top of page
AutorenbildUwe Bronnert

Die griechische Hyperinflation unter deutsch-italienischer Besatzung 1941 – 1944

Aktualisiert: 15. Sept. 2022

Begonnen hatte der Zweite Weltkrieg für die Griechen am 28. Oktober 1940, als Truppen des faschistischen Italiens von Albanien aus in Nord-Griechenland einfielen. In den folgenden Monaten gelang es der griechischen Armee die Italiener nicht nur abzuwehren, sondern selbst in die Offensive zu gehen.


Für Hitlers Pläne war das Debakel der Italiener nicht nur gefährlich, weil es das Prestige der Achsenmächte gefährdete, sondern auch den geplanten Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion hinausschob. Großbritannien hatte zur Unterstützung des griechischen Abwehrkampfes ein Expeditionskorps entsandt. Die vier aus Ägypten verlegten Bomberstaffeln stellten nun eine ernste Bedrohung der rumänischen Ölfelder von Ploiesti dar, die eine entscheidende Rolle bei den Überlegungen zur Versorgung der Wehrmacht in einem kommenden Russland-Feldzug spielten. So gab Hitler notgedrungen am 13. Dezember 1940 der Wehrmachtsführung den Befehl zur Planung des „Unternehmens Marita“.


Am 6. April 1941 überschritt die 12. Armee unter Generalfeldmarschall Wilhelm List mit 18 Divisionen, darunter mehreren Panzer- und anderen Eliteverbänden, die bulgarische Grenze. Trotz drückender personeller und materieller Überlegenheit brauchte die Wehrmacht drei Tage, die Bunker der Metaxas-Linie zu durchstoßen, die von griechischen Soldaten mit veralteten Waffen aus dem Ersten Weltkrieg verteidigt wurde. Am gleichen Tag erreichten die deutschen Panzer das zur offenen Stadt erklärte Thessaloniki. In den folgenden Tagen rückte sie beständig nach Süden vor.


Die Einnahme des Metsovo-Passes durch Teile der „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ am 18. April machte einen griechischen Rückzug der Epirus-Armee unmöglich. Am 20. April bot der griechische Befehlshaber in Epeiros, Generalleutnant Georgios Tsolákoglu, in einem Handschreiben dem Kommandeur der „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ Sepp Dietrich die Kapitulation an. Ohne mit seinem Armeeoberkommando Rücksprache zu halten, verfügte Dietrich, dass der Waffenstillstand auch für die italienischen Truppen an der Nordwestfront gelten solle. Zudem sollte die Entwaffnung der Griechen durch deutsche Verbände erfolgen. Und: Die griechischen Offiziere sollten ihr Lederzeug und vor allem ihren Degen behalten dürfen, womit der griechischen Bitte nach würdiger Behandlung Rechnung getragen wurde.


Als der Duce von der Kapitulation erfuhr, schäumte er vor Wut und verlangte von den Griechen ebenfalls ein Waffenstillstandsersuchen, das an das italienische Oberkommando zu richten sei. Obwohl dies gegen die deutsch-griechischen Vereinbarungen verstieß, wollte Hitler seinen Verbündeten nicht brüskieren. So kapitulierten die 18 Divisionen der griechischen Armee am 23. April ein weiters Mal. Trotz aller italienischer Einwände durften die griechischen Offiziere ihren Degen behalten und alle Soldaten wurden ohne Internierung nach kurzer Zeit entlassen.


Der alliierte Oberbefehlshaber im Mittelmehr und Nahen Osten, Feldmarschall Archibald Wavell, ordnete am 21. April die Evakuierung der alliierten Truppen nach Kreta und Ägypten an (Operation Demon). Über die Häfen in Attika und auf der Peloponnes gelang es der Royal Navy bis zum 30. April rund 50.000 Soldaten zu evakuieren, allerdings unter Zurücklassung der schweren Waffen und Geräte.


Bereits einen Tag nach Wavells Rückzugsbefehl verließ auch der griechische König Georg II. und sein Premierminister Emmanuel Tsouderros Athen mit dem Flugzeug Richtung Kreta. Ihnen folgten auf Wunsch des Königs und des britischen Botschafters der Gouverneur und der Vizegouverneur der Bank von Griechenland, Kyriakos Varvaressos und Georgios Mantzavions. Die griechische Regierung und die Bank blieben zunächst in Chania. Hier wurde die Satzung der Notenbank dahingehend geändert, dass sie ihren Sitz in derselben Stadt wie die Regierung zu nehmen habe.


Besichtigung der Akropolis. Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Der deutsche Feldzug auf dem griechischen Festland endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden der Peloponnes. Zuvor hatten deutsche Truppen am 26. April Korinth besetzt und am 27. April rückten Vorausabteilungen der 5. Panzer-Division in Athen ein. Einige größere ägäische Inseln, darunter Limnos, Lesbos und Chios wurden bis Anfang Mai von deutschen Infanterie- und Luftlandetruppen besetzt. Italienische Truppen besetzten gleichzeitig die Ionischen Inseln.


