Bei dem Währungsbegriff „Gulden“ denkt man zunächst an die früher vor allem in Süddeutschland und Österreich umlaufende Währung. Der Name geht auf die im 13. Jahrhundert in Florenz erstmals geprägten Goldmünzen zurück. Fiorino steht für Florenz mit der Florentiner Lilie im Wappen, die auch die erste Goldmünze der Republik Florenz zierte. Die Accademia della Crusca, eine in Florenz ansässige Gesellschaft von Gelehrten der italienischen Linguistik und Philologie, vertritt die Theorie, dass Florentia ein Name ist, der Glück symbolisiert: „Mögest du blumig sein“ (Fiore = Blume).
Abb.1: Fiorino d’oro (o. J., von 1252 bis 1303 geprägt), Goldmünze, Umschrift Vs.: @FLOR ENTIA = Florenz, Umschrift Rs.: @·S˙IOHA NNES˙B = Sanctus Johannes Baptista (Quelle: www.sunflower.ch)
Der Name „Gulden“ ist somit die mittelhochdeutsche Übersetzung von fiorino d’oro = guldîner florîn. Erste Belege finden sich im „Urkunden-Buch des Landes ob der Enns“ [1]
aus dem Jahr 1348: „... segsthalb hundert guldein phenning floryn ...“.
Auch in „Ottokars österreichischer Reimchronik“ heißt es: „... der grâve Albreht nam ... zweinzic tûsent phenninge / guldîner florîn ...“. [2] Und in einem Gedicht: „... zwelf pfunt guldîner pfenning ...“. [3]
Aus dem Adjektiv „guldîn“ (= golden) entstand im Neuhochdeutschen das Substantiv „Gulden“. Bereits im Althochdeutschen [4] sprach man von „guldīn“, das auf das germanische „gulþīna“ zurückgeht und sich vom indogermanischen „g̑hel“ ableiten lässt. Auch das heutige „Gelb“ ist mit dem Begriff „Gulden“ verwandt. Aus dem indogermanischen „gwhel“/„ghltom“ wurde im Althochdeutschen „gelo“ und im Mittelhochdeutschen [5] „gel“ (das fehlende „b“ stammt von der gebeugten Form „gelw“ und hatte ursprünglich die Bedeutung „glänzend, schimmernd, hell“).
Guldenmünzen waren bis zum Druck der ersten Guldenbanknoten sowohl in Europa als auch in Übersee weit verbreitet ... auch in den sprachlichen Entsprechungen der jeweiligen Länder.
Gulden
In den Ländern auf dem Gebiet des 1871 gegründeten Deutschen Reichs wurden Guldenbanknoten zuerst 1836 im Königreich Bayern gedruckt, es folgten die Ausgaben im Herzogtum Nassau 1840, in der Grafschaft Solms-Laubach 1847, im Großherzogtum Hessen-Darmstadt 1848, im Königreich Württemberg und im Großherzogtum Baden 1849, in der Freien Stadt Frankfurt und in der Landgrafschaft Hessen-Homburg 1855 sowie vom Bürgermeisteramt Kaiserslautern 1870.
Abb. 2: 10 Gulden, 1. Juni 1836, Banknote, Vs., Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank München (Quelle: G+D Stiftung Geldscheinsammlung/www.geldscheinsammlung.de).
Frühere Guldenscheine sind aus Österreich bekannt: Vor der Ausgabe der Wiener-Stadt-Banco-Scheine ab 1782 beabsichtigte die Stadt Wien bereits 1759, sogenannte Zahlungspapiere zu drucken. Es sind jedoch nur Formulare bekannt, obwohl die folgende Abbildung eines 20-Gulden-Scheins in stark gebrauchter Erhaltung vorliegt.
Abb. 3: 20 Gulden, 1. November 1759, Zahlungspapier, Vs.,Peter Joseph v. Kofler, Bürgermeister von Wien (Quelle: https://sammlung.wienmuseum.at).
1811 wurden Einlösungsscheine eingeführt, um die Banco-Zettel im Verhältnis 1:5 aus dem Verkehr ziehen zu können. Zu diesem Zweck wurde 1810 die „Privilegirte vereinigte Einlösungs- und Tilgungs-Deputation“ eingerichtet. Die Scheine zu 1 bis 100 Gulden waren teilweise vom 20. Juni 1811 bis zum 1. Juli 1858 im Umlauf.
