An Rhein und Ruhr endete der Zweite Weltkrieg etwa drei Wochen vor der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945. Voraus gegangen waren schwere Kämpfe um den „Ruhrkessel“, wo sich über 300.000 deutsche Soldaten den britischen und US-amerikanischen Truppen ergaben.
Bis Ende März 1945 waren die Ruhrgebietsstädte das Ziel der alliierten Bombardements, die neben erheblichen Opfern unter der Zivilbevölkerung auch hohe Verluste an Wohnraum forderten. Dagegen waren die Schäden an den Produktionsanlagen geringer als zunächst angenommen. Der US-amerikanische Nachrichtendienst OSS ging im Mai 1945 davon aus, dass die Stahlproduktion innerhalb weniger Monate wieder ⅔ bis ¾ der Kriegsproduktion erreichen könnte, wenn genügend Kohle zur Verfügung stünde. Auch die Schäden an den Förderanlagen der Bergwerke hielten sich in Grenzen.
Bei Kriegsende setzte sich die Belegschaft der Zechen vorwiegend aus älteren Bergleuten, Kriegsgefangenen und Ostarbeitern zusammen. Während des Kriegs waren immer mehr junge Leute eingezogen worden und befanden sich nun in Kriegsgefangenschaft. Die Fördermenge der meist überalterten Belegschaft war je Mann und Schicht auf die Hälfte des Vorkriegsstands gesunken. Ein Beobachter des OSS-Berichts sah einen Grund hierfür auch in der zu niedrigen Lebensmittelzuteilung an die Bergarbeiter. Die britische North German Coal Control (NGCC), die im Dezember 1945 die Verwaltung aller Zechen des Ruhrgebiets übernahm, erkannte, dass der Steinkohlenbergbau nur dann in der Lage sein würde, mehr zu produzieren, wenn es gelänge, die Belegschaften zu vergrößern und bevorzugt mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnraum zu versorgen. Kriegsgefangene Bergarbeiter und Freiwillige, die sich zur Untertagearbeit verpflichteten, winkte die sofortige Entlassung aus der Gefangenschaft sowie die Zuweisung einer der heißbegehrten Wohnungen.
Durch den Zusammenschluss der US-amerikanischen und britischen Zone zur Bizone am 1. Januar 1947 zeichnete sich eine Lösung ab, die Kohleförderung dauerhaft zu steigern. Seit dem Sommer 1946 diskutierte man im NGCC Pläne, ein Punktsystem nach Vorbild des niederländischen einzuführen. Bereits ab 16. Januar sollten alle Arbeitnehmer im Kohlenbergbau je nach Tätigkeit Bergmannspunkte bekommen, mit denen sonst nicht zu erhaltende Waren wie Speck, Kaffee, Zucker, Schnaps, Zigaretten sowie Gegenstände des täglichen Bedarfs, Kleidung und Schuhe erworben werden konnten.
Die Bergmannspunkte sind kleine 26 mm x 18 mm große unscheinbare Druckerzeugnisse auf glattem, blau gesprenkeltem Papier ohne Wasserzeichen.
Der Wert zu 5 Punkten ist in grüner Farbe gedruckt. In der Markenmitte findet sich in einem Oval der Wert über Schlägel und Eisen. Das Oval wird durch feine grün-weiße
Linien eingerahmt. Auf der Rückseite gereiht im Wechsel klein aufgedruckt „Bergmannspunkt“ und „Nicht übertragbar“. Der Wert zu einem Punkt ist ähnlich gestaltet und in roter Ausführung. Es ist anzunehmen, dass es noch weitere Werte gegeben hat.
Im August war in der „Zeit“ zu lesen: „Der Bergmannpunkt, ein Kaufmittel für viele begehrte Güter, ist nun auch – leider – ein Objekt des Schwarzen Marktes geworden. Das Punktsystem sollte der Stein der Weisen zur Hebung der Arbeitskraft des Bergmanns sein. Auf dem Schwarzen Markt mit festem Kurs gehandelt, ist jedoch sein Sinn verfehlt.“
Um einen Missbrauch der Bergmannspunkte zu verhindern, sollten die Marken beim Einkauf im Beisein des Käufers überstempelt oder mit Tinte oder Tintenstift durchkreuzt werden. Nur so könnte verhindert werden, dass Waren, die für die Bergleute bestimmt seien, von anderen Personen weggekauft würden. Dabei wurde übersehen, dass die Bergarbeiter oft selbst einen schwunghaften Handel mit den Marken betrieben.
Mit der Währungsreform am 20. Juni 1948 wurden die Bergmannspunkte entbehrlich, da man nun für Geld fast alles bekommen konnte.
Text und Abb. Uwe Bronnert
Gekürzte Fassung! Der vollständige Beitrag erscheint in einer späteren Ausgabe von "Der Geldscheinsammler" in der Zeitschrift "Münzen & Sammeln"
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