Der erste Regierungschef, der Adolf Hitler nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Januar 1933 einen offiziellen Besuch abstattete, war der ungarische Ministerpräsident Gyula Gömbös.[1] Mit ihm begann eine Zeit enger Zusammenarbeit zwischen Ungarn und dem NS-Regime. Auch seine Nachfolger setzten auf Betreiben des ungarischen Staatsoberhauptes Miklós Horthy von Nagybánya[2] die freundschaftlichen Beziehungen fort.
Horthy war kein Faschist, sondern ein konservativer Autoritarist. Er mochte die ungarischen Ultranationalisten und Faschisten nicht und inhaftierte Ferenc Szálasi, den Führer der Pfeilkreuzpartei, bei mehreren Gelegenheiten. Horthy setzte aber auf Hitler, weil er hoffte mit Unterstützung der Reichsregierung die Revision des Friedensvertrags von Trianon zu erreichen. Seine Hoffnungen sollten nicht enttäuscht werden.[3]
Abb. 1.1/2: Magyar Királyság, 1943, 5 Pengö, Vorder- und Rückseite.
Ausgabe zum 75. Geburtstag des Reichsverwesers Miklós Horthy von Nagybánya.
Gewicht: 6 g; Ø: 36 mm; Dicke: 2,6 mm; Metall: Aluminium.
Obwohl Ungarn eigentlich einen neutralen außenpolitischen Kurs verfolgte, trat das Land 1939 aus dem Völkerbund aus und dem Antikominternpakt bei. Mit dem Beitritt zum Dreimächtepackt am 20. November 1940 bezog man dann eindeutig Stellung auf Seiten der Achsenmächte. Um das Bündnis mit Deutschland nicht zu gefährden, ließen Horthy und der neue Ministerpräsident László Bárdossy trotz eines bestehenden Freundschaftspakts am
6. April 1941 die ungarische 3. Armee in Jugoslawien einmarschieren. Als Beute bekam Ungarn die nach dem Ersten Weltkrieg verlorenen Gebiete Bácska, Bánát, Muraköz und
das Dreieck von Baranya (Nord-Vojvodina und Übermurgebiet) zurück.
Bei den deutschen Überlegungen zum Angriff auf die Sowjetunion spielte Ungarn nur eine marginale Rolle. Um aber gegenüber den kriegsbeteiligten Staaten Slowakei und Rumänien bei einem deutschen Sieg nicht ins Hintertreffen zu gelangen, erklärte Ungarn der Sowjetunion am 27. Juni 1941 den Krieg. Die ungarische Armee war den modernen Ansprüchen nicht gewachsen. Der sowjetische Angriff am 12. Januar 1943 durchbrach den ungarischen Frontabschnitt. Innerhalb von zwei Tagen starben 40.000 ungarische Soldaten, 35.000 wurden verletzt und rund 60.000 Mann gerieten in Gefangenschaft. Angesichts dieser Zahlen nahm die ungarische Regierung unter Miklós Kállay Kontakt zu den Alliierten auf. Dies blieb dem deutschen Geheimdienst nicht verborgen. Nach der alliierten Landung auf Sizilien und dem Bruch der Achse Berlin-Rom, war Hitler entschlossen, ein „zweites Italien“ zu verhindern. Unter dem Decknamen „Margarethe“ wurden seit September 1943 neue Operationspläne bezüglich Ungarn ausgearbeitet. In der Nacht von Samstag, dem 18. März 1944, auf Sonntag, den 19. März 1944 marschierten, ohne auf Widerstand zu stoßen, von Norden, Westen und Süden deutsche Truppen Richtung Budapest.
Reichsverweser Horthy blieb zwar im Amt, war aber faktisch wie auch der neue prodeutsche Ministerpräsident Döme Sztójay nur noch Vollstrecker der Entscheidungen des „Reichsbevollmächtigten“ für Ungarn, Edmund Veesenmeyer, vor allem bei der Deportation von 430.000 ungarischen Juden ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ab Mai 1944.
Am 23. September 1944 überquerte die vorrückende Rote Armee die ungarische Grenze.
Als am 15. Oktober 1944 Horthy versuchte, einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion und den Westalliierten abzuschließen, ließ ihn Hitler in Bayern inhaftieren.[4] Am 15. Oktober 1944 übernahm die von Ferenc Szálasi[5] geführt nationalsozialistische Pfeilkreuzpartei (Pfeilkreuzler) die Regierung.
Damit die deutsche Wehrmacht ihre Ausgaben zahlen konnte, wurden nur vorübergehend im März 1944 Reichskreditkassenscheine ausgegeben,[6] ansonsten versorgte die Nationalbank die Truppe mit Zahlungsmitteln. Mit Vorrücken der Roten Armee wurde die Bank nach Veszprém verlegt. Da die vorhandenen Banknotenbestände nicht ausreichten, ließ die neue Regierung eine zweite Auflage der 10- und 100-Pengö-Noten drucken. Sie sind leicht an dem Stern zu erkennen, der vor die Kontrollnummer gesetzt wurde. Das gleiche Verfahren hatte die Bank bereits 1942 bei der zweiten Auflage des 1-Pengö-Scheins praktiziert.
