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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Die ungarische Revolution von 1848/1849, Teil 1 – Ausgaben der Ungarischen Handelsbank

Aktualisiert: 26. März 2021

Mitte des 16. Jahrhunderts verlor Ungarn seine Unabhängigkeit, als die Osmanen einen Großteil des Landes eroberten. Der Rest Ungarns fiel an Habsburg. 1686 endete die osmanische Herrschaft mit dem Fall von Buda, als die Habsburger ganz Ungarn eroberten. Die harte Herrschaft der Habsburger führte zu Spannungen zwischen dem ungarischen Adel und dem Wiener Hof. Als am 24. Februar 1848 erneut eine Revolution in Frankreich ausbrach, sollte dies bald in weiten Teilen Europas Wirkung zeigen.

Anfang März 1848 wurden in Pest die Geldwechsel-Stellen gestürmt, weil die Bevölkerung ihr österreichisches Papiergeld gegen Münzen eintauschen wollte. Immerhin waren die Noten der Oesterreichischen Nationalbank Anfang des

19. Jahrhunderts bereits zweimal durch Inflation abgewertet worden. An den Wechselstellen kam es zu Tumulten, weil diese nicht in der Lage waren, alles Papiergeld einzulösen. Der damalige ungarische Abgesandte Lajos Kossuth forderte in einer Parlamentsrede am 3. März 1848 mehr Silbergeld aus Österreich, damit das Papiergeld, dem die Menschen nicht mehr vertrauten, umgetauscht werden könne. Außerdem schlug er die Gründung eines eigenen ungarischen Finanzministeriums vor.

Jetzt entluden sich die Spannungen zwischen Ungarn und Österreich in einer ungarischen Revolution im Kampf um die Unabhängigkeit.


Ungarische Handelsbank: 1 Forint ohne Datum (1848), mehrsprachig in Ungarisch, Deutsch, Slowakisch, Kroatisch und Serbisch, Vorder- und Rückseite.

Am 11. April 1848 wurde eine erste eigenständige ungarische Regierung gebildet,

die auch vom Monarchen sanktioniert war und in der Kossuth Finanzminister wurde. Kossuth begegnete den erfolglosen Verhandlungen mit der Oesterreichischen Nationalbank, die die ungarische Regierung nicht zur Kenntnis nehmen und sogar noch Gold und Silber aus Ungarn nach Wien bringen lassen wollte, indem er ein Gerücht durchsickern ließ, nachdem die Ungarn eigene Banknoten ausgeben würden.

Die Oesterreichische Nationalbank wollte dennoch nicht ihre Noten eintauschen, Briefe des ungarischen Finanzministeriums wurden einfach nicht mehr beantwortet. Anfangs hatte man wenigstens noch Banknoten bis zur Obergrenze von 500 Forint in Münzen getauscht, dann aber nur noch bis 25 Forint und 5 Forint. Am 22.Mai 1848 wurde die Einlösung schließlich vollständig eingestellt. Die Ungarn suchten verzweifelt nach einer Lösung aus der Misere.


Die erwogene Ausgabe von verzinslichen Schatzscheinen durch die Pester Handelsbank wurde verworfen, weil man nicht mit Krediten aus dem Ausland rechnen konnte und deshalb eine Deckung durch nationale Spenden bevorzugt wurde. Kossuth einigte sich mit der Handelsbank auf eine Ausgabe eigenständiger ungarischer Geldscheine.

Einem begeisterten Spendenaufruf an die Ungarn folgte aber die Ernüchterung.

Die tatsächlichen Spenden blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Trotzdem konnten die zur Ausgabe notwendigen 5 Millionen Forint Deckung durch öffentliche Spenden, aber auch durch Ausgabe von Schatzanweisungen sowie aus dem Einkommen von Gold- und Silbergruben aufgebracht werden. Mit dieser Deckung brachte die Ungarische Handelsbank 1- und 2-Forint-Scheine im Gesamtwert von 12,5 Millionen Forint heraus.


Ungarische Handelsbank: 2 Forint ohne Datum (1848), Vorder- und Rückseite.


Kossuth informierte den österreichischen Finanzminister über die ungarische Papiergeldausgabe. Diese sei sogar von Vorteil, weil dadurch die Oesterreichische Notenbank deren eigene Noten in Ungarn nicht mehr in Silber einlösen müsse.

In Österreich brachte man dem ungarischen Vorstoß jedoch wenig Sympathie entgegen, da man verhindern wollte, dass sich Ungarn nun auch finanzpolitisch von Wien lösen könnte. Die Österreicher bezeichneten das selbständige ungarische Papiergeld unter Berufung auf das eigene Patent zur Ausgabe von Banknoten als rechtswidrig. Um das ungarische Papiergeld zu verhindern, bot man nun sogar ein Darlehen in Höhe von 12,5 Millionen Forint an, wenn sich die Ungarn bereit erklären würden, auf die Ausgabe der Scheine der Handelsbank zu verzichten. Der Finanzminister Kossuth lehnte das Angebot aus Wien ab und ließ die ersten Scheine der Ungarischen Handelsbank am 5. August 1848 in Umlauf geben. Die ungarischen Scheine durften natürlich nicht in Österreich umlaufen, sie wurden von der Oesterreichischen Nationalbank des Landes verbannt.


Die Scheine der Ungarischen Handelsbank waren offiziell vom 14. August 1848 bis

8. März 1849 in Umlauf. Der Entwurf beider Werte stammt von József Tyroler. Hergestellt wurden die Scheine im Stein- und Hochdruckverfahren.


Bis zur Ausgabe hatte man einen langen Vorlauf gebraucht, weil erst die technischen Voraussetzungen für einen eigenen Druck von Geldscheinen in Ungarn geschaffen werden mussten. Der Drucker Lajos Landler wurde mit der Gründung und Leitung einer Notendruckerei beauftragt. Gegründet wurde die Druckerei in der Károly-Kaserne in Pest, die im Juni 1848 mit einer Lieferung von einer Schnelldruckpresse aus London und zwei weiteren aus Wien begann, die damalige Spitzentechnologie darstellten.


Hans-Ludwig Grabowski

Abb. zu 1 Forint: Hartmut Fraunhoffer, www.banknoten.de

Abb. zu 2 Forint: Hans-Ludwig Grabowski

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