Ende Oktober 1918 befand sich Österreich-Ungarn in Auflösung. Die Völker der k. und k. Monarchie strebten nach Unabhängigkeit. Prag proklamierte am 28. Oktober 1918 seine Unabhängigkeit, zwei Tage später erklärten die Slowaken ihren Anschluss an die neue Tschechoslowakische Republik, die nun aus den zuvor zu Österreich gehörenden Gebieten Böhmen und Mähren sowie aus den zu Ungarn gehörenden Gebieten Slowakei und Karpatenrussland (Karpato-Ukraine) bestand. Der neue Staat war sowohl bevölkerungsmäßig als auch konfessionell ein heterogenes Gebilde. Nach der Volkszählung von 1921 setzte sich die Bevölkerung zu 51,5 % aus Tschechen, 14 % Slowaken, 23,4 % Deutschen, 5,6 % Ungarn, 3,5 % Ruthenen bzw. Ukrainern sowie weiteren kleineren Volksgruppen (Polen, Rumänen, Kroaten und Roma) zusammen.
Wegen der tschechischen Minderheiten-Politik kam es in den 1920/30er-Jahren wiederholt zu ethnischen Spannungen, die im Herbst 1938 ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten und im Münchener Abkommen zur Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich führten. Dadurch ermutigt, erzwang Polen die "Rückgabe" des Olsagebiets, und Ungarn erhielt durch den Wiener Schiedsspruch die südliche Slowakei.
Hitler gab sein ursprüngliches Ziel, die Zerschlagung der Tschechoslowakei, nicht auf und schürte die Gegensätze zwischen Prag und der slowakischen Regierung. Die Slowakei hatte erst am 8. Oktober 1938 die bereits seit dem 30. Juni 1918 zugesagte Autonomie erhalten, sodass am 27. Januar 1939 aus der Tschechoslowakei die Tschecho-Slowakei und aus der Tschechoslowakischen Nationalbank die Tschecho-Slowakische Nationalbank wurde. Die Währungsbezeichnung wechselte von Kč in K.
Als am 2. März 1939 Ministerpräsident Beran von seinem slowakischen Amtskollegen Tiso unter anderem eine Loyalitätserklärung zur tschecho-slowakischen Staatsidee, das Ende der eingeleiteten Bewaffnung einer slowakischen Parteiarmee und den Verbleib tschechischer Offiziere in der Slowakei forderte, lehnte dies die autonome Regierung in Bratislava (Preßburg) ab. Daraufhin erklärte die Zentralregierung in Prag diese am 10. März für abgesetzt. Die Karpato-Ukraine, seit 8. Oktober 1938 ebenfalls autonom, war mit Prag auch in Auseinandersetzungen verwickelt. Sie erklärte am 13. März ihre Selbstständigkeit.
Am gleichen Tag empfing Hitler Tiso. Ermutigt durch Hitler, erklärte der slowakische Landtag nur einen Tag später einstimmig die unabhängige Slowakische Republik. Gleichzeitig gab Hitler Ungarn grünes Licht für die Annexion der Karpato-Ukraine. In dieser Situation wandte sich der Prager Außenminister Chvalkovský an die Reichsregierung, Präsident Dr. Hácha noch am gleichen Abend in Berlin zu empfangen. In der Nacht des 15. März kam es zu dem folgenschweren Treffen zwischen Hitler und Dr. Hácha. Statt zu vermitteln, bot Hitler an, die Tschechei unter den "Schutz" des Reiches zu nehmen. Hitler drohte dem Präsidenten für den Fall der Weigerung, Prag durch die Luftwaffe dem Erdboden gleichzumachen. Dem Präsidenten blieb nichts anderes übrig, als "das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches [zu legen]."
Am nächsten Morgen überschritt die deutsche Wehrmacht kampflos die Grenze. Die sog. "Rest-Tschechei" wurde zum "Protektorat Böhmen und Mähren“ und die Reichsmark neben der Krone zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. § 1 der "Verordnung über das Währungsverhältnis im Protektorat Böhmen und Mähren" vom 21. März 1939 legte den Wert der Krone ab dem folgenden Tag auf zehn Reichspfennig fest. Die Kursfestsetzung bedeutete eine bewusste Abwertung der Krone gegenüber der Reichsmark, da der Wechselkurs in den letzten Jahren bei 7,40 K gelegen hatte. Bei Berücksichtigung von Kaufkraft und Preisniveau hätte der Kurs bei 6 bis 7 Kronen festgelegt werden müssen.
