Seit der Gründung der Tschechoslowakei im Oktober 1918 wurden auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik vier Währungsumstellungen vorgenommen: Im März 1919, im November 1945, im Juni 1953 und schließlich im Oktober 1992, als – nachdem sich die Tschechoslowakische Föderative Republik (CSFR) Ende 1991 aufgelöst hatte und die beiden Nachfolgestaaten Tschechische Republik und Slowakei entstanden waren – eine Trennung der Währung in eine Tschechische und eine Slowakische Krone erfolgte.
Im Rahmen einer Beitragsreihe sollen Ursachen, Hintergründe und die Durchführung der einzelnen Währungsumstellungen beleuchtet, und dabei natürlich auch die Geldscheine vorgestellt werden, die im Rahmen dieser Umtauschaktionen ausgegeben wurden.
Der zweite Teil dieser Reihe beschäftigt sich mit der Einführung der tschechoslowakischen Krone im März 1919.
Am 28. Oktober 1918 erklärte Böhmen seine Unabhängigkeit von Österreich-Ungarn,
am 30. Oktober 1918 folgte die Unabhängigkeitserklärung der Slowakei sowie zur zukünftigen Zugehörigkeit zum Tschechoslowakischen Staat. Beides waren nicht nur Ergebnisse der katastrophalen Entwicklungen des Ersten Weltkriegs. Die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei wurzelte auch darin, dass es der Regierung in Wien nicht gelungen war, einen Ausgleich der Interessen im Kaiserreich und eine Gleichstellung der politischen Verhältnisse in Böhmen mit denen in Österreich herbeizuführen, was mit Ungarn 1867 erreicht worden war. Die formelle Staatsgründung erfolgt am 14. November 1918. Präsident der neuen Tschechoslowakischen Republik wurde Thomas Masaryk, Finanzminister Alois Raisin. Der neue Staat umfasste 21% der Fläche des untergegangenen Österreich-Ungarns, sowie 25% der Bevölkerung. Von den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns war die Tschechoslowakei der wirtschaftlich bedeutendste. Es sollte aufgrund der Besetzung von Teilen der Slowakei durch ungarische Truppen noch bis August 1919 dauern, bis die Tschechoslowakei die vollständige Kontrolle über ihr zukünftiges Staatsgebiet erlangte.

Mit jeder Staatsgründung geht die Frage einher, wie die zukünftigen Währungsverhältnisse des neuen Staats beschaffen sein sollen. Darüber hatten sich mehrere Fachleute bereits vor der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei Gedanken gemacht. Zunächst war überlegt worden, die Krone Österreich-Ungarns weiter zu benutzen[1], jedoch die auf tschechoslowakischem Gebiet liegenden Filialen der Oesterreichisch-ungarischen Bank als Notenbank der Kontrolle eines nationalen Kommissars zu unterstellen. Dieser Plan scheiterte, weil die Oesterreichisch-ungarische Bank in Wien eine solche Kontrolle ablehnte, und zugleich in erheblichem Maße die Vergabe von Krediten an staatlichen Stellen und Banken im untergehenden Österreich-Ungarn und seinen Nachfolgestaaten Österreich und Ungarn gegen Hereinnahme von Kriegsanleihen der untergegangenen Monarchie als Sicherheiten ausweitete. Allein zwischen Ende Oktober 1918 und Ende Februar 1919 erhöhte sich der Banknotenumlauf auf dem Gebiet des ehemaligen Österreich-Ungarns von 36,5 auf 51,9 Milliarden Kronen[2]. Er wäre im Übrigen spätestens mit den Friedensverträgen von Saint-Germain und Trianon zum Scheitern verurteilt gewesen, die gleichlautend die Liquidation der Oesterreichisch-ungarischen Bank bis Ende Dezember 1922 vorsahen[3].
Die Notwendigkeit der Schaffung einer eigenen tschechoslowakischen Währungsbehörde und einer eigenen Währung wurde damit Anfang 1919 offensichtlich, auch um auf dem Gebiet der Tschechoslowakei die stark inflationäre Entwicklung der Krone einzudämmen[4] und eine Kontrolle über die Deviseneinnahmen zu erlangen, die seit 1916 zentral durch die Hauptstelle der Oesterreichisch-ungarischen Bank in Wien verwaltet wurden.
