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AutorenbildErwin Beyer

Die Huaxing Commercial Bank

Aktualisiert: 26. März 2021

Am 13. August 1937 besetzte die japanische Invasionsarmee Shanghai. Am 28. März 1938 gründete dann eine Gruppe von Verrätern – so sehen das die Chinesen – unter Leitung von Liáng Hóngzhì (梁鴻志 ) in Nanjing (南京) die sogenannte „Reformregierung".

Am 1. Mai 1939 wurde durch diese Reformregierung die Huáxìng Commercial Bank (華興商業銀行) in Shanghai gegründet und am 15. Mai offiziell eröffnet. Zu diesem Anlass erhielt die Bank 50 Millionen Yuan; die Hälfte davon wurde von der „Pseudo-Reformregierung“ von Nanjing, wie sie von den Chinesen genannt wird, zur Verfügung gestellt. Die andere Hälfte brachten japanische Banken auf. Liáng Hóngzhì, der Leiter der „Marionetten-Reformregierung“, wurde natürlich Bankpräsident, der Japaner Washio Isoichi (鷲尾磯一) wurde Vizepräsident. Später wurde nach einer Umstrukturierung des Bankmanagements aus dem Präsidenten ein Vorstandsvorsitzender sowie aus dem Vizepräsidenten ein stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Die leitenden Angestellten der Bank waren hauptsächlich Japaner. Vom Namen her war die Bank eine reine Geschäftsbank. Ihre Hauptaufgabe bestand jedoch darin, als Agent für die Staatskasse und Schuldenverwaltung der „Pseudo-Reformbewegung“ zu fungieren.

Neben den Noten der Huáxìng Commercial Bank liefen hauptsächlich andere Noten um, z.B. die der Central Bank of China. Dies gilt besonders für die Region Shanghai–Nanjing. Diese Noten der vier Nationalbanken beruhten auf der sog. „gesetzlichen Währung“ (Fǎbì). Zunächst war das Verhältnis der beiden Notentypen 1:1, aber bald setzte die Huáxìng Commercial Bank einen eigenen Wechselkurs fest. Dies misslang jedoch, da die Bank keine Devisenreserven hatte. Die „Pseudo-Regierung“ gab eine Vorschrift heraus, nach der die Gehälter, Steuern, Zollgebühren etc. in Noten der Huáxìng Commercial Bank und nicht in Fǎbì zu leisten seien, doch setzte sich diese Anordnung in der Praxis nicht durch. Die Huáxìng-Noten waren allgemein sehr unbeliebt und das Verbreitungsgebiet klein. Man versuchte auch – ohne großen Erfolg – Anleihen auszugeben. Insgesamt lag das Emissionsvolumen lediglich bei 5 – 6 Millionen Yuan.

Am 19. Juli1939 wurde der Huáxìng-Yuan an das Britische Pfund gebunden: 6 Britische Pence entsprachen 1 Yuan der Huáxìng Commercial Bank.

Als die Japaner im Januar 1930 die Central Reserve Bank gründeten, die selbst Noten emittierte, wurde das Recht der Notenausgabe für die Huáxìng Commercial Bank widerrufen und die Huáxìng-Noten in Scheine der Central Reserve Bank umgetauscht. Danach war die Huáxìng Commercial Bank eine reine Geschäftsbank. Nachdem die Japaner besiegt waren, übernahmen die Kommunisten die Bank. Am 19. Oktober 1945 wurde der Bankpräsident und spätere Vorstandsvorsitzende der Bank, Liáng Hóngzhì, in Suzhou (Jiangsu) (蘇州) verhaftet, nach Shanghai überführt und als „Verräter des chinesischen Volkes“ angeklagt. Am 21. Juni 1946 wurde er zum Tode verurteilt und am 9. November hingerichtet. Er wurde nur 65 Jahre alt.

