Am 5. Februar 1999 kündigte die Reserve Bank of New Zealand an, zur Erinnerung an die Jahrtausend-Wende eine spezielle Zehn-Dollar-Note auszugeben. Bereits 1998, vor dem Weihnachtsfest, sichtete die Bankleitung die eingereichten Arbeiten zu dieser Banknote.
Ihre Wahl fiel auf den Entwurf von Ken Wright, Peter Gray und Kyley Williams von „Cue Design“ in Wellington. Die Maori-Elemente des Designs steuerte Te Warihi Hetaraka aus Whangarei bei, einer der führenden Künstler, Schnitzer und Kenner der Kultur, Geschichte und Spiritualität der Maori. Am 17. Juni 1999 gab die Bank bekannt, dass die Millennium-Note im November 1999 zur Ausgabe gelangen würde. Über das Aussehen machte die Bank nur wage Angaben. Es wurde nur bekannt, dass sie in Größe (140 x 68 mm) und blauer Farbgebung den umlaufenden Zehn-Dollars-Noten entspreche.
Abb. 1.1: Gedenkausgabe der Zehn-Dollars-Millenniumsbanknote der Reserve Bank of New Zealand. Vorderseite.
Abb. 1.2: Gedenkausgabe der Zehn-Dollars-Millenniumsbanknote der Reserve Bank of New Zealand. Rückseite.
Schließlich wurde am 15. September 1999 die Note vorgestellt. Die Darstellungen auf der Vorderseite verbinden Vergangenheit mit dem digitalen Zeitalter. In ihrem Mittelpunkt steht ein Waka, ein Maori-Kriegskanu mit Maori-Kriegern. Es symbolisiert die Reise, die mit der Ankunft der ersten Maori aus anderen Teilen des Pazifiks vor vielen Jahrhunderten begann und weiter fortgesetzt wird, wie es auf der Banknote heißt: „THE DAWN OF A NEW ERA LIGHTS THE WAY / FOR NEW ZEALAND’S PERPETUAL VOYAGE / OF INNOVATION AND DISCOVERY“ (DER ANBRUCH EINER NEUEN ÄRA WEIST DEN WEG FÜR NEUSEELANDS EWIGE REISE DER INNOVATION UND ENTDECKUNG). Neuseelands Umrisse überlagern eine Weltkarte und weisen auf die weltweiten Handelsbeziehungen des Landes hin. Ganz rechts ist eine Satellitenschüssel zu sehen, die für die technologischen Beziehungen stehen.
Ein weißer Stern über einem sonnenähnlichen Bild direkt rechts von der Nordinsel symbolisiert den „ersten Schritt in die Zukunft“. Links unterhalb des Bootes die Unterschrift des Bankgouverneurs Dr. Donald Thomas Brash (1988 – 2002).
Die perlmuttartige Paula-Muschel, die Neuseelands pazifischen Ursprung symbolisiert, wird in der linken unteren Ecke des Scheins abgebildet, darüber befindet sich dreizeilig die Wertangabe: „TEN / THIS NOTE IS LEGAL TENDER FOR / DOLLAR“; rechts davon zweizeilig „RESERVE BANK OF NEW ZEALAND / COMMEMORATING THE NEW MILLENIUM“.
Oben links ist das Maori-Muster des Aoraki (Mount Cook), des höchsten Berges des Landes, abgebildet. Entlang der Oberseite des Scheins wird in zehn Zeilen die Binärzahl „01“ wiederholt, die die Grundlage der meisten Computerprogrammiersprachen bildet.