Abb. 4: 1 Gulden,1. März 1811, Einlösungsschein, Vs., Privilegirte vereinigte Einlösungs- und Tilgungs-Deputation (Quelle: Aurea Numismatika Praha).
Auf ihnen wurden neben der Wertbezeichnung "Gulden" die Übersetzungen in Ungarisch ("forint"), Tschechisch/Slowakisch ("zlatý") und Polnisch ("ryński" = Rheinischer Gulden) und in den jeweiligen Pluralformen hinzugefügt. Auf dem 1-G.-Schein ist „Geden zlatý“ zu lesen, das Zahlwort müsste aber „Jeden“ lauten und es handelt sich wahrscheinlich um einen Druckfehler.
Auf den späteren Staatsnoten der K.u.K. Staats-Central-Casse wurden mehrsprachige Wertangaben gedruckt. Die letzten österreichischen Guldenbanknoten hatten nur noch deutsche und ungarische Aufdrucke und waren teilweise bis 1904 im Umlauf.
Der Gulden war in den niederländischen Kolonien weit verbreitet und blieb im Mutterland bis 2002 die gültige Währung. Die ersten Guldenbanknoten kamen nach der Gründung des Königreichs der Niederlande 1813 in Umlauf: Ab 1814 gab die Nederlandsche Bank Banknoten von 25 bis 1000 Gulden aus. Daneben emittierte das Finanzministerium auf Gulden lautende Muntbiljets und Zilverbons.
Abb. 5: 50 Gulden, 15. September 1853, Munt-Biljet, Vs., Finanzministerium (Quelle: https://www.numisbids.com).
Gulden-Banknoten aus dem 19. Jahrhundert sind auch für die Schweiz belegt. In der US-amerikanischen Druckerei Draper, Toppan, Longacre & Co. in Philadelphia wurde 1838 für die Bank von St. Gallen eine erste Serie mit Noten zu 10, 50 und 100 Gulden hergestellt.
Eine zweite Serie mit den gleichen Nennwerten folgte 1858. Alle Banknoten wurden nach und nach bis 1882 aus dem Verkehr gezogen.
Abb. 6: 50 Gulden, 18__, Anweisung, entwerteter Musterschein, Vs., Die Bank in St. Gallen (Quelle: https://www.bavarikon.de).
Eine weitere Guldenwährung wurde nach dem Ersten Weltkrieg in der Freien Stadt Danzig am 20. Oktober 1923 eingeführt. Um die Inflation einzudämmen, musste in der ehemaligen Hansestadt eine neue Finanzordnung geschaffen werden. Die Ausgabe neuer Banknoten in deutscher oder polnischer Mark wurde vom Senat abgelehnt; auch eine neue Talerwährung (wie 1857 bis 1873) wurde nicht favorisiert. Auch durch den Einfluss der Bank von England entschied man sich in Danzig für die Einführung eines „Danziger Gulden“. Vor der Gründung der Bank von Danzig wurden in zwei Serien Banknoten der Danziger Zentralkasse ausgegeben. Ab dem 7. März 1924 wurden Banknoten zu 10, 25, 500 und 1000 Gulden in Umlauf gebracht, die bis zum 31. Dezember 1924 gültig waren.
Die Guldenbanknoten wurden über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren in der englischen Wertpapierdruckerei Bradbury, Wilkinson & Co. hergestellt.
Abb. 7: 50 Danziger Gulden, 1. November 1923, Kassenschein, Vs., Danziger Zentralkasse AG, gedruckt bei der ortsansässigen Firma Julius Sauer (Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek).
Guilder
Die Ableitung vom holländischen Gulden wurde in englischer Übersetzung für den Druck von Geldscheinen der britischen Kolonien Demerary und Essequebo verwendet. Nach der Eroberung der Kolonie durch Großbritannien im Jahr 1814 war der Guilder 20 Stivers wert.