Im chinesischen Wikipedia fand ich ein Foto, auf dem Liáng von der Polizei abgeführt wird. Die weinende Dame rechts war seine Frau.

Abb. 1: Gefangennahme von Liáng Hóngzhì.

Nun zu den Banknoten:

Alle Noten wurden in Japan gedruckt, doch findet sich auf keiner der Noten eine Druckerei-Angabe. Dennoch sind die Druckereien jeweils bekannt.

Erste Serie. Vorderseite graviert, Rückseite lithographiert

1 Jiao MG 27 = 1938

Vorderseite links mit Dschunken. Gedruckt von der Druckerei des (japanischen) Finanzministeriums.

Abb. 2: 1 Jiao (1938).

2 Jiao MG 27 = 1938

Im Zentrum eine noch unbekannte Pagode. Gedruckt von der Toppan Printing Company, Tokio.

Abb. 3: 2 Jiao (1938).

1 Yuan MG 27 = 1938

Links eine Straße, die an Nadelbäumen vorbeiführend in einen weit entfernten Eingang (zu einem Tunnel?) mündet. Gedruckt durch die Druckerei des (japanischen) Finanzministeriums.


Abb. 4: 1 Yuan (1938).


5 Yuan MG 27 = 1938

Im Zentrum eine Brücke mit einem Gebäude an jeder Seite, im Hintergrund eine Pagode. Dies soll (nach Joe Boling) eine Szene bei Hangzhou am Westsee sein. Gedruckt durch die Toppan Printing Company, Tokio.

Abb. 5: 5 Yuan (1938).

10 Yuan MG 27 = 1938

Im Zentrum ein zweistöckiges Gebäude, es steht (nach Joe Boling) im „Westpark, Suchow“ (heute Suzhou / 蘇州). Gedruckt durch die Toppan Printing Company, Tokio.

Abb. 6: 10 Yuan (1938).


Eine zweite Serie wurde vorbereitet, kam jedoch nicht mehr zur Ausgabe.

Diese Noten sind undatiert.


1 Yuan (nur als unfertiger Probedruck bekannt)

5 Yuan (nur als "Specimen" bekannt)

Auf der Vorderseite sieht man links eine Pagode, es ist die Liùhé Pagode in Hangzhou. Rechts sieht man Yuèfēi (岳飛), einen Heerführer in der Song-Dynastie.

Abb. 7: 5 Yuan (ohne Datum).

10 Yuan

(bekannt als "Specimen" und als fertige Note. Diese letzteren kennt man nur in einem Zustand, der darauf schließen lässt, dass die Scheine länger in Wasser gelegen haben. Sie sollten aus einem untergegangenen Schiff gerettet worden sein, wobei unklar ist, um welches Schiff es sich handelt.)

Links sieht man die sogenannte Dàchéng-Halle eines konfuzianischen Tempels in Yantai (煙台, in der westlichen Literatur meist Chefoo genannt), Provinz Shandong (nach Joe Boling). Rechts sieht man Konfuzius mit einer obszönen Geste („showing the finger“). Diese Geste ist bei Chinesen noch deutlich schlimmer, als wenn wir „den Mittelfinger“ zeigen. Exakt diese Darstellung findet man auch mehrfach auf bestimmten Noten der Federal Reserve Bank.


Abb. 8: 10 Yuan (ohne Datum).


Zeitgleich mit der 2. Serie wurde auch eine Serie von Münzen vorbereitet, die jedoch ebenfalls nicht mehr zur Ausgabe kamen. Sie sind mit MG 29 = 1940 datiert. Die Wertstufen sind 1, 5, 10 und 20 Fen.


Abb. 9: 10 Fen (1940).


Erwin Beyer

Abbildungen 1–7: Yangmingauction, Shanghai, Erlaubnis durch Cai Xiaojun.

Abbildung 8: www.chinazhibi.com, Erlaubnis durch Wang Jie.

Abbildung 9: www.taobao.com (entspricht unserem ebay).

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