Die zunehmende Friedenssehnsucht, die von Russland nach dem Frieden von Brest-Litowsk und der Machtergreifung der Kommunisten ausgehende Agitation mit Streiks und Meutereien, die 14-Punkte-Proklamation des US-Präsidenten Wilson mit dem Versprechen auf Selbstbestimmung der Völker und die sich abzeichnende militärische Niederlage der Mittelmächte ließen die k. u. k. Monarchie auseinanderbrechen. Kaiser Karls Manifest vom 16. Oktober 1918, das das Kaiserreich auf eine föderalistisch-nationale Basis stellen wollte, kam zu spät. Am 24. Oktober erklärte sich Ungarn, am 28. Oktober der neue Staat Tschechoslowakei und am 29. Oktober das neu entstandene Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) für unabhängig. Im deutschsprachigen Gebiet konstituierte sich am 21. Oktober eine Provisorische Nationalversammlung, die am 30. Oktober eine provisorische Verfassung beschloss und eine provisorische Regierung unter Karl Renner einsetzte. Am 11. November 1918 verzichtete Kaiser Karl I. auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte, und am 12. November rief das Parlament die Republik Deutschösterreich als Bestandteil der deutschen Republik (also als Teil Gesamtdeutschlands) aus.
Am Nachmittag um 3 Uhr des 3. November 1918 unterzeichneten Vertreter des österreichischen Armeeoberkommandos und der Entente in der Villa Giusti in Padua einen Waffenstillstand.[1] Punkt 5 des I. Abschnittes betraf auch die deutschen Truppen. Er verlangte den vollständigen Abzug aller deutschen Truppen innerhalb von 15 Tagen nicht nur von der italienischen und Balkanfront, sondern vom ganzen österreichisch-ungarischen Territorium. Alle deutschen Truppen, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in Österreich-Ungarn befinden würden, sollen interniert werden. Punkt 2a) des I. Abschnittes der Durchführungsbestimmungen enthielt darüber hinaus die folgende Bestimmung: „… Jeder Gegenstand, dessen man sich zu Kriegszwecken bedienen kann, oder dessen Bestandteile zu einem solchen Zwecke verwendet werden könnten, ist den verbündeten und vereinten Mächten abzutreten. Die österreichisch-ungarische Armee und die deutschen Truppen sind ermächtigt nur das mitzunehmen, was zur persönlichen Ausrüstung und Bewaffnung der Soldaten gehört …“[2]
Abb. 1: Der preußische Generalfeldmarschall August von Mackensen (1849–1945) in der Uniform des 1. Leib-Husaren-Regiments Nr. 1 [3]
Im Ganzen betrugen die deutschen Streitkräfte, die den Rückmarsch durch Ungarn antreten sollten, ca. 170.000 Mann: 50.000 Soldaten der XI. Armee unter Kommando des Generals von Steuben sowie 120.000 Soldaten der X. Armee unter dem Kommando des Generalfeldmarschalls August von Mackensen. Allen Beteiligten war klar, dass weder die Zeit zur Räumung ausreichen noch die ungarische Armee in der Lage sein würde, die deutschen Truppen gegen ihren Willen zu entwaffnen und zu internieren.
Nach dem Zusammenbruch Bulgariens, der Türkei und Österreich-Ungarns sah man in Deutschland ein, dass die auf dem Balkan stehende Armee rückkehren müsse. Am 10. November 1918 gab Generalfeldmarschall von Mackensen den Befehl zur Räumung der Walachei. Bereits am 2. November hatte General von Steuben der XI. Armee die Weisung erteilt, sich auf die Linie zwischen Tisza (Theisee) – Eisenbahnlinie Fehértemplom (Weisskirchen) – Kanal von Versee zurückzuziehen.
Abb. 2: Der Heimzug der Armee des Generalfeldmarschalls von Mackensen durch Ungarn nach dem Zusammenbruch. Béla Barkóczy-Klopsch, S. VII.
Am 19. November 1918 lief im Sinne des Waffenstillstandsvertrages von Padua und auch das Belgrader Militärischen Übereinkommens die Frist ab, welch den deutschen Truppen für den Durchzug durch Ungarn bewilligt worden war. Von diesem Tage an waren sie von den Ungarn zu entwaffnen und als Kriegsgefangene zu betrachten.
Zu diesem Zeitpunkt schickten sich die deutschen Truppen des Generalfeldmarschalls gerade erst an, Rumänien zu verlassen. In drei Kolonnen marschierend, erreichten sie – den größten Teil des Weges in Fußmärschen zurücklegend – an diesem Tage erst mit ihren Spitzen die ungarische Grenze. Die 1. Kolonne, das 63. Bayrische Korps, rückte über den Sattel von Tömös, Brassío (Kronstadt), Fogaras nach Tövis (Dreykirchen) vor; die 2. Kolonne, die Gruppe des Generals der Infanterie von Scholz stieß über den Vöröstoronyer (Rotenturm) Pass – Nagyzehen (Hermannstadt) – Piski – Lugos nach Arad vor; und die 3. Kolonne, die XI. Armee, welche zur Zeit des Zusammenbruchs zum größten Teil schon am linken Donauufer, zwischen Belgrad und Orsova stand, zog nach Arad und Szeged (Szegedin).
