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AutorenbildUwe Bronnert

Die geplanten Goldfranken-Kassenscheine der "Rheinischen Republik" 1923

Am 21. Oktober 1923 stürmten bewaffnete Separatisten mit Rückendeckung der belgischen Besatzer unter Leitung des Industriellen Leo Deckers das Aachener Rathaus, hissten ihre grün-weiß-rote Fahne und riefen die unabhängige "Rheinische Republik" aus. Dies war der Startschuss für ähnliche Vorgänge im übrigen Rheinland und den ebenfalls französisch-belgisch besetzten Gebieten Hessens und der Pfalz.


Die Abtrennung des Rheinlands vom Deutschen Reich und die Proklamation einer unabhängigen "Rheinischen Republik" kam den französischen Interessen sehr nahe.

Konnte man den Anschluss an Frankreich schon nicht durchsetzen, so schwächte doch

die Schaffung eines Pufferstaates den Erzfeind Deutschland. Bereits am 26. Oktober erkannte der Oberkommissar der Hohen Interalliierten Rheinlandkommission die Regierung der "Rheinischen Republik" und deren örtliche Vertreter als rechtmäßige Regierung an.


Wichtiges Ziel der Aufständischen war die Einnahme der beiden politischen Machtzentren des Rheinlands: Düsseldorf, der Sitz des Provinziallandtags und des Landeshauptmanns und Koblenz, von hier leitete der Oberpräsident die Verwaltung der Provinz. Am 22. Oktober trafen bewaffnete Separatisten in von den Franzosen requirierten Eisenbahnzügen in Koblenz ein. Vom Bahnhof aus marschierten sie vor die Polizeidirektion am Kaiser-Wilhelm-Ring,

dem heutigen Sitz der Kreisverwaltung, und vor das Rathaus, um die Übergabe der Stadt zu verlangen. Eine große Menschenmenge hinderte die Putschisten an dem Vorhaben. Als einer der Separatisten einen Schuss abfeuerte, kam es zu einer wüsten Keilerei, bei der wie durch ein Wunder niemand getötet wurde. Allerdings gab es 58 teils schwer Verletzte. Anders als in Düsseldorf, wo französischen Soldaten die Separatisten unterstützt hatten, hielten sie sich in Koblenz zunächst zurück.


Nach diesem Misserfolg wurden weitere bewaffnete Sonderbündler nach Koblenz gebracht. Unter dem Schutz französischer Truppen marschierten sie schließlich zum Schloss und hissten hier ihre grün-weiß-rote Fahne. Der daraufhin erneute Massenaufmarsch unbewaffneter Bürger wurde von französischen Soldaten zerstreut, wieder gab es viele Verletzte. Oberbürgermeister Dr. Russell, der bei der Rheinlandkommission protestierte, wurde mit einer größeren Zahl von Beamten aus dem Rheinland ausgewiesen und die deutsche Polizei entwaffnet und der französischen Oberhoheit unterstellt. Das Verhängen des Belagerungszustands garantierte, dass die etwa 2000 bewaffneten Separatisten Rathaus, Schloss und Post besetzten konnte. Bezirks- (Orts-) Kommissar von Koblenz wurde der Weinhändler Theodor Oehmen.


Bereits am 23. Oktober 1923 konstituierte sich in Koblenz die „provisorische Regierung der Rheinischen Republik“ als Zentralregierung der Separatisten. Aber auch danach war nicht immer klar, wer eigentlich für die "Rheinische Republik" spricht. Am 30. Oktober veröffentlichten dann verschiedene deutsche Zeitungen unter Berufung auf französische Zeitungen die Kabinettsliste der vorläufigen Regierung – vielleicht ergeben sich daraus die unterschiedlichen Schreibweisen der Personen.


Beim "Aachener Anzeiger" war beispielsweise zu lesen: „‘Petit Parisien‘ gibt in einer Koblenzer Meldung eine […] Zusammensetzung der provisorischen Regierung. Matthes soll dem Korrespondenten des Blattes erklärt haben, die Regierung sei nunmehr konstituiert und er nehme für sich den Titel eines Kommissars des Vollzugsausschusses (?) in Anspruch. Herr von Metzen werde in Erwartung der Ankunft Dr. Dortens das ‚Ministerium des Äußeren‘ und das ‚Ministerium des Handels übernehmen. Die übrigen Portefeuilles werden folgendermaßen verteilt: Finanzen: Dr. Wolterhoff, Inneres: Liebing, Kultus und Unterricht: Dr. Cremer (auch Krämers), Eisenbahn: Dr. Müller, Justiz: Rechtsanwalt Kleber, Ackerbau und Versorgung: Simons. Dr. Dorten ist, so wird weiter geschildert, mit ‚wichtigen Verhandlungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage der neuen Republik‘ beschäftigt.“[1]

Das "Honnefer Volksblatt" vom gleichen Tag schreibt, dass Dorten und Matthes bevollmächtigte Minister seien und Dr. Guthardt das Amt des Hauptkommissars (commissaire general) der belgischen Zone übernommen habe.