Abb. 2.1: Magyar Nemzeti Bank, 15. Januar 1938, 1 Pengö, 2. Auflage, Vorderseite.
Abb. 2.2: Magyar Nemzeti Bank, 15. Januar 1938, 1 Pengö, 2. Auflage, Rückseite.
Größe: 100 x 57 mm. Im Umlauf: 20. Januar 1941 – 10. März 1942.
Der Entwurf der Note zu 10 Pengö, die auf den 22. Dezember 1936 datiert, stammt von Endre Horváth. Für das Frauenbildnis auf der Vorderseite stand Mária Böle aus Pesthidegkút Model. Ihr Vater war bei der „Ungarischen Banknoten Druckerei AG“ angestellt. Das Reiterstandbild auf der Rückseite zeigt den von Alajos Stróbl geschaffenen Heiligen Stephan. Der Unterdruck der wurde in Hochdruck und der Bilddruck in Kupfertiefdruck ausgeführt. Die erste Auflage gelangte ab 15. Mai 1939 in Umlauf.
Abb. 3.1: Magyar Nemzeti Bank, 22. Dezember 1936, 10 Pengö, 2. Auflage, Vorderseite.
Abb. 3.2: Magyar Nemzeti Bank, 22. Dezember 1936, 10 Pengö, 2 Auflage, Rückseite.
Größe: 159 x 71 mm. Im Umlauf: 15. Mai 1939 (1. Auflage)
bzw. Ende 1944 (2. Auflage) – 6. Mai 1946.
Abb. 3.3: Kennziffern, links 1. Auflage, rechts 2. Auflage
Der Entwurf der 100-Pengö-Note stammt von Álmos Jaschik. Die Vorderseite zeigt das Porträt „König Matthias“ nach einem Bild von Andrea Mantgna. Die Rückseite bildet in einem Schmuckrahmen das Budaer Donauufer mit der königlichen Burg und der sich darunter hinziehenden Basarreihe ab.
Die Banknote, die das Datum vom 1. Juli 1930 trägt, gelangte ab 23. Oktober 1932 in Umlauf. Die 2. Auflage mit dem Stern wurde Ende Dezember 1944 in Veszprém gedruckt. Beide Nominale wurden durch Verordnung Nr. 4.710/1946 (26. IV.) zum 6. Mai 1946 aufgerufen.
Abb. 4.1: Magyar Nemzeti Bank, 1. Juli 1930, 100 Pengö, 2. Auflage, Vorderseite.
Abb. 4.2: Magyar Nemzeti Bank, 1. Juli 1930, 100 Pengö, 2 Auflage, Rückseite.
Größe: 177 x 91 mm. Im Umlauf: 25. Oktober 1932 (1. Auflage) bzw. Ende 1944 (2. Auflage) – 6. Mai 1946.
Abb. 4.3: Kennziffern, oben 1. Auflage, unten 2. Auflage.
Die kurze Amtszeit von Ferenc Szálasi als Staatsoberhaupt reichte nicht aus, um neue Banknoten zu schaffen. Einzig eine bereits von Álmos Jaschik entworfene 1000-Pengö-Note mit dem Ausgabedatum vom 24. Februar 1943 gelangte ab 4. November 1944 in Umlauf.
Sie zeigt auf der Vorderseite den Hungária-Kopf des Denkmals von Arad und auf der Rückseite eine Teilansicht von Buda mit dem Sankt-Gellért-Denkmal. Auch hier ist der Unterdruck im Hochdruck und die Bilder in Kupfertiefdruck ausgeführt. Der Umlauf endete nach der Verordnung Nr. 4.250/1946 am 14. Juli 1945.
Abb. 5.1: Magyar Nemzeti Bank, 23. Februar 1943, 1000 Pengö, Vorderseite.
Abb. 5.2: Magyar Nemzeti Bank, 23. Februar 1943, 1000 Pengö, Rückseite.
Größe: 184 x 100 mm. Im Umlauf: 04. November 1944 – 14. Juni 1945.
Bis zum Kriegsende emittierte die Pfelkreuzler-Regierung Banknoten im Nennwert von neun Milliarden Pengö, vor allem in 1000-Pengö-Scheinen. Noch nicht in Umlauf gebrachte Noten wurden gemeinsam mit ihren Druckplatten nach Deutschland gebracht und nur in Österreich für Zahlungen der dorthin verlegten Truppenteile in Verkehr gebracht. Nach dem Krieg flossen sie nach Ungarn zurück und 664 Millionen Pengö wurden von der Bank im Sommer 1945 eingetauscht.
Eine weitere 100-Pengö-Note mit dem Datum vom 24. Februar 1943 wurde Ende 1944 noch im Offsetdruck hergestellt, aber offiziell nicht mehr ausgegeben, nur ein Teil der nach Österreich verlegten Truppen nutzten diese Banknote intern zur Abwicklung von Zahlungen untereinander. Der Entwurf der Note stammt von Endre Horváth. Ihm diente Rózsi Tóth als Modell.
