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AutorenbildErwin Beyer

Der 100-Yuan-Schein der Central Bank of China 1945

Aktualisiert: 26. März 2021


Abb.1: 100 Yuan 1945 Vorderseite


Dieser Schein ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Er zeigt auf der Vorderseite zwei Porträts, das von Tschiang Kai-shek und das von Lín Sēn (林森). Jeder kennt Tschiang Kai-shek, aber kaum jemand bei uns im Westen weiß etwas über Lín Sēn. Der wurde 1868 in der Provinz Fújiàn geboren. 1937 wurde er als Nachfolger von Tschiang Präsident der chinesischen Republik. Er war es, der im Kampf gegen die japanische Aggression den Regierungssitz nach Chóngqìng (重慶) verlegte. 1943 starb er an einem Schlaganfall.

Wer will, kann bei Wikipedia mehr über ihn lesen.


Abb.2: 100 Yuan 1945, Rückseite


Abb.3: Ausschnitt aus einer Postkarte von 1903.


Auf der Rückseite der von der American Banknote Company gedruckten Note sieht man ein Gewässer und an seinem Ufer ein komplexes Gebäude. Es handelt sich um den Dàmíngsee (大明湖) in der Stadt Jìnán (濟南), Provinz Shāndōng. Das Gebäude ist der Běijí-Tempel (北極廟). Dieser taoistische (also nicht buddhistische) Tempel ist in China sehr bekannt. Er wurde 1280, also in der Zeit der Yuán-Dynastie gebaut, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach beschädigt und immer wieder renoviert. Er ist Xuánwǔ (玄武) gewidmet, einem der höchsten Götter des Taoismus. Dieser Gott wird in ganz Ostasien verehrt, z.B. als „Djau Poh Söa“ (เจ้าพ่อเสือ ) auch in Thailand. Hier ein Bild von ihm aus einem Thaitempel.


Abb. 4: Statue des Gottes Xuánwǔ.


Die Note wurde ausgegeben, als zur Bekämpfung der großen Inflation eine auf Gold basierende Währung geschaffen wurde. Wir erinnern uns: Vor 1935 gab es unzählige Institutionen in China, die Geld emittieren durften. 1935 wurde dann das so genannte Fǎbì-Geld eingeführt, auch „legal tender money“ genannt. Nur noch vier Staatsbanken durften Banknoten emittieren. Die Fǎbì-Währung war anfangs sehr erfolgreich, aber durch die vielen kriegerischen Ereignisse kam es zu einer gewaltigen Inflation.

Die Nationalregierung („Guómíndǎng“) musste die Notbremse ziehen und gab zum 1.8.1948 neue Banknoten aus, die auf einem Goldstandard basierten. Für 3.000.000 Yuan Fǎbì-Geld erhielt man 1 Yuan der neuen Währung. Die Bevölkerung musste alles Gold, Silber und alle US-Dollars dem Staat überlassen, wer das innerhalb einer gesetzten Frist nicht tat, dem drohten sieben Jahre Gefängnis.


Von der Note selbst gibt es zwei Unterschriftsvarianten:

  1. 俞鴻鈞 (Yú Hóngjūn) rechts als GOVERNOR, 李駿耀 (Lǐ Jùnyào), links als GENERAL MANAGER

  2. 俞鴻鈞 (Yú Hóngjūn) rechts als GOVERNOR, 梁平 (Liáng Píng), links als GENERAL MANAGER

Abb.5: Signatur Yú.

Abb.6: Signatur Lǐ.


Abb.7: Signatur Liáng.


Die Kontrollnummer der Variante 1 hat kein Präfix, die der Variante 2 hat entweder ein einstelliges oder ein zweistelliges Präfix.


Aber warum trägt die Note das Datum 1945, wenn die Goldwährung erst 1948 geschaffen wurde? Nun, diese und andere Noten waren zunächst als Fǎbì-Geld gedruckt. Wegen der galoppierenden Inflation jedoch machten diese niedrigen Wertstufen keinen Sinn mehr, deshalb wurden sie nicht mehr ausgegeben.

Als die Goldwährung eingeführt wurde, erklärte man sie per Gesetz zu „Goldnoten“

(金元票).


Über „GOVERNOR“ Yú ist im (chinesischen) Internet viel zu lesen. Er wurde 1898 in der Provinz Guǎngdōng geboren. Später studierte er an der St. John’s-Universität in Shanghai. 1937 wurde er Bürgermeister von Shànghǎi.

Nachdem die Nationalregierung nach Chóngqìng (重慶) übergesiedelt war, wurde Yú Finanzminister. Am 21.5.1948 trat der Chef der Central Bank of China zurück, Yú wurde sein Nachfolger. Später, als Tchiang Kai-shek sich nach Taiwan zurückziehen musste und die Kommunisten Festlandchina übernahmen, ging auch Yú nach Taiwan. Dort hatte er in der Folge verschiedene wichtige Posten im Finanzwesen inne, er verstarb in Táiběi („Taipeh“) am 1.6.1960.


Es gibt einige weitere Noten mit dem Porträt von Lín Sēn. Auch einige wenige nicht zur Ausführung gekommene Entwürfe mit seinem Bildnis sind bekannt. Ich zeige hier mal einen solchen Entwurf.


Abb.8: Entwurf eines 5000-Yuan-Scheines 1949.


Erwin Beyer

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