbst 1944 über den britischen Kanalinseln abgeworfen.
Heute sind die Propagandascheine recht selten. Dies wundert nicht, im Deutschen Reich war das Aufheben, Lesen und Bewahren eines solchen Flugblattes .. nicht ungefährlich. Man musste, vollends bei Weitergabe an Dritte, mit schweren Strafen bis hin zur Todesstrafe wegen „Wehrkraftzersetzung“ rechnen.
Text und Abb. Uwe Bronnert
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