Ab 1830 gaben die Behörden Geldscheine zu 22, 44, 66, 220 und 440 Guilders (= 1, 2, 3, 10 und 20 Joes) heraus. Vor Ort wurden die Scheine „Joe Notes“ genannt und entsprachen einem brasilianischen Peça. Es sollen auch „Half Joe Notes“ im Umlauf gewesen sein – entsprechend der Erwähnung auf Seite 242 in „The Laws of British Guiana“ von 1870. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1837 geben die Stückzahlen der jeweiligen Nominale an:
1 Joe (13.258 Stück), 2 Joes (8.189), 3 Joes (4.201), 5 Joes (3.150), 10 Joes (1.700) und 20 Joes (1.250). 1839 wurde diese Kolonialwährung (Colonial Currency) durch den britischen Guayana-Dollar ersetzt.
Unter der Herrschaft von George III. und William IV. wurden auch Münzen zu 1, 2 und 3 Guilders geprägt, ebenso wie ¼ und ½ Guilder-Stücke und 22 Guilder-Goldmünzen.
Abb. 8: 1 Joe = 22 Guilders, 1. Mai 1830, Sicherungsschein, Vs., Kolonie Demerary und Essequebo (Quelle: https://en.wikipedia.org).
Forint
Die ersten Forint-Scheine wurden während der Revolution von 1848/49 in Ungarn gedruckt. Auch die verschiedenen Übersetzungen in die Sprachen des ehemaligen Vielvölkerstaates wurden verwendet. Alle Bezeichnungen gehen auf „Florentia“ zurück.
Abb. 9: 5 Forint, 1. September 1848, Banknote, Vs., Ungarische Handelsbank (mit der Unterschrift des Finanzministers L. Kossuth).
Nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution floh Lajos Kossuth über die heutige Türkei nach England und emigrierte 1851 in die USA, wo er bei der bekannten Wertpapierdruckerei Toppan, Carpenter, Casilear & Co. in Philadelphia Forint-Scheine drucken ließ. Es waren Spendenscheine, mit denen Kossuth Geld für seine Rückkehr nach Ungarn sammeln wollte, um eine demokratische Regierung zu unterstützen. Das Projekt erfüllte Kossuths Hoffnungen nicht. Ähnlich erging es den in New York gedruckten „Hungarian Fund“-Dollars.
Abb. 10: 1 Silber-Forint, o. D. (1852), Remainder, Vs., nicht ausgegebener Spendenschein des „Exil-Ungarischen Finanzministeriums“, (Quelle: https://katzauction.com).
Fiorino
In der Toskana zirkulierten Silbermünzen zu einem halben Fiorino und zu einem Fiorino.
Der 1 Fiorino war von 1826 bis 1859 die Hauptmünze des Großherzogtums und wurde in 100 Quattrini unterteilt. Die Goldmünzen zu 80 Fiorini bildeten den höchsten Wert und entsprachen bei der Wiedereinführung der toskanischen Lira etwa 133 Lire.
Abb. 11: 1 Fiorino, 1826, Silber, Silbermünze, Vs.: Florentiner Lilie, Rs.: Leopoldo II., Großherzog der Toskana (Quelle: https://www.ebay.de).
Florin
Im früheren britischen Münzsystem gab es ebenfalls Fiorino-Münzen, die jedoch Florin genannt wurden. Sie hatten einen Wert von einem Zehntel Pfund = 2 Schilling und wurden aus 925er und später 500er Sterling-Silber geprägt. Sie wurden von 1849 bis 1967 ausgegeben. Auf Florin lautende Geldscheine wurden jedoch nur selten gedruckt.
Ein Beispiel ist der 10-Florin-Schein (= 1 Pfund) des britischen Ostafrikanischen Währungsamtes von 1920. Es kamen auch Scheine zu 1, 5, 20, 50, 100, 200 und 500 Florin
in Umlauf. In dieser Kolonie und in anderen britischen Überseegebieten wie Australien und Neuseeland liefen 1-Florin-Münzen um.
Abb. 12: 10 Florins, 1. Mai 1920, Auftragsmuster, Vs., Perforation CANCELLED, The East African Currency Board, Druck: Bradbury, Wilkinson & Co. (Quelle: https://en.numista.com).