Hierzu gab es mehrere Vorschläge, etwa die Ausgaben von Schatzscheinen durch die Zemská banka království Českého (Landesbank des Königreichs Böhmen) in Prag, die als Zahlungsmittel fungieren sollten[5]. Schließlich setzte sich der Vorschlag von Finanzminister Raisin und dem Vorstandsmitglied der Städtischen Sparkasse Prag, Vilém Pospisil, durch, die Hälfte der im Umlauf befindlichen Banknoten der Oesterreichisch-ungarischen Bank im Umtausch gegen Staatsanleihen einzuziehen, und die andere Hälfte abzustempeln und als tschechoslowakisches Papiergeld neu in den Umlauf zu bringen. Ausgenommen werden sollten vom hälftigen Umtausch der Banknoten in Zwangsanleihen die Bargeldbestände staatlicher Stellen. Die auszugebenden Anleihen sollten in einem zweiten Schritt einer Besteuerung unterliegen. Geplant war damit nicht nur eine Nationalisierung der Währung, sondern zugleich auch eine Verringerung der Menge an umlaufenden Zahlungsmitteln. In der Folgezeit sollten dann die gestempelten Scheine durch neu auszugebendes Staatspapiergeld ersetzt werden.

Dieser Vorschlag wurde am 25. Februar 1919 als Gesetz Nr. 84/1919 veröffentlicht. In einer Verordnung des Finanzministers vom selben Tag (Nr. 86/1919) wurden die Einzelheiten der Währungsreform festgelegt. Der Geldumtausch fand vom 3. bis 9. März 1919 in den tschechischen und bis zum 12. März 1919 in den slowakischen Landesteilen statt. Bereits am 27. Februar 1919 hatte die Tschechoslowakei ihre Grenzen zu den Nachbarstaaten geschlossen und den Reiseverkehr unterbrochen, um ein Einströmen von Banknoten aus anderen Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns zu verhindern. Unmarkierte Banknoten verloren mit Ablauf des 10. März 1919 ihre Eigenschaft als gesetzliche Zahlungsmittel auf dem Gebiet der Tschechoslowakei, blieben jedoch etwa in Ungarn weiterhin im Umlauf. Für den hälftigen Betrag der umgetauschten Banknoten wurden Depotbescheinigungen erstellt und Staatsanleihen ausgegeben, die ab dem 1. März mit 1% verzinsbar und (jedenfalls unter Privatpersonen) nicht übertragbar waren.
Ausgegeben wurden ab dem 3. März 1919 Banknoten der Oesterreichisch-ungarischen Bank zu 10, 20, 50, 100 und 1000 Kronen[6], die mit Klebemarken bzw. – bei der Note zu 1000 Kronen – mit einem markenähnlichen Aufdruck versehen waren. Die von der Oesterreichisch-ungarischen Bank in Wien und Budapest ab 30. Oktober 1918 ausgegeben Noten zu 25 und 200 Kronen mit Datum 27. Oktober 1918[7] wurden umgetauscht, jedoch nicht wieder ausgegeben. Ebenfalls umgetauscht, aber nicht wieder beklebt, wurden die Banknoten der Oesterreichisch-ungarischen Bank zu 10 Kronen der Ausgabe von 1904, die Noten zu 20 Kronen von 1907; sowie zu 50 Kronen der Ausgabe von 1902. Marken auf diesen Scheinen sind nachträglich aufgebracht worden. Nicht markiert wurden aufgrund des hohen Aufwandes und der knappen Zeit, die für den Geldumtausch zu Verfügung stand, die Scheine zu 1 und 2 Kronen, die fast 50 % der im Umlauf befindlichen Menge der Geldscheine ausmachten. Eine Kennzeichnung der erforderlichen Mengen hätte eine deutliche Verzögerung der Geldumstellung zur Folge gehabt. Vom Umtausch ausgeschlossen blieb die Banknote zu 10.000 Kronen der Oesterreichischen Nationalbank vom 2. November 1918[8], da sie erst ab 19. Dezember 1918 und damit nach Gründung der Tschechoslowakei ausgegeben und von der Tschechoslowakei daher nicht als Zahlungsmittel anerkannt wurde, das zum Zeitpunkt der Staatsgründung auf den Gebiet der Tschechoslowakei im Umlauf war. Auch Scheine der Oesterreichisch-ungarischen Bank mit Abstempelungen auf dem Gebiet des SHS-Königreichs (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, später Jugoslawien) wurden nicht umgetauscht, da sie als ausländisches Papiergeld galten.