Einzig Kreta war noch in der Hand der 32.000 alliierten Soldaten (Briten, Australier und Neuseeländer) und 10.000 griechischen Soldaten sowie zahlreichen kretischen Freiwilligen. Am 20. Mai 1941 begann unter dem Kommando von General Kurt Student (1890 – 1978) das „Unternehmen Merkur“, das größte Luftlandeunternehmen des Zweiten Weltkriegs.

Ein Großteil der 15.000 deutschen Fallschirmjäger wurden bereits in der Luft erschossen oder verwundet. Erst am 1. Juni beendete die Wehrmacht siegreich die Eroberung der Insel.


Als sich abzeichnete, dass die Schlacht um Kreta für die griechischen und alliierten Streitkräfte verloren sein würde, verließen der König und die Regierung sowie die Notenbankleitung am 22./23. Mai Kreta. Nach einer Odyssee über Alexandria, Kairo und Johannisburg (Südafrika) wurde vom September 1941 bis 15. April 1943 London Sitz der Exilregierung, um dann nach Kairo zurückzukehren. Mit dem Bankvorstand wanderten auch die Goldreserven des Landes. Bereits im Februar 1941 hatte die Bank von Griechenland heimlich mit der Evakuierung der Goldreserven zur Filiale in Heraklion auf Kreta begonnen. Von dort wurden sie auf einem britischen Kriegsschiff nach Alexandria gebracht und später über Kairo und Suez per Schiff nach Durban in Südafrika. In Germiston wurde das Gold, das vorwiegend aus 750/1000-feinen Goldmünzen bestand, raffiniert und in Barren gegossen und anschließend in den Tresoren der South African Reserve Bank in Pretoria aufbewahrt.


Bis September 1943 (Seitenwechsel Italiens) herrschte in Griechenland ein kompliziertes Kondominium der Achsenmächte: zwei Oberbefehlshaber, zwei politische Bevollmächtigte, seit Oktober 1942 noch zwei wirtschaftliche Sonderbeauftrage. Italien besetzte zwar den größten Teil des griechischen Festlandes, die Kykladen, den Ostteil Kretas und annektierte 1942 faktisch die Ionischen Inseln[1], während sich das Großdeutsche Reich als militärisch und wirtschaftlich stärkerer Partner mit wenigen strategisch wichtigen Gebiete begnügte: Thessaloniki mit dem makedonischen Hinterland bis zur ehemaligen jugoslawischen Grenze, den thrakischen Grenzstreifen zur Türkei, Athen, Piräus und die Inseln Lemnos, Lesbos und Chios vor der türkischen Mittelmeerküste sowie den Westteil Kretas. Bulgarien verleibte sich Ostmakedonien westlich des Strymon und Westthrakien ein.



Abb. 0.1: Die Besetzung Griechenlands durch die Achsenmächte (1941–1944)


Die Wehrmachtsangehörige bezahlten ihre Einkäufe von Lebensmitteln und anderen Gütern in Griechenland zunächst mit Reichskreditkassenscheinen (RKKS). Durch Verordnung des Oberbefehlshabers waren sie zu gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt worden. Die deutschen Militäreinheiten stellten Leistungsbescheinigungen für die von der griechischen Bevölkerung erhaltenen Quartier-, Gespann- und Arbeitsleistungen aus, die später eingelöst wurden.

Die RKKS galten zunächst 1 RM = 50 Drachmen. Ab 23. Juni 1941 wurde der Umrechnungskurs dann auf 1 RM = 60 Drachmen festgesetzt. Dieser Kurs galt offiziell dann unverändert bis zum Ende der Besatzung. Die italienische Wehrmacht finanzierte sich mit einem eigenen, auf Drachmen lautenden Zahlungsmittel, dem Bon der Cassa Mediterranea di Credito per la Grecia, für den ein Zwangskurs von 1 Lira = 8 Drachmen galt. Bulgarien führte im annektierten Gebiet die Lewa-Währung ein.


Abb. 1.1: Reichskreditkassen, o. D. (1939), 5 Reichsmark, Vorderseite, Sammlung Grabowski.

Abb. 1.2: Reichskreditkassen, o. D. (1939), 5 Reichsmark, Rückseite, Sammlung Grabowski.


Zur Ausgabe gelangten RKKS mit den Nominalen 50 Reichspfennig, 1, 2, 5, 20 und 50 Reichsmark.


Abb. 2.1: Cassa Mediterranea di Credito per la Grecia, o. D. (1941), 5000 Drachmen, Vorderseite, Abb. www.worbes-verlag.de.


Zur Ausgabe gelangten Scheine mit den Nominalen zu 5, 10, 50, 100, 500, 1.000, 5.000, 10.000 und 20.000 Drachmen.


Abb. 3.1: Bulgarische Nationalbank, 1938, 500 Lewa, Vorderseite, Abb. www.worbes-verlag.de.

Abb. 3.2: Bulgarische Nationalbank, 1938, 500 Lewa, Rückseite, Abb. www.worbes-verlag.de.


Abb. 4.1: Biglietti a corso legale per le Isole Jonie, o. D. (1942), 1.000 Drachmen, Vorderseite, Abb. www.banknoten.de.

Abb. 4.1: Biglietti a corso legale per le Isole Jonie, o. D. (1942), 1.000 Drachmen, Rückseite, Abb. www.banknoten.de.


