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AutorenbildUwe Bronnert

Die Anweisungen der S.O.S. Kasse in Hadersleben von 1927

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags fand in Nordschleswig eine Volksabstimmung statt, bei der die Bevölkerung über die staatliche Zugehörigkeit des Gebiets entscheiden sollte. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung der Zone I (mit Ausnahme der Städte Tondern, Apenrade und Sonderburg sowie Gemeinden im Kreis Tondern wie Hoyer, Udberg und Tingleff ) votierte am 10. Februar 1920 für den Anschluss an das Königreich Dänemark. Wegen der neuen Grenze war der Absatz der landwirtschaftlichen Produkte im angestammten Gebiet nicht mehr möglich. Gleichzeitig waren die Landwirte gezwungen, sich an die übrige dänische Landwirtschaft anzupassen. Dies führte zu einer zunehmenden Kreditnachfrage der Bauern. Auch war man in Nordschleswig der Meinung, dass die Kopenhagener Politiker die Bevölkerung zu wenig unterstützen würde. So entstanden eine Reihe von bäuerlichen Vereinigung im Sønderland.


S.O.S. Kasse i Haderslev, 1. Juni 1927, 1 Krone, Vorder- und Rückseite

Der 1882 geborene Friese Cornelius Petersen erwarb 1904 das Marschland Westeranfold in der Nähe von Mögeltondern (Møgeltønder). Obwohl er sich zur Wahl der Weimarer Nationalversammlung beworben hatte, wechselte er 1920 die Seiten und vertrat die dänischen Interessen. 1925 gründete er die Partei der Bauernselbst-verwaltung, die für eine weitgehende Autonomie Nordschleswigs eintrat.

1926 verurteilte ihn ein Gericht zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe, weil er den dänischen Premierminister, Thorvald Stauning, in seiner Zeitung verunglimpft hatte.

Die Strafe wurde später in eine Geldbuße zu 2000 Kronen umgewandelt, zur damaligen Zeit eine riesige Summe.


S.O.S. Kasse i Haderslev, 1. Juni 1927, 2 Kroner, Vorder- und Rückseite


Petersens Vereinigung „Bondens Selvstyre“ gab am 4. Juni 1927 eigenes Notgeld, S.O.S Anvisning (Anweisungen) aus. In diesem Jahr war die dänische Nationalbank erst wieder zur Goldwährung zurückgekehrt. Auch die Anweisungen der S.O.S. Kasse in Haderslev gab goldbasiertes Geld aus. Ihre Scheine zu einer, zwei, fünf und 10 Kronen datieren vom 1. Juni 1927. Der Wert der Krone wird auf ihnen mit 20/100 Dollar angegeben.


S.O.S. Kasse i Haderslev, 1. Juni 1927, 5 Kroner, Vorder- und Rückseite

Die Vorderseite aller Werte ist gleich gestaltet und die Nominale unterscheiden sich nur durch Größe, Farbe und Wertaufdruck. In der linken oberen Ecke befindet sich die fünfstellige Kennnummer, die wohl immer mit „0“ beginnt, vorgesetzt „No“. Alle Scheine zeigen vier gedruckte Unterschriften, denen eine fünfte handschriftliche zugefügt wurde: beim Wert zu einer Krone die von „J. Møller“, „P. Heissel“ oder „C. Petersen“, bei der Anweisung zu zwei Kronen die von „Chr. M. Demkjær“ oder „H. Hansen“, der auch den Schein zu 5 Kronen unterschrieb und schließlich der höchste Wert, der wieder von „C. Petersen“ unterzeichnet wurde. Ferner findet sich auf den ausgegebenen Scheinen die handschriftliche Unterschrift des Kontrolleurs „Alnor“.


S.O.S. Kasse i Haderslev, 1. Juni 1927, 10 Kroner, Vorder- und Rückseite


Gedruckt wurden die Scheine auf dünnem Wasserzeichenpapier.

Geplant war eine Ausgabe von Anweisungen im Wert von 100.000 Kronen. Jedoch dürfte der höchste Wert ihres Umlaufs 7 – 8.000 Kronen nicht überstiegen haben. Im Jahre 1928 stellte die Vereinigung ihre Arbeit ein und Cornelius Petersen starb nach schwerer Krankheit 1935. 1937 war noch ein Betrag von 1.570 Kronen nicht eingelöst.

Die Anweisungen der S.O.S. Kasse kommen auch mit Einlösungsstempeln verschiedener Banken vor.

Literatur

Jesper Lodberg, Det Store Sønderjyske, Nødpenge seddelkatalog – Zone 1, Rønnede, Dänemark 2006

Siegs seddelkatalog Slesvig, Plebiscit zone I og II – samt nødpengesedler fra Sønderjylland, Sidney, Ohio, USA 1969.


Text und Abb. Uwe Bronnert

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