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AutorenbildUwe Bronnert

Die Serienscheine des fürstbischöflichen Knabenkonvikts in Glogau und das Konklave in Rom 1922

Aktualisiert: 26. März 2021

Am 22. Januar 1922 starb Papst Benedikt XV., der wegen seines engagierten Auftretens gegen den Ersten Weltkrieg als Friedenspapst bekannt wurde, in Rom. In der Zeit der Sedisvakanz oblag es dem Camerlengo Pietro Kardinal Gasparri, das Kardinalskollegium zur Papstwahl nach Rom einzuladen. Das Konklave dauerte fünf Tage und fand zwischen dem 2. und 6. Februar 1922 statt.

Da Enrique Almaraz y Santos, Erzbischof von Toledo (Spanien), am gleichen Tag wie der Papst verstarb, bestand das Kardinalskollegium aus 60 Kardinälen, von denen jedoch vier wegen Krankheit, Alter bzw. wegen der weiten Anreise absagten. Die drei Kardinäle aus den Vereinigten Staaten und Kanada durften an der Wahl nicht teilnehmen, weil sie zu spät in Rom eintrafen. 14 Wahlgänge benötigten die 53 Purpurträger, bis der weiße Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufstieg und sich der Erzbischof von Mailand, Achille Ratti, als neuer Papst Pius XI. auf dem Balkon der Mittel-Loggia des Petersdoms dem Volk zeigte.


Das Konklave nahm das Fürstbischöfliche Knabenkonvikt in Glogau (Schlesien) zum Anlass, eine Serie von Notgeldscheinen zu emittieren, die aus je einem Schein zu 25, 50 und 75 Pfennig sowie 1,50 und 2 Mark besteht.

Das Knabenkonvikt war vom Breslauer Erzbistum als Internat errichtet worden.

Das katholische Gymnasium bereitete arme, talentierte Jungen aus Niederschlesien, Pommern und Brandenburg auf das Theologiestudium vor. Um mehr Schüler aufnehmen zu können, zog das Konvikt im März 1907 vom ehemaligen Postgebäude an der Kreuzung der Breslauer Straße in ein neues Domizil um. Nun konnten in 100 Schlafzimmern auf zwei Stockwerken 100 – 110 Schüler untergebracht werden. Außerdem verfügte das Gebäude über ein Refektorium, eine Garderobe für Schüler, eine Bibliothek mit Lesesaal, eine Kapelle und Hauswirtschaftsräume. Das Gebäude war mit Zentralheizung und Elektroinstallation ausgestattet. Ein großer Garten und ein Erholungsgebiet grenzten an das Internat.


Das Gebäude in der Promenadenstraße 15 wird auf der Rückseite des Scheins zu 1,50 Mark abgebildet, links davon das mit der Papstkrone, der Tiara, gekrönte Wappen des verstorbenen Papsts Benedikt XV., den die Vorderseite zeigt. Er wurde am 21. November 1854 in Genua im damaligen Königreich Sardinien als Giacomo della Chiesa geboren. Erst nach Erlangen des Doktorgrades der Rechtswissenschaften 1875 erlaubte ihm sein Vater das Theologiestudium am Almo Collegio Capranica in Rom, das er ebenfalls als Doktor abschloss. Am 21. Dezember 1878 empfing er das Sakrament der Priesterweihe und am 22. Dezember 1907 weihte ihn Papst Pius X. persönlich zum Erzbischof von Bologna. Nur wenige Wochen vor seiner Papstwahl am 3. September 1914 wurde er als Kardinalspriester mit dem Titel Santi Quattro Coronati in das Kardinalskollegium aufgenommen.


Bild 1: Glogau, fürstbischöfl. Knabenkonvikt, 1922, 1,50 Mark, Vorder- und Rückseite.


Die Vorderseite des Zwei-Mark-Scheins ist dem neu gewähltem Papst Pius XI. (* 31. Mai 1857 in Desio, Lombardei, als Achille Ambrogio Damiano Ratti; † 10. Februar 1939 in Rom) gewidmet. Er besuchte seit dem zehnten Lebensjahr das Erzbischöfliche Seminar in Mailand und wurde am 20. Dezember 1879 zum Priester geweiht. 1882 wurde der dreifache Doktor (Dr. jur., Dr. theol. und Dr. phil.) zum Professor im Mailand berufen, später zum Bibliothekar an der Biblioteca Ambrosinana in Mailand und schließlich deren Präfekt, bevor er 1911 nach Rom gerufen wurde. Dort wurde er zunächst Vizepräfekt und 1914 Präfekt der Vatikanischen Bibliothek. Trotz fehlender diplomatischer Erfahrung ernannte ihn Papst Benedikt XV. 1918 zum Apostolischen Visitator in Polen und 1919 zum Apostolischen Nuntius in Warschau und zum Titularerzbischof von Naupactus. 1921 wurde er Erzbischof von Mailand und kurze Zeit später Kardinal. Nach dem überraschenden Tod des Papstes wurde er am 6. Februar 1922 zum neuen Papst gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod 1939. Die Rückseite des Scheins bildet den Petersdom in Rom ab, links davon das mit der Tiara gekrönte Wappen des Papstes.