Diese mit Marken, beziehungsweise bei der Note zu 1000 Kronen mit einem Stempelaufdruck versehenen Scheine galten als staatliches Papiergeld, für dessen Ausgabe das durch Verordnung vom 6. März 1919 gegründete staatliche Bankamt des Finanzministeriums verantwortlich war[9]. Dieses nahm am 11. März 1919 seine Tätigkeit auf. Durch das Gesetz Nr. 187/1919 vom 10. April 1919 wurde offiziell die Tschechoslowakische Krone als neue Währungsbezeichnung eingeführt[10].

Zwischen der Veröffentlichung des Gesetzes über den Geldumtausch und dem Beginn der Kennzeichnung der Banknoten blieben nur wenige Tage. Die Filialen der Oesterreichisch-ungarischen Bank auf dem Gebiet der Tschechoslowakei waren am Geldumtausch nicht beteiligt, weil man sie als Institution des untergegangenen Staates Österreich-Ungarn ansah. Ihre Tätigkeit auf dem Gebiet der Tschechoslowakei wurde nach Abschluss der Umtauschaktion durch Verordnung vom 15. März 1919 für beendet erklärt. Das Aufbringen der Marken und der Umtausch selbst erfolgte durch lokale Banken und Sparkassen, die dazu durch das Finanzministerium mit Marken beliefert wurden. Für die Vorbereitung der mit einem Aufdruck im Markenform zu versehenden Banknoten zu 1000 Kronen, sowie die Herstellung eines Grundbestandes von Banknoten mit Klebemarken für die ersten Umtauschtage griff das Finanzministerium mit Hilfe eines eingeräumten Überziehungskredites auf Bargeldbestände privater Banken mit Sitz in der Tschechoslowakei zurück, insbesondere auf solche der Landesbank.
Der Auftrag zum Druck der Marken war bereits Anfang Januar 1919 durch Finanzminister Raisin erteilt worden, ohne dass zu diesem Zeitpunkt schon bekannt wurde, wofür die Marken später verwendet werden sollten. Daher entsprechen die Nennwerte der Marken nicht den Nennwerten der Banknoten, auf die sie aufgeklebt wurden. Sie stellen vielmehr Stempelabgaben (Gebührenmarken) in Höhe von 1% des Nennwertes der jeweiligen Banknote dar, der beim Umtausch der Banknoten als Abgabe erhoben wurde, und der die Kosten des Geldumtauschs decken sollte.
Der Druck der Marken[11] erfolgte für die Wertstufen 10 Haleru und 1 Krone in der Druckerei Böhmische Grafik-Union in Prag, im Buchdruck und auf rückseitig gummierten Bögen zu 50 Marken, die nicht perforiert waren, so dass die Marken vor Verwendung ausgeschnitten werden mussten. Das bewährte sich nicht, so dass Teile der Bögen später nachträglich perforiert wurden. Es gibt daher Varianten der Marken zu 10 Haleru und 1 Krone ohne und – seltener – mit Zähnung. Die Wertstufen 20 und 50 Haleru wurden im Tiefdruck (später auch im Offsetdruck) auf ebenfalls rückseitig gummierten Bögen zu 100 Stück in der Druckerei
A. Haase in Prag hergestellt und dann wie Briefmarken gezähnt. Beide Druckereien wurden auch in der Folgezeit immer wieder in die Herstellung von Geldscheinen einbezogen.
Über die Grafiker, die diese Marken entworfen haben, gibt es unterschiedliche Angaben.
Die Marke zu 1 Krone soll vom bekannten tschechoslowakischen Jugendstilmaler und -grafiker Alfons Mucha entworfen worden sein.

Die Gesamtauflage betrug 100,4 Millionen Marken zu 10 Haleru, 81,3 Millionen Stück zu 20 Haleru, 22,4 Millionen Stück zu 50 Haleru und 40,1 Millionen Stück zu 1 Krone. Aufgrund der hohen Auflagezahlen gibt es bei den Marken Abweichungen hinsichtlich der Farbgebung und der Dicke des verwendeten Papiers. Mit einem Markenaufdruck versehen wurden zudem 2,68 Millionen Scheine zu 1000 Kronen. Dieser Aufdruck erfolgte durch die Staatsdruckerei in Prag. Die Auslieferung der Marken erfolgte in mehreren Schritten zwischen dem 24. Januar und Anfang März 1919. Rund 23,4 Millionen Marken der Wertstufen zu 10 Haleru bis 1 Krone wurden nicht verwendet und gingen an das Bankamt des Finanzministeriums zurück, wo sie später vernichtet wurden. Es gibt zeitgenössische Fälschungen der Marken aller Wertstufen.