Das wichtigste Merkmal der Rückseite ist die Darstellung des Hammerhais (Ko te Mango Pare), der für die Maori Tapferkeit, Ausdauer, Kraft und Stärke symbolisiert. Das Design des Hais wird zu einer Darstellung des Pazifischen Ozeans mit Körperteilen, die auf verschiedene Inseln des Ozeans hindeuten. Die Mitte des Kopfes steht für die Osterinsel, das Herz für Samoa, das rechte Auge für Hawaii und das linke Auge für Neuseeland – Aotearoa, dem „Land der langen weißen Wolke“. Die sechs wellenförmigen Locken (korus) stehen für die sechs Generationen, die seit dem Vertrag von Waitangi von 1840 zwischen den Weißen und den Maori vergangen sind. Die zwei Kinder in der Mitte der Banknote sind ein Symbol für den neuseeländischen Lebensstil und ein Hinweis auf die Zukunft; im Hintergrund die Zeichnung des Mount Cook. Die übrigen Abbildungen zeigen Freizeitaktivitäten, die Neuseeland so besonders machen: ein junger Mann, der über die Wellen surft, ein Skiläufer, Fallschirmspringer bei einem Tandemsprung und zwei Kajaks. In der Scheinmitte geschwungen: „CELEBRATING NEW ZEALAND’S FREE SPIRIT & / QUEST FOR ADVENTURE IN THE NEW MELLENIUM“ (NEUSEELANDS FREIER GEIST & SUCHE NACH ABENTEUERN IM NEUEN MELLENIUM). Auch hier ist das Muster der Paua-Muschel fast spiegelbildlich zu dem auf der Vorderseite abgebildet, sowie eine größere Karte Neuseelands, die den „Pazifikwirbel“ überlagert. Am unteren Rand wird wie auf der Vorderseite, der Emittent und die Wertangabe genannt.
Die neue Banknote brach mit mancher Tradition; so wurde sie nicht auf Papier gedruckt, sondern als erste neuseeländische Banknote auf Polymer-Kunststoff, hergestellt von „Note Printing Australia“ in Craigieburg, Australien. Auch in anderer Hinsicht wich die Note von den bisherigen Entwürfen ab. Zum ersten Mal seit zweiunddreißig Jahren wurde Königin Elisabeth II. nicht auf einer neuseeländischen Banknote abgebildet. Überhaupt verzichtete man auf ein Porträt, einem Garanten beim Fälschungsschutz. Denn in der Vergangenheit war es schwieriger, Geldscheine zu fälschen, wenn sie mit den üblichen Details wie einem Porträt versehen waren, da die Menschen von klein auf in der Lage sind, selbst kleine Veränderungen im menschlichen Gesicht zu erkennen. Mit dem Aufkommen der Scantechnologie können Porträts nun jedoch so genau reproduziert werden, dass die Öffentlichkeit getäuscht werden könnte. Dies veranlasste die Hersteller von Banknoten, ihre Geldscheine mit ausgefeilten Sicherheitsmerkmalen auszustatten. Die Zehn-Dollars-Millennium-Banknote erhielt einige dieser neuen und innovativen Merkmale.
Erstmals auf einer Weltbanknote wurde die „Screen Angle Modulation“ (SAM) und der „Diffraction Optically Variable Divice“ (DOVD) verwendet. Bei der Screen Angle Modulation handelt es sich um ein ausgeklügeltes und komplexes Sicherheitsmerkmal, bei dem bestimmte Bilder durch den Einsatz eines Filters und digitalisierter Ton- und Linienbilder verändert werden. Wird die Banknote gegen das Licht gehalten, erscheint in der „0“ der Wertziffer ein Schattenbild, das dem Wasserzeichen bei Papierbanknoten entspricht.
Von beiden Seiten ist der Kopf einer Ahnenfigur sichtbar. Dem „Te Upoko“ stehen die Maori mit großer Ehrfurcht gegenüber.
Beim DOVD handelt es sich um das durchsichtige Fenster unten rechts auf der Vorderseite mit den zwei silberfarbenen Farnen, die einen Kreis bilden. Dieses beugungsoptisch variable Sicherheitsmerkmal aus entmetallisierter Aluminiumbeschichtung führt je nach Lichteinfall dazu, dass die Farne in den Regenbogenmustern ihre Farbe verändern. Unter Vergrößerung zeigt das DOVD kleine silberne Bilder und den Text „NZ 2000“.
Auf der Vorderseite befindet sich ferner unterhalb der vertikalen Kontrollnummer ein Maori-Spiralmuster, das für Wachstum und neues Leben steht. Es deckt passgenau die Spirale der Rückseite ab. Nur unter starker Vergrößerung wird der Mikrodruck „10NZ“ sichtbar, der in sieben bzw. neun Zeilen beiderseits des Kanus auf der Vorderseite und in sieben bzw. zwölf Zeilen in dem mittleren Feld unterhalb des Wellenreiters auf der Rückseite aufgedruckt wurde.
