Der Bamberger Reiter ist ein Mysterium. Er ist nicht nur das erste Reiterstandbild in einer Kirche, sondern auch das erste freistehende überhaupt. Es entstand vermutlich um 1230, zur Zeit der Staufer-Kaiser. Die lebensgroße Skulptur aus Schilfsandstein stand von Anfang an auf einer Konsole am Nordpfeiler des Georgenchors des Doms zu Bamberg. Nur Teile des linken Ring- und des kleinen Fingers, die Spitze eines Fußes und Teile der Krone gingen im Laufe der Jahrhunderte verloren. Das einzigartige Kunstwerk hat die Zeit ansonsten spektakulär gut erhalten überdauert: Noch heute ist der leicht geöffnete Mund, die gerunzelte Stirn, die Hufeisen des Pferdes und die bestickte Decke unter dem Kastensattel zu bestaunen. Reiter und Pferd waren ursprünglich mit kräftigen Farben bemalt: So war der Sockel grün, das Pferd weiß mit braunen Flecken, der Umhang und das Kleid rot mit silbernen und goldenen Sternen, die Stiefel braun, die Krone, der Gürtel und die Sporen goldfarben und das Haar schwarz.
Niemand weiß, wen die mittelalterliche Figur darstellt. Viele Historiker sowie Kunst- und Religionswissenschaftler haben anhand von Indizien versucht, das Rätsel zu lösen.
Da der Reiter gekrönt ist, muss es sich um einen König handeln. Die Statue könnte demnach auf Philipp von Schwaben deuten, der 1208 in Bamberg ermordet wurde und zunächst im Umbau befindlichen Dom unweit des Chorpfeilers beigesetzt wurde, an dem später die Skulptur angebracht wurde. Friedrich II. – Philipps Neffe – ließ seinen Onkel 1213 in den Dom zu Speyer umbetten.
Nach einer anderen Theorie weist der Baldachin über dem Reiter auf einen Heiligen hin. Könige, die Beziehungen zu Bamberg haben und zugleich heiliggesprochen wurden, sind Heinrich II. sowie Stephan I. von Ungarn, der mit Heinrich II. verschwägert war. Einer Legende zufolge soll König Stephan Bamberg besucht haben und in den Dom geritten sein, um sich taufen zu lassen. Die Skulptur zeigt sicherlich nicht Heinrich, da dieser mit der Kaiserkrone dargestellt worden wäre.
Nach der „Offenbarungs“-Theorie handelt es sich bei dem Reiter um den in der „Offenbarung des Johannes“ prophezeiten Weltenrichter. Am Ende der Zeiten, wenn die sieben Engel ihre Schalen des Zorns über der Erde ausgegossen haben, wenn das Meer und die Flüsse zu Blut geworden sind und ein gewaltiges Erdbeben Mensch und Tier das Fürchten gelehrt hat, kommt der Reiter auf einem weißen Pferd, der das Böse von der Erde vertreibt und die immerwährende Herrschaft Gottes errichtet.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird immer wieder die Meinung geäußert, dass der Bamberger Reiter ein Teil einer Figurengruppe der Heiligen Drei Könige sei. Die Künstler des Mittelalters stellten sie ohne Waffen dar. Auch der Reiter trägt kein Schwert. Alte Akten belegen ferner, dass die Weisen aus dem Morgenland im Ostchor des Doms besonders verehrt wurden.
Auch wenn weiterhin die Frage nach der Person des Bamberger Reiter offen ist, ist er eine Art deutsches Kulturheiligtum. Er inspirierte im 19. Jahrhundert die Nationalbewegung. Die Nationalsozialisten sahen in ihm das „Urbild einer Führerpersönlichkeit nordischer Rasse“ und er diente als Beispiel für „das Edle des Ariertums“.
1920 schaffte es der Bamberger Reiter sogar auf die Vorderseite einer 100-Mark-Reichsbanknote. Der Entwurf zu diesem Geldschein stammt vom deutschen Grafiker Oskar Hermann Werner Hadank, (* 17. August 1889 in Berlin; † 17. Mai 1965 in Hamburg). Der Schein wurde von der Reichsdruckerei im Buchdruck in einer Auflage von 603.314.185 Stück gedruckt. Er datiert vom 1. November 1920. In Umlauf gelangte er ab Ende Dezember 1920 und war gesetzliches Zahlungsmittel bis zum 5. Juli 1925. Aufgrund der Inflation war er jedoch sei Juni 1923 wertlos.
Die Vorderseite zeigt links und rechts in der oberen Hälfte jeweils den Kopf des Bamberger Reiters in einem Rahmen in schwarzer Farbe. Unter den Kopfbildern rotbraun das Siegel der Reichsbank; dazwischen in der oberen Hälfte die zweizeilige Wertbezeichnung: „Hundert / Mark“, darunter fünfzeilig „ZAHLT DIE REICHSBANKHAUPT- / KASSE IN BERLIN GEGEN DIESE / BANKNOTE DEM EINLIEFERER / BERLIN, DEN 1. NOVEMBER 1920 / Reichsbankdirektorium“. Es folgen in drei Reihen 10 faksimilierte Unterschriften. Hier befindet sich im Unterdruck ein Buchstabe. Dieser Block wir über- und unterschrieben mit „Reichsbanknote“. Das Ganze wird eingefasst in einen Schmuckrahmen. Der Unterdruck ist preußischblau, olivgrau und schwarzbraun.
Die Rückseite zeigt in einem Oval in der Mitte „100“, darüber „RBN“ und darunter „Mark“; am Rand des Ovals umlaufend der Strafsatz „Wer Banknoten fälscht …“. Eingefasst wird dieser Teil in zwei weiteren Schmuckrahmen. Der Unterdruck ist in preußischblau und olivgrau gehalten. Wie auf der Vorderseite finden wir auf dem Rand links unten und rechts oben die rotbraune sieben- bzw. achtstellige Kontrollziffer mit vorgesetztem Serienbuchstaben.
Der Schein hat die Maße 162 mm x 108 mm und wurde auf Papier mit Wasserzeichen gedruckt, das die Wertbezeichnung „100 + M +“ und „100 * M *“ als senkrechtes Band hell und dunkel zeigt. Zusätzlich sind auf der Rückseite mittig Fasern eingestreut.
Angaben nach Alber Pick / Jens-Uwe Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Regenstauf 1998, S. 60, Kat.-Nr. 75, sind folgende Auflagen bekannt:
Die Banknoten wurden mit dem Aufdrucken „Muster“ an Sammler abgegeben. Dabei können zwei Ausführungen unterschieden werden:
1. Aufdruck „MUSTER“ 70 mm rot nur auf der Vorderseite.
2. Aufdruck „MUSTER“ 81 mm rot auf Vorder- und Rückseite.
Text und Abb. Uwe Bronnert
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