Zur Ausgabe gelangten Scheine mit den Nominalen zu 1, 5, 10, 50, 100, 500, 1.000 und 5.000 Drachmen.


Seit August 1941 wurden RKKS im Allgemeinen nur noch an abrückende Truppenteile und Heimaturlauber ausgegeben. Weil die Bank von Griechenland den Zahlungsmittelbedarf der Wehrmacht in Landeswährung nicht voll befriedigen konnte, kamen die RKKS im November 1941 sowie im Januar und Februar 1942 noch einmal zum Einsatz. Nach Hahn betrug die Gesamtsumme der im griechischen Raum zur Auszahlung gelangten RKKS etwa 150 Millionen RM von denen 56,4 Millionen RM, rund 3,3 Milliarden Drachmen, durch die Bank von Griechenland ohne Gegenwert an die Reichskreditkassen in Athen und Saloniki zurückgeliefert wurden. Von den schätzungsweise 5 Milliarden Drachmen der Cassa Mediterranea di Credito per la Grecia löste die Bank von Griechenland 3,6 Milliarden Drachmen ein.[2]


Die völlige Abschnürung von seinen europäischen und überseeischen Handelspartnern, die schon durch den italienischen Krieg äußerst angespannten Finanzen, das Fehlen eines funktionsfähigen Geld- und Kapitalmarktes, die Vernichtung von Produktionsstätten, der Verlust wertvoller Landesteile, eine unzureichende Ernährungsbasis und schließlich das durch Zerstörung von Anlagen noch weniger leistungsfähig gewordene Verkehrsnetz charakterisierten die Wirtschafts- und Finanzlage Griechenlands beim Einmarsch der deutschen Truppen. Die Währungslage war durch die Belastungen des albanischen Feldzuges nicht unberührt geblieben und wies bereits in Ansätzen auf die kommende Entwicklung hin. Während der Banknotenumlauf sich in den Jahren 1935 – 38 zwischen 6 und 8 Milliarden Drachmen bewegte, wurde schon Ende 1939 nach einem Höchststand von 10,6 Milliarden Drachmen ein Umlauf von 9,4 Milliarden Drachmen ausgewiesen. Der griechisch-italienische Krieg im Jahre 1940 brachte eine Zunahme von 62,6 % infolge gesteigerten Staatsbedarfs, Preiserhöhungen und gewissen Hortungserscheinungen in ländlichen Bezirken. Im letzten veröffentlichten Ausweis der Bank von Griechenland vom 31.3.1941 erreichte der Zahlungsmittelumlauf den Stand von 19 Milliarden Drachmen. Somit war bereits bei Beginn der deutsch-italienischen Besatzung Griechenlands eine Erhöhung des Banknotenumlaufs von mehr als 100 % gegenüber dem Vorkriegsstand zu verzeichnen.“[3]


Der Mangel an Zahlungsmitteln nahm durch den Einmarsch der Wehrmacht noch zu.

Die Nachfrage nach Banknoten stieg sprunghaft an, da die Menschen in Erwartung der Schwierigkeiten der bevorstehenden Besetzung eilig lebensnotwendige Lebensmittel und Waren kauften. Darüber hinaus veranlasste die ungewisse Zukunft die griechische Bevölkerung verstärkt Bargeld zu horten, sodass schon bald Zahlungsmittel knapp wurden. Verschärft wurde die Situation dadurch, dass größere Mengen an Banknoten bei Luftangriffen verloren gingen. In der Filiale Larissa wurden 185 Millionen Drachmen unter den Trümmern des zerbombten Gebäudes begraben.

Am 9. April 1941 gab die Bank von Griechenland eine neue 1000-Drachmen-Note in Umlauf. Hierbei handelte es sich um die bisher noch nicht ausgegebene 100-Drachmen-Note der Banknotenserie mit dem Ausgabedatum vom 1. Januar 1939 mit einem auffälligen Aufdruck des neuen, höheren Wertes. Schließlich sah sich die Bankleitung am 14. Mai 1941 gezwungen, bereits eingezogene, mit sechs Stanzlöchern entwerteter Banknoten, wieder in Umlauf zu setzen.


Aufgrund der Kriegsereignisse in Europa überstieg der Materialwert der 10- und 20-Drachmen-Silbermünzen deren Nominalwert, sodass sie aus dem Umlauf verschwanden.

Am 1. Juli 1940 wurden an ihrer Stelle sog. Münzscheine, die mit „Griechisches Königreich“ überschrieben sind, ausgegeben. Sie tragen als Ausgabedatum den 6. April 1940 und wurden in einer Auflage von je 20.000.000 Stück bei Giesecke & Devrient gedruckt. Als die deutsche Wehrmacht einmarschierte wurden auch die Nickelmünzen von der Bevölkerung gehortet.

An ihre Stelle traten ab 1. August 1941 Münzscheine des „Griechischer Staates“ zu 50 Lepta sowie 1, 2 und 5 Drachmen. Die Scheine wurden bei Aspioti-ELKA, Athen, gedruckt und vom technischen Leiter Othon Pervolarakis entworfen. Die Scheine datieren vom 18. Juni 1941. Offiziell waren sie bis zum 24. Februar 1945 im Umlauf, aber aufgrund der Inflation bereits 1942 wertlos.[4]

Tabelle 0.2: Münzscheine 1940/41.