Die Mitglieder der Regierung der "Rheinischen Republik" in Koblenz.


Die Folgen des passiven Widerstands gegen die französisch-belgische Besatzung waren besonders im Rheinland zu spüren. Die französische Zollgrenze zum übrigen Reich behinderte den Warenaustausch, vielfach wurde er vollkommen unterbunden. Arbeitslosigkeit und Hunger waren die Folgen. Weite Teile der Bevölkerung waren auf die mageren Unterstützungszahlungen des Reichs angewiesen. Zudem behinderte die französische Besatzungsmacht auch die Geldzufuhr der Reichsbank, sodass hier besonders viele Notgeldausgaben zu verzeichnen waren. Auch die Devisenkurse an der Kölner Börse lagen deutlich über denen in Berlin.[2]


Wollte man die Bevölkerung für sich gewinnen, musste man die aufgezeigten Probleme lösen. Eine der wichtigsten Aufgaben sah die provisorische Regierung in einer Währungskonsolidierung. Schon lange dachte man im Rheinland – nicht nur in separatistischen Kreisen – über die Schaffung eines eigenen, wertbeständigen Goldfranken nach. Bei einem Interview mit französischen Journalisten führte Finanzminister Wolterhoff aus, dass das weitere Bestehen der "Rheinischen Republik" vom Gelingen der Währungsreform abhinge.


„Die Rheinische Republik wird im Rahmen der ‚lateinischen Union‘ eine Milliarde Rheinfranken ausgeben, der im Wert dem französischen Franken entspricht. Die Rheinische Republik wird zur Deckung dieser Milliarde Schatzscheine ausgeben, die von den Grundbesitzern als Hypothek auf den Grundbesitz garantiert werden. Der Rest der Summe wird durch Scheine garantiert, die von einem privaten Konsortium ausgegeben werden sollen. Dieses Konsortium erhält als Pfand für die Darlehen eine Hypothek auf das Eigentum der rheinischen Eisenbahnen, die augenblicklich (!) von der französisch-belgischen Regie ausgebeutet werden. Auf diesen Eisenbahnen ruht nach dem Versailler Vertrag bereits eine Hypothek der Alliierten. Die Rheinische Republik beabsichtigt deshalb, die Alliierten aufzufordern, diese Hypothek in eine zweite Hypothek in Höhe von 350 [Millionen, Anm. d. Verf.] Goldfranken umzuwandeln. Die von dem Konsortium abgelöst würde. In den Kreisen der provisorischen Regierung hofft man, daß diese Kombination von den Alliierten gerne gutgeheißen würde. Einer Pressemeldung zufolge sollen Verhandlungen über die Bildung dieses Eisenbahnkonsortiums bereits im Gange sein und von Dr. Dorten geleitet werden.“[3]

Die Währung der Separatisten sollte wie die Rentenmark durch Hypotheken auf Grund

und Boden abgesichert werden.


Das Berliner Münzkabinett im Bode-Museum (Stiftung preußischer Kulturbesitz) verwahrt in seinen Beständen zehn Blätter mit Original-Entwürfen für Kassenscheine der "Rheinischen Republik" auf. Sie befanden sich ursprünglich in der Geldgeschichtlichen Sammlung der Reichsbank und enthalten insgesamt 14 Entwürfe, zwei Bleistift-Skizzen (Vorentwürfe) und zwölf kolorierte Ausführungsentwürfe. Als geplantes Ausgabedatum wird der 6. November 1923 genannt. Für Nominale der neuen Währung waren Kassenscheine zu ½, 1, 5, 10, 20 und 100 Goldfranken vorgesehen, eingeteilt in 100 Pfennige. Daher waren auch Geldscheine zu 5, 10 und 25 Pfennige geplant.

