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AutorenbildErwin Beyer

Die „Industrial Bank of Amoy“ (廈門勸業銀行)

Aktualisiert: 26. März 2021

Am 10.5.1938 griffen japanische Kriegsschiffe die Küste der Provinz Fújiàn an. Japanische Truppen landeten in Wǔtōng (五通) und attackierten die Provinzhauptstadt Xiamen (廈門), bei uns meist als Amoy bekannt. Die Chinesen wehrten sich zwar tapfer, aber 4 Tage später, am 14.5.1938, mussten sie sich zurückziehen und Xiàmén mit den umliegenden Gebieten aufgeben.

Die Japaner schufen die „Sonderverwaltungszone Xiàmén“ (廈門市特別行政區) und setzten eine eigene Verwaltung ein, um so die Wirtschaft von Süd-Fujian zu kontrollieren. Lǐ Sīxián (李思賢) wurde von ihnen als Bürgermeister von Xiàmén eingesetzt.


Am 26.2.1942 eröffneten die Japaner eine speziell für die Verwaltungszone gegründete neue Bank, die „Amoy Industrial Bank“. Der Hauptsitz der Bank befand sich in der Dàhǎn-Straße (大漢路) – das ist die heutige Zhōngshān-Straße (中山路).

Das Anfangskapital betrug 2.500.000 Yuan. Das Geld wurde hauptsächlich von japanischen Banken beigesteuert, z.B. von der Mitsui-Bank, der Sumitomo-Bank und der Mitsubishi-Bank.  Vorstandsvorsitzender war zunächst Yīn Xuěpǔ (殷雪圃). Der musste jedoch schon bald zurücktreten, und Bürgermeister Lǐ Sīxián (李思賢) wurde sein Nachfolger. Wú Ruìkūn (吳瑞昆) war der Generaldirektor der Bank, Zhōu Zhàochūn (周肇春) wurde sein Vertreter.


Von Anfang an hatte die Bank das Recht, eigene Noten auszugeben, allerdings nur Kleingeld.


Insgesamt kamen 5 verschiedene Wertstufen in Umlauf, alle sind undatiert:


1 Fen = 1 Cent. Auf der Vorderseite finden wir einen Pavillon im Park  (中山公園), der Pavillon existiert noch heute.


5 Fen = 5 Cents. Abbildung identisch mit voriger Note.


1 Jiao = 10 Cents. Vorderseite mit dem Südtor (南門) des Zhōngshān Parks (中山公園). Dieses Tor existiert noch heute.

Gelaufene Note mit Kontrollnummern auf Vorder- und Rückseite.

2 Jiao = 20 Cents. Vorderseite mit dem Sun Yatsen-Gedächtnismonument (孫中山紀念牌). Dieses Denkmal stand früher im Zhongshan Park, ist aber heute verschwunden.


5 Jiao = 50 Cents. Auf der Vorderseite die Nántuótiānwáng-Halle (南陀天王殿).

Sie existiert noch heute.


Nach dem Sieg der Chinesen über die Japaner verloren die von der Amoy Industrial Bank ausgegebenen Scheine ihre Gültigkeit. Bürgermeister und Bankdirektor Lǐ wurde als Verräter angeklagt und zum Tode verurteilt. Er legte Berufung ein, die abgewiesen wurde. Als er in einem Krankenhaus behandelt wurde, gelang ihm die Flucht. Doch wurde er gefasst und im Januar 1951 hingerichtet.


Mein Dank gilt Herrn Hé Bǐngzhòng (何丙仲) vom Koxinga Memorial Institute in Xiàmén, der die Abbildungen auf den Noten für mich identifizierte.


Im SCWPM finden sich die vorgenannten Noten unter S1655 bis S1658. Jedoch müssten sie eigentlich unter den J-Nummern aufgelistet werden, weil sie von der Japanischen Besatzungsmacht ausgegeben wurden.


In Katalogen ist meist ein ziemlich hoher Preis für die Noten angegeben (25 bis 100 $ in UNC, etwa im SCWPC). Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass man vor einigen Jahren in Xiamen im Tresor einer Bank von allen fünf Wertstufen hunderttausende Exemplare in UNC fand, allerdings auf der Vorderseite ohne Kontrollnummer (gelaufene Jiao-Noten tragen Kontrollnummern auf der Vorderseite). Diese Noten fanden den Weg in den Handel.  Katalogpreise gelten daher nur für Scheine mit Nummerierung auf Vorder- und Rückseite!


Erwin Beyer

Abb. 1, 5, 10 und 50 Cents: Hans-Ludwig Grabowski, 20 Cents: Erwin Beyer

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