Abb. 5.1: Griechischer Staat, 18. Juni 1941, 5 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Grabowski.

Abb. 5.2: Griechischer Staat, 18. Juni 1941, 5 Drachmen, Rückseite, Sammlung Grabowski.


Der letzte ausgewiesene Bankausweis führte unter dem Posten „Scheidemünzen und sonstiges Kleingeld“ die außer Kurs gesetzten Nickelmünzen sowie die vom Staat ausgegebenen 10- und 20-Drachmen-Münzscheine im Gesamtbetrag von 333 Millionen Drachmen auf. Aufgrund eines Vertrags mit dem griechischen Finanzministerium übernahm die Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt die Silbermünzen, die bis auf kleine Reste abtransportiert wurden. Der im Jahr 1944 eingeleitete Ankauf der Nickelmünzenbestände konnte nicht mehr realisiert werden.[5]


Damit die Notenbank in Athen ihre Interessen gegenüber den Besatzungsmächten vertreten konnte, ernannte der Generalrat der Bank M. Negrepontis zum amtierenden Gouverneur und P. Dekazos zu seinem Stellvertreter.[6] Reichsregierung und italienische Regierung suchten ihrerseits von Anfang an, Einfluss auf die Bank zu nehmen. Daher wurden am 14. September 1941 Paul Hahn, Direktor bei der Reichsbank, und Dr. Forte, Direktor bei der Banca d’Italia, als Bankkommissare eingesetzt. Ihre Befugnisse waren sehr weitreichend, sie kontrollierten nicht nur die Arbeit der Bank, sondern hatten ein Weisungs- und Vetorecht gegenüber der Bankleitung; selbst die Einstellung von Mitarbeitern bedurfte ihrer Zustimmung.


Die Notenbank wie auch die Besatzungsmächte sahen sich vor zwei Herausforderungen gestellt: Versorgung der Wirtschaft mit ausreichenden Zahlungsmitteln sowie Bekämpfung der immer stärker werdenden Inflation. Während der gesamten Besatzungszeit gestaltete sich die Verwirklichung dieser Ziele als unmöglich. Dies hatte verschiedenen Gründe. Zum einem die horrende Höhe der Besatzungskosten und zum anderen konkurrierten Besatzer und Stadtbevölkerung beim Kauf der knappen Lebensmittel. Die Bauern bezogen durch gestiegene Preise und den Erlösen auf dem Schwarzmarkt erhöhte Einkommen, die jedoch aufs Land abflossen und dort gehortet wurden. Die Notenbank gab daher im September bzw. November 1941 neue Banknoten zu 100 und 1000 Drachmen aus, ferner versuchte sie die Bargeldmenge durch verstärkte Nutzung der bargeldlosen Zahlung zu reduzieren.

Die Verordnung Nr. 771 vom 29. November 1941 legte fest, dass Zahlungen, die über einen Betrag von 30.000 Drachmen hinausgingen, durch Hingabe von Schecks zu erfolgen hätten, wobei eine Indossierung, sprich Weitergabe als Zahlungsmittel, verboten war. Diese Maßnahme blieb jedoch auf die größeren Bankplätze Athen und Saloniki beschränkt.

Die Umsetzung der Bestimmungen stießen bei den Bauern, die mit dem bankmäßigen Verkehr wenig vertraut waren, auf Widerstand. Auch führte die Barzahlungsbeschränkung zu einer Unterbewertung von Schecks. Das Disagio richtete sich nach der Liquidität des Marktes und erreichte in Zeiten besonderer Bargeldverknappung den Satz von 45 %. Da die Wehrmacht die Scheckzahlung ebenfalls einführte [und bis Mitte 1944 beibehielt] und das von dem Lieferanten einkalkulierte Disagio übernahm, hatte diese Maßnahme auch unerwünschte inflationäre Folgen.


Abb. 6.1: Bank von Griechenland, 1. Oktober 1941, 1.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Grabowski.

Abb. 6.2: Bank von Griechenland, 1. Oktober 1941, 1.000 Drachmen, Rückseite, Sammlung Grabowski.


Gemäß dem Haager Abkommen von 1907 über die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges musste der griechische Staat für die Besatzungskosten aufkommen. Monatlich erhielten das Deutsche Reich und Italien 1.500 Millionen Drachmen. Da diese Beträge nicht ausreichten, verpflichtete sich die Bank von Griechenland in den Römischen Verträgen vom 14. März 1942 zur Gewährung von Darlehen an die Besatzungsmächte, um den übersteigenden Bedarf der Besatzungstruppen zu decken. Auf Druck der Besatzer musste die griechische Regierung dann am 1. Dezember 1942 die Besatzungskosten an die Inflation anpassen. Am 18. Mai 1943 wurde rückwirkend zum 1. April die Deckelung der Besatzungskosten auf 8 Milliarden Drachmen aufgehoben und der zuvor verwendete Preisindex auf eine breitere Basis gestellt.[7]


Natürlich reichten die Steuereinnahmen des griechischen Staates nicht aus, um diese hohen Kriegs- und Besatzungskosten aufbringen zu können. Bereits vor Ausbruch des griechisch-italienischen Krieges hatte sich die Bank von Griechenland vertraglich verpflichtet, dem griechischem Staat Vorschüsse auf die staatlichen Einnahmen bis zum Betrag von einer Milliarde Drachmen zu gewähren. Schon Tage vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Athen, hatte der Staat den Vorschussrahmen bereits um 400 Millionen Drachmen überschritten. Um die Kriegsanstrengungen bewältigen zu können, genehmigte der Generalrat der Bank praktisch die unbegrenzte Fortsetzung der Zahlungen an die griechische Regierung.