Als Sitz der Ausgabebehörde, die auf den Entwürfen jedoch nicht genannt wird, war Coblenz vorgesehen. Auf allen Entwürfen werden drei Unterschriften angedeutet. Vermutlich sollten an dieser Stelle die Unterschriften der Vertreter der von den Separatisten geplanten Rheinischen Goldnotenbank stehen. Letztere darf aber nicht mit der Rheinisch-Westfälischen Goldnotenbank verwechselt werden, die etwa zur gleichen Zeit von Vertretern der rheinischen Industrie und des Handels gegründet werden sollte.


Auf den Entwürfen zu 5, 10 und 20 Goldfranken befindet sich der Hinweis „1 kg FEIN = 3487,5“, d. h. 1000 g Feingold sollten den Wert von 3.487,5 Goldfranken haben oder anders ausgedrückt, ein Goldfranken entsprachen 0,2867 g Feingold. „Die Rentenmark erlangte durch ihre Gleichstellung mit der späteren Reichsmark einen Goldgehalt von 0,3592 g. Demgegenüber hatte der französische Franc einen solchen von 0,2903 g, d. h. er deckte sich praktisch mit dem Goldfranken der projektierten Rheinischen Republik.“ [4]


Betrachtet man die Farbgestaltung der Entwürfe, so fällt auf, dass die Verwendung blasser Farben den späteren französischen Geldscheinen entsprechen. Dies könnte möglicherweise ein Hinweis auf den oder die unbekannten Gestalter sein. Die dekorativen Elemente der Entwürfe beziehen sich auf Landschaft und Persönlichkeiten des Rheinlands.


Original-Entwürfe zu 5- und 10-Pfennig-Kassenscheinen der "Rheinischen Republik" mit Datum vom 6.11.1923, Blatt 8, Anmerkung "Görres" zum Porträt und Vermerk "Gut" , Handsignatur und Datierung vom 8.11.1923.


Original-Entwürfe zu 25- und 50-Pfennig-Kassenscheinen der "Rheinischen Republik" mit Datum vom 6.11.1923, Blatt 9, Anmerkung "1/2 Franken" statt "50 Pfennige", Vermerk "Gut" und "Heinrich Heine" über dem Porträt, Handsignatur und Datierung vom 8.11.1923.


Original-Entwurf zu 1 Goldfranken-Kassenschein der "Rheinischen Republik" mit Datum vom 6.11.1923, Blatt 1, Anmerkung "Besser!" und Handsignatur.


Original-Entwurf zu 2 Goldfranken-Kassenschein der "Rheinischen Republik" mit Datum vom 6.11.1923, Blatt 2, Anmerkung "Gut", Handsignatur und Datierung vom 8.11.1923.


Original-Bleistiftzeichnungen zu 1 und 2 Goldfranken-Kassenscheinen der "Rheinischen Republik" , Blatt 3, Anmerkung zu Motiven bei 2 Goldfranken (Kunst u. Handwerk / Frieden), "Neue Vorschläge", Handsignatur und Datierung vom 8.11.1923.


Original-Entwurf zu 5 Goldfranken-Kassenscheinen der "Rheinischen Republik" mit Datum vom 6.11.1923 mit Porträt von Goethe, Blatt 4, Anmerkung "Gut", Handsignatur und Datierung vom 8.11.1923.


Original-Entwurf zu 10 Goldfranken-Kassenscheinen der "Rheinischen Republik" mit Datum vom 6.11.1923 mit Porträt von Beethoven, Blatt 5, Anmerkung "Gut!", Handsignatur und Datierung vom 8.11.1923.


Original-Entwurf zu 20 Goldfranken-Kassenscheinen der "Rheinischen Republik" mit Datum vom 6.11.1923, Blatt 6, Anmerkung "Gut!", Handsignatur ohne Datierung.


Original-Entwürfe zu 100 Goldfranken-Kassenscheinen der "Rheinischen Republik" , Blatt 7, "Genehmigt", Handzeichen und Datum vom 8.11.1923.



Schon in der Antike nutzten die Herrschenden Münzdarstellungen, um der Welt ihre Botschaften zu vermitteln. Auch die Ikonografie der Kassenscheine sollte dies tun.