Abb. 6.1: Magyar Nemzeti Bank, 24. Februar 1045, Vorderseite.
Abb. 6.2: Magyar Nemzeti Bank, 24. Februar 1945, Rückseite.
Quelle: Grabowski/Huschka/Schamberg, Ausländische Geldscheine unter deutscher Besatzung im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Regenstauf 2006, S. 306, Kat.-Nr. HU-4.
Größe: 156 x 100 mm. Nicht mehr in Umlauf gegeben. Nur von Teilen der nach Österreich verlegten ungarischen Truppen als internes Zahlungsmittel verwendet.
In den letzten Tagen der Szálasi-Regierung wurden angeblich verschiedene Banknoten mit einem 80 x 80 mm großen grünen Pfeil-Kreuz, dem Parteilogo der „Nyilaskeresztes Párt - Hungarista Mozgalom“ überdruckt. Bekannt wurden die folgenden Noten mit dem Stempel:
10 Pengö (1936), 20 Pengö (1941), 50 Pengö (1932), 100 Pengö (1930) und 1000 Pengö (1943). Über den Sinn dieser Aktion ist nichts bekannt. In Sammlerkreisen ist ihre Authentizität umstritten.
Abb. 7.1: Magyar Nemzeti Bank, 1. Juli 1930, 100 Pengö, mit grünem Pfeil-Kreuz, Vorderseite.
Die Kämpfe des Zweiten Weltkriegs in Ungarn endeten am 4. April 1945. Das Land war nicht nur stark kriegszerstört sondern litt auch unter einer galoppierenden Inflation. Sie wird auch am stark gestiegenden Banknoten-Umlauf sichtbar. Betrug er im Januar 1938 noch 466 Millionen Pengö, so stieg er bis zum Januar 1945 auf 12.180 Millionen Pengö an.
Uwe Bronnert
Literatur:
Graboowski/Huschka/Schamberg, Ausländische Geldscheine unter deutsche Besatzung im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Regenstauf 2006
Leányfalusi Károly, Nagy Ádam, Magyarország Fém- És Papírpénzei, 1926 – 2002, Budapest 2002
Leányfalusi Károly, Nagy Ádam, A Pengö-Fillér Pénzrendszer, Magyarország fém- és papírpénzei 1926 – 1946, Budapest 2006
Rádóczy Gyula, Tasnadi Géza, Magyar Papírpénzek 1848 – 1992, Budapest 1992
Anmerkungen [1] Er war Führer der nationalistischen „Partei der Ungarischen Nationalen Unabhängigkeit“ (Magyar Nemzeti Függetlenek Pártja) – besser bekannt als „Rassenschutzpartei“ (Fajvédõ Párt). [2] Nach dem Zerfall der k.u.k. Monarchie im Oktober 1918 rief Mihály Károlyi die kurzlebige Erste Ungarische Republik aus. Dem Roten Terror der darauffolgenden Ungarischen Räterepublik unter Béla Kun fielen zahlreiche politische Gegner zum Opfer. Anhänger der Monarchie bildeten in Arad und später in Szeged eine Gegenregierung. Unter dem Oberbefehl von Miklós Horthy, dem letzten kommandierenden Admiral der k.u.k. Kriegsmarine, stellten sie eine Armee auf. Der folgende Bürgerkrieg und der damit verbundene „Weißen Terror“ führte zum Sturz des Kun-Regimes und der Räterepublik und am 24. November 1919 zur Bildung einer provisorischen Regierung unter Károly Huszár. Bei der von der Entente veranlassten Parlamentswahl errang die monarchistische Partei der Christlich Nationalen Vereinigung (KNEP) einen erdrutschartigen Sieg. Am 29. Februar 1920 trat das Parlament in Budapest erstmals zusammen und stellte die konstitutionelle Monarchie wieder her. Da man sicher war, dass die Alliierten einer Rückkehr des früheren Königs Karl IV. nicht zustimmen würden, beschloss man einen Reichsverweser als Staatsoberhaupt zu wählen.
Das Parlament wählte am 1. März Miklós Horthy provisorisch und auf unbestimmte Zeit zum Reichsverweser. Von 1920 bis 1946 war Ungarn ein Königreich (ungarisch Magyar Királyság), dessen Thron jedoch durchgehend vakant blieb und daher einen Reichsverweser als Staatsoberhaupt hatte.
[3] Nach der „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ erhielt Ungarn Gebiete mit überwiegend ungarischer Bevölkerung von der ebenfalls mit Deutschland verbündeten Slowakei sowie die Karpato-Ukraine und 1940 Teile Siebenbürgens von Rumänien.
[4] Erst nach Kriegsende wurde Horthy von US-amerikanischen Truppen entlassen. [5] Nach dem Krieg wurde Szálasi von US-amerikanischen Truppen gefangen genommen und nach Ungarn überstellt, wo er vor dem Volksgerichtshof in Budapest wegen Kriegsverbrechen und Hochverrats zum Tode verurteilt wurde. 1946 wurde er in Budapest durch Erhängen hingerichtet.
[6] Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Vierzehnter Jahresbericht 1. April 1943 – 31. März 1944, S. 173.
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