Der Bank blieb nichts anderes übrig, als die Notenpresse anzuwerfen. Im Herbst 1942 erlebte die griechische Währung ihre erste krisenhafte Zuspitzung. Der Notenumlauf betrug im Oktober mittlerweile das 13-fache des Vorkriegsstandes und die Geldentwertung betrug, über den Goldpfundkurs berechnet, dem charakteristischen Wertmesser für die Preisbildung am Markt, das 400-fache. Es war abzusehen, dass bei gleichbleibender Entwicklung die griechische Wirtschaft schon bald kollabieren würde. Natürlich hätte dies auch gravierende Auswirkungen auf die Versorgung der Besatzungstruppen gehabt. Daher wurden im Oktober 1942 die Gesandten Dr. Neubacher von der Reichsregierung und d’Agostino von italienischer Seite als Sonderbevollmächtigte für wirtschaftliche und finanzielle Fragen nach Athen entsandt. Der deutsche Bankexperte Dr. Schäfer, von Neubacher beauftragt, legte in einer Denkschrift seinen Vorschlag zu einem währungspolitischen Eingriff in Griechenland dar.

Der Plan sah vor, durch einen Kaufkraftschnitt an einem bestimmten Stichtag die Noteninhaber unabhängig von ihrer Einkommens- und Vermögenslage zu treffen und die beiden damals größten Notenabschnitte von 5.000 und 1.000 Drachmen, die rd. 95 % des Gesamtumlaufs ausmachten, in eine freie und eine gebundene Kaufkraft zu verwandeln.

Wie schon einmal in den 1920er Jahren von den Griechen praktiziert, sollten die Banknoten geteilt werden. Eine Notenhälfte wurde zur Zwangsanleihe und begründete ein Forderungsrecht gegen den Staat, während die als Banknote vorgesehene Notenhälfte mit einer Abstempelung ihre Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel behielt. Schäfer war überzeugt, dass diese Maßnahme die Besatzungskosten für sechs bis sieben Monate ohne zusätzliche Notenausgabe decken würde. Allerdings beseitigte dieser Schritt nicht das Währungsproblem, sondern vertagte es nur. Unter Abwägung aller Für und Wider, verzichtete der Sonderbevollmächtigte schließlich auf die Ausführung des Plans.[8]


Beide Sonderbevollmächtigte waren überzeugt, dass die griechischen Währungsprobleme nicht von der Geldseite zu lösen seien. Wollte man die Inflation eindämmen, musste die Güterversorgung verbessert werden. Dies schien bei der vollkommen unzureichenden Lebensmittelversorgung der städtischen Bevölkerung umso dringender, da 1941 die durchschnittliche tägliche Kalorienzufuhr nur bei 900 pro Person lag und während der gesamten Besatzungszeit nie 1.400 überstieg. Verhungerte Menschen waren im Winter 1941/42 an der Tagesordnung. Griechenlands Bevölkerungszahl sank während der Besatzungszeit von 7.335.000 (1940) um 415.000, darunter 260.000 Zivilisten.

Höchstpreise und Marktregelungen nach dem Vorbild der deutschen Kriegswirtschaft mit Lebensmittelkarten und Höchststrafen bei Verstößen gegen das Verbot des Schwarzmarkthandels bewirkten nur eine weitere Leerung des Marktes. Daher wurde die Ausfuhr von Lebensmitteln und anderen für die Wirtschaft des Landes unentbehrlichen Waren mit sofortiger Wirkung gestoppt und Getreidelieferungen aus dem Banat sichergestellt. Hülsenfrüchte, Zucker und Kartoffeln wurden aus den Balkanstaaten eingeführt. Die Aussicht auf eine bessere Versorgungslage brachte spekulativ zurückgehaltene Warenbestände zum Vorschein.[9] Darüber hinaus versorgte das Internationale Rote Kreuz die griechische Bevölkerung mit Lebensmitteln. Nach anfänglicher Ablehnung stimmten Briten und die Achsenmächte der humanitären Hilfe für die griechische Bevölkerung zu. So traf Weizen aus Kanada auf schwedischen Schiffen in Griechenland ein.


