Vouchers, die nicht in Deutschland verwendet wurden Kaum hatten sich die britischen Soldaten an die Voucher der zweiten Serie zu gewöhnt, da dachte das Kriegsministerium bereits darüber nach, eine dritte Serie als Reserve bei De La Rue drucken zu lassen. Die Druckerei schlug dem Ministerium in ihrem Antwortschreiben vom 18. März 1948 vor, bei der dritten Serie vollkommen neue Wege einzuschlagen. Bei der ersten und zweiten Serie habe man bereits 14 verschiedene Farbschemata erstellt und es falle zunehmend schwerer, Farben zu finden, die nicht zu Verwechslungen mit den Farben der früheren Gutscheine führen würden. Nach Rücksprache mit Wagstaff vertrat die Bank of England, die Auffassung, dass gegen einen „Löwen“ und/oder eine „Krone“ als Emblem nichts einzuwenden sei, vorausgesetzt, dass diese keine zu große Ähnlichkeit mit den B.M.A.-Noten aufwiesen. Diese Noten waren 1942 für die Verwendung in Nordafrika gedruckt worden. De La Rue begann eine grobe Skizze der 1-Pfund-Note zu erstellen. Man legte die Vorlage der Bank of England vor, die sie am 19. April 1948 an das Kriegsministerium weiterleitete.
Das Kriegsministerium äußerte sich am 2. Mai 1948 wohlwollend, wünsche allerdings den Austausch des Löwenkopfes und eine ähnliche Darstellung wie auf den B.M.A.-Noten! Außerdem wies man die Druckerei an, die verschiedenen Stückelungen in der gleichen Größe wie die der ersten und zweiten Serie auszuführen.
Möglicherweise unter dem Druck der Ereignisse in Deutschland (Berlin-Blockade) und/oder der Malaien-Operationen im Juni 1948 drängte das Kriegsministerium auf eine möglichst schnelle Fertigstellung der dritten Serie. Nach dem Auftrag vom 5. Juli 1948 sollten auch die Scheine der dritten Serie nach dem alten Muster ausgeführt werden. Das neue Design wurde daher nur teilweise auf den Rückseiten der 10/- und £1-Gutscheine verwirklicht.
Nach der bisherigen Praxis hätte der Schein zu £1 bei der Nummerierung den Präfix-Buchstaben E erhalten und die anderen Werte (10/-, 5/- und 2/6) dann F, G und H. Bei den Banknoten der Bank of England wurde der Buchstabe F als Präfix nicht verwendet, da er zu leicht an ein E „angepasst“ werden konnte. So entfiel der Präfix-Buchstabe F auch bei den BAFSV und der Schein zu 10 Shillings erhielt den Buchstaben G und die übrigen Wert
H und J.
Am 9. August 1948 legte das Ministerium die endgültig Druckmenge mit 25.000.000 Voucher und £5.330.000 fest. Hierbei stützte man sich auf die Erfahrungen, die man bei der ersten und zweiten Serie gesammelt hatte.
Obwohl die Gutscheine der dritten Serie von der Druckerei der Bank of England bei De La Rue in Auftrag gegeben wurden und De La Rue auch seinen Namen auf die Scheine setzte, wurde der eigentliche Druck offenbar von der Wertpapierdruckerei John Waddington Ltd. in Leeds ausgeführt.
Der Druck der Geldscheine war am 30. September 1948 abgeschlossen,[1] und De La Rue informierte die Bank of England, dass sie zur Abholung in Leeds bereitstünden. Die Bank of England sah sich jedoch wegen fehlender Tresor-Kapazität außerstande, die fertigen Scheine zu übernehmen. 268 Kisten mit Gutscheinen der zweiten Serie befanden sich noch in den Tresoren. Zudem war eine ungenannte Anzahl von Kisten mit gebrauchten Gutscheinen der ersten Serie aus Deutschland zur Vernichtung angekommen. Das Problem wurde noch dadurch verschärft, dass das BAOR weitere 199 Kisten mit neuen Gutscheinen der zweiten Serie an das Kriegsministerium zurückgeben wollte, da sie in Japan nicht mehr gebraucht würden. Wagstaff hatte die schwierige Aufgabe, entweder die Bank trotzdem zur Annahme zu bewegen oder einen anderen Lagerplatz zu finden. Im November 1948 überraschte er mit dem Vorschlag, die Scheine der dritten Serie in den Tresoren der Bank Deutscher Länder zu lagern, was den zusätzlichen Vorteil hätte, „die Gutscheine dort zu haben sein, wo sie gebraucht würden.“ Diese letzte Bemerkung unterstreicht die Tatsache, dass die dritte Serie tatsächlich als Reserveserie für den Gebrauch in Deutschland gedacht war.
