Die Geschichte Albaniens wurde viele Jahrhunderte von fremden Herrschern bestimmt. Während sich im 19. Jahrhundert die Nachbarvölker vom türkischen Joch befreiten, blieb Albanien osmanische Provinz. Die Stadt Korça (griechisch Korytsa) entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der albanischen Nationalbewegung. So entstand hier die erste Volksschule, in der muslimische und christliche Jungen gemeinsam auf Albanisch unterrichtet wurden. Zu Beginn des Ersten Balkankriegs 1912 wurde die historisch griechische Region Epirus von Griechenland besetzt [1] und in Süd-Albanien herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände, die viele albanische Einwohner aus Korça zur Auswanderung in die Vereinigten Staaten veranlassten.
Nach der albanischen Unabhängigkeit beanspruchte Griechenland Korça und die Region für sich und ließ seine Truppen im März 1913 in die Stadt einrücken. Im Dezember 1913 legten die Großmächte die Grenzen des Fürstentums Albanien fest und das Gebiet kam zu Albanien, sodass die Griechen auf Druck der Großmächte einige Monate später abziehen mussten. Bereits im Oktober 1914 besetzten jedoch die Griechen das Gebiet erneut und blieben dort bis zum Sommer 1916. Obwohl Albanien während des Ersten Weltkriegs Neutralität wahrte, besetzte eine italienische Expeditionstruppe am 28. Dezember 1914 – noch vor ihrem Eintritt in den Krieg – den Hafen von Vlorë (Valona) und südliche Landstriche des Fürstentums. Die österreichisch-ungarische Armee marscheirte im Frühjahr 1916 in Nord-Albanien ein und das Königreich Bulgarien besetzte die östlichen Teile des Landes einschließlich der Stadt Elbassan, die später an Österreich-Ungarn übergeben wurde. Am 18. August 1916 eroberte die bulgarische Armee auch Korça und vertrieb die griechische Garnison aus der Stadt. Wahrscheinlich versuchten die Bulgaren, sich den österreichischen Truppen zu einem gemeinsamen Angriff auf die italienische Armee anzuschließen.
Der französische Befehlshaber der Armée d’Orient, General Sarrail, war im Herbst 1916 besorgt über die Spannungen, die zwischen den Venizelisten [2], den albanischen Banden sowie großen Teilen der Bevölkerung von Korça herrschte. Dies bedrohte seine linke Flanke, die nicht wirklich eine Front war. Um die militärische Aktion im 100 km entfernten Gebiet von Monastir vorzubereiten, musste er auch die Stadt Korça kontrollieren, die etwa 40 km von der griechisch-albanischen Grenze entfernt am Maliksee liegt.
Zu diesem Zweck entsandte er Ende November 1916 Colonel Descoins mit dem 242. Infanterie-Batallion nach Korça, das Ende Dezember durch das 13. Territoriale Infanteriebataillon, das 2. Indochinesische Marschbataillon, zwei Staffeln afrikanischer Kämpfer und eine Artillerie-Abteilung abgelöst wurde. Descoins setzte einen einheimischen Verwaltungsrat ein, der unter militärischer Aufsicht arbeitete. So entstand im Laufe des Jahres 1917 die Autonome Albanische Republik Korçë. Zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung bauten die Franzosen eine albanische Gendarmerie auf, führten ein neues Strafgesetzbuch und Gerichte ein; ein Amt für religiöse Angelegenheiten regelte das Verhältnis zwischen der muslimischen und griechisch-orthodoxen Bevölkerung. Einnahmen generierte man durch Einkommen- und Stempelsteuern. Eigene Briefmarken und Geldscheine wurden ausgegeben. Gleichzeitig eröffnete die Militärverwaltung ein Krankenhaus, das sich sowohl um das Militär als auch um die Bevölkerung kümmerte. Am 1. März 1918 erweiterten die Franzosen ihren Herrschaftsbereich um das Gebiet von Pogradec. Von dort aus begann im September 1918 die siegreiche Offensive.
Wie bereits erwähnt, wurde eigenes Geld ausgegeben. Die erste Geldschein-Emission datiert vom 1. Februar 1917 und lautete über ½ und 1 Franc (Albanisch: Frange). Ausgegeben wurden Geldscheine im Wert von 30.000 Francs. Beide Nominale sind 117 x 71 mm groß (dies gilt auch für die späteren Ausgaben) und unterscheiden sich lediglich in der Farbe und der Wertangabe. Der Hauptdruck beider Scheine ist braun. Während der Unterdruck zu ½ Franc grün ist, ist der zu 1 Franc hellblau. Überschrieben sind die Nominale mit „SHQIPËRIË VETQEVERITARE“, was so viel wie „Autonomes Albanien“ heißt. In der Scheinmitte befindet sich der doppelköpfige albanische Adler, links und rechts davon in einem Kreis die numerische Wertangabe.
Darunter auf der linken Seite ist der fünfzeilige französische Text, gefolgt von einer faksimilierten Unterschrift, zu lesen:
„A VUE AU PORTEUR LA
DIRECTION DES FINANCES
PAIERA LA SOMME DE
UN bzw. DEMI FRANC
LE DIRECTEUR DES FINANCES“.