Gleichzeitig versuchte die griechische Regierung durch Ankäufe von Agrarprodukten das Angebot der preiskontrollierten Güter zu vergrößern und den Handel auf den Schwarzmärkten einzudämmen. Da jedoch der Notenumlauf nicht ausgeweitet werden sollte, erhielt die griechische Regierung gemäß Gesetzesdekret 1984/24.11.1942 besondere Kreditscheine von der Notenbank, mit denen 75 % der Ankäufe bezahlt wurden. Bei einer Laufzeit von etwa vier Monaten waren sie am 31. März fällig. Bis zu diesem Termin hoffte die Regierung die notwendigen Mittel zu ihrer Einlösung durch den Warenverkauf erwirtschaftet zu haben. Die Notenbank emittierte Kassenbons (Schuldscheine) in Stücklungen von 500.000, 100.000 und 25.000 Drachmen. Die Gesamtemission hat höchstens 10 % des Banknotenumlaufs erreicht.[10] Durch ein Bankenkonsortium bestand für die Bauern die Möglichkeit der Rediskontierung der Kassenbons.


Die Maßnahmen der Notenbank zeigten Wirkung. Von Oktober 1942 bis Mai 1943 konnte der Lebenshaltungsindex trotz dreifacher Erhöhung des Banknotenumlaufs auf gleicher Höhe gehalten werden. Der psychologische Effekt, der durch das Eingreifen der Sonderbevollmächtigten erreicht wurde, war jedoch nicht von Dauer, da der zugesagte Warennachschub nach Griechenland aus Lieferungs- und Transportgründen nicht realisiert werden konnte. Der Athener Lebenshaltungskostenindex (Basis April 1941 = 100), begann nach halbjähriger Stabilität wieder zu steigen:

  • 30. Juni 1943: 21.162,5

  • 30. September 1943: 37.040,9

  • 31. Dezember 1943: 157.274,0

Dem Aufwärtstrend entsprach die Entwicklung der monatlichen Besatzungskosten, die von 30 Mrd. Drachmen im Mai 1943 auf 440 Mrd. Drachmen im Dezember 1943 anstiegen. Der Banknotenumlauf erhöhte sich von 463 Mrd. Drachmen am 31. März 1943 auf 3.114 Mrd. Drachmen am 31. Dezember 1943. Der Preis des Goldpfundes stieg im gleichen Zeitraum von 162.670 Drachmen auf 1.541.667 Drachmen.


Die besorgniserregende Entwicklung in Griechenland war am 8. November 1943 Thema einer Griechenland-Ressortbesprechung in Berlin, an der auch der Sonderbevollmächtigte Neubacher teilnahm. „Wieder wurden allerhand Stabilisierungsmanöver beschlossen. Darunter der schon seit Januar 1943 im Fall Rumänien praktizierte ‚Einsatz von Reichsgold in Griechenland‘. Tatsächlich lieferte die Deutsche Reichsbank von nun an regelmäßig per Kurierflugzeug Gold nach Athen, insgesamt mehr als acht Tonnen.“[11]Der Sinn der Goldaktion war folgender: die aufgekauften Banknotenmengen wurden für die Deckung der Besatzungskosten verwendet, dadurch wurde die Banknotenpresse entlastet. Das ständige Angebot von Gold gegen Papierdrachmen auf der amtlichen Athener Börse legte der stürmischen Aufwärtsentwicklung des Goldkurses immer wieder eine Bremse an.“[12]

Auch diese Maßnahme konnten die Inflation letztendlich nicht stoppen, höchstens verlangsamen. Im letzten Monat der deutschen Besatzung betrug der Teuerungsindex sage und schreibe 550 Millionen Prozent.[13]


Ein weiteres Problem bereitete den Verantwortlichen Kopfschmerzen. Seit Juni 1941 wurde die Reichsmark unverändert mit 60 Drachmen gerechnet. Mit fortschreitender Inflation hatte dieser Kurs jede Beziehung zur inneren Kaufkraft der Drachme verloren. Von einer Anpassung ihres Außenwertes an ihren tatsächlichen Kaufwert wurde aus übergeordneten währungspolitischen Gründen abgesehen. Das Festhalten an der alten Kursrelation hatte unerwünschte wirtschaftliche Auswirkungen. Aus dem Reich gelieferte deutsche Waren wurden von griechischen Importeuren mit entwerteten Drachmen im Clearing bezahlt und zu hohen Inflationspreisen in Griechenland abgesetzt. Auf der anderen Seite fiel es deutschen Importeuren immer schwerer die Reichsmark-Beträge aufzubringen, um griechische Exportwaren zu erwerben.


Die Sonderbevollmächtigten sahen sich unter diesen Umständen gezwungen, neue Regelungen zu treffen. Für den deutsch-griechischen Handel gründete die Reichsgruppe Industrie und die Wirtschaftsgruppe Groß- und Außenhandel die Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft m.b.H. (Degriges). Sie übernahm die Aufgabe, die sich aus dem unterschiedlichen Preisniveau zwischen dem deutschen und griechischen Markt ergebenden Gewinne volkswirtschaftlich zweckmäßig zu lenken. Griechische Ausfuhren nach Deutschland wurden preislich extrem gesenkt und die Preise für deutsche Güter nach Griechenland stark erhöht. Die abgeschleusten Preisdifferenzen wurden in Höhe von 3/7 zur Aufbringung der Besatzungskosten herangezogen, während 4/7 des Schleusungsaufkommens zur Verbilligung der Ausfuhr griechischer Überschussprodukte Verwendung fanden.

Von italienischer Seite wurde die Sacig, Societa Anonyma Commerciale Italo-Greco, mit den gleichen Aufgaben betraut.[14]


Tabelle 0.3: Banknotenausgaben 1941- 1944.