Erst am 30. Mai 1949 konnten die Gutscheine der dritten Serie von Leeds an die Bank of England verschickt werden. Die Bank stellte gegenüber dem Kriegsministerium klar, dass die Lagerung nur vorübergehender Art sei. Wagstaff veranlasste am 2. September 1949, das 268 Kisten mit Scheinen der zweiten Serie und 516 Kisten mit Scheinen der dritten Serie ins Lansdowne House transportiert wurden. Die gesamte Sendung wog etwa 39 Tonnen, und angesichts der großen Anzahl von Kisten, dauerte die Verlegung mehrere Tage.
Offensichtlich gab es aber keine Verwendung für die Voucher der dritten Serie. Es sollten sieben Jahre vergehen, bis man sich an den Bestand erinnerte. Im Juni 1956 verstaatlichte Ägypten den Suezkanal. Daraufhin landeten im Rahmen der „Operation Musketeer“ am
5. November 1956 britische und französische Truppen in Port Said, um die anglo-französischen Interessen zu sichern.
Bereits im August wurden Gelddepots mit Voucher der dritten Serie im In- und Ausland angelegt. Unter anderem gingen Geldsendungen nach Zypern, Libyen und Malta, sodass von ursprünglichen 516 Kisten im Lansdowne House 102 übrig blieben.
Obwohl nach Zypern 5.000.000 Voucher im Gesamtwert von einer Million Pfund geliefert wurden, um ggf. die Entwicklung von Schwarzmarktpraktiken in Ägypten zu verhindern, war man der Ansicht, dass es ratsam wäre, einen ausreichenden Vorrat an Besatzungsgeld bereitzuhalten. Das Kriegsministerium lieferte daher 2.633 Kisten mit 22.000.000 B.M.A.-Noten (£1.997.500) an das Rear General Headquarters in Nikosia, Zypern.
Das anglo-französische Suez-Abenteuer dauerte nur bis zum 21. November 1956. Als eine eilig zusammengestellte Truppe der Vereinten Nationen eintraf, wurden die britischen Truppen zurückgezogen. Die letzten britischen Soldaten schifften sich am 22. Dezember 1956 ein. Die Gutscheine der dritten Serie wurden in Ägypten also nur für einen Zeitraum von etwa zwei Monaten verwendet, und das auch nur in sehr begrenztem Umfang.
Die meisten der Kisten, die für die "Operation Musketeer" an die verschiedenen Standorte geschickt worden waren, wurden ungeöffnet an das Lansdowne House zurückgesandt.
Die wenigen gebrauchte Gutscheine kamen aus Zypern und Malta, die als Clearing-Station für die in Ägypten verwendeten Gutscheine dienten. Bis zum 16. April 1957 waren nur 17.536 Voucher (£1.160 12 s 6d) nicht wieder eingelöst, davon entfielen allein 15.362 auf die drei niedrigsten Werte. Auch die im August 1956 nach Zypern verschickten B.A.M.-Noten gelangten im Februar 1957 ebenfalls unangetastet in die Tresore der Bank of England zurück.
In Sammlungen kommen eigentlich nur die Werte zu 1/-, 10/- und £1 vor. Die beiden ersten Nominale stammen aus einem Verkauf von 1980 und kommen immer mit zwei 6 mm großen Lochungen vor, während die Pfundnote aus der Phillips-Auktion stammt.
Abb. 1.1/2: BAFSV, 3rd Series, o. D., 1/-, Vorder- und Rückseite.
Abb. 2.1/2: BAFSV, 3rd Series, o. D., 10/-, Vorder- und Rückseite.
Abb. 3.1/2: BAFSV, 3rd Series, o. D., £1, Vorder- und Rückseite.
