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AutorenbildUwe Bronnert

Das Vereinsgeld des Männerturnvereins von 1875 Bremen

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Nach dem Ersten Weltkrieg standen viele Sportvereine vor einem Scherbenhaufen. Zahlreiche Mitglieder waren auf dem „Feld der Ehre“ gefallen oder kehrten als Krüppel aus dem Krieg zurück. Während des Kriegs hatte der Sportbetrieb in den Vereinen geruht.

Nun galt es, ihn wieder zu beleben und die vereinseigenen Sportstätten in Schuss zu setzen. Aber woher sollte das notwendige Geld herkommen? Wie der Männerturnverein von 1875 Bremen e.V. (M.T.V. 1875 Bremen) nutzen auch andere Vereine die Notgeld-Sammelbegeisterung und ließen eigenes "Notgeld" drucken und an Sammler verkaufen.


Der M.T.V. 1875 Bremen wurde am 2. Oktober 1875 gegründet. Vorsitzender wurde Carl Osterloh, Turn- und Geschäftswarte Hellmrich Kahrwig und Hinrich Rohde. Die ersten Übungsstunden fanden in der Schule an der Nordstraße statt. Bereits am 1. Oktober 1896 konnte der Verein die vereinseigene Halle in der Nelkenstraße einweihen und am 1. Mai 1914 einen Sportplatz und ein Vereinsheim auf dem Werder/Huckelriede.


Auch Turnerinnen waren zum Verein gestoßen und bereits 1897 entstand die erste Turnerinnenriege. Die Mitgliederzahl entwickelte sich erfreulich. 1916 musste jedoch der Turnbetrieb eingestellt werden, da von den 300 Mitgliedern 203 Kriegsdienst leisten mussten.


Nach dem Ersten Weltkrieg begann der schwierige Neubeginn des Vereins. Wohl 1922 emittierte dann der Verein vier Gutscheine, deren gesamter Nominalwert 5 Mark entsprach: drei Scheine zu einer Mark sowie ein Schein zu zwei Mark. Nach dem Text der Scheine waren die „Gutscheine für Zahlungen innerhalb des M.T.V.B. 1875“ bestimmt und sollten „Gültig bis 1 Monat nach Bekanntgabe im Kreisblatt“ sein. Die undatierten Scheine wurden auf festem Papier ohne Wasserzeichen von der Druckerei G. Hunckel in Bremen gedruckt.

Alle Scheine sind 100 mm x 72 mm groß.


Ein Fußballspieler dominiert die Vorderseite des ersten 1-Mark-Scheins, während die Rückseite drei Turner bei einer artistischen Übung zeigt. Den zweiten Schein ziert ein Wanderer mit einer Gitarre auf dem Rücken, der auf ein niedersächsisches Bauernhaus zuschreitend. Auf der Rückseite tanzen zwei Frauen unter einem Baum. Der dritte Schein bildet die Bremer Stadtmusikanten ab, die ein „Konzert“ vor einem Haus anstimmen.

Auf der Rückseite erreicht ein Läufer das Ziel. Der Wert zu 2 Mark zeigt auf der Vorderseite schließlich das Vereinsheim und auf der Rückseite einen Turner, der über seinem Kopf in seinen Händen das Wappen des Vereins hält. Im Hintergrund die Silhouette Bremens. Aufgrund der Farbwahl sind Schrift und Abbildungen teilweise schwer zu erkennen.


Abb. 1.1/2: M.T.V. 1875 Bremen, o. D. 1 Mark, Vorder- und Rückseite.


Abb. 2.1/2: M.T.V. 1875 Bremen, o. D. 1 Mark, Vorder- und Rückseite.


Abb. 3.1/2: M.T.V. 1875 Bremen, o. D. 1 Mark, Vorder- und Rückseite.


Abb. 4.1/2: M.T.V. 1875 Bremen, o. D. 2 Mark, Vorder- und Rückseite.



In der Zwischenkriegszeit entwickelte sich der Verein prächtig. Neue Sportarten wurden ins Programm aufgenommen. 1936 konnte in Bremen ein besonderer Sieg bejubelt werden. Vereinsturnlehrer Walter Steffens errang bei den Olympischen Spielen in Berlin die Goldmedaille im Kunstturnen beim Mannschaftsmehrkampf.


Auch den Zweiten Weltkrieg überstand der Verein und erweiterte sein Sportangebot ständig. Beim 100-jährigen Jubiläum wurde er 1975 mit der Urkunde und der Senatsmedaille „Für hohe Leistungen im Sport“ ausgezeichnet. 1994 hatte der Verein 1200 Mitglieder. Durch den Beitritt der ehemaligen Mitglieder des insolventen TuS Walle entstand ein neuer Großverein für die Stadt- und die Ortsteile Walle, Utbremen, Westend, Steffensweg, In den Häfen, Osterfeuerberg, Hohweg, Mitte, Doventor, Stephanitor, Findorff, Bahnhofvorstadt und Überseestadt. Am 11. März 2008 nahm die Mitgliederversammlung des TV Bremen 1875 den neuen Namen an: TV Bremen-Walle 1875 e.V.


Uwe Bronnert


Literaturempfehlung:


Grabowski/Mehl:

Deutsches Notgeld, Band 1+2: Deutsche Serienscheine 1918 –1922


Titel: Gietl Verlag

ISBN: 978-3-86646-518-3

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: zahlreiche farbige Abbildungen

Cover-Typ: Broschur

Seitenanzahl: 960

Preis: 45,00 Euro






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