Abb. 7.1: Bank von Griechenland, 19. Juli 1943, 5.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Grabowski.

Abb. 7.2: Bank von Griechenland, 19. Juli 1943, 5.000 Drachmen, Rückseite, Sammlung Grabowski.


Abb. 8.1: Bank von Griechenland, 12. August 1943, 25.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Grabowski.

Abb. 8.2: Bank von Griechenland, 12. August 1943, 25.000 Drachmen, Rückseite, Sammlung Grabowski.



Abb. 9.1: Bank von Griechenland, 21. Januar 1944-01, 100.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Schilde.

Abb. 9.2: Bank von Griechenland, 21. Januar 1944-01, 100.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Schilde.


Abb. 10.1: Bank von Griechenland, 20. Juli 1944, 5.000.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Grabowski.

Abb. 10.2: Bank von Griechenland, 20. Juli 1944, 5.000.000 Drachmen, Rückseite, Sammlung Grabowski.


Abb. 11.1: Bank von Griechenland, 1. Oktober 1944, 500.000.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Schilde.

Abb. 11.2: Bank von Griechenland, 1. Oktober 1944, 500.000.000 Drachmen, Rückseite, Sammlung Schilde.


Abb. 12.1: Bank von Griechenland, 11. Oktober 1944, 2.000.000.000 Drachmen, Vorderseite, Sammlung Grabowski.

Abb. 12.2: Bank von Griechenland, 11. Oktober 1944, 2.000.000.000 Drachmen, Rückseite, Sammlung Grabowski.


Während der Besatzungszeit gab die Bank von Griechenland zwanzig Banknotentypen neu aus. Bis Mitte 1943 blieb die 5.000-Dramen-Note der höchste Wert. Dann aber folgten in immer kürzeren Abständen Noten mit immer höheren Werten. Kurz vor Rückzug der Wehrmacht aus Athen am 12. Oktober 1944 gab die Bank von Griechenland am 7. Oktober Noten über 500 Millionen Drachmen in den Verkehr und am 12. noch Noten zu 2 Milliarden Drachmen. Am 23. Oktober folgte noch ein Wert über 10 Milliarden Drachmen und am 5. November ein Schein zu 100 Milliarden Drachmen.

Kriegsbedingt fiel der bisherige englische Banknotenlieferant aus. Zwar hatte das deutsche Unternehmen König & Bauer kurz vor Beginn des Kriegs modernste Offsetdruckmaschinen an die Staatsdruckerei geliefert, die aber wegen fehlender Kabel und anderen Montageteilen nicht einsatzbereit waren. Daher beauftragte das Finanzministerium der griechischen Kollaborationsregierung zusammen mit der Verwaltung der Notenbank vier Privatdruckereien mit der Banknotenproduktion: Papachrysanthou, Aspioti-ELKA, Karydes und Pechlivanides.[15]

Angaben über die gedruckten Noten liegen nur von der ältesten und größten der vier Privatdruckereien, der Aspioti-ELKA Grafhic Arts S.A., vor. Das Unternehmen war an der Produktion von 16 der 20 Banknoten beteiligt:


Am Druck der meisten Noten waren mehrere Druckereien beteiligt. Dies zeigt sich an den Druckunterschieden, z. B. bei der Anordnung und Gestaltung der Kontrollnummern, der Art des Papiers sowie diverser dekorativer Merkmale.

In den Unterlagen der Aspioti-ELKA findet sich auch ein Bericht über die Notenherstellung. Danach kam es bei der Ausführung der Aufträge nur auf Schnelligkeit an, auf eine maximale Tagesproduktion. Faktoren wie Fälschungssicherheit, Qualität der Gestaltung und des Papiers waren von untergeordneter Bedeutung. Die Prototypen der Banknoten wurden von einer speziellen Abteilung der Notenbank vorbereitet und dann an Aspopti-ELKA weitergeleitet. Sodann wurden die Druckplatten für das Offset-Tiefdruckverfahren vorbereitet.

Die Banknoten wurden anfangs meist auf beiden Seiten fünffarbig gedruckt. Später reduzierte man den Druck schrittweise auf drei Farben. Bei jedem Durchgang wurde einfarbig oder zweifarbig auf Hochgeschwindigkeits-Planeta-Offsetdruckmaschinen gedruckt.


Nach den verfügbaren Daten entwickelte sich der Bargeldumlauf wie folgt:

  • 11,2 Milliarden Drachmen im Jahr 1940;

  • 19,4 Milliarden Drachmen am 30. April 1941;

  • 79,1 Milliarden Drachmen am 30. April 1942;

  • 560 Milliarden Drachmen am 30. April 1943;

  • 18.100 Milliarden Drachmen am 30. April 1944 und

  • 604.470.000 Milliarden Drachmen am 31. Dezember 1944.