Bei einer am 20. November 1969 unangekündigten Überprüfung des Bestandes an Gutscheinen im Lansdowne House waren nur noch 4.371.846 Scheine der dritten Serie vorhanden. Es ist nicht ganz klar, was mit den restlichen Exemplaren der dritten Serie zwischen 1957 und 1969 geschehen ist. Möglicherweise wurden aus Platzmangel Scheine vernichtet. Es ist aber auch denkbar, dass 1959 im Rahmen der Mountbatten-Reformen[2] Bestände nach Malta verlegt wurden und dort später vernichtet wurden.
Während der kurzen Verwendungszeit der dritten Serie stellte sich heraus, dass einige Voucher fehlerhaft waren; das Papier riss an der Stelle auf, an der der Metallfaden eingefügt war. Dadurch war es möglich, die Gutscheine in zwei Hälften zu teilen. Das Kriegsministerium bat die Bank of England, dieses Phänomen zu untersuchen. Nach Meinung des Papierhersteller beschränkte sich der Fehler hauptsächlich auf einige der 2/6-Gutscheine, die auf Papier gedruckt wurden, das mit den falschen Maschineneinstellungen geschnitten wurde. Damit war die Besorgnis des Kriegsministeriums zwar nicht ausgeräumt, aber das Problem zumindest eingegrenzt. Bis auf die Vernichtung einer kleinen Charge von 2/6-Gutscheinen wurden offenbar keine weiteren Maßnahmen ergriffen.
Ob es nun daran lag, dass das Kriegsministerium besorgt darüber war, dass es keine Reserveserie mehr gab oder daran, dass die britische Regierung bereits die dauerhafte Stationierung britischer Truppen in Aden in Erwägung zog, 1961 gab das Kriegsministerium den Auftrag zum Entwurf nicht nur einer vierten Serie, die bereits 1952 erörtert worden war, sondern sogar auch für eine fünfte Serie an die Druckerei Bradbury Wilkinson. Sie legte dem Kriegsministerium am 7. Dezember 1961 Probedrucke der vierten Serie vor und eine Woche später auch die der fünften Serie. Im Gegensatz zu den älteren Scheinen war auf ihnen kein Druckereivermerk angegeben.
Die Voucher der vierten Serie wurden in der ersten Hälfte des Jahres 1962 fertiggestellt und direkt nach Malta verschifft und gelangten von hier nach Aden. Obwohl die genaue Zahl der gedruckten Scheine nicht bekannt ist, schätzt man sie auf 43.500.000 Stück mit einem Wert von £7.075.000. Die Scheine wurden nie in Umlauf gesetzt. Im Zug des britischen Rückzugs aus Aden gelangte ein Teil der 143 Kisten wieder nach Großbritannien. Die meisten Scheine dürften aber vor Ort vernichtet worden sein, um die Transportkosten einzusparen.
In Sammlungen kommen eigentlich nur die Werte zu 1/-, 10/- und £1 vor. Die beiden ersten Nominale stammen aus einem Verkauf von 1980 und kommen immer mit zwei 6 mm großen Lochungen vor, während die Pfundnote ebenfalls aus der Phillips-Auktion stammt.
Abb. 4.1/2: BAFSV, 4th Series, o. D., 1/-, Vorder- und Rückseite.
Abb. 5.1/2: BAFSV, 4th Series, o. D., 10/-, Vorder- und Rückseite.
Abb. 6.1/2: BAFSV, 4th Series, o. D., £1, Vorder- und Rückseite.
Die fünfte Serie kam über das Stadium der Entwürfe und Probedrucke nicht hinaus.
Die wenigen bekannten Scheine sind extrem selten.
Uwe Bronnert
Anmerkungen
[1] Am 11. Januar 1949 stellte De La Rue dem Auftraggeber £28.816 und 6 Shillings an Druckkosten, einschließlich der Kosten für die Gravur und Gestaltung der Scheine, in Rechnung.
[2] Im Rahmen der Mountbatten-Reformen wurde das „Hauptnutzerprinzip“ einführte, das
u. a. vorsah, dass alle Vorräte an dem Ort gelagert werden sollten, an dem sie am dringendsten benötigt wurden.
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