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AutorenbildErwin Beyer

Die „Sino-Scandinavian Bank“ (華威銀行)

Aktualisiert: 26. März 2021

Die Sino-Scandinavian Bank war ein Joint Venture chinesischer, norwegischer und dänischer Kaufleute. Die Bank wurde formell im November 1921 gegründet, im Dezember 1921 wurde sie bei der Běiyáng-Regierung offiziell registriert und im Januar 1922 öffnete sie ihre Türen für den Publikumsverkehr.


Die Zentrale der Bank befand sich in Běijīng (Peking), Filialen waren zu finden in

Chānglí (昌黎), Qínhuángdǎo (秦皇島), Shànghǎi (上海), Tiānjīn (天津) und Zhāngjiākǒu (張家口), im englischen Sprachraum  eher als Kalgan bekannt.


Es war eigentlich beabsichtigt, die Bank mit einem Anfangskapital von 10 Millionen Yuan zu eröffnen, doch kamen nur 2,5 Millionen Yuan zusammen.


Signatur Munthe.

Der Bankdirektor war ein Chinese, sein Vertreter ein Norweger. Der erste Direktor hieß Jiāng Tiānfēng (江天鋒), dieser wurde später durch Liú Huàn (瀏煥) ersetzt.

Der norwegische Vizedirektor war Johann Wilhelm Norman Munthe. Seine Signatur ist auf der Rückseite aller von der Bank ausgegebenen Noten zu finden.

Munthe wurde 1864 in Bergen geboren. 1887 begab er sich nach China und  nahm hier als Freiwilliger am Chinesisch-Japanischen Krieg (1894/95) teil. 1910/11 war Munthe Zolldirektor in Tiānjīn. Er blieb in China bis zu seinem Tode im Jahre 1935.

Munthe war bekannt als Sammler chinesischer Kunst, seine Sammlung ist in Bergen, im „Vestlandets Kunstindustrimuseum “, ausgestellt. Der chinesische Name Munthes lautete Màndé (曼德), abgeleitet von der englischen Aussprache seines Namens.


Signatur Sung.

Auf vielen (aber nicht auf allen) Noten findet sich eine weitere Unterschrift im westlichen Stil, sie sieht aus wie „Farntsan F. Sung“. Das war ein Chinese, der 1883 in Pútián (莆田), Provinz Fújiàn, geboren wurde. Sein chinesischer Name lautete Sòng Fāxiáng (宋發祥). 1900 ging er in die USA (Ohio und Chicago), um Naturwissenschaften zu studieren. Zurück in China hatte er nacheinander viele hohe Posten inne, so war er „technischer Experte“ im Finanzministerium, Co-Direktor des „Bureau of Engraving and Printing“, Generaldirektor der Nánjīng-Münzanstalt, 1923 war er Mitglied der Kommission zur Konsolidierung von in- und ausländischen Staatschulden. Von 1928 bis 1937 arbeitete er in verschiedenen Überseekonsulaten, 1938 und später arbeitete er auf dem Konsulat in Wien. 1943 starb er an einem Herzinfarkt.


Ubekannte Signatur rechts.

In seltenen Fällen und nur bei der allerersten Notenserie und nur bei Noten mit Ortsangabe 北京 (Běijīng) und niedriger Kontrollnummer finden wir eine weitere Signatur. Leider kann sie (noch) nicht identifiziert werden.


Folgende Noten existieren, einige scheinen nicht ausgegeben worden zu sein.


