Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern war in Deutschland in den 1920er-Jahren Roggen das wichtigste Nahrungsgetreide. Von der Bevölkerung wurde überwiegend Roggenbrot gegessen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Roggengeld eine besondere Rolle bei den wertbeständigen Notgeldscheinen spielte, die überwiegend in landwirtschaftlichen Gebieten ausgegeben wurden.
Gerade in Gebieten, in denen der Getreideanbau vorherrschte, wurde 1923 der Tauschhandel mit Roggengeld üblich. Denn die Landwirtschaft konnte bzw. wollte Roggen wegen der ständigen Geldentwertung nicht zu Papiermark-Beträgen verkaufen, so dass die Versorgung der Städte mit landwirtschaftlichen Produkten kritisch wurde und trotz voller Läger Hunger drohte. So begab der Brotversorgungsverband Bonndorf in Baden 1923 Roggen- und Weizenscheine.
Brotversorgungsverband Bonndorf, Gutschein Nummer 965 über 10 Kilo Roggen, ausgegeben in Bonndorf am 22. November 1923.
Der Brotversorgungsverband Bonndorf im Schwarzwald begab am 22. November 1923 Gutscheine über 10 Kilo Roggen bzw. über 5, 10 und 20 Kilo Weizen.
Mehr konnte ich über diesen Roggenschein als Dokument der deutschen Hyperinflation von 1923 leider nicht herausfinden, außer dass ein solcher wertbeständiger Notgeldschein heute einen Sammlerwert von 200 bis 300 Euro hat.
Hans-Georg Glasemann
Bildquelle: Privat
Informationen: Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962
Literaturempfehlung:
Manfred Müller:
Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924
Titel: Gietl Verlag
ISBN: 978-3-86646-519-0
Auflage: 1. Auflage 2011
Format: 14,8 x 21 cm
Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen
Cover-Typ: Broschur
Seitenanzahl: 608
Preis: 39,90 Euro
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