Nachdem der Termin für die Räumung längst abgelaufen war, ordnete das Oberkommando der Alliierten Armee Ost an, die noch in Siebenbürgen befindlichen deutschen Truppen zu entwaffnen und zu internieren. Die Ungarn haben diesen Befehl nur halbherzig und die französische Donau-Armee unter dem Kommando Generals Berthelot mangels Truppen gar nicht befolgt. Die letzten deutschen Soldaten überschritten am 3. Januar 1919 die ungarische Grenze.
Die ungarische Regierung war also weder in der Lage, die deutschen Truppen schnell außer Landes zu schaffen noch zu verpflegen, daher mussten sie sich selbst im Land versorgen. Mackensens Armee führte jedoch nur Lei-Noten der Banca Generala Româna mit sich, die in Ungarn nicht akzeptiert wurden. Daher wandte sich der deutsche Generalstab am
13. November 1918 nach Ankunft in Nagyszeben (Hermannstadt) an die ungarische Militärbehörde mit der Bitte, gemäß den bestehenden Verträgen für eine gesicherte Geldversorgung in Kronenwährung zu sorgen. Wegen der revolutionären Ereignisse war die Geldversorgung durch die Wiener Hauptverwaltung der Oesterreichisch-Ungarischen Bank gestört. Die in Budapest gedruckten Banknoten reichten für eine Versorgung der deutschen Truppen nicht aus.[4]
Auf Weisung der ungarischen Regierung beauftragte die Budapester Hauptanstalt der Oesterreichisch-Ungarischen Bank ihre Filiale in Hermannstadt damit, einen Teil der Lei-Noten der Banca Generala Româna zu stempeln. Diese gestempelten Lei-Noten wurden dadurch zu Kronen-Zahlungsmittel mit gleichem Nomialwert. Mit ihnen konnten nun die durchziehenden deutschen Truppen Einkäufe und Leistungen bei der Bevölkerung bezahlen. Die folgenden Werte mit Stempelaufdruck liegen vor: 50 Bani, 1, 2, 5, 20 und 100 Lei.
Eine Stempelung der Noten zu 1000 Lei scheint es nicht gegeben zu haben.
Abb. 3.1/2: Armee Mackensen in Ungarn, o. D. (1918), 2 Kronen-Lei, Vorder- und Rückseite.
Abb. 4.1/2: Armee Mackensen in Ungarn, o. D. (1918), 5 Kronen-Lei, Vorder- und Rückseite.
Abb. 5.1/2: Armee Mackensen in Ungarn, o. D. (1918), 100 Kronen-Lei, Vorder- und Rückseite.
Für die Kennzeichnung der Lei-Noten wurden verschiedene runde Stempel verwendet, die sich aber auf zwei Grundtypen zurückführen lassen. Alle zeigen in der Mitte das bekrönte Komitatwappen mit der Umschrift „SZEBEN VÁRMEGYE ALISPÁNJA“ (Vizegespan des Komitats Szeben) oder „SZEBEN VÁRMEGYE ALISPÁNI HIVATALA“ (Vizegespanamt des Komits Szeben). Das Wappen kommt dabei mit und ohne weitere Einfassung vor.
Der Durchmesser der Stempel beträgt 31, 33 und 34 mm. Bleibt noch anzumerken, dass es vom letzten Stempel-Typ auch einen ovalen Stempel gibt. Die Aufdrucke haben die Farbe Rot bzw. Blau.
Abb. 6: Stempel: SZEBEN VÁRMEGYE ALISPÁNJA.
Abb. 7: Stempel: SZEBEN VÁRMEGYE ALISPÁNJA.
Abb. 8: Stempel: SZEBEN VÁRMEGYE ALISPÁNI HIVATALA.
Diese Kronen-Lei waren ausschließlich für die Armee Mackensen bestimmt und von Mitte November 1918 bis Ende Februar 1919 im Verkehr, ohne dass ihre Ausgabe jemals in irgendeiner Form offiziell veröffentlicht worden wäre.
Uwe Bronnert
Anmerkungen [1] Das Königreich Ungarn hatte die Realunion mit den österreichischen Ländern mit dem 31. Oktober 1918 beendet, so dass Österreich-Ungarn nicht mehr bestand. Somit war das Armeeoberkommando nach magyarischer Auffassung für den Abschluss eines Waffenstillstands der ungarischen Truppen seit 1. November 1918 nicht mehr zuständig.
Es verlangte daher eigene Waffenstillstandsverhandlungen. Diese fanden in Belgrad statt, wobei in der Militärkonvention vom 13. November 1918 den Ungarn noch weiter gehende und schlechtere Bedingungen diktiert wurden. [2] Zur Geschichte der Rückführung der deutschen Truppen: Béla Barkóczy-Klopsch, Der Heimzug der Armee des Generalfeldmarschalls von Mackensen durch Ungarn, nach dem Zusammenbruch, Budapest 1928.
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Mackensen#/media/Datei:August_von_Mackensen_in_ Uniform_der_Totenkopfhusaren.jpg > (09.06.2023).
[4] Vgl. Mihaly Kupa, Mackensen’sches Armeegeld, Kronen-Lei in Ungarn 1918/19, in: money trend 12/1981.
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