Unter ultraviolettem Licht werden auf der Vorderseite mehrere fluoreszierende Bereiche sichtbar. Die Wertangabe in einem Kästchen unten links, beide Kontrollnummern, das Wappen der Reserve Bank of New Zealand bei der Gedenkbanknoten-Ausgabe und eine ansonsten verborgene Muschel in einem Quadrat über dem "Star Burst Design" in der oberen Mitte der Banknote.
Abb. 2: Vorderseite der Gedenkausgabe der Zehn-Dollars-Millenniumsbanknote
der Reserve Bank of New Zealand unter UV-Licht.
Bleibt noch anzumerken, dass die Banknoten im Intaglio-Druck ausgeführt wurden.
Bei diesem Tiefdruck wird ein Text, eine Zeichnung usw. in die Oberfläche einer Druckplatte graviert, die Druckfarbe bleibt in den Vertiefungen und wird auf das Papier oder die Polymerfolie übertragen.
In erster Linie sollte mit der Banknote der Eintritt Neuseelands in das neue Jahrtausend gefeiert werden. Ein weiteres wichtiges Ziel war es, die Reaktion der Öffentlichkeit auf die neuen Merkmale zu testen und dadurch Rückschlüsse für die künftige Verwendung als normale Banknoten zu erlauben. Ursprünglich sollten 35 Blöcke zu je 50.000 Noten mit den Kennnummern AA 00 00001 – AA 00 050000, AB 00 00001 – AB 00 050000 usf. bis AM 00 00001 – AM 00 050000 sowie BA – BM, CA – CI für den Umlauf gedruckt werden, sowohl mit dem Buchstaben „I“ wie auch „J“. Ferner war der Druck von 1.000.000 Gedenknoten für Sammler mit dem Präfix NZ (NZ 00 000001 – NZ 00 999999) vorgesehen. Wie es scheint, wurden keine besonderen Ersatzscheine oder Musterscheine hergestellt.
Letztendlich wurden etwas mehr als zwei Millionen Millenniums-Banknoten in Verkehr gegeben. Eineinhalb Millionen gingen in den allgemeinen Umlauf, während nur 508.000 der gedruckten „Gedenknoten“ in einem besonderen Folder an Sammler verkauft wurden.
Den Vertrieb besorgte „Monyworld Asia“, ein Unternehmen aus Singapur, das sich auf den Verkauf von Sammlerausgaben über das Internet spezialisiert hat. Den Neuseeländern selbst standen nur 150.000 dieser Scheine zur Verfügung. Die Gedenknoten unterscheiden sich von den „umlaufenden“ Noten dadurch, dass die Kontrollnummern bei ihnen statt in schwarzer in roter Farbe und mit dem Präfix NZ gedruckt wurden, ferner befindet sich auf der Vorderseite zusätzlich in Rot das Wappen der Reserve Bank. Diese Banknoten wurden ab 11. November 1990 je nach Geldbeutel angeboten. Ein ungeschnittenes Blatt mit 20 Noten (insgesamt 100.000 Scheine) in einer Schutzhülle war für 345,00 NZ$ erhältlich, ein ungeschnittenes Notenpaar (ebenfalls 100.000 Scheine) in einer Mappe für 37,00 NZ$ und ein einzelner Schein (300.000 Scheine) für 19,00 NZ$, der entweder in einer Mappe oder in einer scheckheftartigen Brieftasche präsentiert wurde. Im März 2000 bot die Reserve Bank in ihrer Publikation „Mintage Notes 2“ Sammlern die Möglichkeit, einen kompletten Druckbogen mit 35 Banknoten zu erwerben. Die Anordnung auf dem Bogen ist waagerecht fünf Noten und senkrecht sieben Noten. Weltweit waren nur 150 Bögen zu einem Preis von 698 NZ$ erhältlich.
Abb. 3.1: Umlaufausgabe der Zehn-Dollars-Millenniumsbanknote der Reserve Bank of New Zealand. Vorderseite.
Abb. 3.2: Umlaufausgabe der Zehn-Dollars-Millenniumsbanknote der Reserve Bank of New Zealand. Rückseite.
Die für den Umlauf vorgesehen Noten wurden erst am 2. August 2000 ausgegeben. Dabei kam es zu einer Panne, denn in den ersten Augustwochen wurden in Christchurch und New Plymouth irrtümlich etwa 30.000 Gedenkbanknoten mit den roten Kennziffern an Kunden abgegeben.
Uwe Bronnert
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