Aufgeklebt wurden die Marken ausschließlich auf die ungarisch-sprachigen Seiten der Scheine. Da die Gummierung von schlechter Qualität war, wurden Marken später auch mit Hilfe von Klebstoff auf die Scheine aufgebracht und dabei überstrichen, damit sie insbesondere von gebrauchten Scheinen nicht abfielen.
Die mit Marken versehenen Scheine waren gültig bis zum 31. Dezember 1919 (1000 Kronen) und 20. Juni 1920 (restliche Nennwerte). Sie gehören heute zu den erschwinglichen Geldscheinen der Tschechoslowakei mit Preisen zwischen 20 und 40 Euro in gebrauchten, sammelwürdigen Erhaltungen. Auch einzelne ungebrauchte Marken mit gummierter Rückseite werden gelegentlich angeboten. Die mit Marken versehenen Scheine der Währungsreform vom März 1919 sind deutlich häufiger und auch preiswerter als die ab Sommer 1919 in Umlauf gegebenen Scheine der ersten Ausgabe des Staatspapiergelds der Tschechoslowakei, das in den höheren Wertstufen zu den gesuchten und teuren Seltenheiten des tschechoslowakischen Papiergeldes zählt.
Dr. Sven Gerhard
Anmerkungen
[1] Davon zeugen die im Herbst 1918 hergestellten Entwürfe für die sogenannten „Donaustaat-Noten“ (katalogisiert bei Richter: Papiergeld Spezialkatalog Österreich, Salzburg 2010 Nummern 204-209, bei Kodnar/Künstner: Katalog der österreichischen Banknoten ab 1759, 3. Auflage Wien 2018, Nummern 159-164 und bei Grabowski: Kleiner deutscher Papiergeldkatalog, 1. auflage 2011, Nummern A36-A41), die in den 1920er- und 1930er-Jahren in Österreich überdruckt als Lotterielose Verwendung fanden.
[2] Tomsik et. al., 100 Years of the Koruna, Plzen 2018, S. 13. Nach anderen Angaben (Köver/Pogány) betrug die gesamte Notenemission der Oesterreichisch-ungarischen Bank 44,93 Milliarden Kronen.
[3] Zur Geschichte der Oesterreichisch-ungarischen Bank von 1878 bis 1922 instruktiv Kövér/Pogány, Die binationale Bank einer multinationalen Demokratie, Stuttgart 2002.
[4] Tatsächlich behielt die Tschechoslowakei die Oesterreichisch-ungarische Währungsbezeichnung Krone bei, und von allen Währungen in den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns unterlag sie der geringsten Entwertung.
[5] Scheine zu 10 und 20 Kronen wurden gedruckt, jedoch nicht ausgegeben. Sie dienten jedoch 1919 als Reserve für den Fall, dass die Währungsumstellung durch das Aufkleben von Marken auf die Banknoten der Oesterreichisch-ungarischen Bank scheitern, oder das kurzzeitig ein hoher Bargeldbedarf entstanden wäre. Sie wurden bis auf wenige Exemplare vernichtet. Ein Entwurf der Rückseite eines Scheins zu 100 Kronen wurden in der 6. Auktion des Auktionshauses Bankovky in Prag im November 2024 angeboten.
[6] Pick 1-5, Hejzlar (Papirova platidla, 2. Auflage Prag 2022), 1-6.
[7] Pick Austria 23-24, Richter 170-171 sowie 445, Kodnar/Künstner 130-131.
[8] Pick 25, Richter 172, Kodnar/Künstner 132.
[9] Die Gründung der Nationalbank der Tschechoslowakei erfolgte erst am 1. April 1926.
[10] Eine Krone notierte in Zürich im März 1919 mit etwa 0,30 Franken, ihr Wert sank bis Februar 1920 auf 0,05 Franken, bevor der Kurs sich erholte und schließlich Ende 1922 auf etwa 0,18 Franken stabilisierte.
[11] Zum Nachfolgenden Tomsik, a.a.O., S. 190 ff. unter Verweis auf einen Bericht von
K. Leopold, Vzpominky z prvych dob ministerstva financi (Erinnerungen an die Anfangszeit des Finanzministeriums) aus dem Jahre 1928, der sich im Historischen Archiv der Tschechischen Nationalbank befindet.
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