Rechts neben dem Adler ist der entsprechende albanische Text mit der entsprechenden faksimilierten Unterschrift abgedruckt. Unter dem Adler sind noch „KORÇE“ sowie die Datumsangabe, z. B. „1-2-17“, zu erkennen.
Das Ganze ist in einem Schaurahmen eingefasst. Am unteren Rand links ist die Angabe „GRAVEUR. DAVIER“ und rechts für die Druckerei „IMPR. A. A. VANGHELI – KORYTZA“. Letztere verwendete also den griechischen Ortsnamen. Anzumerken ist noch, dass der Soldat Davier, der die Gravur ausführte, ein Schüler des berühmten Louis-Oscar Roty [3] war. Die Kontrollnummern kommen sowohl in schwarzer, wie auch violetter Farbe vor.
Die Schein-Rückseite gibt den Wert in Ziffern sowie in französischer und albanischer Sprache wieder. Zusätzlich erhielten die Scheine oben rechts einen runden Stempelabdruck: Doppelköpfiger Adler mit der Umschrift „ZYRA E FINANCES KORÇE“ (= Büro für Finanzen Korçe).
Mit Datum vom 25. März 1917 wurden die gleichen Werte mit dem Serienbuchstaben „B“ ausgegeben und am 10. Oktober 1917 folgten Scheine mit dem Buchstaben „C“. Bei dieser Ausgabe wurde der Emittent in „REPUBLIKA SHQIPETARE (Republik Albanien)“ geändert. Der Gesamt-Ausgabebetrag betrug hier 20.000 Francs. Maurice Kolsky schreibt, dass noch eine Ausgabe vom Februar 1918 gemeldet worden ist, die bisher allerdings noch nicht nachgewiesen sei. [4]
Kolsky gibt in seinem Katalog noch drei weitere Ausgaben zu Gjysmë (½) und Një (1) Frange in gleichem Format, aber neuem Design an: 1. November 1918 (Serienbuchstabe A), 1. Dezember 1918 (Serienbuchstabe B) und 10. Dezember 1918 (Serienbuchstabe C). Der Textaufdruck ist ausschließlich in albanischer Sprache abgefasst und die Rückseite zeigt eine Ansicht von Tirana. Ferner kennt er eine französische Militärausgabe (Territore de Koritza) vom März 1920 zu „Cinquente Centimes“ und „Un Franc“, die von „Le Lieutenant-Colonel / Commandant du Territoire“ unterzeichnet sind. Außerdem erwähnt er noch zwei weitere Emissionen, deren Existenz jedoch fraglich sind. [5]
Bis zum 22. Mai 1920 bestand die französische Militärverwaltung, bevor sie auf die albanischen Behörden übertragen wurde. Die Franzosen verließen die Region endgültig am 15. Juni 1920. [6]
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[1] Im Verlauf des Ersten Balkankriegs mussten die Osmanen Makedonien, Adrianopel und Saloniki räumen. Neun Zehntel Albaniens wurden von serbischen, griechischen und montenegrinischen Truppen besetzt. Über die Beute gerieten die ehemaligen Verbündeten in Streit. Als Folge des Zweiten Balkankriegs (1913) musste Bulgarien seine Erwerbungen an Griechenland, Serbien und die Türkei abgeben. Albanien erklärten die Großmächte zu einem unabhängigen Fürstentum. Der deutsche Fürst Prinz Wilhelm von Wied [* 26.3.1876 Neuwied, † 18.4.1945 Predeal, Rumänien] wurde für kurze Zeit albanischer Souverän. Nach nur 200 Tagen verließ er am 3. September 1914 das Land.
[2] Der Venizelismus – benannt nach dem griechischen Premierminister Eleftherios Venizelos – war eine der bedeutendsten politischen Strömungen in Griechenland vom 20. Jahrhundert bis etwa 1965.
[3] Louis Oscar Roty [* 11. Juni1846 in Paris; † 23. März 1911 ebenda] zählte zu den bekanntesten Medailleuren Frankreichs.
[4] Maurice Kolsky, Le Papier-Monnaie de Sièges et de Campagnes de l’Armée Française, Collection Histoire du Papier-Monnaie Français, Volume 9, Paris 1998, S. 121 – 128.
[5] Emission vom 1. April 1920 (½ und 5 Francs) sowie vom 1. August 1920 (1 Franc).
[6] Nach Kriegsende war Albaniens staatliche Selbständigkeit lange Zeit ungewiss – zu begehrlich waren die Blicke der Nachbarstaaten. Erst die Aufnahme in den Völkerbund am 17. Dezember 1920 sicherte den staatlichen Fortbestand Albaniens, dessen Grenzen die Botschafterkonferenz am 9. November 1921 endgültig festlegte. Die inneren Verhältnisse blieben aber verworren. Seit den Tagen Wieds war es formal immer noch eine Monarchie. Die Nationalversammlung beschloss am 21. Januar 1925, Albanien in eine Republik umzuwandeln. Nur zehn Tage später wählte sie Amet Zogu [*8.10.1885 Burgajet, Albanien; † 9.4.1961 Suresnes, Frankreich] zum Staatspräsidenten. Das Amt war praktisch mit unbeschränkten Vollmachten ausgestattet.
Uwe Bronnert
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