Mit der Auswahl der Darstellungen sollte eine Identifikation der Rheinländer mit der "Rheinischen Republik" erreicht sowie Aufbruchstimmung und Zuversicht vermittelt werden, indem man z. B. für den Wert zu 2 Goldfranken die Personifikation des Rheins (Rhenus Pater, Vater Rhein) wählte. Mit geschultertem Dreizack blickt er von der rechten Vorderseite den Betrachter an, vor ihm ein Füllhorn, aus dem er Weindolden schüttet, dem natürlichen Reichtum an Rhein und Mosel. Überhaupt zeigen einige Scheine Weinblätter und Weindolden als Rahmenschmuck. Auf der Rückseite seine drei Rheintöchter Wellgunde, Woglinde und Floßhilde, die in Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ als Hüterinnen des im Rhein liegenden natürlichen Goldes auftreten. Das Bild wird durch die Andeutung des Sonnenaufgangs vervollständigt. Überhaupt spielt die aufgehende Sonne auch bei anderen Entwürfen eine dominierende Rolle, soll sie doch Neuanfang und Zuversicht auf eine bessere Zukunft symbolisieren.


Der Entwurf zum Hunderter, der nur teilweise ausgeführt ist, bildet auf der linken Seite eine zartgewandete Frau ab. Sie hält in ihrer linken Hand einen Lorbeerkranz, den sie den beiden Männern, die auf der rechten Seite abgebildet sind, hinhält. Auch das an ihrer Seite stehende nackte Kind, mit einem Blütenkranz auf dem Kopf, reckt seine Arme den Männern entgegen. Zwischen den beiden Darstellungen vervollständigt eine Flusslandschaft mit aufgehender Sonne den Entwurf. Dem Betrachter des Scheins scheint es sagen zu wollen, wenn wir unser Ziel – die Schaffung des Rheinstaates – erreichen, siegen wir über unsere Gegner und uns winken Frieden und Wohlstand. Zahnrad, Spitzhacke und Schlägel weisen auf die Bedeutung von Industrie und Bergbau hin. Wer da den Männern den Lorbeerkranz über den Rhein reicht, kann man sich wahrscheinlich denken. Frankreich grüßt in Gestalt einer verführerisch schönen Frau die deutschen Männer mit Symbolen ihrer Arbeit.


Wie der Hunderter, so zeigt auch der ½-Franken-Schein auf beiden Seiten die aufgehende Sonne. Der Palmzweig, den die sitzende Frau in ihrem Arm hält, steht seit dem Altertum für Sieg, Triumph, Frieden und ewiges Leben. Das nackte stehende Kind versstärkt beim Betrachter den Eindruck eines friedlichen Neuanfangs.


Arbeit und Wohlstand thematisiert der Kassenschein zu einem Goldfranken. Gleichzeit wird der Bogen zu den Arbeitern geschlossen, die für den neuen Staat gewonnen werden sollen. Die Vorderseite zeigt einen Bergarbeiter mit Spitzhacke und Grubenlampe, während die Rückseite eine „blühende“ Industrielandschaft wiedergibt. Dieses Bild wird noch einmal beim Schein zu 25 Pfennigen aufgegriffen. Auch beim Schein zu 10 Goldfranken steht die Arbeit, symbolisiert durch Bergmann und Schmied im Vordergrund der Darstellung, während der Hermeskopf und das Füllhorn beim 20-Goldfranken-Schein Reichtum durch Handel versprechen. Die anmutige Frau auf der linken Seite pflegt eine Weinrebe und erinnert damit an Weinbau und Landwirtschaft.


Mit der Abbildung des Kölner Doms auf dem Schein zu 5 Pfennigen wird wieder die Identifikation mit dem Rheinland ermöglicht. Auch die Abbildung berühmter Rheinländer soll das "Wirgefühl" stärken. Darüber hinaus wirbt man mit ihnen um die Gunst des Bürgertums. Die Rückseite des Scheins zu 10 Pfennigen bildet in der Mitte das Brustbild des Gymnasial- und Hochschullehrers Johann Joseph Görres [* 25. Januar 1776 in Koblenz; † 29. Januar 1848 in München] ab, der auch als katholischer Publizist und Naturphilosoph bekannt wurde.

Den Dichter Heinrich Heine [* 13. Dezember 1797 in Düsseldorf; † 17. Februar 1856 in Paris] zeigt ein Medaillon auf der Rückseite des Scheins zu ½ Franken. Heine machte sich nicht nur als Vertreter der Romantik einen Namen, sondern war auch ein bedeutender Wegbereiter des "Vormärzes". Weil er im Deutschen Bund mit Publikationsverbot belegt war, ging er ins Exil nach Paris. Wegen seiner politischen Haltung und jüdischen Herkunft wurde er von Antisemiten und Nationalisten über den Tod hinaus angefeindet.

