Am 1. August 1923 gab die Ruhr-Lippe-Bergbau-AG in Wetter an der Ruhr Aktien im Nennwert von 5.000 Mark aus. Als Deckung sollten die Anlagen des Schachtes „Heller Mittag“ dienen. Hierbei handelte es sich um einen 10 Meter tiefen Stollen.
Acht Belegschafts-Mitarbeiter erwirtschafteten jedoch nur minimale Erträge, so dass eine Deckung der Aktien nie vorlag.
Der selbsternannte 24-jährige Generaldirektor Falk mit erfundenem Titel Dr. Ing. war vorher Markscheidergehilfe, also Helfer eines Vermessungsingenieurs im Bergbau. Gemeinsam mit dem „Direktor“ John und einem Lehrling mieteten sie in Bochum auf der Castroper Straße 13–19 in einem abbruchreifen Gebäude ein Büro, für welches sie die Miete schuldig blieben.
Zum Wert der nicht genehmigungsfähigen Aktien schrieb die Presse im September 1923: „Bei dem Effektenhunger fanden die Papiere zunächst großen Absatz, wenn auch die Banken den Handel mit diesen Papieren ablehnten. Die Aktien befinden sich auch viel in den Händen kleiner Leute. Wie im Freihandel der Kurs derselben bewertet wird, erweist die Tatsache, dass sie in einem Restaurant für 3 Glas Bier oder 3 Gläschen Kognak gehandelt wurden.“
Ihr Büro verlegten die „Direktoren“ kurz darauf in die Hildegardstraße 6 in Bochum.
Nun planten sie die Gründung einer eigenen Bank, da der Aktienbetrieb zum Erliegen gekommen war. Sie bereiteten die Herausgabe von Notgeldscheinen im Gesamtwert von 50 Milliarden Mark vor, in einer Stückelung von 5 Millionen Mark. Ausgabedatum: 15. August 1923.
Das Reichsfinanzministerium hatte auf Anfrage der Gesellschaft die Herausgabe der Notgeldscheine genehmigt, unter der Voraussetzung der Hinterlegung des vollen Betrages des Wertes der Scheine. Die „Direktoren“ setzten aber das Notgeld in Umlauf, obwohl eine Deckung nicht gegeben war. Noch am 25. August 1923 wagten sie es, per Annonce in der örtlichen Presse für ihre Machwerke zu werben. Die Banken lehnten die Annahme des Notgelds ab. Dann kam das Ende der Aktivitäten der Ruhr-Lippe Bergbau-AG. Für die Käufer der Aktien und Besitzer der Geldscheine war bereits „Heller Mittag“, für die Direktoren „Dunkler Abend.“ Sie wurden zu je einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis verurteilt.
Text und Abb. Gerd Wegener
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