Bild 2: Glogau, fürstbischöfl. Knabenkonvikt, 1922, 2 Mark, Vorder- und Rückseite.


Den drei deutschen Kardinälen, die am Konklave teilnahmen, sind die übrigen Scheine gewidmet. Der Wert zu 25 Pfennig zeigt auf der Vorderseite den Erzbischof von München und Freising, Michael von Faulhaber (* 5. März 1869 in Heidenfeld, Unterfranken; † 12. Juni 1952 in München), der am 26. Mai 1917 Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Franziskus von Bettinger wurde. Am 7. März 1921 erhob ihn Papst Benedikt XV. zum Kardinal. Die Rückseite des Scheins zeigt die Frauenkirche in München und auf der linken Seite das Doppelwappen des Münchener Kardinals.


Bild 3: Glogau, fürstbischöfl. Knabenkonvikt, 1922, 25 Pfennig, Vorder- und Rückseite.


Auf der Vorderseite des Scheins zu 50 Pfennig ist das Brustbild des Erzbischofs von Köln, Karl Joseph Schulte (* 14. September 1871 in Haus Valbert bei Oedingen; † 10. März 1941 in Köln), zu sehen. Bei der Bischofswahl im Kölner Domkapitel nach dem Tod des Kölner Kardinals Felix von Hartmann 1920 setzte sich Schulte gegen den zweiten auswärtigen Kandidaten, Bischof Adolf Bertram von Breslau, durch und wurde am 25. März inthronisiert. Ein Jahr später, am 7. März 1921, wurde er zum Kardinal ernannt. Die Rückseite zeigt den Kölner Dom und auf der linken Seite das Wappen des Kardinals.


Bild 4: Glogau, fürstbischöfl. Knabenkonvikt, 1922, 50 Pfennig, Vorder- und Rückseite.


Den Fürstbischof von Breslau, Adolf Johannes Kardinal Bertram (* 14. März 1859 in Hildesheim; † 6. Juli 1945 aus Schloss Johannesberg bei Jauernig), zeigt der 75-Pfennig-Schein auf der Vorderseite. Nach dem Tod Georg Kardinal von Kopps wurde er am

25. Mai 1914 zum Fürstbischof der Diözese Breslau (seit 1930 Erzdiözese) gewählt. Wegen der schwierigen politischen Verhältnisse ernannte Papst Benedikt XV. Bertram 1916 zum Kardinal in pectore und gab dies erst nach Kriegsende am 5. Dezember 1919 bekannt. Die Rückseite bildet den Dom zu Breslau ab sowie links davon Bertrams Kardinalswappen.


Bild 5: Glogau, fürstbischöfl. Knabenkonvikt, 1922, 75 Pfennig, Vorder- und Rückseite.


Die fünf Scheine haben die gleiche Größe (90 mm x 60 mm) und sind einheitlich gestaltet. Auf der Vorderseite im mittleren Teil das jeweilige Brustbild, darunter in einem gelben Schriftband Titel und Name der abgebildeten Person, schließlich in einem weißen, umrandeten Feld: „Glogau, fürstbischöfl. Knabenkonvikt.“ Unter dieser Angabe wäre ausreichend Platz für Unterschriften vorhanden gewesen. Der Text „Die Stadtbank Glogau zahle gegen diesen Scheck - aus meinem Guthaben an den Inhaber“ und die entsprechende Wertangabe weisen unterschiedliche Zeilenumbrüche auf. Über dem Text in beiden Ecken in einem Kreis die Wertangabe; unter dem Text links „Konto A (B - F)“ und rechts eine fünfstellige Kontrollnummer. Die Rückseite ist ähnlich gestaltet. In der Mitte die Abbildung des Gebäudes, das darunter in einem gelben Schriftband genannt und mit „zur Erinnerung an das Konklave 1922“ ergänzt wird. Auf der linken und rechten Seite des Bildes ein Wappen, unter den Wappen im Kreis die Wertbezeichnung. Auf dem Rahmen rechts unten die Signatur „GRIMMER“. Während auf der Vorderseite unten am Rand mittig die Druckerei „Flemming-Wiskott A.G. Glogau.“ genannt wird, befindet sich auf der Rückseite die Abkürzung „D.R.G.M. 795679.“ Sie steht für „Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster“ – hiermit schützte die Druckerei ihr Produkt (Kleinschecks) vor unerlaubter Nachahmung.


Uwe Bronnert

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