Die Rückseite des Kassenscheins zu 10 Goldfranken bildet das Brustbild des Komponisten und Pianisten Ludwig van Beethoven [getauft am 17. Dezember 1770 in Bonn; † 26. März 1827 in Wien] ab. Er zählt zu den überragendsten Komponisten der Musikgeschichte.

Der Fünfer schließlich ist dem Dichterfürsten, Politiker und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe [* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar] gewidmet. Streng genommen war er zwar kein Rheinländer, aber sicherlich einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.


Auf den farbigen Entwürfen wurden handschriftliche Vermerke angebracht: „gut!“ oder „genehmigt!“ und „“8.11.23“. Schließlich findet sich noch Ausführungsvermerke „Propriétè de l’Imprimerie Strasbourgeoise“ (Eigentum der Straßburger Druckerei). Zum Druck der Kassenscheine in der vorgesehenen Druckerei im Elsass kam es aber nicht mehr.


Die völlige Ablehnung der "Rheinischen Republik" durch die Bevölkerung, fehlende Finanzmittel und Streitigkeiten in der Regierung führten sehr schnell zu einem Auseinanderbrechen der Separatisten. Am 27. November 1923 informierte „Generalbevollmächtigter“ Mathes in einem Schreiben den Vorsitzenden der Rheinlandkommission, Tirard, darüber, dass sich die vorläufige Regierung der "Rheinischen Republik" aufgelöst habe, „daß in den letzten Tagen bereits drei Mitglieder des ‚Kabinetts‘ ausgeschieden seien, nachdem es sich schon vor etwa 14 Tagen in zwei Teile gespalten habe, von denen jeder für sich ‚Kabinettsbeschlüsse‘ faßte. Aus der sogenannten, inzwischen durch das ‚Kabinett‘ aufgelösten ‚Obersten Heeresleitung‘ habe sich eine ‚Militärdiktatur‘ herausgebildet, bei der ein entlassener Sekretär namens Rosenbaum die Hauptrolle spiele. Bezeichnend ist das offene Eingeständnis am Schlusse des Schreibens, daß für die Auflösung der Umstand mitbestimmend sei, daß die bisherige vorläufige Regierung zum Teil aus unfähigen oder unehrlichen Menschen zusammengesetzt ist‘.“[5]


Auch die Tatsache, dass die USA und Großbritannien in der französischen Unterstützung der Separatisten einen Verstoß gegen den Versailler Vertrag sahen, beendete diese schließlich und führte zum Zusammenbruch der Abspaltungsbestrebungen. Im Rheinland war der Spuk Ende November beendet, lediglich in der Pfalz gab es noch Aktivitäten bis zum Frühjahr 1924.

Uwe Bronnert


Autor und Verlag danken dem Berliner Münzkabinett und Herrn Dr. Johannes Eberhardt für die Bereitstellung der Abbildungen und freundliche Genehmigung zur Abbildung der Entwürfe, die hier erstmals komplett und in Farbe gezeigt werden können.


Anmerkungen [1] Wie sich die Separatisten das Finanzprogramm denken, in: Aachener Anzeiger, Politisches Tageblatt, Nr. 532 vom 30. Oktober 1923, Mittagsausgabe

[2] Die Entwicklung der deutschen Währung hatte im besetzten Rheinland im November/Dezember 1923 eine von der Lage im Reich sehr abweichende Situation erreicht. So wurde der US-Dollar wie folgt notiert:

Quelle: Heinz Fengler, Geldscheinentwürfe der Separatisten für die geplante Rheinische Republik 1923, in: Der Geldscheinsammler, Heft Nr. 6, Dezember 1989, S. 293.

[3] Wie sich die Separatisten das Finanzprogramm denken, in: Aachener Anzeiger, Politisches Tageblatt, Nr. 532 vom 30. Oktober 1923, Mittagsausgabe.

[4] Heinz Fengler, S. 299.

[5] Palastrevolution in Koblenz, in: Sonderausgabe der "Aachener Vereinigten Zeitungen" vom 29. November 1923, Mittagsausgabe.

1 Comment


reinhard.jansen
Nov 23, 2023

Danke für den interessanten Artikel!

Bemerkenswert der Verschreiber "Reinischen" auf dem Entwurf des 25-Pfennig-Scheines.

Mag der Hast geschuldet sein - oder der Tatsache, dass der Entwerfer ein Franzose war.

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