Am 11. Januar 1923 begannen belgische und französische Truppen das Ruhrgebiet zu besetzen. Die Besatzer riegelten das Rheinland und das besetzte Ruhrgebiet vom übrigen Reichsgebiet vollkommen ab. Auch die Geldversorgung der Reichsbank wurde dadurch nicht nur behindert, sondern in vielen Fällen unmöglich. So ließ die Reichsbank im besetzten Gebiet verstärkt von verschiedenen Druckereien Reichsbanknoten drucken.
Französische Besatzungssoldaten bedrohen einen alten deutschen Mann.
Die Unternehmen J. P. Bachem, Köln (Firmenzeichen: BK), A. Bagel, Düsseldorf (Firmenzeichen: DB) und M. DuMont Schauberg, Köln (Firmenzeichen: DK) waren z. B. an der Herstellung der 20.000-Mark-Reichsbanknote vom 20. Februar 1923 mit dem Wasserzeichen Ringe beteiligt.
Abb. 1.1: Reichsbank, 20. Februar 1923, 20.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: DB, Vorderseite.
Abb. 1.2: Reichsbank, 20. Februar 1923, 20.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: DB, Rückseite.
Hans-Ludwig Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871, 22. Überarbeitete und erweitere Auflage 2020/21, Regenstauf 2020, S. 86, Kat.-Nr.: DEU-95f.
Mitte Juli 1923 beschleunigte sich der Wertverlust der Mark erheblich, sodass unter dem Datum des 25. Juli 1923 eine Anzahl neuer Banknoten (100.000 Mark bis 50 Millionen Mark) emittiert wurden, darunter eine Note zu einer Million Mark, die auffallend dem 20.000-Mark-Nominal ähnelt, auch sie auf Wasserzeichenpapier „Ringe“ gedruckt und ebenfalls 160 mm x 95 mm groß.
Abb. 2.1: Reichsbank, 25. Juli 1923, 1.000.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: BK, Vorderseite.
Abb. 2.2: Reichsbank, 25. Juli 1923, 1.000.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: BK, Rückseite.
Abb. 3.1: Reichsbank, 25. Juli 1923, 1.000.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: DB, Vorderseite.
Abb. 3.2: Reichsbank, 25. Juli 1923, 1.000.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: DB, Rückseite.
Abb. 4.1: Reichsbank, 25. Juli 1923, 1.000.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: DK, Vorderseite.
Abb. 4.2: Reichsbank, 25. Juli 1923, 1.000.000 Mark, Wasserzeichen: Ringe, Firmenzeichen: DK, Rückseite.
Hans-Ludwig Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, 22. Überarbeitete und erweitere Auflage 2020/21, Regenstauf 2020, S. 92, Kat.-Nr.: DEU-105.
Diese Banknote wurde mit umgeänderten Platten des 20.000-Mark-Scheins von den bereits oben genannten drei rheinischen Druckereien gedruckt. Sie wurden früher oftmals als Fehldruck bezeichnet,
„weil auf dem Abschnitt am linken Rand noch die alte Wertziffer zu sehen ist. Aber von einem Fehldruck kann hier keine Rede sein; die Not zwang eben dazu, die alte Platte schnellstens umzuarbeiten und diese Änderung sollte weder, noch konnte sie bemäntelt werden. Viel auffälliger als das Vorhandensein der ursprünglichen Wertleiste ist die mit der Hand vorgenommene unbeholfene Änderung der Wertziffer auf der Rückseite, [deutlich zu erkennen an den unterschiedlich ovalen ‚Nullen‘. Auch die beiden Wertangaben in Buchstaben wirken wie nachträglich aufgeklebt. Anm. d. Verf.] die jeden Beschauer glauben lässt, eine ganz primitive Fälschung vor sich zu haben. Dass die Änderung der Wertleiste vergessen worden und sie erst nachträglich überdruckt worden sei, ist reine Phantasie.“[1]
Die Ausführung fiel in den einzelnen Druckereien recht unterschiedlich aus:
Gedruckt wurden die Noten in Bögen von 3 x 7 Scheinen nur in den drei Druckereien in Köln und Düsseldorf, daher auch die Bezeichnung „Kölner Provisorium“. Sie waren im ganzen Reich umlauffähig und die entsprechende Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums datiert vom 14. August 1923.
Abb. 5: Bekanntmachung betreffend die Ausgabe von Reichsbanknoten zu 1 000 000.- Mark mit dem Datum vom 25. Juli 1923. IV. Ausgabe, Abb. Original-Scan.
Bleibt noch anzumerken, dass die Reichsbank nach der Inflation auch diese Noten an Sammler abgab, entweder beidseitig oder nur auf der Vorderseite mit einem 82 mm großen roten Aufdruck „Muster“ versehen.
Uwe Bronnert
Anmerkungen [1] Dr. Arnold Keller, Das Papiergeld des Deutschen Reiches von 1874 bis 1945, 5. Auflage, Berlin-Wittenau 1956, S. 109.
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