Der Florin ist auch die offizielle Währung von Aruba, einem der niederländischen Überseebesitzungen in der Karibik. Im Gegensatz zu Curaçao u.a. (bis 2010 Niederländische Antillen) gilt dort der Antillen-Gulden bzw. US-Dollar. Dieser soll demnächst durch den Karibischen Gulden ersetzt werden. Auf Aruba wurde bereits 1986 der Arubaanse florin eingeführt. Er ist wie der Antillen-Gulden an den US-Dollar gekoppelt.
Abb. 13: 5 Florin, o. D. (1986), Banknote, Vs., Banco Central di Aruba.
Der Florin ist auch im Niederländischen unter dem Namen Florijn bekannt, wie die regionalen Münzen im belgischen Ostende von 1980 zeigen. Die Begeisterung für das belgische Kommunalgeld endete jedoch Ende 1981, obwohl die Gestaltung des Oostendse Florijn von hoher Qualität war.
Złoty/Złote/Złotych
Die polnische Bezeichnung für den Gulden lautet seit dem 14. Jahrhundert „Złoty“ und bedeutet „der Goldene“. Die Währungsbezeichnung geht auf das Wort „złoto“ für „Gold“ zurück. Aus dem indoueropäischem „ghltom“ wurde das slawische “zolt“ und das indogermanische „g̑hel““ - immer in der Bedeutung „gelb“. Während des Kościuszko-Aufstandes wurden 1794 erstmals polnische Schatzscheine in Złotych gedruckt.
Abb. 14: 5 Złoty, 9. Juni 1794, Schatzschein, Vs., Obersten Nationalrat = Rady Najwyższej Narodowej (Quelle: https://en.wikipedia.org).
Wikipedia beschreibt das komplexe und komplizierte polnische Währungssystem für die Zeit danach treffend: „Während des Novemberaufstandes 1830 gaben die Aufständischen ihr eigenes "Rebellengeld" heraus – goldene Dukaten und Silbermünzen im Wert von 2 und 5 Złoty mit dem Revolutionswappen und die kupfernen 3 und 10 Groschen. Diese Münzen wurden noch lange nach der Niederschlagung des Aufstandes gehandelt. Als Folge des Aufstandes wurde der Rubel ab 1842 alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel in Kongresspolen, obwohl in Warschau bis 1865 Münzen mit der Aufschrift Złoty parallel zum Rubel geprägt wurden und bis 1890 gültig blieben. ...
Zwischen 1835 und 1846 verwendete die Freie Stadt Krakau auch eine eigene unabhängige Währung, den Krakauer Złoty, dessen Münzen tatsächlich in Wien hergestellt wurden und bis 1857 gültig blieben.“ [6]
Erst fünfeinhalb Jahre nach Ausrufung der Republik Polen, im April 1924, wurde der polnische Złoty zur neuen Währung, blieb auch während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gültiges Zahlungsmittel und ist bis heute in 100 Groszy (Groschen) unterteilt.
Auf älteren österreichischen und ungarischen Geldscheinen finden sich im Aufdruck noch die Lehnwörter Zlatych, Złatý sowie Złotych Reńskich (= Rheinischer Gulden) und Ryński/Реньских (= Rheinischer). Eine Besonderheit ist das slowenische Fremdwort Goldinarjev (= golden). Auch die slawischen Namen Флоріні/Форинтік/Forintik finden sich auf den Scheinen. Für den Gulden wird im Allgemeinen die Abkürzung „f“, „Fl“ sowie die Ableitungen „Ft“, „Zł“ usw. verwendet.
In der Numismatik gibt es noch die Bezeichnung „Goldgulden“. Eigentlich handelt es sich
um einen pleonastischen Begriff wie „großer Riese“, „runder Kreis“ oder der umgangssprachliche „weiße Schimmel“.
Michael H. Schöne
Anmerkungen
[1] in Verwaltungs-Ausschuß des Museums Francisco-Carolinum zu Linz, Wien 1852–1950
[2] nach den Abschriften Franz Lichtensteins, hg. von Joseph Seemüller (MGH Deutsche Chroniken V), Hannover 1890–1893
[3] „Jansen Enikels Weltchronik, Fürstenbuch (1277–1290)“, in: Strauch, Philipp, „Enikels Werke“ 1900, Nachdruck München 2001
[4] althochdeutsch: etwa von 750 bis 1050
[5] mitttelhochdeutsch: etwa von 1050 bis 1350
コメント