Um 5:15 Uhr am 6. April 1941 griffen deutsche Verbände, unterstützt von italienischen, bulgarischen und ungarischen Truppen, ohne vorherige Kriegserklärung das Königreich Jugoslawien an, das bereits am 17. April kapitulierte. Hitler ging es vor allem darum, die wirtschaftlichen Ressourcen in Südosteuropa zu nutzen und für den geplanten Überfall auf die Sowjetunion abzusichern. Im Gegensatz zu Italien hatte man in Berlin keine territorialen Ambitionen auf die Balkan-Region. Adria und Mittelmeer galten als italienisches Interessengebiet des Partners Mussolini. Die von Hitler durchgesetzte Neuordnung des Balkanraums schuf ein Konglomerat aus Besatzungszonen, Vasallenstaaten und Gebietsabtretungen. Von Jugoslawien blieb nichts übrig. Kroatien erklärte sich bereits am 15. April zum Unabhängigen Staat Kroatien. Das Deutsche Reich erkannte diesen neuen Vasallenstaat, der Slawonien, Syrmien und das dalmatische Hinterland sowie Bosnien und Herzegowina miteinschloss, umgehend diplomatisch an. Alt-Serbien blieb unter deutscher Militärverwaltung mit einer Kollaborations-Regierung in Belgrad. Der Achsenverbündete Bulgarien besetzte große Teile Mazedoniens, Ungarn die westliche Vojvodina mit Novi Sad. Albanien, das seit 1939 italienisch war, schluckte das hauptsächlich von Albanern bewohnte Kosovo. Italien schnappte sich aus dem zerstückelten Vielvölkerstaat die meisten Adriainseln, die Küste Dalmatiens und Südwest-Slowenien und errichtete in Montenegro einen italienischen Marionettenstaat.
In den neugeschaffenen Territorien liefen natürlich zunächst die Banknoten der Narodna Banka Kraljevine Jugoslavije weiter um. Die neuen Machthaber waren bestrebt, möglichst schnell eigene Zahlungsmittel zu schaffen. Zunächst galt es jedoch den augenblicklichen Geldumlauf zu kontrollieren. Dazu gehörte auch, den Zustrom aus anderen ehemaligen jugoslawischen Gebieten zu unterbinden.
In Montenegro schätzten örtliche Bankbeamte den Papiergeldumlauf auf 550 bis 750 Millionen Dinar. Ferner rechnete man mit 100 bis 150 Millionen unrechtmäßig in Umlauf gesetzte Banknoten, die statt des Porträts König Alexanders das von König Peter II. im Wasserzeichen zeigen. Hierbei kann es sich nur um die nicht ausgegebenen Reservenoten zu 10.000 Dinar vom 6. September 1939 handeln, die bei der Evakuierung in montenegrinischen Berghöhlen eingelagert und dort gestohlen wurden.
Zunächst wollte man die jugoslawischen Noten mit einem Aufdruck „Vale X lire montenegrine“ (der Wert ist X Liras von Montenegro) versehen. Schließlich wurde der Wert in Dinar beibehalten und die Banknoten mit zwei gleichen Stempelabdrucken versehen. Der runde Stempel trägt rechts neben der Frauengestalt mit Fackel den Schriftzug „VERFICATION“ (Verifiziert) und links drei fünfzackige Sterne, die durch eine Verzierung verbunden sind. Dieser Stempel war bereits 1940 in Zara bei der Vernichtung von Wertpapieren verwendet worden.
Die Abstempelung der Noten begann am 1. Juli 1941. Gestempelt wurden die folgenden Banknoten Narodna Banka Kraljevine Jugoslavije:
Wie es scheint, wurde bei der Stempelaktion nicht immer aufmerksam verfahren.
So wurden etwa 100-Dinar-Banknoten vom 30. November 1920 der liquidierten „Narodna Banka Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca“, deren Zeichnung dem der im Umlauf befindlichen Banknoten sehr ähnlich war, gestempelt. Diese Noten sind heute eine numismatische Rarität, die von Sammlern gesucht wird.
Aus einem Bericht vom August 1941 an die Banca d'Italia geht hervor, dass Scheine im Wert von 286.154.280 Dinar gestempelt wurden. Die Diskrepanz zwischen der geschätzten Umlaufmenge und den abgestempelten Noten lässt darauf schließen, dass ein großer Teil der Banknoten nicht zur Abstempelung vorgelegt wurde. Offensichtlich misstraute die Bevölkerung der Aktion.
Schon bald bemerkte die Währungsbehörde Stempelfälschungen. Neben diesen alten Fälschungen gibt es eine große Anzahl moderner. Bei guten, deutlichen Stempelabdrücken sind die Fälschungen an den folgenden Merkmalen erkennbar:
1. Fackel und Kreis sind nicht verbunden,
2. feine und getrennte Linien an den Falten des Kleides,
3. es sind zwei unterschiedliche konzentrische Kreise erkennbar,
4. feine, dünne und klare Linien.
Bei verwischten Stempelabdrücken bzw. nur Teilabdrücken ist ein Falschgelderkennung kaum möglich.
Nach dem Gesetz vom 14. Februar 1942 wurde die Jugoslawische Nationalbank liquidiert und deren Banknoten waren seit dem 1. Juli nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel in ganz Jugoslawien anzusehen. Die italienischen Behörden begannen nun mit dem Umtausch der gestempelten Dinar-Noten in Lira. Dieser Vorgang dauerte länger als erwartet und wurde erst durch eine Verordnung des Gouverneurs von Montenegro vom 5. September 1942 beendet. Aus den Berichten der Banca d'Italia geht hervor, dass gestempelte Banknoten im Gesamtbetrag von 362.992.700 Dinar zum Umtausch eingereicht wurden.
Bleibt anzumerken, dass das italienische Governatorato de Montenegro nicht lange währte. Bereits im September 1943 löste die deutsche Militärverwaltung die bisherige italienische Verwaltung ab. Gleichzeitig wurden die Reichskreditkassenscheine gesetzliche Zahlungsmittel. 10 Lire galten 1 RM.
Text und Abb. Uwe Bronnert
Literatur:
Guido Crapanzano (hrsg. v.), Soldi d’Italia, Un secolo di cartamoneta, Fondazione Cassa di Risparmio di Parma e Monte di Credito su Pegno di Busseto 1995.
Zeljko Stojanovic, Papirni Novac Srbije i Jugoslavije – Das Papiergeld Serbiens und Jugoslawiens – Paper Money of Serbia and Yugoslavia, Beograd 1996.
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