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AutorenbildRainer Geike

Chinesische Schrift auf japanischem Geldschein?

Vorgestellt wird der Schein zu 10 Yen der Bank von Japan, ausgegeben 1946. Er ist nicht datiert, die Maße betragen 139 mm x 75 mm (SCWPM: JAP-87). Mit Ausnahme der wiederholten „10“ – zweimal auf der Vorderseite und einmal auf der Rückseite, dem internationalen Währungssymbol mit Wertzahl „¥ 10“ und der Landesangabe „NIPPON“ in lateinischer Schrift ist der Schein ausschließlich mit chinesischen Schriftzeichen beschriftet. D.h., es gibt auf diesem Geldschein keine japanischen Schriftzeichen.


Japan: 10 Yen der Bank von Japan ohne Datum (1946), Vorder- und Rückseite, Sammlung Grabowski.


Auf der Vorderseite ist links das Gebäude des Unterhauses (Parlament) abgebildet, im gerahmten Abschnitt rechts finden sich ein Vogel im Unterdruck und eine Chrysanthemen-Blüte als Nationalsymbol. Die Rückseite ist sehr sparsam gestaltet. Zur schon genannten Beschriftung „NIPPON“ kommen die Wiederholung der Bankbezeichnung in chinesischer Schrift und ein paar Ornamente.


Was aber geben die chinesischen Schriftzeichen an? Auf Vorder- und Rückseite gibt es je zweimal das Zeichen „拾“, dass für die Zahl „Zehn“ steht. Auf der Vorderseite rechts mittig steht die ausgeschriebene Wertangabe: „拾 (Zehn) 圓 (Yuan)“ - von rechts gelesen, wie das für Chinesisch in der Vergangenheit üblich war. Die Textzeile darüber definiert den Schein als Banknote der Bank von Japan, von rechts nach links geschrieben: „日本 (Japan) 银行 (Bank) 券 (Schein)“. Unter der Wertangabe wird der Name der Bank wiederholt: „日本 (Japan) 银行 (Bank)“. Dank an Yang Xia für die Übertragung der Zeichen.


Detail mit Wertangabe und Bankbezeichnung


Die roten Zeichen auf den beiden Siegeln sollten Chinesisch in einer alten Schriftart sein, aber sie sind auch von chinesischen Muttersprachlern heutzutage nur sehr schwer zu lesen.


Chinesisch oder Japanisch? Die Bezeichnung für den Landesnamen in Japanisch lautet nach Wikipedia 日本 NIP PON für Japan – so wie wir es auf dem Geldschein wiederfinden. Das On-line-Wörterbuch Deutsch-Chinesisch liefert für „Japan“ ebenfalls 日本 – in der Transliteration RIBĔN.


Die Übersetzung der chinesischen Schriftzeichen ins Deutsche ergibt immer das gleiche Resultat, unabhängig, ob ein Chinese oder ein Japaner übersetzt. Die Transliteration jedoch ergibt erwartungsgemäß unterschiedliche Ergebnisse. Die japanische Übertragung erfolgt nach SCWPM (Bd. II, 12. Ausgabe, S. 780).



Die Japaner könnten mit ihrer Silbenschrift problemlos ihre Sprache zu Papier bringen, aber sie verwenden nach wie vor fast 2000 chinesische Wortzeichen, insbesondere für die zahlreichen chinesischen Lehnwörter. [1] Chinesisch war und ist stilbildend.


Der Name „Yuan“ im Chinesischen ist eher eine Bezeichnung für eine allgemeine Geldeinheit. Im Ursprung heißt „Yuan“ einfach nur „runder Gegenstand“, im übertragenen Sinn also „Münze“. Der „Yuan“ lässt sich demzufolge problemlos auf die verschiedenen Währungen anwenden. So erscheint er auf den mehrsprachigen Geldscheinen als Pendant zum „Dollar“ (Republik China, Hongkong), zu den „Customs Gold Units“ (Republik China), zum „Piaster“ (Französisch-Indochina) oder zum „Pataca“ (Macao). Japan und Korea haben den Begriff übernommen, im Verlauf der Zeit wurden daraus durch sprachliche Anpassung Yen und Won. Die Abbildungen zeigen drei weitere Schriftzeichen neben dem Zeichen vom hier vorgestellten 10-Yen-Schein.


Schriftzeichen für „Yuan“ und seine Ableitungen auf verschiedenen Geldscheinen:


  1. China, Territorial-. Industrie-Bank, 5 Dollars 1915.

  2. Macau, 1 Pataca 1945.

  3. Japan, 10 Yen 1946.

  4. Nordkorea, 1 Won 1947.

Rainer Geike


Anmerkungen

[1] Bilder – Schriften – Alphabete, Veröffentlichung der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1985, S. 71-72.

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