Es klingt nach einer fiktiven Kriminalgeschichte eines fantasiebegabten Bestseller-Autors und ist doch eine wahre Begebenheit.
Das Königreich Bahrain ist mit einer Fläche von gerade einmal 750 km² etwas kleiner als Hamburg und hat heute rund 1,5 Millionen Einwohner. Es besteht aus insgesamt 33 Inseln in einer Bucht im Persischen Golf. Bahrain war seit 1867 britisches Protektorat. Seit 1932 fördert die Bahrain Petroleum Company Erdöl, was die Herrscher des Inselreichs zu immensem Wohlstand verhalf. Am 14. August 1971 erklärte Scheich Isa bin Salman Al Chalifa die Unabhängigkeit des Landes.
Bahrain Monetary Agency: 20 Dinars nach Gesetz 1973/23 (1993), gedruckt von der argentinischen Druckerei Ciccone Calcografica aus Buenos Aires mit Leerzeichen zwischen den beiden arabischen Serienbuchstaben.
Basierend auf Gesetz von 1964 gaben zuerst der Bahrain Currency Board und auf Gesetz von 1973 dann die Bahrain Monetary Agency Staatspapiergeld aus. Die Scheine nennen jeweils nur die gesetzliche Grundlage mit Jahreszahl (1964/6 bzw. 1973/23) in arabischen Zahlen, nicht aber ein aktuelles Ausgabedatum.
Im März 1993 kamen neue 20-Dinars-Scheine in den Umlauf, die in der bekannten britischen Druckerei Thomas De La Rue hergestellt worden waren. Die in violetten Tönen gehaltenen Scheine zeigen auf der Vorderseite rechts das Bab-Al-Bahrain-Tor und auf der Rückseite die Ahmed-Al-Fateh-Moschee im Islamischen Zentrum in der Hauptstadt Manama. Die Unterschrift stammt von Scheich Khalifa bin Sulman al Khalifa. So viel zur Einstimmung.
Ende 1997 suchten einige Männer den Südafrika-Vertreter der argentinischen Druckerei Ciccone Calcografica aus Buenos Aires auf , die sich als Repräsentanten der Bank of Bahrain ausgaben. Am 2. Dezember 1997 trafen sie schließlich die großen Bosse der Druckerei und legten einen gefälschten Auftrag zum Druck von 20-Dinars-Scheinen der Bahrain Monetary Agancy vor, der offenbar anstandslos akzeptiert wurde. Auch Banknoten-Druckereien brauchen schließlich Aufträge, um Geld zu verdienen. So kam es am 13. Januar 1998 zum Vertragsabschluss.
Am 5. Februar bestellte die argentinische Druckerei acht Tonnen Wasserzeichenpapier mit sichtbarem Sicherheitsstreifen bei einem französischen Papierhersteller, das am 27. April auf die Reise von Frankreich nach Buenos Aires ging. Für den Druck selbst wurden die Druckplatten der letzten Ausgabe von De La Rue einfach kopiert. Gedruckt wurden die Scheine dann im späten Mai. Unter Kontrolle der falschen Bank-Repräsentanten traten die „echten“ und doch „falschen“ 20-Dinars-Scheine dann ihre Reise durch mehrere afrikanische Länder, wie Tschad und Niger, an.
In der Woche vom 4. bis 11. Juni 1998 wurden weltweit – darunter in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Katar, im Libanon, in Belgien und in Frankreich – 1,5 Millionen Bahrain-Dinars in Zwanzigern zum Umtausch vorgelegt. Das erregte bei Wechselstuben und Banken Aufsehen, denn Dinars aus Bahrain kommen aufgrund der geringen Umlaufmengen international nicht gerade häufig vor. Schon bald erkannte man einen wichtigen Unterschied zu den bei De La Rue gedruckten Scheinen. Zwischen den beiden arabischen Serienbuchstaben vor der Kontrollnummer ist bei den „echten“ Scheinen kein Leerzeichen, bei den argentinischen Drucken aber ein größerer Abstand. Als im Juni 1998 auch noch ein sicherheitstechnisch aufgerüsteter Zwanziger von De La Rue ausgegeben wurde, der mit Hologramm und unterbrochenem Sicherheitsstreifen ausgestattet war, war die Verwirrung perfekt. Am 8. Juni 1998 warnte die Agency vor den „falschen“ Zwanzigern. Ab 15. Juni konnte man sie nicht mehr umtauschen. Schnell wurden der verbesserte Zwanziger von De La Rue in Umlauf gebracht und der vorige aus dem Verkehr gezogen, weshalb dieser heute relativ selten ist. Die „falschen“ „echten“ Zwanziger aus Argentienien kann man dagegen preiswert im Fachhandel bekommen – ein wirklich „besonderer Geldschein“ im Album.
Die falschen Auftraggeber wurden angeblich nie gefasst und ihre Identität ist wohl bis heute ungeklärt.
Hans-Ludwig Grabowski
Münzen & Sammeln, Ausgabe 2018/05
Abbildungen: Hartmut Fraunhoffer, www.banknoten.de
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