1. Serie: Yuan-Noten, Vorderseite monochrom

1 Yuan 北京 / PEKING (Běijīng) – 2 Signaturkombinationen



1 Yuan 昌黎 (Chānglí) (綏遠) Suīyuǎn über 北京 (Běijīng), Abb. 1



1 Yuan 張家口 / KALGAN (Zhāngjiākǒu) über 北京 (Běijīng), Abb. 2

5 Yuan 北京 / PEKING (Běijīng) – 2 Signaturkombinationen



5 Yuan 昌黎 (Chānglí) über (綏遠) Suīyuǎn über 北京 (Běijīng), Abb. 3



10 Yuan 北京 / PEKING (Běijīng) nur 1 Signaturkombination, Abb. 4



10 Yuan 昌黎 (Chānglí) über (綏遠) Suīyuǎn über 北京 (Běijīng), Abb. 5



10 Yuan TIENTSIN (Tiānjīn) über 北京 (Běijīng), Abb. 6


2. Serie: Yuan-Noten, Vorderseite mehrfarbig



1 Yuan 北京 / PEKING (Běijīng), Abb. 7

1 Yuan 北京 / PEKING (Běijīng) über 天津 / TIENTSIN (Tiānjīn)



1 Yuan 天津 / TIENTSIN (Tiānjīn), Abb. 8




5 Yuan 天津 / TIENTSIN (Tiānjīn), Abb. 9a Vorderseite, Abb. 9b Rückseite



10 Yuan 北京 / PEKING (Běijīng) über 天津 / TIENTSIN (Tiānjīn), Abb. 10



10 Yuan 天津 / TIENTSIN (Tiānjīn), Abb. 11



3. Serie: Jiao-Noten



1 Jiao, Abb.12



2 Jiao, Abb.13


4. Serie: Mei-Noten, Wertstufe 10 Mei oder ein Vielfaches davon



10 Mei, Abb.14



20 Mei -Abb.15



30 Mei, Abb. 16



50 Mei, Abb. 17


Serie: Mei-Noten, Wertstufe 16 Mei oder ein Vielfaches davon

(1 Yuan entsprach 320 Mei; 16 Mei = 5 Fen, 32 Mei = 1 Jiao, usw. Es galt auch: 16 Mei = 1 Diao, 32 Mei = 2 Diao, 48 Mei = 3 Diao, usw.)



16 Mei, Abb.18



32 Mei, Abb.19



48 Mei, Abb. 20



80 Mei (wohl nicht ausgegeben), Abb. 21


Hier noch ein paar Bemerkungen über einige Irrtümer, die sie sich in der Literatur finden:

Einige Quellen berichten von einer 88-Mei-Note. Sie existiert nicht, weil 88 weder durch 10 noch durch 16 teilbar ist.

Im SCWPM werden 2 Serien von Mei-Noten unterschieden: eine Gruppe von Noten soll von der „CHINGWANTAO BRANCH“ ausgegeben worden sein, die andere von einer „YUNGTSUN BRANCH“. – Eine „Yungtsun-Fliliale“ hat es nie gegeben. Alle Mei-Noten zeigen den Satz  永遵通用 (Yǒngzūn tōngyòng) = in Yǒngzūn gültig. Yǒngzūn war ein neuer Name für die frühere Präfektur Yǒngpíng (永平府). „Qínhuángdǎo“ ist ein Teil von Yǒngzūn. Die Noten, die im SCWPM unter „YUNGTSUN BRANCH“ aufgelistet werden, sind unfertige Noten, bei denen die Ortsangabe „Qínhuángdǎo“ noch fehlt!

Im SCWPM werden auch drei Wertstufe mit Ortsangabe Suīyuǎn (綏遠) aufgelistet. Solche Noten wurden jedoch nie ausgegeben, sie wurden vielmehr allesamt mit 昌黎 (Chānglí) und „YUNGCHI CURRENCY“ überdruckt.

In der chinesischen Literatur wird behauptet, es würde vier verschiedene Signaturkombinationen geben. In Wirklichkeit gibt es nur drei, der Fehler entstand, weil die Unterschrift „Farntsan F. Sung“ in zwei etwas unterschiedlichen Variationen auftritt.

Erwin Beyer


Abb. 5, 8, 14, 15, 18 und 20 Yangming Auctions, Shanghai, mit Erlaubnis durch Cai Xiaojun. Abb. 9b Sammlung Grabowski, die übrigen Abb. ehemalige Sammlung Erwin Beyer.

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