Eine Verordnung der Protektoratsregierung beschränkte die Tätigkeit der Tschecho-Slowakischen Nationalbank auf das Gebiet des Protektorats und am 31. März wurde der Name in Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag – Národní Banka pro Čechy a Moravu v Praze geändert. Allerdings liefen im Protektorat und in der Slowakei die gleichen Banknoten und Münzen um und eine Neuordnung des Währungswesens war daher unumgänglich. Am 13. März 1939 entfielen auf:
Während die umlaufenden Münzen, Staatsnoten und Banknoten im Protektorat teilweise bis Ende Januar 1945 gesetzliche Zahlungsmittel blieben, sah die slowakische Regierung eine ihrer vorrangigen Aufgaben darin, eigene Geldzeichen auszugeben. Zu diesem Zweck wurden die umlaufenden tschechoslowakischen Banknoten zu 500, 1000 und 5000 Kronen (Kč) innerhalb von zwei Tagen (26. – 27. April 1939) eingezogen. An ihre Stelle traten Scheine mit dem Aufdruck „SLOVENSKÝ ŠTAT“, wobei Noten zu 5000 Kronen (Ks) nicht wieder ausgegeben wurden. Am 6. – 7. Juni 1939 folgte dann der Umtausch der 100-Kč-Staatsnoten gegen überdruckte Noten.
SLOVENSKÝ ŠTAT, o. D. (1939), 500 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Bereits am 16. März 1939 hatte das slowakische Finanzministerium die Befugnisse einer Emissionsanstalt auf die Hauptanstalt der Tschecho-Slowakischen Nationalbank in Bratislava übertragen, ohne ihr allerdings das Notenausgaberecht zu verleihen. Am 20. März reiste eine Delegation nach Berlin, um eine wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich zu vereinbaren. Es wurde eine Beteiligung des Deutschen Reichs an der slowakischen Notenbank sowie die Entsendung eines Vertreters der Deutschen Reichsbank vereinbart. Als Währung sollte die Slowakei die Slowakische Krone (Ks), unterteilt in 100 Heller, einführen.
Mit Gesetz Nr. 44/1939 vom 4. April 1939 wurde dann die slowakische Notenbank, die Slovenská Národná Banka v Bratislave (SNB), aus der Taufe gehoben. Das Grundkapital der privilegierten Aktiengesellschaft wurde auf 100 Millionen Ks – etwa 8,6 Millionen RM – festgelegt, eingeteilt in Aktien zu 1000 Ks. 40 % des Grundkapitals übernahm die Deutsche Golddiskontbank in Berlin.
Nach § 2 der Regierungsverordnung über die Slowakische Nationalbank vom 14 März 1939 erhielt die Bank das ausschließliche Recht, Banknoten auszugeben, während über die staatliche Münzausgabe einvernehmlich entschieden werden sollte. Neben den Staatsgoldmünzen – die nie geprägt wurden – waren die Banknoten das einzige unbeschränkte Zahlungsmittel. § 3 legte den Wert der slowakischen Krone auf 31,21 mg Feingold fest.
An der Spitze der Bank stand der Gouverneur[1], der die Bank rechtlich vertrat. Er und sein Stellvertreter wurden vom Staatspräsidenten für sechs Jahre bestellt und konnten von ihm auch abberufen werden. Zur Unterstützung und Beratung wurden aus Vertretern der Land- und Forstwirtschaft, der Industrie und dem Bankwesen acht Bankratsmitglieder von der slowakischen Regierung ernannt. Ferner gehört dem Bankrat ein Vertreter der Reichsbank an. Bis zum Herbst 1944 war dies Dr. Richard Buzzi, Direktor bei der Reichsbankhauptstelle Wien.