„Ende August 1944 fand im deutschen Hauptquartier eine Südostbesprechung statt, zu der ich (Neubacher, Anm. d. Verf.) mit Generalfeldmarschall von Weichs ins Führerhauptquartier (‚Wolfsschanze‘) nach Rastenburg in Ostpreußen flog. Generaloberst Löhr (Saloniki) war gleichfalls anwesend. Versammelt waren Hitler, von Rippentrop, Himmler, Keitel, Jodl, Warlimont, Speer und andere. Es war ein volles Haus. Die Räumung Griechenlands lag in der Luft, Hitler griff die Formel auf: ‚Die Inseln haben ihre Aufgabe erfüllt!‘ und befahl die Räumung der ägäischen Inseln und Kretas. Einen Tag später erfolgt der Umsturz in Bukarest, Bulgarien folgte nach, und aus der Räumung der Inseln wurde die Räumung des Balkans.“[16]


Bei dieser Besprechung verweigert Hitler weitere Goldlieferung nach Griechenland. Stattdessen schlug er in Verkennung der Lage die Schaffung einer Renten-Drachme oder so etwas ähnliches vor. Er machte sogar den Vorschlag, auf Gold lautende Drachmen drucken zu lassen. Neubacher gab zu bedenken, das dies nicht funktionieren würde. Das griechische Publikum würde nur eine Viertelstunde benötigen, um den Schwindel zu durchschauen, nämlich dann, wenn sie die auf Gold-Drachmen lautenden Noten der Bank von Griechenland zur Einlösung in Gold präsentieren würden. Außenminister von Rippentrop bestand darauf, dass das weitere Vorgehen in dieser Frage in Absprache mit dem Reichsbankpräsidenten Funk und dem Reichsfinanzminister von Schwerin-Krosigk zu erfolgen habe. Allerdings fand ein Treffen der Drei nicht mehr statt, da sich die Angelegenheit wegen des deutschen Abzugs erübrigte.[17]


Am 12. Oktober 1944, dem Tag des deutschen Rückzugs aus Athen, wurde der von den Besatzungsbehörden eingesetzte Gouverneur der Notenbank seines Amtes enthoben und einige Tage später kehrte der rechtmäßige Gouverneur Kyriakos Varvaressos aus dem Exil zurück. Mit ihm gelangten neue in England gedruckte Banknoten ins Land. Anfang November führte die Befreiungsregierung eine Währungsreform durch. 50 Milliarden Drachmen aus der Besatzungszeit wurden gegen eine neue Drachme gewechselt.


Uwe Bronnert

Anmerkungen

[1] Die italienische Regierung annektierten faktisch die Ionischen Inseln und führten hier eine eigene Währung ein. Die Ionische Drachme wurde neben der Lira zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt und die umlaufenden Banknoten der Bank von Griechenland 1:1 umgetauscht.

[2] Paul Hahn, Die griechische Währung und währungspolitische Maßnahmen unter der Besatzung 1941 – 1944, Studien des Instituts für Besatzungsfragen in Tübingen zu den deutschen Besetzungen im 2. Weltkrieg, Nr. 10, Tübingen 1957, S. 12.

[3] Ebenda, S. 11.

[4] National Bank of Greece, Welfare Foundation for Social and Cultural Affairs, Greek Banknotes, A Journey 1822 – 2002. Athens 2005, S. 381.

[5] Paul Hahn, S. 5 f.

[6] Durch den neuen Finanzminister Gotzamanis wurde dann Prof. Dr. Santis zum Gouverneur bestellt. Wegen eines Finanzskandals musste er auf Drängen der Bankkommissare im Januar 1943 den Posten räumen. Sein Nachfolger wurde der frühere Minister Turkovassilis und nach dessen freiwilligem Rücktritt zu Beginn des Jahres 1944 blieb das Amt unbesetzt und durch den Vizegouverneur Hadjikyriskos erledigt.

[7]Die gesamten Besatzungskosten betrugen 87.811.216.671.480 Drachmen oder 3.381.001 Gold-Sovereigns. Darüber hinaus gewährte die Bank von Griechenland ein Darlehen in Höhe von 1.530.190.356.165.819 Drachmen bzw. 4.506.226 Gold-Sovereigns in Form von Vorschüssen auf die Besatzungskosten.

[8] Vgl. Paul Hahn, S. 38.

[9] Ebenda, S. 21.

[10] Michalis Psalidopoulos, History of the Bank of Greece 1928–2008, From gouvernment’s banker to guardian of financial stability, Centre for Culture, Research and Documention, Bank of Greece, Athen 2014, S. 142 f.

[11] Götz Aly, Die Bekämpfung der Inflation in Griechenland und die Deportation der Juden von Saloniki, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (ÖZG), Band 15 Nr. 2 (2004), S. 20.

[12] Hermann Neubacher, Sonderauftrag Südost 1940–1945, Bericht eines fliegenden Diplomaten, 2. durchgesehene Auflage, Göttingen Berlin Frankfurt Mai 1957, S. 88.

[13] Götz Aly, S. 20.

[14] Vgl. Paul Hahn, S. 23 f.

[15] Die von italienischer Seite angestrebte Herstellung der Noten in Italien wurde von den Griechen abgelehnt. Die 1944 eingeleiteten Verhandlungen mit der Staatsdruckerei Wien, den Druck höher Notenwerte betreffend, kam wegen des Kriegsverlaufs nicht mehr zum Abschluss.

[16] Hermann Neubacher, S. 90.

[17] Ebenda, S. 91.

Comments


bottom of page