Einmal im Jahr trat die Aktionärsversammlung zusammen. Für Beschlüsse in der Hauptversammlung war eine Dreiviertelmehrheit notwendig. Der Besitz von 10 Aktien gewährte eine Stimme. Die Hauptversammlung bestellte für fünf Jahre fünf Revisionsausschussmitglieder, die mindestens zweimal pro Jahr zusammentraten. Sie überwachten die Arbeit der Bank und prüften Jahresbilanz und Gewinn- und Verlust-Rechnung. Der Vorsitzende des Ausschusses berichtete dem Finanzminister, Gouverneur, Bankratsmitgliedern und der Hauptversammlung über das Prüfungsergebnis.
Neben diesen Organen, die das Bankstatut vorschrieb, trat einmal pro Woche das Exekutivorgan der Nationalbank – das Direktorat – zusammen. Zu seinen Mitgliedern gehörten die Vorsitzenden und Stellvertreter der Abteilungen (Administrations-, Kredit-, Devisen-, Revisions- und Konjunkturforschungsabteilung) sowie der Gouverneur.
Neben der Hauptanstalt in Bratislava (Preßburg) unterhielt die Bank Zweiganstalten in Banská Bystrica (Neusohl), Ružomberok (Rosenberg), Nitra (Neutra), Prešov (Eperies, 1938-1945: Preschau) und Žilina (Sillein bzw. Silein). Daneben bestanden noch weitere 17 Nebenstellen.
Laut § 4 der bereits erwähnten Verordnung mussten die Banknoten durch Gold, Devisen oder ausländische Wertpapiere sowie durch Schuldscheine, Schecks, inländische Wertpapieren oder Darlehen gedeckt sein. Zwar hatte die Slowakische Nationalbank gegenüber der ehemaligen Tschecho-Slowakischen Nationalbank einen Anspruch auf 341,6 Millionen Kronen in Gold, aber wenige Tage vor Kriegsausbruch hatte die Reichsbank das Golddepot der Tschecho-Slowakischen Nationalbank in Bern übernommen. Sie stellte nun der SNB nur 100 Millionen davon zur Verfügung; den Restbetrag glich die Reichsbank mit der Übergabe von 20.611.100 RM in 4 ½ %igen Schuldscheinen des Deutschen Reiches aus. Daher war das Management der SNB bemüht, den Goldbestand zu erhöhen. Unternehmen und Bürger wurden aufgefordert, Bargeld, Edelmetall und andere Wertsachen zu spenden. Jeder Spender, der mindestens einen Betrag von 100 Ks leistete, erhielt einen Ring mit einer Aufschrift, die übersetzt „Der Slowakische Staat bedankt sich!“ lautet. Insgesamt kamen mehr als 7 Tonnen Gold zusammen.
Nachdem Ende Oktober 1939 die neugedruckten Staatsnoten zu 10 und 20 Ks ausgeliefert waren, erfolgte bis zum Jahresende der Einzug des restlichen noch umlaufenden tschechoslowakischen Papiergelds der Wertstufen zu 10, 20 und 50 K. Im Zeitraum von 1940 bis 1945 folgten eine Reihe weiterer Ausgaben slowakischer Staatsnoten sowie Banknoten der Slowakischen Nationalbank zu 50, 100, 500 und 1000 Ks. Eine bereits gedruckte Note zu 5000 Ks wurde nicht mehr ausgegeben. Mit Ausnahme der Überdruckprovisorien zu 100 und 1000 Ks blieben alle vom slowakischen Staat emittierten Noten bis zum 31. Oktober 1945 in der Slowakei gesetzliche Zahlungsmittel.
Republika Slovenská, 15. September 1939, 10 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Republika Slovenská, 15. September 1939, 20 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Národná Banka v Bratislave, 7. Oktober 1940, 100 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Národná Banka v Bratislave, 7. Oktober 1940, 100 Kronen, II. Auflage, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Národná Banka v Bratislave, 15. Oktober 1940, 100 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Národná Banka v Bratislave, 25. November 1940, 1000 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Národná Banka v Bratislave, 12. Juli 1941, 500 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Republika Slovenská, 11. September 1942, 20 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Republika Slovenská, 20. Juli 1943, 10 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Národná Banka v Bratislave, 18. Dezember 1944, 5000 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Republika Slovenská, o. D. (1945), 5 Kronen, Vorder- und Rückseite.
Die in den Sammlungen vorkommenden Scheine sind meist durch die Lochschrift „SPECIMEN“ gekennzeichnet. Diese Scheine wurden, nachdem sie ihre Gültigkeit verloren, von der Tschechoslowakischen Notenbank an Sammler abgeben.
Mit der Münzstätte Kremnica (Kremnitz) verfügte die Slowakei über die technischen Voraussetzungen zur Herstellung von Münzen. Bevor eigene Münzen emittiert wurden, ließ das Finanzministerium 1939 noch tschechoslowakische Münzen zu 5 und 10 Heller mit den Matrizen des letzten Prägejahrgangs 1938 herstellen. Für das Protektorat galt dies sogar für alle Werte bis 1940.
Bereits im Juni 1939 wurde mit der Prägung der ersten slowakischen Umlaufmünze im Nennwert von 5 Kronen begonnen. Bis 1945 wurden insgesamt zwölf verschiedene Münzen geprägt. Die Münzen blieben teilweise bis 1948 gültig. Für Repräsentationszwecke wurden in Kremnica alle Werte der tschechoslowakischen Gold-Dukaten nachgeprägt.
Slovenská Republika, 1942, 5 Heller, Zink, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1939, 10 Heller, Kupfer, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1940, 20 Heller, Kupfer, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1942, 20 Heller, Aluminium, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1941, 50 Heller, Kupfer-Nickel, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1943, 50 Heller, Aluminium, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1941, 1 Krone, Kupfer-Nickel, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1939, 5 Kronen, Nickel, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1944, 10 Kronen, Nickel, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1939, 20 Kronen, Silber, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1941, 20 Kronen, Silber, Vorder- und Rückseite.
Slovenská Republika, 1944 50 Kronen, Silber, Vorder- und Rückseite.
Die Höhe des Geldumlaufs änderte sich in den ersten Jahren nur geringfügig und die Banknotenausgaben entsprachen dem Preisniveau. Dies änderte sich 1944. Der Kriegsverlauf und der Slowakische Volksaufstand zwangen die Nationalbank mehr Geld in den Umlauf zu geben.
Immer höhere Geldbeträge mussten aufgebracht werden, um das Clearing-Defizit des wichtigsten Handelspartners auszugleichen. Nach Deutschland und dem Protektorat gingen 80 % der Exporte (Zucker, Holz, Petroleum, Erdölprodukte u.a.), während die Möglichkeit deutscher Importe (Textilien, Getreide u.a.) begrenzt war, sodass es häufiger zum Einfrieren der deutschen Clearingkonten und zur Erhöhung der Clearingspitzen kam.[2] Das größte Problem stellte die Bewertung der Reichsmark dar. Seit 1939 wurde auf den Clearingkonto die RM mit 11,28 Ks gerechnet, was einer Überbewertung um etwa 50 % entsprach. Auf dem Schwarzmarkt lag der Kurs der RM zwischen 6 bis 8 Ks und nach zwei Kriegsjahren sank er bis auf 4 Ks.
Uwe Bronnert
Anmerkungen
[1] Die SNB hatte drei Gouverneure: Der erste war Imrich Karvaš. Nach seiner Verhaftung und bis zur Ernennung eines Nachfolgers wurde Anton Mederly, ein ehemaliges Mitglied des Bankrates, für 22 Tage zum Gouverneur ernannt (23. September – 15. Oktober 1944). Am 23. Oktober wurde der Direktor der Tatra Bank Rudolf Kubiš Gouverneur. Im Fall der Abwesenheit des Gouverneurs vertrat in der Vizegouverneur. Vom 14. März 1939 – 14. März 1945 übte dieses Amt Jozef Fundárek aus, der von Ján Balko ersetzt wurde.
[2] Der deutsche Außenhandel erfolgte währen der NS-Zeit in der Regel durch bilaterale Handelsabkommen statt. Diese Abkommen sahen eine Verrechnung der gegenseitigen Forderungen und Verbindlichkeiten vor. Die Verträge legten bestimmte Höchstgrenzen für die Schuldsalden fest. Ende 1944 betrug die slowakische Forderung gegenüber dem Deutschen Reich 7 Milliarden Ks.
Comments